Arabisches Galapagos, das ist es, was man in Verbindung mit Sokotra immerzu liest. Begriffe, über die man stolpert. Und fürwahr, die Bilder sind einmalig. Riesige Regenschirme der Drachenblutbäume, die wie fantasievolle Pilze in einem Märchenland anmuten.
Das Archipel liegt rund 300 Kilometer von jemenitischem Festland entfernt und ist auch sonst von der Welt abgeschnitten. Die Insel ist fünf Millionen Jahre alt. Weder der Krieg noch andere Spezies haben sie auf natürlichem Wege erreicht , insofern hatte sich eine einmalige Flora entwickelt. Die Drachenblutbäume sind Jahrhunderte alt. Keine andere Spezies – bis auf die Ziegen, die der Mensch als Nutztiere angeschleppt hat. Und die Ziegen haben ständig Hunger. Sie fressen die Samen der mächtigen Bäume und die frischen Satzlinge weg.
Noch lange vor meiner Reise mache ich mir Sorgen. Der saudische Einreisestempel in meinem Pass, ihr wisst schon. Doch nach etwas Recherche weiß ich nun, dass die Saudis überall im Land ihr Militär stationieren, um die dortige Regierung gegen die vom Iran gestützten Rebellen zu unterstützen. Ein saudischer Stempel ist also kein Problem.
Kleidung. Der Jemen ist konservativ. Doch die Insel Sokotra ist mit dem jemenitischen Festland nicht zu vergleichen. Hier dürfen Frauen teilweise ohne die Aufsicht eines Mannes raus und haben schwarz gegen bunte Kleidung getauscht. Nur an den Koranschulen der Insel, Blüten des zunehmenden saudischen Einflusses, tragen Scharen von jungen Mädchen schwarz. Trotzdem spiele ich beim Packen mit dem Gedanken, meine Abaya mitzunehmen.
Nach und nach verschwinden die Punkte von meiner Packliste. Durchgestrichen, Haken dran. Adressen der deutschen Botschaft, Kontakte und Notfallnummern füllen eine ganze Seite. Im Nachgang werde ich keines davon brauchen, doch im Zweifelsfalle ist haben besser als missen.
Einige Tage später
06.03.2023
Es ist Vollmond über Abu Dhabi. Ich spüre den Temperaturanstieg, als das Flugzeug landet. Draußen sind es 26 Grad. Ich trage meinen Wollpullover, Nierenwärmer, Jacke und einige Zwiebelschalen-Schichten. Beim Landeanflug strahlt mir ein leuchtendes Emirat entgegen. Straßen, Autos, blinkende Lichter. Ein ganzes Fussballstadion scheint wie in einer Illusion auf dem Kopf zu stehen, an das schwarze Firmament geheftet. Ich muss mehrmals hinsehen, mir die Augen reiben. Das Flugzeug fliegt eine tiefe Kurve, ein Flügel tief nach unten. Am Himmel leuchtet der volle, helle, perfekt runde Mond über der Skyline von Abu Dhabi mit ihren leuchtenden Wolkenkratzertürmen. Ein modernes Märchen.

Zum Einstimmung wählte ich während des Fluges „Aladin“ aus dem Angebot des Bordcomputers aus. Wie passend, ich weiß. Als ich nun nach draußen trete, erschlägt mich die Hitze nicht, wie erwartet. Nein, sie ist erträglich. Dafür bin ich im Bus wieder froh, dass ich warm angezogen bin – die Klimaanlagen sind hier brutal kalt.
Darauf verlasse ich mich auch in der Flughafenhalle, doch ich werde enttäuscht. Ich schwitze bei über 20 Grad unter meinen Wollschichten, während ich insgesamt über die stolze Pose und die sandgelben Wüstenstaatuniformen schmunzeln muss, die direkt einem Film entnommen zu sein scheinen. Doch es sind keine Dreharbeiten. Es ist die Passkontrolle.
Danach warte ich über eine Stunde in der Ankunftshalle und halte nach meinen potentiellen Mitreisenden Ausschau. Aber nix da – und mit der schweren Stofftasche in der Hand ist es nicht eben einfach, den Bereich abzulaufen. Schließlich schreibe ich unserer Guide Gertrud eine Nachricht und mache mich auf dem Weg zum Hotel.

Die erste Nacht verbringen wir, die Reisegruppe und ich, im AU Hotel direkt am Flughafen von Abu Dhabi, bevor es für uns weiter via Flugzeug auf die Insel geht. Gertrud fängt mich auf dem Weg zum Hotel ab, der sich vom Flughafengelände durch den Innenbereich und tausend Gänge windet. Schlecht ausgeschildert sei es, schreibt sie. Dann steht sie vor mir, eine kleine, lebhafte, gut gelaunte Person. Meine Laune ist auf dem Tiefpunkt, doch Gerti, wie wir sie alle nennen werden, wirkt direkt deeskalierend. Kennt ihr diese Menschen, in deren Anwesenheit ihr euch einfach über nichts aufregen könnt? Genau so.
Wenn eine Reise Wirklichkeit wird
07.03.2023
Unser Morgen an diesem Tage beginnt früh, und dank der Zeitverschiebung müssen wir mit wenig Schlaf auskommen. Doch da macht nichts, denn auf so einer Reise brauche ich keinen Schlaf. Der Flug vom Zayed International Airport in Abu Dhabi nach Halibu sollte ursprünglich bereits um 9:25 gehen. Dann um 10:25. Immer wieder verschiebt sich die Abflugzeit nach Sokotra, während wir übermüdet in unseren Sitzen der Abflughalle hängen. Doch da die Charterflüge nur einmal die Woche gehen, muss man anpassungsfähig sein. Da unser Guide eine gute Guide ist, waren wir natürlich schon zwei Stunden früher da.
Ich stehe mit Silvia draußen. Von Abu Dhabi werde ich nur den prunkvollen Flughafen mit seinen leuchtenden Hallen und den Shoppingeinrichtungen zu sehen bekommen, doch mich dürstet es nach mehr. Natürlich. Aber deshalb sind wir nicht hier.
Wir warten also, bis die ersten Schalter öffnen. Vorsichtig versuchen meine Mitreisenden, einer nach dem anderen, ein Gespräch mit mir zu starten. Doch unausgeschlafen und unterkoffeiniert, wie ich bin, haben sie schlechte Karten. Erst ein starker, türkischer Mokka ist die Rettung.
Was ist Sokotra? Ist es Jemen? Ein Bisschen Emirate? Auf jeden Fall ein Lieblings-Reiseziel der Emiratis und der Russen. Fingerabdrücke, Stempel im Pass. Wird es auf Folgereisen Probleme mit dem jemenitischen Stempel geben? Jemeniten und Familien mit Kindern werden zuerst abgefertigt, die Russen drängen nach vorne. Wir überbrücken unseren Ärger über die Russen mit Witzen (mögen die Drachenblutbäume sie fressen).
Es ist ein kurzer Flug. Raus aus der Ankunftshalle verteilen wir uns auf drei Geländefahrzeuge und fahren zum Mittagessen nach Halibu. Links das türkisblaue Meer. Rechts seltsame Felsformationen. Ziegen und eigenartige Vögel, die aussehen wie Störche und von denen wir rätseln, was es ist. Es sind Schmutzgeier.
Die erste Ziege ist gleich am Flughafen zu sehen. Sie frisst engagiert an der Vegetation herum. Mit Mühe reiße ich mich zusammen, damit wir nicht wie eine wilde Horde deutscher Touristen wirken, die aus dem Flughafen stürmen und eine Ziege abfotografieren.
Die ersten Meter, die wir von Sokotra sehen, sind nicht aufsehenerregend. Trockene, steppenartige Landschaft, ein kaputter Zaun. Eine Tankstelle, deren Säulen an rote Fliegenpilze erinnern. Flachgezogene, sandfarbene Häuser, hin und wieder eine Moschee mit einem hellblauen Dach. Bergketten, auf denen Grüntupfer zu sehen sind. Die Berge hier auf Sokotra sind kaum vermessen und keiner weiß, ob sie Namen haben. So kommt es, dass wir in den folgenden Tagen auf größere Höhen steigen werden als ursprünglich geplant. Alles gleicht einer schwarzen Box.
Hadibu
Es sind circa dreißig Minuten bis zur Hauptstadt Hadibu. Das türkisblaue Meer taucht zwischen kargen Felsen vor uns auf. Ein staubiger Weg führt uns entlang der Küste. Ich fühle mich – ja wie fühle ich mich eigentlich? Offen, voller Energie. Bereit, alles aufzunehmen, bereit für alles, was da kommt. So vollkommen in der Fremde ist es, als würde ich endlich lebendig sein.
Kinder schauen neugierig ins Auto, winken und rufen uns Grüße zu. Lachen uns an. Jungen auf Mopeds überholen uns. Und die Ziegen sind überall präsent – ebenso wie die Schmutzgeier, die von Resten leben. Es gibt kaum Frauen zu sehen und wenn, dann bis auf wenige Ausnahmen vollverschleiert. Die meist blau gestrichenen, handwerklich gefertigten Eisentore schirmen die Innenhöfe vor neugierigen Blicken – und vielleicht auch vor einem Fluch, denn die Farbe Blau hat in der arabischen Kultur eine schützende Bedeutung.

Wir halten an einem Lokal in Hadibu. Im nach außen halboffenen Raum wurden die Tische bereits zusammengerückt, wir nehmen Platz und ich werfe einen Blick rundum. Die Wände des Lokals sind mit großen, bunten Malereien versehen; die Bildnisse auf der rechten Seite zeigen fließendes, blaues Wasser und vor uns, über der Küche, sind die Tagesgerichte zu sehen. Stilisiert dargestellte Hähnchenkeulen auf Reis, Fleisch und eine Schale mit Soße. Schon häufiger bin ich mit solcher „Werbung“ für die angebotenen Waren bzw. Dienstleistungen in Berührung gekommen, das letzte Mal in Senegal, wo für eine Bäckerei ein großes Baguette und für einen Friseurladen ein Kamm und eine Schere als Wandmalerei über dem Lokal prangte. Für Menschen, die nicht lesen und schreiben können, ist es eine Möglichkeit, zu sehen, was da angeboten wird. Und wie wir wissen, ist Bildung nicht überall in der Welt und nicht in allen Gesellschaftsschichten selbstverständlich.
Halibu liegt an der Küste. Mittagessen mit Meerblick im Hintergrund. Es gibt Fisch und Hühnchen. Der Reis schmeckt zum Niederknien aromatisch, die Soße ist scharf und mit Koriander gewürzt. Dazu wird frisch geschnittener Salat serviert aus Tomaten, Gurken, Petersilie, Zwiebeln und Chili. Natürlich suche ich mir vor dem Essen diesen kleinen Wasserhahn mit Waschbecken, die es in den meisten Lokalen im arabischen Raum gibt und wo man sich die Hände vor dem Essen reinigt. Ich finde beides hinter einer niedrigen Mauer. Erstaunt stelle ich fest, dass statt Seife Waschpulverperlen in einer Schale bereit stehen. Dann eben Waschpulver.
Auf der anderen Straßenseite spazieren Schmutzgeier auf einer Müllansammlung herum. Ich versuche mich an meinen ersten Bildern, doch ich soll den Tieren im Laufe der Reise noch viel näher kommen.
Dann verlassen wir den Ort, vorbei an rostigen Pick-ups, die hier gefahren werden, und von staubigen Mopeds überholt. Jedoch gehen wir nicht, ohne auf dem örtlichen Gemüsemarkt Katblätter zu kaufen. Der Fahrer, die Guides – alle kauen das Zeug, ihr Englisch kommt undeutlich hinter vollen Backen hervor. Ich spekuliere im Stillen über Wirkung und Anwendung. Die Kat-Blätter kennt Gerti bereits aus ihren Reisen nach Äthiopien. Dort werden die Blätter nur zu bestimmten Zeiten gekaut. Zum Beispiel abends, wenn alle zusammen sitzen. Auf Sokotra hingegen werden die Blätter von den Männern durchgehend gekaut.
Ach, und erst der Alk, den Gerti in Abu Dhabi gekauft hat und den ich ihr zu tragen half. Es dürfen rund zwei Liter Bier pro Nase von Nichtmuslimen eingeführt werden. Da wir acht Personen in der Gruppe sind, gab es einiges zu schleppen. Das eingeführte Bier werden wir innerhalb der nächsten Tagen verkosten.
Wir fahren weiter entlang der Küste. Der Blick klebt am Fenster. Flache Häuser, Überdachungen aus Palmblättern, die vor der Hitze schützen. Umgedrehte Fischerboote, teils abblätternd, teils frisch und bunt bemalt, trocknen in der Sonne. Rostige Kähne, die im Wasser schaukeln. Menschen, eingemummelt in Schichten dunkler Kleidung. Ein Dattelpalmenhain auf der anderen Straßenseite. Das Minarett einer Moschee blitzt vorbei. Dunstige Bergketten, wie kaum sichtbare Schatten. Trockene Vegetation überall. Wir haben uns auf drei Fahrzeuge verteilt; der ständige Dunst des Wagens vor uns erschafft eine mystische Atmosphäre. Als wenn die Berge, die sich vor uns erheben, in diesem Dunst versinken wollen.
Schiffswrack Gulf Dove

Unsere Kolonne bewegt sich stetig entlang der Küste nach Osten. Schon nach kurzer Zeit bleiben wir stehen – es gibt ein Schiffswrack zu bestaunen. Als sich dunstig und verrostet das Ungetüm vor unseren Augen materialisiert, gehen Kameras in die Höhe. Ich bete um eine Fotopause, und diese bekommen wir auch. Es handelt sich um einen Öltanker der Overseas Shipping Company, der hier 2018 auf Grund gelaufen ist. Das Schiff transportierte laut Recherchen der en.ypagency.net rund siebentausend Tonnen Öl. Bislang wurde das Schiff nicht entfernt und Aktivisten der Insel äußern Bedenken, da sich Lecks im Tank bilden und bereits erste Ölspuren sichtbar werden. So malerisch dies hier für unser Auge wirken mag, was hier droht, ist eine Umweltkatastrophe.

Geradeaus der Straße sind die Häuser eines Wohnortes sichtbar. Guide Gerti weist uns an, nicht in diese Richtung zu fotografieren. Es lässt sich auch niemand blicken, bis auf Kinder, die uns natürlich sofort und von Weitem erspähen und für die wir eine Art Tagessenation sind. Verständlich; lebt man tagein, tagaus das gleiche Leben, tut ein wenig Abwechslung gerade den Jüngsten gut.
Die großen Kameras wenden sich in Richtung der Jungs. Die Kinder werden sofort abfotografiert wie ein exotisches Tier. Die frechen Jungs machen sich ihren Spaß daraus und posieren für die Kamera. Zum ersten, aber nicht zum letzten Mal auf dieser Reise regt sich in mir ein Zwiespalt, ein Widerspruch zwischen der Achtung der Würde eines anderen Menschen und seine Seele verkaufen für die Reiseaufnahme seines Lebens. Wie wird sich dieses Verhalten darauf auswirken, wie die Menschen uns sehen werden? Oder die, die nach uns kommen?
Unsere Fahrt geht weiter. Nichts kann uns stoppen. Ach, na ja, vielleicht doch – ein platter Reifen. Eine Panne lässt uns mitten in der Pampa anhalten. Ich steige aus, muss die Steine berühren, die in riesigen Brocken am Wegesrand liegen. Denn das „ich bin auf Sokotra“- Gefühl hat sich immer noch nicht eingestellt. Es ist, als ob mein Verstand und mein Realitätssinn getrennte Wege gehen. Mein Verstand: „Du bist auf Sokotra.“ Mein Gefühl: „Ah… nee.“ Die Pflanzen hier sind ungewöhnlich. Der Stein ist warm und rau. Und wieder bestätigt sich, dass jenseits jedes Bildes, jenseits jeder Postkarte die Steine einfach nur aus Stein, das Wasser einfach nur aus Wasser besteht. Gras fühlt sich nicht anders an, nur weil man am anderen Ende der Welt ist. Berührt man die Welt um sich herum, kann man erfahren, wie gleich sie ist. Egal, wo man sich befindet. Das ist dann der Sprung zwischen „bin ich wirklich hier“ und der Realität. Und es ist wundervoll.
Jetzt bin ich erst heute auf deinen Bericht von Sokrota gestoßen und ganz fasziniert. Das klingt alles so spannend und mutig. Von Sokrota habe ich noch nie etwas gehört. Ich lese mal weiter 😋
Sokotra ist tatsächlich ein nicht sehr bekanntes Reiseziel, der Tourismus dort steckt noch in Kinderschuhen. Und das ist vielleicht gut so. Ich wünsche es mir nicht, dass dort an jeder Ecke ein Starbucks und Souvenirläden stehen (obwohl ich Kühlschrankmagnete schmerzlich vermisst habe…).
eine Weltkarte mit Wunschzielen?.. Während Du wahrscheinlich bei dem Büroartikel-Händler deines Vertrauens sämtliche Stecknadeln aufkaufen würdest, würde ich fragen ob ich auch eine einzelne aus der 50er Packung haben kann und damit meine Couch markieren.
Ich finde deine Reiselust toll, aber wie Du schon schreibst: „Gras fühlt sich nicht anders an, weil es am anderen Ende der Welt ist“ – nur die Ziege die es frisst ist eine andere.. 😉
dass diese schwimmende Zeitbombe nicht entsorgt wird ist ein anderes größeres Problem – der Jemen ist arm und hat wohl nicht das Geld so eine Bergung aus eigener Kraft durchzuführen und die Schiffseigner stehlen sich aus der Verantwortung. Dieser Rosteimer lief sicher viele Jahre unter Billig-Flagge und dem Zustand auf den Fotos nach, wird der wohl nicht mehr lange machen – damit ist dann wieder ein Stück Natur zerstört..
Ich habe es aufgegeben, meine Wunschziele abzustecken. Man würde vor lauter Wunschzielen die Karte nicht mehr sehen 🙂 Und nein, das Gras fühlt sich anders nicht anders an, aber die Lebensrealitäten der Menschen sind andere. Es ist schon toll, Orte, die man bisher nur aus Berichten kannte, live zu sehen. Inklusive „gewöhnlichem“ Gras 😉
Ich fürchte, es gibt noch viel mehr solcher rostenden Ungetüme und sonstige Umweltsünden, die wir nicht zu sehen bekommen. Die Reedereien kannst du vergessen. Noch ein Grund, warum ich kein Fan von Kreuzfahrten bin…
Ah, jetzt geht’s los mit den Berichten zu der Reise, auf die ich schon sehnsüchtig gewartet habe 😎. Die Landschaft verspricht ja schon mal einiges! Den Energieschub, den du verspürst und der dich auch weniger Schlaf brauchen lässt, kenne ich auch nur zu gut. Es ist, als ob eine geheimnisvolle Macht plötzlich einen inneren Turbo in dir gezündet hat. Ein wunderbares Gefühl! Was deinen Zwiespalt bzgl. der Fotos von Menschen betrifft, so denke ich, dass es da riesige kulturelle und natürlich auch rechtliche Unterschiede gibt. Bei uns in Deutschland herrscht da oft eine große Verkrampftheit, die in anderen Ländern so nicht unbedingt da ist. Ich denke, es hilft, wenn man die Kunst beherrscht, die jeweils aktuelle Situation einzuschätzen. Dann macht man nicht so viel falsch. Auch ein „gesunder“ moralischer innerer Kompass kann helfen. Ich handhabe es z.B. so, dass ich keine Fotos mache, die die darauf zu sehenden Menschen in einem ungünstigen, kompromittierenden oder gar bloßstellenden Moment zeigen. Und ich frage mich beim Fotografieren immer, ob es mich selbst stören würde, wenn ich in dem Moment fotografiert werden würde. Wenn ich diese Frage bejahe, mache ich das Foto nicht. Eine weitere Möglichkeit ist es ja auch, einfach um Erlaubnis zu bitten (notfalls nonverbal mit Gesten) und ein Nein dann natürlich auch zu akzeptieren. Und nun warte ich mit Spannung darauf, wie deine abenteuerliche Reise weiterging. Ein weiterer Beitrag ist ja schon online. Da schaue ich gleich rein!
Liebe Elke, ja, es geht los 😉 Ich habe selbst lange auf diese Reise gewartet. Das sind Erlebnisse, die man nicht missen möchte. Diese geheimnisvolle Macht, die dann Besitz von mir ergreift, hat bereits einen Namen erhalten. Ich nenne sie: das Reise-Ich. Plötzlich ist die Müdigkeit wie weggeblasen, es ist ein Bisschen wie verliebt sein. Das Reise-Ich begrüßt freudig den frühen Vogel, den das Alltags-Ich jeden Morgen im Kaffee ersäuft.
In den folgenden Folgen bin ich stellenweise mal mehr, mal weniger hart mit meinen Mitreisenden ins Gericht gegangen, was das Thema Fotografieren von Menschen betrifft. Auf Sokotra (und generell in muslimischen Ländern) sind Fotoaufnahmen der eigenen Person nicht so gerne gesehen. Was ist nicht schön finde, ist das ungefragte, frontale Fotografieren aus nächster Nähe. Schlussendlich schwingt da bei mir immer trotz allem Geschimpfe ein Bisschen unentschlossenen Neid mit, denn die Fotos, die meine Reisenden dann nach Hause tragen, sind einzigartig, während Kasia leer ausgeht. Und so schwankt man hin und her zwischen Fressen (hier: Bilder) und Moral. So ist das Leben 🙂
Reise-Ich: schöner und treffender Name!
Du findest wirklich die entlegendsten Ecken dieser Welt. Hast du in deinem Zimmer eine Weltkarte hängen auf der Fähnchen anzeigen wo du schon überall warst?
Über weitere Berichte von Sokotra bin ich gespannt.
Sokotra stand schon so lange auf meinem Wunschzettel. Ich sehe eine Reportage oder lese einen Bericht und mache mir eine Notiz. Die Notiz hängt dann lange als Wunsch in der Luft, bis… siehe Titel 😉 Ja, ich habe eine große Weltkarte zu Hause hängen. Da fing ich mal an, mit Klebezetteln Wunschziele zu notieren, gab es aber schnell auf. Waren einfach zu viele…
Danke für diesen schönen Bericht, der mir meinen Sonntag versüßt hat. Geht ja gut los, nämlich mit einem starken Mokka. Bin gespannt wie es weitergeht…
Weiter geht es leider mit Instant-Kaffee, aber mit schönen Aussichten. Ich freue mich, dass dir der Start der Sokotra-Saga gefällt 😉
Hallo Kasia, das war sicherlich eine spannende Reise, in eine Region von der ich noch nie etwas gehört habe. Da freue ich mich schon auf weitere Beiträge.
Liebe Grüße, Roland
p.s. 06.03.2025 🤔
Die Insel ist einmalig, im wahrsten Sinne des Wortes. Es kommen noch viele schöne Bilder und Geschichten. Dankeschön, ich habe das Datum korrigiert 😉