Asien, Nepal

Lost Places – Vergessene Orte im Dschungel

Sommer 2019, im nepalesischen Dschungel

Wir packen zusammen und laufen zurück zum Rande des Chitwan Nationalparks, dort, wo es über ein massives, verschließbares Tor wieder in die Welt der Menschen geht. Am Permit-Checkpoint lässt mich John wieder kurz warten, während er hinein geht. Währenddessen betrachte ich die Reitelefanten, die einer nach dem anderen zugigen Schrittes in den Nationalpark stolzieren. Ihre Mahuts sitzen auf ihren Rücken. Mit hohen, überdachten Sitzen wurden die Tiere bereits für den Einsatz im Dschungel vorbereitet; vom Rücken des Dickhäuters aus hat der Tourist die Möglichkeit, mitten in den Dschungel auf Safari zu gehen und dabei Tieren wie Nashörnern gefahrlos nahe zu kommen. Doch noch sind die Sitze leer.

Die kalte Sonne erscheint fahl zwischen den riesenhaften Bäumen. Der Morgen, seine Ruhe und Magie. Und die Elefanten. Irgendwann kommt auch John zurück und erfreut sich sichtbar an meiner Faszination. Dann geht es weiter, denn der heutige Tag ist auch wieder voller Pläne. Und sie alle finden im Dschungel des Chitwans statt.

Doch zunächst werde ich zurück zum Tharu Community Homestay gebracht, um zu frühstücken und ein paar Sachen zusammen zu packen. Mein Körper schreit nach einer Dusche. Bereits am frühen Morgen erkläre ich John, dass an einem kurzen Zwischenstopp in der Unterkunft kein Weg vorbei führt.

Ein Tuk-Tuk bringt uns zum Homestay. In der Kühle meines Zimmers hüpfe ich schnell unter die Dusche. Noch nie hat ein lauwarmer, dünner Wasserstrahl so gut getan. Doch das Gefühl der Frische hält genauso lange an, wie ich im Zimmer bin. Kaum draußen, tut die Hitze ihr Werk und ich fange erneut zu Schwitzen an. Das Schwitzen scheint hier Dauerzustand sein, in Chitwans Tiefebene.

Nach der wohlverdienten Dusche erwartet mich der wohlverdiente Anpfiff.

Sofort werde ich von vielen besorgten Gesichtern empfangen. Die Jungs vom Tharu Community Homestay umringen mich und wollen wissen, wo ich war. „Du bist über Nacht nicht zurück gekommen, wir haben uns Sorgen gemacht.“ Sagen sie mit einer Mischung aus Vorwurf und Erleichterung und erklären mir, dass sie eine besondere Verantwortung für ihre Gäste haben. Ich nicke schuldbewusst und verspreche Besserung. Tatsächlich habe ich, in Anlehnung an die Anonymität meiner bisherigen europäischen Unterkünfte, niemandem Bescheid gesagt, dass ich über Nacht wegbleibe. Doch wie eine treusorgende Mutti hätten die Jungs es wissen wollen. Geknickt frage ich mich, ob sie bereits ganz Sauraha auf der Suche nach mir unsicher gemacht haben.

Als ich am Frühstückstisch im Haupthaus meine Eier verputze, taucht seinerseits Fuandro, der Verwalter des Homestays auf. „Wir haben gestern Abend in Sauraha nach dir gesucht.“ Sagt er. „Wir haben uns alle Sorgen gemacht. Wenn dir irgend etwas passiert wäre, tragen wir dafür die Verantwortung. Wir müssen auf dich Acht geben.“ Der Gast, das kostbare Gut. Fuandro lässt mich eine Erklärung unterzeichnen und kopiert sich meinen Pass. Die Erklärung besagt in etwa, dass ich auf eigene Verantwortung alleine umherspaziere. Die nehmen es hier aber ziemlich genau, denke ich mir. “

Aber mit ihm kannst du gerne unterwegs sein.“ Nickt er in Johns Richtung. John, der inzwischen ins Haupthaus gekommen ist und am Tisch Platz eingenommen hatte, lächelt. Anscheinen kennen sich die beiden gut. „Das ist ein guter Mann, ich kenne ihn lange. Du bist mit ihm sicher.“

 

Die Kanufahrt

Auf dem Weg machen wir noch einen Zwischenstopp in Sauraha; dort gesellt sich ein junger, schüchterner Japaner zu uns. Der japanische Reisende will Nepal in wenigen Tagen erkunden; nur eine Woche Zeit hat er sich für das Land vorgenommen. Zu dritt machen wir uns auf zu den Kanubooten.

Es ist die gleiche Tour wie ich sie einen Tag nach meiner Ankunft in Chitwan absolviert hatte und die damals vom Tharu Community Homestay angeboten wurde. Die meisten touristischen Büros haben das gleiche Repertoire. Mit dem Unterschied nur, dass die Kanufahrt diesmal eine sehr exklusive ist: nur John, der Bootsführer, der japanische Reisende und ich. Außerdem habe ich eh keine weiteren Pläne für den Tag und das Permit bereits in der Tasche.

Diesmal startet die Tour von einer anderen Stelle als beim letzten Mal. Weit und breit keine Elefantenstation und keine Touristen, die auf Elefantenrücken reiten. Wir sind an einem ruhigen und etwas versteckten Zufluss zum Rapti River.

Still liegt der Fluss am frühen Morgen da. Doch wie beim letzten Mal, steigen auch jetzt zügig die Temperaturen. Lautlos zieht das Kanu an der Oberfläche entlang, gelenkt und geschoben mit dem großen, langen Stock des Bootsführers, den dieser in den Grund des Flusses stemmt. Vorbei an fliederfarbenen Lotusblüten, von denen große Flächen das Wasser bedecken. Inzwischen habe ich meine Bedenken größtenteils überwunden und male mir nicht mehr aus, dass ein großes, menschenfressendes Krokodil einen grazilen Sprung aus dem Wasser absolviert und noch im Flug einen der Touristen vom Boot pflückt. Vorzugsweise mich.

Unzählige ausgetretene Fährten führen aus dem hohen Schilfgras zum Wasser. John zeigt uns die schmalen Fährten der Hirsche, als auch die breiten, großen, in matschiger Erde ausgetrampelten Straßen der Nashörner und Elefanten, die wie eine Walze mitten in der Vegetation daherkommen. Sie gleichen fast schon Korridoren im Dickicht.

Doch es sind nicht nur die großen Tiere, die man in Chitwan beobachten kann. Wir sehen unzählige Wasservögel, weiße, unbewegliche Reiher, wilde Pfaue in den Bäumen, leuchtend blaue und pfeilschnelle Eisvögel, riesengroße Krokodile. Auch die seltenen Gaviale mit ihren schnabelartigen Mäulern bekommen wir zu Gesicht. Die Reptilien schlafen unbeweglich am flachen, sandigen Ufer, halb aus dem Wasser ragend, in der Sonne. Man kann sich bei diesen Bildern der Trägheit und Lakonie nur schwerlich vorstellen, dass diese Reptilien auch am Boden recht schnell sein können – wenn sie denn wollen. Das schmale, zahnbesetzte Maul der Gaviale dient dem Fischfang. Sie kommen nur hier in diesen Breiten Nepals sowie auf der anderen Seite der Grenze, in den Wäldern und Sümpfen Indiens vor.

Große Krokodile ziehen lautlos, knapp unter der Wasseroberfläche lauernd, an unserem Boot vorbei. Und an flachen Stellen entdecke ich silbrige, runde Panzer der Wasserschildkröten.

Ein Krokodil, erklärt uns John, ist das gefährlichste Tier hier im Dschungel. Ein Krokodil greift ohne Vorwarnung alles an, was sich dem Wasser nähert: Büffel, Wasservögel, Hirsche, Menschen. Nur der Gavial, weiß er zu berichten, macht vor allem Jagd auf Wildschweine.

Die ganze Zeit über, während das Kanu lautlos gleitet, halte ich nach meinem Tiger von letzter Nacht Ausschau. Ob wir die Chance haben, den Tiger zu sehen, frage ich John.

„Ja, manchmal kommt er am Morgen hierher ans Wasser, um zu Trinken.“ Sagt er voller Hoffnung. Und vielleicht ist der Tiger schüchtern, vermute ich und durchkämme mit den Blicken die schattigen, von Bäumen gesäumten Ufer. So ein Tiger kann sich perfekt tarnen, doch ganz unsichtbar ist er nicht.

Das Boot zieht an den Fährten der Tiere vorbei, doch so sehr ich auch bemüht bin, ins dichte Gebüsch zu spähen; ich sehe nichts. Der Tiger zeigt sich nur, wenn der Tiger sich zeigen will. Und wenn der Tiger sich nicht zeigen will, dann werde ich ihn mit bloßem Auge nicht erkennen können.

Doch wir haben kein Glück, diese Kanufahrt soll tigerlos bleiben. Das Kanu legt an, wir steigen aus und starten den Dschungellauf.

 

Das verlassene Camp

Was folgt, ist ein Marsch zur Fuß durch die Vegetation und auch hier habe ich ein Deja-vu, denn diese Aktivität kommt mir mehr als nur bekannt vor. Wir suchen den Tiger. Doch nicht nur das; John bleibt oft stehen und zeigt uns verschiedene Pflanzen und Früchte und erklärt uns deren Eigenschaften. Und laut seiner Aussage kennt er die besten Plätze, die dem Räuber als Ruhestätte dienen. Die Mahlzeit von heute Nacht will ja noch verdaut werden.

Doch zunächst zeigt uns John etwas Spezielles; ein Lost Place, eine verlassene, touristische Hotelanlage, die vor Jahren aufgegeben wurde und nun vor sich hin zerfällt. Dichte Gewächse und Schlingpflanzen überwuchern die morschen Wände, die Dächer sind teilweise eingestürzt. Die Häuser der Anlage sind stellenweise abgeschlossen, nur um dann wieder sperrangelweit offen, mit eingerissenen Wänden vor uns zu stehen. Unten in den verriegelten Türen starren uns schwarze Löcher entgegen; die Tiere haben sich Zutritt verschafft. Auf einem der Dächer turnen Affen herum.

Ich steige langsam die morsche Treppe hinauf und werfe einen Blick durch die zerschlagene Scheibe ins Innere. Kaputte Toiletten, schimmelnde Wände. In manchem der Räume steht sogar noch ein Bett.

Eine verfallene Bar ist zu sehen, wo innen noch die umgedrehten, runden Tische stehen. Unweit daneben – ein ehemaliges Trainingsgelände für Elefanten. Die Dächer sind teilweise eingestürzt. Das Elefantentraining ist ein hartes Geschäft. Ich sehe teilweise noch die Pfähle, an die die Tiere gebunden wurden.

Die Pflanzen erobern die Anlage, drängen sich in jeden Winkel und begraben alles unter ihrer wuchernden Pracht. Am Schluss gewinnt immer die Natur. Sobald wir aufhören, uns gegen sie zu stemmen, gewinnt sie und übernimmt das Ruder. Wuchtig dicke Bäume ragen wie Kathedralen aus der Erde – wie leicht könnte ich mich zwischen ihren unfassbar breiten Stämmen verstecken. Wie gerne würde ich mich länger hier aufhalten, ohne die Zeit im Nacken, ohne dass jemand auf mich wartet. Einfach durch diese verlassenen, verwilderten Räume streifen. Doch so versuchen wir uns an Johns Zeitplan zu halten und nach ein paar geschossenen Bildern lassen wir die Anlage hinter uns und tauchen auf einem schmalen Pfad ins tiefste Grün ein.

 

Auf der Suche nach Mister Streifpelz

Wir wandern durch das Unterholz. Hier und da zeigt uns John ein verrottendes Geweih; Tierkadaver, die Tiger oder Leoparden nach der erfolgreichen Jagd hinterließen. Große, leuchtend rote Käfer krabbeln uns über den Weg und ich halte die jungen Zweige der Sträucher und der Bäume fest, damit sie dem jungen Japaner hinter mir nicht ins Gesicht schlagen.

Dornige Gebilde in bizarren Formen versperren uns den Weg. Blutegel, im feuchten Unterholz kriechend, haben uns bereit gerochen. Sie strecken ihre dünnen, glitschigen Enden in die Höhe und tasten suchend in verschiedene Richtungen. Strecken sich nach dem warmen Blut in unseren Beinen aus, bereit, sich jederzeit an die Haut eines ahnungslos vorbei laufenden Tieres oder Menschen zu heften. Und während wir auf der Suche nach Tigern durch das Gestrüpp streifen, sind die kleinen Blutsauger die weitaus größere Gefahr. Denn sie sind überall, lauern auf den Überresten eines toten Hirsches.

Immer wieder deutet uns John, leise zu sein. Doch ich kann es nicht vermeiden, ungeübt wie ich bin, dass mal ein Zweig knackst oder zerbricht. Und jedes Mal zucke ich unter dem lauten Geräusch zusammen. Ab und zu bleibt John stehen, duckt sich und späht ins Dickicht, unter die blattbewachsenen Zweige der Gehölze. Hier, in diesem Teil des Dschungels, hielte sich der Tiger häufig auf, sagt er leise. Er ruht sich hier aus oder schläft. Und ich bin darauf bedacht, nicht nur nach vorne, sondern auch nach hinten zu schauen, in Ermahnung desse, dass Tiger nur von hinten angreifen.

Wir sehen keinen Tiger, doch aufregend genug ist die Sache allemal. Wie ich schon bei meinem ersten Bushwalk festgestellt habe: es geht nicht so sehr darum, ob du das gesuchte Tier am Ende findest oder nicht, alleine die Wahrscheinlichkeit, dass es jeden Moment vor dir auftauchen könnte, macht den größten Teil des Reizes aus. Du läufst durchs Gestrüpp, bis angespannt bis unter den Haaransatz. Du bist so wach wie selten in deinem Leben. Du willst für keinen einzelnen Moment deine Konzentration verlieren. Du läuft hochkonzentriert durch den Dschungel, in Erwartung darauf, dass Mister Streifpelz dir im nächsten Augenblick entgegen tritt, immer darauf vorbereitet, das Knurren zu hören, die fletschernden Zähne blitzen zu sehen. Das, was man aus Filmen so kennt. Die Geschichten von Mogli und dem Dschungelbuch werden wahr.

Als wir den Dschungel verlassen, entspannen wir uns wieder.

Es ist so eine Sache mit dem Tiger. Ich bin mir unschlüssig, ob ich will – oder nicht will – dass mir die große Raubkatze Auge in Auge entgegen tritt, während ich zu Fuß im Unterholz unterwegs bin. Die kleinen Äste, Zweige und Dornen verfangen sich in den Hosenbeinen und hindern daran, zügig von der Stelle zu kommen. Die Raubkatze hat ausreichend Deckung, um plötzlich und unvermittelt hinter uns zu stehen. Und ob der Zaubertrick mit den Stöcken jedes Mal funktioniert, da bin ich mir nicht sicher. Zudem ist John jetzt allein; normalerweise sind die Guides zu zweit unterwegs und halten sich gegenseitig den Rücken frei.

Und nicht der Tiger ist in solchen Augenblicken unberechenbar; es sind die Expeditionsteilnehmer. Was, wenn sich einer von ihnen dazu entschließt, dem Tier den Rücken zu kehren und los zu rennen? Einen stärkeren Trigger, um den Jagdinstinkt zu wecken, gibt es wohl kaum.

Dieses Mal haben wir keinen Tiger gesehen. „Nächstes Mal.“ Sagt John zuversichtlich. „Beim nächsten Mal.“

Wir laufen über einen schmalen Pfad am Ufer des Flusses entlang, den wir gerade eben mit dem Kanu befahren haben. Plötzlich bleibt John stehen und zeigt auf ganz frische Spuren und zertretene Erde. „Das sind Spuren eines Elefanten.“ Flüstert er. „Er ist ans Wasser gekommen, anscheinend, um zu trinken.“ Wir sind mucksmäuschenstill. Wilde Elefanten sind zwar seltener geworden hier in Chitwan, doch auch jetzt noch treiben sie sich auf der Suche nach Futter in der Nähe menschlicher Behausungen herum. Die Spuren sind ganz frisch. Der Elefant ist noch da.

Wir gehen weiter. Immer wieder duckt sich John und späht ins Gebüsch. Und dann hören wir ein Scharren, ein Geräusch, als wenn etwas großes und schweres sich bewegt. John winkt uns, zügiger zu laufen und fängt an, langsam loszurennen. Er huscht schnell an den Büschen vorbei, in denen er das Tier vermutet. „Kommt, kommt! Schneller! Schneller!“ Die ungewohnte Hektik in seiner Stimme treibt uns Adrenalin ins Blut. Ich lege einen Zahn zu und bleibe dicht hinter ihm. Nur der Japaner trödelt, begreift anscheinend nicht den Ernst der Situation. Ich winke ihm eindringlich, näher an uns dran zu bleiben und da versteht er endlich, dass etwas vor sich geht. Zügig und so leise wie möglich passieren wir die Stelle, von wo der Elefant zu hören ist. „Vielleicht Elefant,“ sagt John später, „oder vielleicht Nashorn.“ Er wisse es nicht so genau.

 

Mahuts und ihre Elefanten

Im normalem Tempo geht es weiter. Wir finden uns in der Nähe der Elefantenstation wieder. Ich sehe Elefanten an Ketten und welche, bei denen die Stoßzähne gestutzt worden sind.

Ich frage John nach den Elefanten. Ich will wissen, ob sie weiterhin, wie ich bisher dachte, für die Feldarbeit verwendet werden. Doch John sagt nein. Die Arbeit auf den Feldern würde vor allem mithilfe von Büffeln erledigt. Diese trainierten Elefanten, die wir hier sehen, sind einzig und allein eine Touristenattraktion.

„Aber es geht ihnen gut.“ Fügt John hinzu. „Sie reiten Touristen vielleicht zwei Mal am Tag hinaus und die restliche Zeit über werden sie im Fluss gebadet, bekommen Futter und dürfen sich ausruhen.“ Es wird auch Elefantenbaden mit den Besuchern angeboten.

Ich habe allerdings auch schon Gegenteiliges über Elefanten in Nepal gehört. Dass sie im Dauereinsatz seien und schlechtes Futter bekämen. Doch das muss nicht auf diese Elefantenstation in Chitwan zutreffen. Vielleicht trügt mich mein Eindruck, aber ich sehe, dass die Elefanten viel stehen und sich ausruhen und ich sehe, wie sich die Besitzer um sie kümmern. Wie sie jeden Tag im Fluss gebadet werden und wie ihre Mahuts Zeit mit ihnen verbringen.

Das Touristenbespaßungsprogramm ist ein hartes Geschäft und so sehr es mich reizen würde, auf dem Rücken eines Elefanten zu sitzen, so froh bin ich auch, es nicht getan zu haben. Denn was ist wohl alles dazu nötig, um ein wildes, nicht domestiziertes Tier wie den Elefanten dazu zu bringen, Menschen auf seinen Rücken zu lassen? Ich habe auch sehr junge Elefanten gesehen, die ganze Körbe voller Menschen trugen. Ich sage euch, was dazu nötig ist. Futterentzug und ein rigoroses Training.

Ich bin ebenfalls froh, dieses Elefantenhaus gesehen zu haben, denn so kann ich das ganze besser einschätzen. Man kann sich darüber empören, doch pragmatisch gesehen ist das Elefantenreiten für die hier lebenden Tharu eine gute Einnahmequelle. Und solange die Nachfrage da ist, solange wird es dressierte Elefanten geben, denn die Nachfrage reguliert wie überall das Angebot. Niemand möchte die Tiere quälen. Ich bin im Gegenteil davon überzeugt, dass es so etwas wie eine Zuneigung zwischen den Elefantentrainern und ihren Tieren geben muss, denn sie gehen durchaus liebevoll mit ihnen um.

Wie zur Bestätigung kommt eine Kolonne Elefanten mit ihren Mahuts auf dem Rücken aus Richtung der Station geritten. In zügigem Tempo kommen die Dickhäuter heran und alle auf der Straße machen Platz. Die beeindruckenden Tiere trotten an uns vorbei, während die Mahuts mit sichtbar stolzen Blicken auf ihnen reiten und von dort oben auf uns herunter schauen. Die Tiere werden zum Fluss geführt – wobei man sie nicht führen muss, da sie den Weg schon kennen – und anschließend sehen wir zu, wie sie sich langsam in den Fluss legen und mit sichtbarem Genuss von ihren Menschen schrubben und mit Wasser übergießen lassen. Das alles ist kein Touriprogramm, denn wir stehen nur zufällig im Weg. Normalerweise wären die Trainer und ihre Tiere alleine.

Nach beendeter Tour trinken wir zum Abschied einen Lassi in einem gemütlichen Lokal, in dem die Zeit langsamer zu fließen scheint. An der Oberfläche des Glases kondensieren Wassertropfen. Entspannt schlürfe ich an der eiskalten Flüssigkeit. Schon morgen werde ich die Chitwan-Region verlassen und in Richtung Pokhara weiter reisen. John empfiehlt sich für weitere Touren und schreibt uns seine Telefonnummer auf. „Wir können auch mehrere Tage im Dschungel verbringen.“ Sagt er. „Und viele Tiere sehen. Ihr könnt dann bei mir zu Hause übernachten – wie in einem richtigen Homestay.“

Fünf Tage auf der Pirsch? Klar, denke ich. Ich kann noch nichts versprechen, aber… ich bin dabei!

Kasia

Hi, ich bin Kasia, die Stimme von "windrose.rocks" :-)
Treibt Dich die Frage um, was sich denn alles jenseits der heimischen Couch verbirgt, bist Du rastlos und neugierig wie ich und spürst den Drang in Dir, in die Welt hinaus zu gehen? Dann tue es! Ich nehme Dich mit auf meine Reisen und lasse Dich hautnah das Unterwegs sein miterleben - in all seinen Facetten. Lass Dich inspirieren, komm mit mir und warte nicht länger, denn... die Welt ist so groß und wir sind so klein, und es gibt noch so viel zu sehen!

Die Welt wartet auf uns.

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1 Kommentar

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