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Zeit ist unendlich – wenn man sie hat

Es gibt genau eines, das man niemals aufschieben sollte.
Es sind die lieben Menschen um uns herum.

Kennt ihr das? Wenn scheinbar alles um euch herum in
kleine Scherben zersplittert, Leben und Schicksale sich wenden und einem die Endlichkeit aufgezeigt wird? Und ihr schützend eure Hände über euer Leben haltet und euch wünscht, die Zeit anders – besser – genutzt zu haben? Wie oft scheinen Dinge wichtiger, die eigentlich – ja was? – die, wenn man es genauer betrachtet, nicht von Bedeutung sind. Was wirklich von Bedeutung ist, ist die Zeit mit geliebten Personen. Mit Freunden. Mit Familie. Denn diese Zeit vergeht. Sie lässt sich nicht wieder zurück holen. Wenn die geliebten Menschen weg sind, dann sind sie weg.

Wie oft werden Treffen mit Freunden hinausgeschoben? Wie oft sagt man sich: nein, heute nicht, ich bin müde von der Arbeit. Nein, heute passt das nicht. Nächste Woche. Mal sehen. Ja, wir müssen uns wirklich wieder treffen. Ja, ich müsste mal wirklich meine Eltern besuchen. Es ist schon länger her.

Klar, dass es Zeiten gibt, in denen uns das eigene Leben voll und ganz vereinnahmt. Vielleicht ist der Job gerade alles, woran wir noch denken können. Oder es ist ein kleines Baby da, das uns braucht. Doch man kann niemals seine Lebenszeit wieder zurück holen. Und manchmal wird man auf die harte Tour mit dieser Tatsache konfrontiert.

So wie ich, neulich, als eine liebe Freundin mir ihre Diagnose mitteilte. „Ich will, dass du es weißt.“ Es ist ein Zervixkarzinom, oder auch: Gebärmutterhalskrebs. Ja, man kann es heilen. Es besteht eine 67 Prozentige Wahrscheinlichkeit, es zu überstehen. Aber alleine der Gedanke, sie zu verlieren. Sie hat zwei kleine Kinder.

Plötzlich ist alles anders, denn die gemeinsame Zeit, die man zusammen verbringen kann, ist mit einem Male begrenzt. Menschen sind nicht immer da, sie können auch weg sein. Oft schwer vorstellbar, vor allem, wenn ein Freund oder Familienmitglied eine der tragenden Säulen in unserem Leben ist. Die tragenden Säulen eines an sich: sie sind immer da. Immer präsent. Sie sind so in unser Bewusstsein verankert, dass wir diese Präsenz gar nicht mehr infrage stellen. Was ja an sich ganz gut so ist. Doch was, wenn es anders kommt?

Vorgestern, beim Kundenbesuch in Adenau in der Eifel.

Adenau ist der kleine, aber recht bekannte Ort, wo sich alles um den Rennsport dreht und wo die Abfahrt zum Nürburgring gleich um die Ecke liegt. Da besuche ich also meinen Kunden, werde stattdessen von den Mitarbeitern begrüßt. Und im Laufe des Gespräches erzählen sie mir häppchenweise, dass Herr ——- nicht mehr da ist. Ja wie, hat er verkauft? Geschäft aufgegeben?

Nein… verstorben. Ob ich es denn nicht wüsste. Schlimm sei es gewesen, bereits vier Wochen nach der gestellten Diagnose war er nicht mehr da. Vier Wochen. Was sind schon vier Wochen. „Vielleicht war es besser für ihn, dass es so schnell ging. So hat er sich nicht quälen müssen.“ Sagt die Frau. Ihre Augen sind feucht. Ich frage nicht weiter nach. Gleich danach rufe ich meine Mutter an. Sie lebt in Polen. Ich habe sie seit einem Jahr nicht mehr
gesehen.

Die Eltern. Wie viel Zeit schenken wir unseren Eltern? Oft kommt man zu selten vorbei, auch wenn sie um die Ecke wohnen. Vielleicht ist man so sehr in sein eigenes Leben eingebunden. Oder es gibt Zwist oder Streitereien. Ich weiß, dass das Familienleben nicht immer nur harmonisch ist. Doch wie unwichtig werden solche Dinge plötzlich, wenn etwas passiert, wenn wir erschrocken feststellen, dass keine Zeit mehr da sein könnte, um sie mit ihnen zu verbringen.

So wie bei einer anderen Freundin, die jetzt auf einen anderen Kontinent fliegt, um ihre Mutter zu besuchen. Die Mutter liegt im Wachkoma. Auch hier gab es Unstimmigkeiten, doch so ist das Leben. Wir können uns nicht immer mit unseren Lieben verstehen. Doch wie unbedeutend diese Dinge, wie unbedeutend die Gründe für solche Streitereien sein können, wenn jemand stirbt.

Deshalb: nimmt euch die Zeit. Arbeitet nicht nur dauernd. Gondelt nicht nur ständig um die Welt. Da sind Menschen, die euch lieben. Nimmt euch Zeit für sie.

Verschiebt nicht dauernd Treffen auf „später“. Ihr wisst nicht, was das „später“ mit sich bringt und ob es ein später gibt. Nimmt eure lieben Menschen in den Arm. Besucht sie. Seid nicht zu stolz oder zu beschäftigt. Trefft euch mit Freunden. Achtet auf euch selbst. Macht das alles nicht „später“ oder „irgendwann. Macht es jetzt.

 

Leseempfehlung

„Jeder stirbt, aber nicht jeder lebt.“ Das ist wohl das schönste Zitat aus Igors Beitrag: „Sinn des Lebens – ist der Tod das größte Geschenk?“ Wie würden wir leben, wenn wir nur noch einen Tag hätten? Wie würden wir leben, wäre das Leben unendlich? Ist es die begrenzte Dauer des Lebens, die uns dazu bringt, Dinge nicht aufzuschieben? Ja – sagt Igor. In seinem bewegenden Beitrag setzt er sich mit dem Tod auseinander, und damit, was es heißt, zu leben.

Kasia

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Treibt Dich die Frage um, was sich denn alles jenseits der heimischen Couch verbirgt, bist Du rastlos und neugierig wie ich und spürst den Drang in Dir, in die Welt hinaus zu gehen? Dann tue es! Ich nehme Dich mit auf meine Reisen und lasse Dich hautnah das Unterwegs sein miterleben - in all seinen Facetten. Lass Dich inspirieren, komm mit mir und warte nicht länger, denn... die Welt ist so groß und wir sind so klein, und es gibt noch so viel zu sehen!

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