April 2021 – Bärlauchpesto
Wenn man in Mannheim im Stadtteil Niederfeld wohnt, dann ist der Weg zum Rheinufer nicht weit. Hier, nur wenige hundert Meter entfernt, erstreckt sich der Auenwald und das Stephanienufer, eine weitläufige, zusammenhängende Grünanlage. Die grüne Lunge der Stadt; eine von vielen und eines der vielen Faktoren, welche die Stadt so lebenswert machen. Im Frühjahr werden die Auenwälder geflutet mit Wasser und mit steigenden Temperaturen – mit Besuchern. Und ab März bis Anfang Mai erfüllt ein etwas strenger, aromatischer Geruch die Luft, denn dann füllen sich große Flächen des Auenwaldes mit frischen, grünen Bärlauchblättern.
Und das Angebot wird genutzt; Menschen aus dem ganzen Umkreis kommen hierher mit leeren Tüten, um sie mit dem frischen Grün zu füllen, welches sie anschließend zu Pesto und weiteren Produkten und Gerichten verarbeiten. Was es nicht alles gibt. Bärlauchpesto. Bärlauch-Kartoffeln. Bärlauch-Salz. Bärlauchsuppe. Frische Bärlauchblätter mit Frühstücksei. Bärlauchbutter. Bärlauch, Bärlauch, Bärlauch.
Bärlauch gehört zu den Lauchgewächsen und ist in ganz Europa beheimatet. Er wächst in Wäldern an schattigen und halbschattigen Stellen. Völlige Dunkelheit mag er nicht, doch in der prallen Sonne habe ich ihn bisher auch nicht gesehen. Der Waldrand ist das perfekte Habitat für das Gewächs. Die Blätter haben Ähnlichkeit mit Maiglöckchen und der Herbstzeitlosen, können aber mit etwas Erfahrung leicht auseinander gehalten werden. Im Zweifelsfalle riech nochmal an den Blättern. Duftet es nach Knoblauch? Dann bist du richtig.
Die Pflanze hat ähnlich positive Eigenschaften auf die Gesundheit wie der Knoblauch, man entwickelt aber nicht den gleichen, starken Körpergeruch nach dem Verzehr. Auch ist das Aroma des Bärlauchs feiner. Deshalb wird die Pflanze gerne als Knoblauch-Alternative eingesetzt.
Auch ich ging ab April in schöner Regelmäßigkeit auf Sammeltour. Ganze Tüten voll habe ich mit nach Hause gebracht, die ich vor allem zu Pesto verarbeitet habe. Deshalb bin ich diesen Monat auch so extrem spät dran mit meinem Beitrag – ich war mit dem Bärlauch beschäftigt… Mal alleine, mal zusammen mit meinen Mädels fand der Bärlauch seinen Weg in unser Essen. Hier ein Foto von uns beim Sammeln. Wie man sieht, hatten wir viel Spaß. Dieses Foto nimmt teil an Royusch monatliches Fotoprojekt zum Thema „Nahrung“: alles, was Menschen essen und trinken.
Verarbeitung
Vorzugsweise junge Blätter sollten gepflückt werden, da sie noch weich und elastisch sind und sich am besten verarbeiten lassen. Das meiste Aroma haben die Blätter gleich nach dem Sprießen im März. Ab der Blütezeit wird Bärlauch nicht mehr geerntet. Es kursiert die Ansicht, dass er ab diesem Zeitpunkt giftig ist, doch das stimmt schlichtweg nicht; einzig die Blätter werden hart und sehnig. Nach der Blüte verschwindet das Aroma der Blätter fast komplett.
Am liebsten machte ich Pesto draus, mit Nüssen, Bergkäse und hochwertigen Ölen. Im Laufe der Zeit habe ich viele verschiedene Rezepte ausprobiert; am besten hat dies hier funktioniert:
Bärlauch-Pesto
Zutaten
Nüsse nach belieben: 75g (ob ihr Pinienkerne, Haselnüsse, Walnüsse, Macadamia oder andere verwendet, bleibt vollkommen euch und euren geschmacklichen Vorlieben überlassen, es passt praktisch alles dazu)
Bärlauch 100g (hier muss ich sagen, dass ich so genau nicht abgewogen habe, allerdings sollte das Verhältnis von Bärlauch und Bergkäse schon stimmen, damit es schmeckt)
Öl 150ml (vorzugsweise Olivenöl, man kann auch mit verschiedenen Nussölen experimentieren. Achtet darauf, wirklich hochwertige Öle zu verwenden, damit das Pesto später gut vertragen wird. Ich bin mit raffiniertem Rapsöl beispielsweise nicht glücklich geworden
Würziger Bergkäse am Stück, ersatzweise Pecorino 60g
Nach Geschmack Salz und Pfeffer
Zubereitung
Nüsse grob hacken und in der Pfanne ohne Öl anrösten.
Bärlauch waschen und trocknen. Ich habe meinen Bärlauch wahlweise an der Heizung oder an der Sonne getrocknet. Je weniger Restfeuchte er enthält, umso haltbarer wird das Endprodukt. Wer will, kann auch die Salatschleuder verwenden.
Bärlauchblätter, Nüsse und Öl pürieren. Hierbei kann der Zauberstab oder eine Küchenmaschine verwendet werden. Ich hatte den Blitzhacker genommen. Tipp: wenn ihr gleich zu Anfang beim hacken ordentlich Öl dazu gibt, zerkleinern die Blätter gleichmäßiger.
Den Käse nach und nach hinzu geben. Weichere Käsesorten können direkt in den Blitzhacker, härtere wie Pecorino sollten vorher gerieben werden.
Mit Salz und Pfeffer abschmecken (jaa, jetzt darf genascht werden…).
In Gläser füllen, zum Schluss mit einem ordentlichen Schuss Öl „versiegeln“. Im Kühlschrank aufbewahren und schnellstmöglich aufbrauchen (dürfte bei dem leckeren Geschmack kein Problem sein…).
Haltbarkeit
Nach meinem ersten Glas selbstgemachten Pesto habe ich nach einer Möglichkeit gesucht, das liebevoll hergestellte Produkt länger haltbar zu machen. Hausgemachtes Bärlauchpesto hält sich bei Kühlschranktemperatur eine bis zwei Wochen und sollte schnell aufgebraucht werden. Doch je nach Rezeptur können eingemachte Bärlauchblätter bis zu einem Jahr in Kühlschrank halten, zum Beispiel wenn du Käse weglässt und viel Olivenöl und Salz zugibst. Das Salz entzieht dem Bärlauch Feuchtigkeit und macht es haltbarer.
Drei Möglichkeiten der Haltbarmachung habe ich zudem noch gefunden:
Einfrieren
Das Pesto kann, ebenso wie die Blätter, ohne weiteres eingefroren werden. Dazu ist es ratsam, es in kleinere, bedarfsgerechte Portionen aufzuteilen. So kann es nach und nach wieder aufgetaut und verbraucht werden.
Abkochen
Auch das einwecken ist eine gute Methode, um das Produkt über längere Zeit aufzubewahren. Das Glas wird mit dem Deckel nach unten für wenige Minuten (2-3) in kochendes Wasser gestellt. Um einen Farbverlust zu vermeiden, empfiehlt es sich, einen Spritzer Zitronensaft zum Pesto dazu zu geben, so bleibt der Bärlauch schön grün.
Öl
Um die Haltbarkeit zu verlängern, kann es schon helfen, Pesto im Glas glatt zu streichen und mit einer ordentlichen Portion Öl zu übergießen. Das Öl isoliert die verderblichen Teile der Pflanze und so ist euer Pesto luftdicht verpackt. Dann bitte trotzdem noch im Kühlschrank lagern.
Galerie
In der Galerie weiter unten könnt ihr die mit Bärlauch bewachsenen Hänge sehen und wie Schritt für Schritt das Pesto entsteht. Was wenige wissen: auch aus den weißen Blüten lässt sich wunderbar Pesto herstellen. Frische Bärlauchblätter kann man einfrieren, um sie nach Bedarf im Laufe des Jahres zu verarbeiten. Auch das trocknen der Blätter ist möglich. Pulverisiert eignen sie sich später zum Würzen von Speisen.
Extra-Tipp: wenn ihr euer Pesto mit einem Schuss Joghurt vermischt, bekommt ihr einen leckeren, frisch-würzigen Dip…
Die Galerie nimmt ausdrücklich nicht teil an der Challenge. Eine Alternative wäre gewesen, einen zweiten Beitrag nur mit Galeriebildern zu erstellen und diesen zu verknüpfen, aber na ja… ich wollte euch das viele rumgeklicke ersparen 😉
Tolle Rezepte findest du bei Antje Mauch, zum Beispiel für leckeres Kartoffelpüree mit Bärlauch. Muss ich unbedingt noch ausprobieren, bevor die Bärlauchsaison zu ende geht…
[…] wir bei unseren Freunden zu Hause ausklingen. Es wird zusammen gekocht und mein hausgemachtes Bärlauch-Pesto verkostet. Dazu Achims berühmte Bratwurst vom Grill. Pasta und Bratwurst. Sind Italiener unter […]
Das war/ist bestimmt lecker! Da habt ihr neben der Erntearbeit offenbar auch viel gemeinsame Freude gehabt 👍. Für mich fällt Bärlauch-Pesto leider aus – oder ich müsste es alleine verzehren. Ich mag Bärlauch. Stefan findet hingegen alles widerlich, was auch nur im Entferntesten nach Knoblauch riecht und/oder schmeckt (auch wenn der anschließende Geruchseffekt nicht eintritt). Mal schauen, vielleicht verarbeite ich mal eine kleine Portion nur für mich. Dann schaue ich gerne wieder in dein Rezept rein. Danke dafür!
Liebe Elke, mach dir mal selbst eine Freude mit dem Bärlauch, wenn dein Liebster gerade auf Arbeit oder sonstwie nicht da ist. Wenn du den Bärlauch zu Hause verarbeitest, riecht die ganze Küche temporär damit. Aber es lohnt sich (wenn… ja, wenn man Knoblauch mag…). Viel Vergnügen beim Zubereiten 🙂
Hmmm – ich hab noch nicht gegessen – jami…
Wenn wir auf die Arbeit fahren, haben wir Nachts immer das Bärlauch gerochen….auf der Autobahn – es ist wirklich sehr intensiv.
Leider hat mein Geruchsinn gelitten nach einer Nebenhöhlenentzündung….
Das ist sehr schade, der geschmackliche Aspekt ist damit stark verbunden… Versuch es trotzdem mal mit Bärlauch, er hat eine leichte Schärfe und eventuell kann man das knoblauchige Aroma auch schmecken. Zumindest bilde ich mir das immer ein… 😉
Unterschiedlich – am ehesten rieche ich noch die chemischen Anteile in irgendwas. Auch bei Parfum – den Alkohol ja – aber den Duft nein.
Was mir am meisten fehlt ist wenn ich backe oder wir grillen – das rieche ich nicht mehr.
Aber schmecken tut es immer noch….kann sein bisschen schwächer – aber es geht…
Hm, ja das ist echt schade. Ich hätte nicht gedacht, dass eine Nebenhöhlenentzündung so böse verlaufen kann. Schön dass der Geschmack noch da ist 🙂
Ich wusste das auch nicht…und ich hab es noch nicht mal gleich gemerkt….ich weiss nicht wie lange es gedauert hat – ich dachte einfach bei manchen, dass die Sachen einfach ihre Intensität verloren haben….bis mein Mann mich auf irgendwas angesprochen hat, das ich einfach nicht gerochen habe….dann erst hab ich mal genauer hingerochen…
Also ist es gar nicht mal direkt aufgefallen? Andererseits, in so mancher Umgebung kann das unter Umständen auch ein Segen sein. Im Sommer an den Biotonnen zum Beispiel 😉
Hehehe – ja allerdings riecht man sich selbst auch nicht mehr….ich bekomme nicht mit, wenn mein Deo versagt…..
Aber ich kann viel besser neben Stinkern arbeiten…hihihi
Hm, das Deo versagt erfahrungsgemäß äußerst selten und selbst wenn, kann man in dem Moment meistens eh nichts dagegen tun 🙂 besser man kriegt es nicht mit… und das mit den Stinkern, ja, das ist auch so ein Vorteil 🙂
😉😉
Ich habe auch eine gute Quelle..nehme aber immer nur ein Sträußchen für den Frischverzehr mit .. leeeecker!!
Es ist immer schön, so eine geheime Quelle zu haben. Ich würde die Stelle nicht zu vielen zeigen 😉 Guten Appetit!
Mhhh, Bärlauch 🙂
Bärlauch ist klasse 😉
Vielen Dank liebe Kasia, dass auch du wieder mit diesem, sicherlich sehr leckeren, Bärlauch-Pesto bei meiner Nahrung-Challenge dabei bist 😊
Auch in unserer Gegend gibt es viel Bärlauch zu pflücken, aber das Meiste steht in Naturschutzgebieten und somit ist es verboten es zu pflücken. Leider halten sich die Leute nicht immer dran. So kommen sie mit großen Taschen und Beutel und reißen es systematisch aus, obwohl es verboten ist und diese Menge auf keinen Fall gegessen werden kann. Es landet also auf dem Müll und das ist ganz, ganz schade 🥲
Liebe Grüße und lass dir deine Nudeln mit Bärlauchpesto schmecken
Roland
Rausreißen ist ein Unding. Glücklicherweise verhalten sich die Menschen hier zivilisiert, obwohl das pflücken erlaubt ist. Der Bärlauch wird vorsichtig gezupft und die Menschen stolzieren mit Taschen wie Storche zwischen den Pflanzen hindurch, um so wenig wie möglich zu beschädigen. Die Bestände erholen sich schnell wieder. Und ja, man sollte immer die Menge mitnehmen, die auch benötigt wird.
Das Pesto mit Pasta war auf jeden Fall köstlich. Ich habe verschiedene Rezepte ausprobiert und dieses war definitiv das schmackhafteste. Vielen Dank für das tolle Projekt 🙂
Liebe Grüße
Kasia
Aber gerne 😊
Das nächste ist fast schon fertig 😉
Liebe Grüße und dir noch einen schönen Abend
Roland
Dann bin ich schon gespannt, was es gibt 🙂
Dir auch noch einen schönen Abend!
Soooo viel Bärlauch zum ernten und ich freute mich schon über mein inzwischen gut bewachsenenes Bärlauch-Beet. 😀
Ganz super und danke fürs Rezept, das sich sehr lecker liest!
Liebe Grüße von Hanne
Ich habe gestern auf meiner Wanderung entlang des Neckar weitere Bärlauchbestände entdeckt, leider etwas zu weit weg, um mal so hinzufahren. Die Wildbestände bei uns vermehren sich wie verrückt. Wie klappt es denn mit dem Kultivieren im Garten?
Liebe Grüße
Kasia
Auch bei mir im Garten vermehrt sich der Bärlauch inzwischen etwas zu sehr, weil ich ihn vor zwei Jahren im langen Kräuterbeet anpflanzte und er sich nun überall zwischen den anderen Kräutern aussäht, was nicht so wirklich gewollt ist.
Liebs Grüßle, Hanne
Lach, also so wie man sich das vom Wald her vorstellt… 🙂
Liebe Grüße
Kasia
Das sieht alles sehr gut aus 😉
Schmeckt auch sehr lecker, besonders zu Pasta 🙂