Juli 2021
Juhu!
Aufgeregt öffne ich das Paket. Klamotten einzukaufen ist immer wieder was tolles für ein Mädchen. Und auf diese hier habe ich mich besonders gefreut. Langsam und sorgfältig hole ich ein Teil nach dem anderen heraus. Wie schön und seidig sich der Stoff anfühlt. Ich halte das Teil an mein Gesicht. Genau meine Farbe. Schnell schlüpfe ich hinein. Noch ein passendes Tüchlein heraussuchen. Ja, genau dieses.
Mein Liebster sitzt draußen im Vorgarten und pafft sein Zigarettchen. Langsam öffnet sich die angelehnte Tür. Mein Kopf ist zu sehen, dann der Rest von mir. Ich grinse. Und beobachte, wie seine Gesichtszüge herunter fallen und der Mund sich langsam öffnet. Aber ich glaube, er ist nicht ganz so begeistert wie ich. Er sagt nichts. Also breche ich das Schweigen.
„Schaatz… Meine Abayas sind da…“
Rrratsch…! Filmriss, zurück in die Wirklichkeit. Hat die Olle gerade „Abayas“ geschrieben?
Ja, hat sie. Und dabei weiß sie nicht einmal genau, ob die Mehrzahl von „Abaya“ wirklich so heißt. Doch es handelt sich nun mal um die langen, zugeknüpften Frauengewänder, die im Zusammenspiel mit einer Kopfbedeckung getragen werden. Genau diese habe ich bestellt und probiere sie jetzt an, Schnappatmung inklusive (ja, ich finde, dass mir die Dinger wirklich stehen..) Der Einkauf auf einem Internetportal, welches sich mit seinem Sortiment in erster Linie an den muslimischen Teil unserer Mitbürger richtet, hat seinen Sinn. Für die, die mich kennen, wird vermutlich so langsam ein Lichtlein angehen: die virtuelle Shoppingtour hat etwas mit meinem nächsten Reiseziel zu tun.
Es geht nach Saudi-Arabien.
An alle, die sich jetzt denken: Wieso Saudi-Arabien? Hm, dazu fällt mir nur ein: Wieso nicht?
Ich bin ein neugieriger Mensch und will die Welt sehen. Mit all ihren Aspekten. So wie sie ist. Und das bisher sehr verschlossene Land hat seit 2019 seine Grenzen für den Tourismus geöffnet. Es gab nicht nur Visa, nein, es hatte sogar für einen kurzen Zeitraum E-Visa gegeben, bis Corona dem ganzen einen Riegel vorschob. Die Welt verschloss sich und igelte sich ein. Für fast zwei Jahre, die kurzen Unterbrechungen innerhalb der Sommerpause nicht eingerechnet. Nun öffnet das saudische Königreich wieder seine Grenzen; seit August soll es wieder E-Visa geben.
Schon damals, 2019, bereute ich insgeheim, die Chance nicht ergriffen zu haben. Mir war einerseits klar, dass man nicht auf allen Hochzeiten tanzen kann, doch wer weiß, wie lange es die Option, in dieses Land zu reisen, geben wird. So oft und unvermittelt haben sich bereits Faktoren wie Stabilität, Sicherheit und politische Lage in meinen Wunschzielländern geändert, sei es Äthiopien (Unruhen seit den Wahlen im Juni 2021), Myanmar (Militärputsch), Weißrussland (Wahlen, Proteste… wir haben es ja alle mitbekommen…). Gut, ich muss zugeben, ich habe recht ungewöhnliche Reiseziele und suche mir mit Vorlieb die sprichwörtlichen weißen Flecken auf der touristischen Länderkarte aus. Doch diesmal soll es mir nicht so ergehen, dieses Mal wollte ich schnell sein. Und habe gebucht.
Nicht nur ich. Auf der Website des von mir favorisierten Anbieters war die Novembertour bereits nach kurzer Zeit komplett ausgebucht; schnell habe ich noch die Option für Weihnachten und Neujahr ergattert. Und werde das Fest der Liebe in einem Land verbringen, welches so weit davon entfernt ist, selbiges zu feiern, wie es irgend möglich ist.
In Saudi-Arabien gibt es viele Regeln zu befolgen. Folglich ist auch viel Unsicherheit mit dabei. Obgleich Frauen immer mehr Freiheiten zugesprochen werden, sind große Teile der Gesellschaft noch erzkonservativ. Und obwohl Abaya und Kopfbedeckung für Frauen keine Pflicht mehr darstellt (und Touristen wohl etwas mehr Narrenfreiheit genießen), werde ich mich der Kleidung vor Ort weitestgehend anpassen. Nicht nur aus Pflichtgefühl, sondern vor allem auch, weil ich die weiten Abayas und eine Kopfbedeckung bei dem dortigen Wüstenklima mehr als optimal finde. Das Gewand schützt vor Sonne und wirbelt beim Gehen Luft auf; darunter entsteht ein angenehmes Mikroklima. Die Kopfbedeckung verhindert Hitzeschlag; auch hierzulande trage ich liebend gern ein Tüchlein beim Wandern (Touristen-Kappe kann jeder…), auch wenn ich damit aussehe, als käme ich gerade vom Kühe melken. Mir wurscht!
Aber wir waren ja nicht beim Wandern, wir waren beim Reisen.
Nachdem meine geplante Reise nach Äthiopien und Dschibuti 2020 dem Virus zum Opfer gefallen ist, habe ich schon länger überlegt, was ich mit dem Gutschein für die Anzahlung machen soll. Ich könnte mir das Geld natürlich auszahlen lassen, doch das sollte die letzte Option werden. Die Touristik hat schon genug gelitten, deshalb wollte ich das Geld vorerst noch nicht abziehen. Ich war optimistisch, dass sich noch etwas ergibt. Und siehe da.
Ob und wie sich die Reise durchführen lassen wird, das steht noch in den Sternen. Die Inzidenzen steigen wieder und schlussendlich ist vieles noch eine große Unbekannte. Ach, waren es schöne Zeiten, als ich all meine Reisen ein- bis zwei Jahre im Voraus planen konnte.
Doch ich bin guter Dinge. Die Grenzen sind weitestgehend offen. Trotz Auflagen werde ich – so Corona will – die Reise antreten können…
„Kühe melken“ ………. Ziegen würde auch gehen 🙂
Harr harr haaarr… 🙂
[…] ich die Reise lange vorher und kaufte begeistert eine Abaya nach der anderen via Internet ein und führte sie meinem Freund vor. Auch eine nach der anderen. Später erst erfuhr ich, dass dieses Kleidungsstück für Frauen […]
Hallo Kasia,
ich habe mir damals in Bahrein eine Abaya gekauft. Sie ist bodenlang und aus ganz dünnem Baumwohlstoff mit Straßsteinchen an der vorderen Leiste.
In muslimischen Ländern habe ich immer ein dünnes Kopftuch dabei, dass ich mir überwerfen kann, wenn wir eine Moschee besichtigen.
Ich habe das Buch Couchsürfing im Iran gelesen. Was für eine Reise!
Ich bin gespannt auf deinem Bericht!
Liebe Grüße
Renate
Liebe Renate,
Bahrain würde ich auch gerne besuchen. Es muss so ganz anders sein. Vielleicht ruhiger als Dubai? Die Abaya ist für solche Länder einfach perfekt, auch damit man nicht gleich so auffällt. Kopftücher nehme ich auch mit.
Das Buch ist spannend, aber ich denke, meine Erlebnisse werden ein wenig anders. Ich weiß nicht, ob man da als Frau so einen Einblick bekommt, mal sehen..
Liebe Kasia,
ja, das kann ich mir vorstellen! Aber ich würde mir auch eher eine Gruppenreise zutrauen.
Liebe Grüße
Renate
Liebe Renate,
man muss nicht um jeden Preis supermutig sein 🙂 ich wäge auch immer ab. Solange ich mich damit gut fühle, ist alles okay 🙂
Liebe Grüße
Kasia
Ach Kasia, wie ich mich für dich freue 😘! Klasse, dass dieses Reiseziel nun fast unverhofft doch so schnell wieder in die Nähe des Realisierbaren rückt. Alle Daumen sind gedrückt, dass es klappt.
Und ja: natürlich steht dir die Abaya wunderbar. Das ist – jenseits aller ideologischen Vorbehalte – wirklich das optimale Kleidungsstück für die arabischen Länder. Ich kam vor ein paar Jahren auch in die Verlegenheit bzw. in den Genuss, darunter zu verschwinden. In den Vereinigten Arabischen Emiraten kann man zwar grundsätzlich gekleidet sein, wie man möchte (zumindest als ausländische Touristin). Aber in der Zayed Moschee in Abu Dhabi war dann eine Leihgabe unumgänglich. Glaub mir: es hat was, wenn man plötzlich weniger Aufmerksamkeit erregt 😎. Und bequem war es auch. Über das Beweisfoto haben hier natürlich alle gelacht und gespottet. Ignoranten 🥳!
Liebe Elke,
Dankeschön! Ich fand die Dinger gleich beim Anprobieren sehr bequem. Aufmerksamkeit wird man als Ausländerin wohl trotzdem erregen, aber ich kann mir schon vorstellen, dass es schöner ist, nicht sofort aufzufallen. Ich freue mich auch schon sehr auf Dezember und meinen Flug nach Riad, aber vorher kommt Georgien dran *hüpf* So langsam wird Reise-Kasia alles aufholen, was sie verpasst hat 😉
Das wird auch höchste Zeit!
Gut gekleidet ons Abenteuer … toll!!
Ja, ich bin schon sehr aufgeregt, das Land zu sehen 🙂
Bin schon gespannt mit welchen Geschichten Du zurückkommst!
Ich auch… keiner ist so gespannt wie ich…
Ich finde auch, wenn man in solch ein Land fährt kann man sich auch ruhig mal anpassen und nicht den Touri raushängen lassen. In Ägypten hatten wir keine Kopfbedeckung. Zwar angemessen bedeckt gekleidet, aber halt nur Kappe oder so…und mit blonden Haaren ist man unangenehm den Männern aufgefallen, deren Hände sich dann auch mal auf unseren Hintern verirrten…
Bin auch sehr gespannt auf deinen Reisebericht und drücke dafür auch ganz fest die Daumen, dass alles offen bleibt
Ich denke, das wird in Saudi-Arabien nicht passieren. Die Menschen dort sind noch gar nicht an westliche Touristen gewöhnt, und es herrscht die Sitte, dass man(n) sich von Frauen weg hält.
Glücklicherweise habe ich meine Haarfarbe geändert. Ich war auch mal blond, weiß also, was das bedeutet. Irgendwie denken einige Menschen in einigen Ländern, dass man als weiße Frau so etwas wie ein Selbstbedienungsbuffet ist.
Ich freue mich schon auf die Reise, unter anderem deshalb, weil alles noch so neu und so frisch ist mit dem Tourismus bei den Saudis. Vermutlich gibt es noch keine Nepper oder sonstige Unsitten, die bereits woanders herrschen. Und jeder, der jetzt dahin kommt, ist einer der ersten. Jipp, ich will auch mal „Erste!“ rufen 😉
Ja – meine Freundin ist so blond wie du auf einem deiner Bilder hab ich es gesehen…in Indien war das lustig. Beim Taj Mahal waren auch viele indische Touristen….die wollten alle mit meiner Freundin ein Bild machen…hahaha…wer will schon mit einem Fremden auf dem Bild sein???
Aber die waren höflich und haben nicht getatscht.
Irgendwie haben manche wirklich ein falsches Bild von uns….
Toll. Ein Land in dem nicht die Kinder hinter den Bussen her rennen und um alles mögliche betteln.
Ohne Touristen“Fallen“ In Marokko bin ich tatsächlich mit einem Teppich nach Hause geflogen..hahaha….gute Verkäufer dort.
Ein Teppich, ernsthaft jetzt?? Wahnsinn, die würden einem sogar Sand in der Wüste verkaufen… *lach*
Ja, genau das erhoffe ich mir, ein touristisch jungfräuliches Land.
Inder mögen es, sich mit Europäern fotografieren zu lassen. Irgendwie ist es dort etwas, womit man angeben kann. Manchmal werden auch hellhäutige Touristen engagiert, um bei Bollywoodstreifen den Statisten zu geben. Scheinbar wird der Film damit „aufgewertet“… Na ja, darüber kann man denken, was man will…
Ja, einen Teppich. Haha. Die können wirklich verkaufen 😂.
Aber sie waren auch wirklich sehr höflich und es sah so witzig aus, weil sie auch noch bisschen grösser als die Inder war. 😄
So ein Abenteuer mit einer indischen Reisegruppe hatte ich mal in Nepal. Ich dachte schon im Vorbeilaufen, die gucken so…. dann kam schüchtern die Tochter und hat um ein Foto gebeten. Ich dachte, okay, ein Foto von der Familie zusammen, aber nein, ich war das Fotoobjekt. Also hat sich die Familie um mich trapiert und als das fertig war, wechselte die Besetzung mindestens noch vier Mal. Es kamen die Onkel, die Tanten, die Großtanten, die Großmutter…. ah je…
Hahaha – ja genauso war es bei meiner Freundin…..total niedlich eigentlich. Da es auch so harmlos war. Die haben sich so gefreut.
Deine Klamotten stehen dir. Als ich dein Reiseziel gelesen habe dachte ich „jetzt spinnt sie“ :-). Als ich in den Kommentaren gelesen habe, dass es eine Gruppenreise ist, bin ich beruhigter. Auf deine Reiseberichte bin ich gespannt.
Was sagt dein Schatz zu deinem Plan?
Lach, der Schatz will nicht mit 🙂 der hat in etwa das gleiche gesagt wie du. Nur kennt er mich inzwischen zu gut, um sich noch über irgendwas zu wundern…
Na ja, es gibt da eine Bloggerin, die sich sofort als Solofrau auf die Socken gemacht hat, als es 2019 die ersten Visa gab. Da bin ich etwas zurückhaltender. Aber auch sie ist heile wieder zurück gekommen 🙂
Die Gruppenreise bietet sich an, da das Land (noch) über keine nennenswerte touristische Infrastruktur verfügt, von den Hadsch-Fahrten nach Mekka einmal abgesehen. So eine Gruppenreise hat viele Vorteile, man kann sich in kurzer Zeit viel ansehen und kommt an Orte, an die man vielleicht sonst nicht gekommen wäre. Na, mal sehen. Vielleicht fühle ich mich ja vor Ort unterfordert und will dann nochmal alleine hin… 🙂
Es wird sicherlich eine interessante Reise mit entsprechendem Outfit. Auf deine Reiseberichte bin ich schon gespannt. War schon ein paar mal aus beruflichen Gründen in Bahrain, aber nach Saudi Arabien durfte ich von dort aus nicht einreisen, obwohl ich eine Baustelle dort betreuen musste. Wenn sich jetzt Saudi Arabien touristisch öffnet, bin ich gespannt, was man dort erleben kann und in was für einem Rahmen.
Liebe Grüße und dir/euch noch ein schönes Wochenende,
Roland
Was mir sehr geholfen hat bei der Vorbereitung, das war das Buch „Couchsurfing in Saudi-Arabien“. Hier beschreibt der Autor, dass sich die Saudis beim Ausbau der Touristik gerne daran orientieren, was sie selber woanders sehen möchten, sprich: ganz viel großartigen Unterhaltungsprogramm. Was aber ein Westler dort sehen möchte, ist sicherlich das Authentische, das Echte am Land selbst. Tja, ich bin auch schon sehr gespannt.
Liebe Grüße
Kasia
Oha… Da hast du ja einiges vor und bin auch schon neugierig auf deinen Reisebericht.
Vor vielen Jahren besuchte ich eine Freundin in Dubai, deren Mann dort dienstlich für drei Jahre angeordnet war. Das waren sehr schöne und vor allem auch besonders interessante zwei Wochen auch mit Fahrten in den Oman usw, die mir ein ganz anderes und bezauberndes Bild der Menschen dort vermittelte, als immer wieder unter anderem unsere Medien.
Wobei Dubai wahrscheinlich nicht so wirklich mit Saudi Arabien im Allgemeinen vergleichbar ist und eure Tour bestimmt ein besonderes Abenteuer wird.
Liebe Grüße, Hanne
Liebe Hanne,
ich glaube, dass Saudi Arabien ein bisschen so werden möchte wie Dubai, sprich: touristisch attraktiv. Ich war in keinem der Länder, habe also noch keinen Vergleich. Die aktuelle Tourismus-Kampagne Saudi-Arabiens richtet sich unter anderem an westliche Besucher.
Allerdings haben mein Freund und ich bereits zwei Nächte in Katar verbracht, das war ungeheuer interessant.
Auf Saudi-Arabien bin ich schon sehr gespannt.
Liebe Grüße
Kasia
Die Abaya steht dir gut und ich finde deine Reiseauswahl sehr ungewöhnlich und mutig. Auf deine Reiseberichte nach Weihnachten bin ich auf jeden Fall gespannt
LG Andrea
Vielen Dank, liebe Andrea. Ich bin sicher, dass es etwas Besonderes werden wird. Und wenn ich wirklich mutig wäre, dann hätte ich eine Individualreise gewählt… 😉
Liebe Grüße
Kasia
Ah okay, dann ist das eine Reise in der Gruppe
Genau, eine Gruppenreise mit geplantem Kulturprogramm 😉
Stilsichere Kleidung! Pass nur auf, dass du nicht in einem Harem landest 😏
Nöö, ich bin über dreißig, kann nicht kochen und bekomme erste graue Haare, glaub mir, die wollen mich nicht 😉
Mit diesem Outfit bereichern Sie zweifellos das dortige Straßenbild.
Das ist sehr nett, vielen Dank! 🙂
Wow! Ich bin schon gespannt auf Deinen Reisebericht! LG Ulrike
Liebe Ulrike, schön dass du mitliest! Die Reise ist für Dezember geplant, es ist also noch etwas hin. Und ich bin sehr gespannt auf das Land und hoffe, dass alles wie geplant klappt…
Liebe Grüße
Kasia