Ja, verlassene Orte sind faszinierend und fotogen zugleich. Leider gibt es in Deutschland nicht wirklich viele Möglichkeiten, solche Orte auf eigene Faust zu besuchen – in vielen Fällen ist es illegal. Viele Lost Places fallen schnell dem baulichen Eifer zum Opfer und, sind es bedeutende Orte, die sich da erhalten haben wie die Beelitzer Heilbäder, so lassen sie sich im Rahmen einer Führung entdecken. Was auch okay ist.
Doch ein „Herumstreunen“ in Eigenregie ist da natürlich ein ganz anderes Erlebnis. Auf dieser Weise entstehen nicht nur einmalige Bilder, sondern kann ein Ort erspürt werden. Die Erfahrung ist eine ganz andere.
Glücklicherweise gehen einige Länder entspannter mit Lost Places um. Meist aus Mangel an Geld und/oder Interesse bleiben solche Orte lange bestehen und modern vor sich hin. Sie lassen sich entdecken und erkunden – wobei man hier eventuelle Einsturzgefahr bedenken sollte. Es gibt Gründe, warum es in Deutschland so viele Sicherheitsvorschriften bezüglich der Gebäude gibt.
Ich für meinen Teil bin kein Lost Place-Jäger. Ich entdecke sie zufällig und „nehme sie mit“, sozusagen. Als Bild und als Erlebnis. Wobei ich das schon witzig finde, diesen Hype, der um vor sich hin modernde Gebäude entstanden ist. Denn solche Orte fand ich als Kind schon unheimlich faszinierend, damals noch, als es keiner so wirklich verstehen konnte. Der Reiz an einsamen Orten, wo ehemals Leben war, der „normalen“ Menschen unbegreiflich war. Die Erkenntnis, dass nicht alles sauber, aufgeräumt und steril sein musste, um als schön empfunden zu werden.
Genauso wie es mit Graffitis ist, die heute den klangvollen Namen Streetart tragen. Zu meiner Kindheit und Jugend hießen sie einfach: Schmierereien auf einer Wand. Punkt. Warum ich so etwas toll fand? Das hat man seinen Eltern und Lehrern mal lieber nicht erzählt, und schon gar nicht hatte es etwas mit Kunst zu tun.
Es hat sich so vieles geändert seit dieser Zeit.
Hier möchte ich euch ein paar verlassene Orte vorstellen, mitsamt einer kleinen Geschichte. An manchen dieser Orte hatte ich die Möglichkeit, ausgiebig auf die Pirsch zu gehen und durch die Gebäude zu streifen. Manch andere (ja, eigentlich die meisten…) durfte ich nur von außen sehen. Nichtsdestotrotz war ich fasziniert von der Kraft der Zerstörung. Die Vergänglichkeit lässt das ehemals strahlende mit nach und nach zutage tretenden Altersschwäche umso schöner erscheinen. Das Unperfekte, die Schnörkel, Erker und den vergangenen Glanz, der noch sichtbar ist, auch wenn er sich jetzt verletzlich zeigt. Ja, etwas Verletzliches liegt an den Dingen, die wir bewundern, obwohl (oder weil?) wir sie nicht retten können. Schön im Verfall.
Genug aber von meinem sentimentalen Geschwafel, ihr wollt Bilder sehen, also: GO!
Das Hexenhäuschen im Harz
Es gibt viele solche Orte, die im Harz aufgegeben wurden. Seien es Pensionen, Hotels oder andere. Immer mal wieder fahren wir vorbei an blinden oder zugenagelten Fenstern. Dieses steht in Hahnenklee, gleich neben der Stabskirche. Es handelt sich hierbei um die ehemalige Pension Viktoria-Luise. Soviel ist zumindest aus dem halb verrosteten Parkplatzschild ersichtlich.
Ich habe es nur von außen fotografiert, denn es ist nicht möglich, auf legalen Wege hinein zu gelangen (und wie gesagt, so ein hartgesottener Lost Place Jäger bin ich nicht, um es auf anderem Wege zu versuchen…). Deshalb nur Aufnahmen der Außenfassade.
Es ist seltsam, denn im Inneren wirkt auf den ersten Blick alles in Ordnung. Es sind Lampen an Fenstern zu sehen und an jedem Fenster hängen Vorhänge. Was mich zu der Frage führt, wie verlassen dieses Lost Place eigentlich ist. Doch schaut man genauer hin, erblickt man Pflanzen im Inneren der Räume, junge Bäume, die mitten im vermeintlichen Wohnzimmer wachsen, Kastanienblätter, die die Fenster streifen. Ich habe keinerlei Informationen zu diesem Gebäude gefunden, kann also nicht sagen, wie es hiermit weiter geht…
Die Villa in Tschechien
Tschechien, auf dem Weg nach Karlsbad sehe ich diese wunderschöne Villa, ein Schmuckstück, welches leider (oder auch nicht…?) vor sich hin verfällt. Eben jener Verfall hat etwas so wunderschönes an sich, es ist das, wovon ich gesprochen habe. Hin und her gerissen suche ich mir einen Parkplatz am Straßenrand, um meine Bilder zu machen (auch hier ist ein Zugang nicht möglich…). Einerseits blutet mir das Herz, denn es ist klar, dass dieses wunderschöne Gebäude nicht mehr lange existieren wird. Andererseits ist gerade das, wie die oft zitierte Vergänglichkeit des Lebens und von allem, was existiert… gerade das ist es, was den Reiz, das Besondere, die Seltenheit ausmacht. Es ist nicht das Restaurierte, es ist das Bewusstsein vom Verlust, was das Wertvolle erschafft.
Das verlassene Wildlife-Camp in Nepal
Das Gaida-Wildlife-Camp war einmal ein pulsierender Ort des touristischen Lebens. Noch vor nicht langer Zeit gab es hier Angebote für den Pauschaltourismus, doch nun hat sich der Dschungel das Gelände in wenigen Jahren zurückgeholt. In den subtropischen Wäldern rund um den Chitwan Nationalpark im Süden Nepals geht dies besonders schnell. Bäume stürzen auf Dächer, Schlingpflanzen überwuchern im üppigen Wuchs ganze Häuser, Affen beißen Löcher in die wie zum Trotz verschlossenen Türen und hinterlassen große Löcher im Holz und Pappe. Manche Eingänge sind mit Ketten und Schlössern versiegelt, manche haben keine Türen mehr. Ich sehe eine Bar, ein ehemaliges Restaurant, Bettgerüste, Toiletten.
Vor den Häusern gibt es eine Station für das Elefantentraining. Das Trainieren von Wildelefanten ist ein fester Bestandteil des hiesigen Tourismus, auch heute noch. Wieso wurde das Camp aufgegeben? Unser Guide weiß es nicht. Denn eigentlich sind wir nicht auf der Suche nach einem Lost Place, wir halten Ausschau nach dem Königstiger…
Hi Kasia,
Das sind tolle Lost Places! Ich bin immer wieder überrascht, wie schnell sich die Natur ihren ursprünglichen Platz zurück erobert. Das macht mir Hoffnung, dass die Zukunft dieses Planeten doch nicht ganz so düster ist..
Na ja, mancherorts sieht das sehr romantisch aus… das mit der Natur geht schnell, wenn man sie nur lässt. Wir beackern die Erde aber so intensiv, dass ihr kaum Zeit zur Erholung bleibt. Wir denken, dass wir selbst bei sogenannten Naturschutzgebieten noch sonstwie eingreifen müssten.
Ich sag mal so: Natur, gerne, solange sie vor der Tür bleibt, doch alles an Natur, was den Weg in meine Wohnung findet, egal ob mit sechs oder mit acht Beinen, das töte ich *harr harr harrr!*
Liebe Grüße
Kasia
Gut, dass Du 4 Beine ausgeschlossen hast – ich hätte sonst Angst um die Katzen aus der Nachbarschaft gehabt.. 😉
CU
Peter
Da du das erwähnst, Nachbarskatzen streunen bei uns auch herum. Da ist eine, die will unbedingt in die Wohnung – weiß die denn nicht, dass sie dann auf dem Grill landet??
Ach was, ich bin ein Katzenmensch. Überschütte mich mit Katzenbabys und ich bin glücklich 😉
Also ich kann wirklich nur vielen lieben Dank sagen !!! Super dass du hier mitgemacht hast und ja es ist nie zu spät denn wir sind hier nicht in einem Wettbewerb.
Ich haben deinen Beitrag mit großem Interesse gelesen und ja du hast in allen Punkten recht. Der große Lost Place Jäger bin ich auch nicht und würde nicht Geld und unendlich viel Zeit investieren sie zu besuchen. Ich ordne mich da eher deiner Katagorie zu , wenn sie da sind dann mitnehmen !!!!
Das ganze hat sich die letzten Jahre beruhigt und wie du auch erkennen musstest, viele sind einfach nicht mehr zugänglich !!! Ein gewaltsames eindringen geht gar nicht und im Ausland gleich zweimal nicht ! Weiß nicht was passiert wenn sie dich da erwischen !!!!
Die Villa in Tschechien ist natürlich mega interessant und die würde ich schon gerne von Innen sehen !!!
Also nochmals Danke fürs zeigen und mitmachen !!!
Sehr gerne 😉 Manchmal dauert es bei mir länger, bis sich eine Idee herauskristalisiert, denn ich mag jeweils eine kleine Story drumrum schreiben. Die Villa in Tschechien hat mich sehr gereizt, doch da hattest du keine Chance. Fenster, Türen und das ganze Gelände war abgeriegelt und sie stand an einer stark befahrenen Straße, man konnte nicht eben mal „aus Versehen“ hinein geraten. In Nepal war das wieder was anderes, diese verlassene Anlage hat mir der Guide gezeigt. Ich sag mal so: wenn etwas offen ist und ganz offensichtlich vergessen wurde, würde ich einen Spaziergang hinein wagen. Wenn da aber zehn Schlösser hängen, ist das ein deutliches Zeichen. Vielleicht hat der Besitzer ja wider Erwarten noch was damit vor 😉
Liebe Grüße
Kasia