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Straßenkünstler dieser Welt

Außer meinem großen Interesse an Street Art, welches per se schon als Kunst der Straße gilt, hege ich eine weitere, stille Bewunderung, und zwar für Straßenmusiker aller Art. In fast allen großen Städten rund um den Globus gibt es sie, ruhig sitzen sie da und verleihen dem Augenblick Seele. Zugegeben, nicht immer bleibe ich stehen – nicht immer ist die Zeit da oder besser: Nicht jedes Mal nehme ich sie mir. Doch in der Regel, wenn mich keine Eile treibt, stehe ich da, lausche, nehme den Moment in mich auf, und hier und da ergibt sich auch ein Gespräch. 

Auch sind sie, die Menschen, die mit ihrer hintergründigen Musik oft  den Charme einer schönen Stadt an einem warmen Sommernachmittag erst perfekt machen, zudem noch dankbare Fotomodelle; Fast immer darf ich nach einer schüchternen Anfrage die eine oder andere Aufnahme machen.

Und hier sind sie, die Straßenkünstler dieser Welt und die kurzen Geschichten dahinter:

Karlsruhe, Juli 2013

Hingebungsvoll wiegt sich der Saxofonspieler hin und her, ganz so, als hätte er alles um sich herum vergessen. Auf dem taubengrauen Himmel ziehen Wolken auf, doch von der anderen Seite her scheint noch immer die Sonne; wie angestrahlt wirken das Karlsruher Schloss und die ihn umgebenden Statuen, blendend weiß auf die Himmelsleinwand aus dunklen, bedrohlichen Wolken gemalt.

Bei ihm piept’s wohl?

Weihnachtsmarkt Straßburg, Dezember 2012

Es war eine gemeinschaftliche Bustour nach Straßburg mit meiner Biker-Gruppe.
Man sieht es ihm nicht an, doch der Mann zwitschert – was vermutlich diesen angespannten Ausdruck in seinem Gesicht erklärt.
Zunächst einmal wundere ich mich, woher dieses fröhliche Vogelgetzwitscher wohl kommen mag, so mitten im Winter an einem kalten Dezembertag. Und nachdem ich mich einige Male vergeblich umgeschaut habe, entdecke ich ihn, den Mann, von dessen Lippen ohne jegliche Hilfsmittel dieser täuschend echter Vogelsingsang kommt.

Paris, August 2016

Kochtöpfe, Eimer und quitschende Tierchen – mehr braucht Alexis nicht, um daraus einen Beat zu machen. Unter Street Kitchen Orchester auch auf Youtube anzutreffen ist der Drummer an Nachmittagen mit seinem Projekt auf den Straßen von Paris unterwegs, wo ich mich mit ihm über seine Kunst und die momentan angespannte Lage in Paris unterhalte.
„Natürlich haben die Menschen Angst.“ Sagt er mir, wobei er sich auf die Anschläge der vergangenen Monate bezieht. „Doch ihr Leben geht weiter und sie wollen nichts verändern…“
In seiner Kunst zeigt sich seine Ruhelosigkeit. Denn obwohl das Street Kitschen Orchester erfolgreich anläuft, hat er schon wieder eine neue Idee im Kopf. Scheinbar hat sein neues Projekt etwas mit einer außergewöhnlichen Art der Malerei zu tun. Ich bin gespannt…

Frankfurt am Main, Februar 2017

Die Alte Brücke in Frankfurt ist eine gute Ausgangsstelle, um, so wie wir an einem kalten Februarabend, die Skyline der City während der Blauen Stunde zu fotografieren. Dies ist die Zeit, in der die Spaziergänger hinausströmen, um das Schauspiel der sinkenden Sonne hinter den Wolkenkratzern der Stadt zu sehen und dabei zu sein, während auf der Brücke selbst nach und nach die Lichter angehen und die warm eingehüllten Musiker der Dämmerung etwas Besonderes verleihen.

Bremen, Juni 2017

Der Mann spielt Mundharmonika, der Hund springt hoch und jault. Alles nur für das Foto. Doch der Hund scheint so viel Spaß zu haben, dass er immer weiter hopst, selbst dann, als die Musik schon längst verklungen ist.
„Oh, das gefällt ihm.“ Sage ich zu dem älteren Mann. Doch der antwortet lakonisch:
„Nein… er will nur sein Leckerli…“ Na dann…

Externsteine, Juni 2017

Etwas Esoterik in diese sonst so nüchterne Welt wollte dieser Mann wohl bringen, als er die zahlreichen Besucher der Extern-Steine mit den sanften Klängen der Panflöte zu erfreuen versuchte. Nicht bei allen stoß der ungewohnte Klang auf Gegenliebe; so zog mich Stefan mit verkrampfter Miene schleunigst weiter und aus dem Wirkungsbereich des engagierten Künstlers.
Ich musste grinsen ob der in meinen Augen etwas überzogenen Zurschaustellung des Mystischen, denn der Versuch, ausgerechnet durch die Wahl der Panflöte als Musikinstrument an die uralten heidnischen Bräuche anzuknüpfen war nur allzu offensichtlich. Nun, dick aufgetragen oder nicht, zumindest konnten so die zahlreichen Besucher, die um und auf die Steine drängten, mit dem Gefühl, eine andere (dennoch überlaufene…) Welt betreten zu haben, wieder nach Hause fahren…

Wiesbaden, Juli 2017

Ein schönes, ein trauriges Bild gab er ab, als ich neulich in Wiesbaden an der Marktkirche an ihm vorbei ging. Es ertönten die Kirchenglocken, was mich überhaupt erst zu dieser Stelle lockte, von der aus ich die Klänge des Saxofon vernahm. Langsam und traurig spielte er vor sich hin, scheinbar nur für sich alleine, und sah nicht ein einziges Mal hoch, als ich Geld in seinen großen schwarzen Koffer einwarf und nach einem Foto fragte.

Luxemburg Stadt, Juli 2017

Ich flaniere abends durch die Stadt, doch ich komme nicht weit, denn bereits an der nächsten Ecke steht diese Geigerin und gibt einer kleinen Gruppe von Menschen ein ganz privates Konzert. Und schon bin ich wieder an eine Sitzbank gefesselt, so wie einige andere auch. Kurz darauf spricht mich jemand an auf der Suche nach Kleingeld. Ja… seine Begegnungen unterwegs kann man sich nicht immer aussuchen… 🙂

Piran, August 2014

Eine schöne, sonnige Küstenstadt in Slowenien und relaxte Menschen, die sich mangels Strand mit ihren Badetüchern direkt an der steinigen Promenade ausbreiten, um in der Sonne zu brutzeln. Einfachheit, die ich so auch aus meiner Heimat kenne. Und der Akkordeonspieler, der mit gutmütigem Gesicht ein Liedchen nach dem anderen zum Besten gibt…

Florenz, Juli 2012

Der polnische Gitarrist war mir sogar einen ganzen Beitrag wert; jeden Abend verzauberten die Klänge seiner Musik die kühle Luft und machten uns nachdenklich. Plötzlich rückten die wirklich wichtigen Dinge in den Vordergrund, wie zum Beispiel die Frage nach dem Weg, nach Zielen und Träumen. Und wir waren danach nicht klüger als vorher…

Pisa, Juli 2012

Diesmal keine Musik. Pantomimen begegnet man in den Städten der Toscana, wie hier in Pisa, auf Schritt und Tritt. Fasziniert starre ich jedes Mal hin und warte voller Spannung auf den Moment, in dem es die Künstler nicht mehr aushalten und sich am Kopf oder am Hintern kratzen… 😉

Florenz, Juli 2012

Musik an der Ponte Vecchio, der Alten Brücke voller gen Abend verschlossener Goldgeschäfte. Wenn der Shoppingtrubel vorbei ist, verwandeln sich die eiligen Souvenirjäger in verträumte Zuhörer. Sie bevölkern die Brücke, schauen aufs Wasser hinaus und sperren ihre Lauscher auf für die Darbietung von Vater und Sohn, die mit romantischen Schülzen eine Stimmung entstehen lassen, die, triefend kitschig und schön zugleich, die Schritte selbst des nüchternsten Spaziergängers etwas langsamer werden lässt.

Florenz, Juli 2012

Und nochmal ein Akkordeonspieler, der uns von den Toren zum Palazzo Pitti begegnet. Kurz darauf erkunden wir den schönen Garten und die Kunstausstellung im Palazzo selbst…

Kasia

Hi, ich bin Kasia, die Stimme von "windrose.rocks" :-)
Treibt Dich die Frage um, was sich denn alles jenseits der heimischen Couch verbirgt, bist Du rastlos und neugierig wie ich und spürst den Drang in Dir, in die Welt hinaus zu gehen? Dann tue es! Ich nehme Dich mit auf meine Reisen und lasse Dich hautnah das Unterwegs sein miterleben - in all seinen Facetten. Lass Dich inspirieren, komm mit mir und warte nicht länger, denn... die Welt ist so groß und wir sind so klein, und es gibt noch so viel zu sehen!

Die Welt wartet auf uns.

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1 Kommentar

  1. […] halbnackt beim Breakdance. Und sie sind auch verdammt gut, sie berühren kaum den Boden. Also ich liebe ja Straßenkünstler, sie erfüllen die Städte mit Leben, verleihen ihnen Flair. Habe ich erwähnt, dass London hoch […]

Was brennt dir auf der Zunge? ;-)

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