Asien, Malediven

Mantas, Walhaie und Schildkröten – Die Speedboot-Tour

Das bleifarbene Wasser verschmilzt mit dem Himmel. Kaum auszumachen, wo der Ozean aufhört und der Horizont beginnt. Immer am Abend nimmt das Wasser diese schwermütige Färbung an. „Ich finde das schön.“ Sagt Stefan. Am Bootsanleger gehen die ersten Lichter an. Die Rufe der Vögel werden immer lauter in den Abendstunden. Ein Pärchen spaziert am Strand entlang. Sie machen Bilder, einer „hält die Sonne“. Auch wir spazieren am Strand entlang, tauchen die Zehen ins warme Wasser. Glücklicherweise muss keiner von uns die Sonne halten.

Die Rufe der Vögel oben in den Bäumen haben ein eigenes Muster. Es ist kein Gesang, es ist wie ein ganz eigener, gleichmäßiger Klang. Wie ein rhythmischer Dschungel-Beat…

 

Schnorcheln mit Walhaien (so, wie es nicht sein sollte…)

Eine Dreiviertelstunde vor der verabredeten Zeit finden wir uns am Wassersportzentrum ein. Wir sind früh dran an diesem Morgen, die anderen Gäste schlappen gerade mal in den Frühstücksraum. Am Sportzentrum selbst sind ältere Frauen, in Kopftücher und lange Gewänder gekleidet, gerade damit beschäftigt, die plattgewalzte, trittfeste Sandfläche von Blättern frei zu kehren. Sie ignorieren uns weitestgehend und auch unser Gruß bleibt unbeantwortet – so ist es nun mal, wenn die Menschen nicht fürs Nett sein bezahlt werden… Ich versuche, so etwas nie persönlich zu nehmen, es wird ja niemand stehen bleiben und Applaus schlagen, nur weil ich, Tourist, jetzt da bin (Warum eigentlich nicht…? – Denkt sich das eitle Hirn…).

Um uns die Wartezeit zu vertreiben, füllen wir schon mal die Sicherheitsanweisung aus. Im Falle der Fälle keine Haftung… eigenes Risiko, bla, bla. Kennt man ja schon. Dann heißt es, Schwimmwesten an und auf aufs Speedboot, das zunächst langsam vor sich hin tuckert. Hier an der Lagune sei es noch zu flach, um das Gas aufzudrehen, erklärt uns einer der beiden Jungs, doch sobald wir uns auf tiefe, schwarzblaue Gewässer begeben, fernab des schützenden Korallenrings, startet das Speedboot durch.

 

Wir haben eine private Tour gebucht und die beiden Guides sind heute nur für uns da. In den drei Stunden, die die Tour dauern soll, bekämen wir Walhaie, Mantarochen und Wasserschildkröten zu sehen, alles natürlich ohne Gewähr. Im Preis mit dabei sind Aufnahmen mit einer GoPro enthalten, die die Guides für uns machen. Ich bin schon sehr gespannt, schließlich ist so ein Walhai auch nicht immer auf Wunsch zu sprechen… „50-50 Chance, ihn zu sehen.“ Erklärt uns Ares, der gesprächigere der beiden.

Noch ehe wir zum ersten Schnorchelspot kommen, schwimmt eine Delphinschule an uns vorbei. Ich mag zwar Delphine nicht besonders, aber wenn sie schon mal da sind… begeistert bin ich trotzdem. Und zwar genauso lange, bis die Jungs das Speedboot genau auf die Tiere zusteuern. Delphine sind zwar schnell – mal schwimmen sie neben uns, dann wieder in größerer Entfernung – doch gegen so ein Speedboot haben sie keine Chance. Als sie sich entfernen, folgen die Jungs ihnen und steuern das Boot zu meinem Entsetzen genau über die Tiere drüber. Werden die Delphine dabei verletzt? Können sie so schnell untertauchen? Rechnen sie überhaupt mit dem Speedboot, der über ihren Rücken hinweg rast? Und erst der Lärm des Motors… wie wirkt er sich auf sie aus? Das kann doch nicht gesund sein… Nicht näher als drei Meter an die Tiere herankommen, hatte man uns als Anweisung mit auf den Weg gegeben. Gilt wohl für Menschen, nicht für Boote…

 

Die Tour ist exklusiv nur für uns, doch die Spots, an welchen die Tiere zu sehen sind, sind es nicht – logisch eigentlich, wenn man bedenkt, dass es nur eine begrenzte Anzahl an Plätzen gibt, an denen die Tiere gesichtet werden und dass jeder der vielen Guides ihren Schäfchen etwas für ihr Geld bieten möchte. So zerschlägt sich meine Hoffnung auf ein einsames Schnorchelabenteuer rasch, als ich schon von Weitem die vielen Boote und noch mehr dazugehörender, bunte Flossen im Wasser plantschen sehe. Dies hier ist ein Mantarochen-Spot; deswegen drängt alles mit dem Schnorchel ins Wasser.

„Seid ihr fertig?“ Drängt Ares. „Ihr müsst schnell sein, sonst ist der Manta weg.“ Als wir ins Wasser gehen, hat jeder von uns beiden einen der Guides an seiner Seite, der ihn begleitet. Mir fällt leider der schweigsame zu.

Der Mantarochen ist majestätisch. Groß und schwarz gleitet er am Meeresgrund entlang, langsam und scheinbar mühelos bewegen sich seine Flossen wie der flatternde Mantel eines Schwarzmagiers. Seine mächtigen Kiemen filtern das Wasser. Was beim Manta so leicht aussieht, dieses Sich-fortbewegen ohne jede Anstrengung, verlangt mir einiges an Kraft ab; ich paddle und paddle, um mit ihm „Schritt“ zu halten. Und um den Flossen der anderen Schnorchler zu entkommen, die distanzlos an mir vorbei streifen und drohen, mir mit der nächsten Bewegung ihre Flossen in den Mund zu rammen. Eine ganze Kolonie an Schnorchlern folgt dem Manta, manche tauchen sogar in die Tiefe zu dem Tier, um das beste Foto zu machen. Nix da mit exklusivem Schnorchelabenteuer nur für uns…

 

Irgendwann wird das Gewässer trüb und der Manta verschwindet in der Tiefe. Ich habe genug und tauche auf – Stefan sitzt schon längst im Boot und raucht. Anscheinend muss ich mir beim Aufsteigen (oder springen…) irgendwo die Hand verletzt haben, denn durch die Innenseite meiner Handfläche verläuft jetzt ein frischer, nicht allzu tiefer Schnitt, der nun beginnt zu bluten. Doch wie und wann das passiert sein sollte, ist mir nicht aufgefallen… Nicht falsch verstehen, ich bin kein Mi-Mi-Mi-Mensch, aber nun denke ich unwillkürlich an die Riffhaie und den Tropfen Blut in einer Million Liter Wasser, den sie auf große Entfernungen riechen können…

Unterwegs begegnet uns ein Schwarm fliegender Fische, der aus dem Wasser springt und wie Sperlinge dann über längere Zeit in der Luft schwirrt, wir sehen einen Schwertfisch auf der Jagd wie er aus den dunklen Wellen schießt. Ich hatte diese Tiere noch die zuvor gesehen, eine schöne Erfahrung. Die Fauna der Malediven ist faszinierend, faszinierend und erhaltenswert. Dann der große, schwarze Fernseher (…Fernseher?), der auf und ab wippend im Wasser treibt. Nicht so faszinierend.

Den Walhai sehe ich im ersten Moment gar nicht, nur die Gruppe Schnorchler, die sich im Wasser unbeirrt auf mich zubewegen. Dann ein Blick nach unten  – und da ist er, schiebt sich langsam genau unter mir hinweg wie ein Schiff. Ein wundervolles Tier. Ich setze mich in Bewegung – zum Teil auch deswegen, da ich weiß, dass die anderen Schnorchler gleich bei mir sein werden. Sie alle folgen dem Hai. Das Tier taucht stetig immer weiter unter. Es hat eine tiefe, helle Narbe am Rücken – wahrscheinlich eine unfreiwillige Begegnung mit einem der vielen Boote, die sich wie bei einer Safari rücksichtslos auf die Jagd nach ihm machen. Und auch jetzt tauchen einige Schnorchler zu dem Walhai hinab. Ach wie toll, unglaublich, wunderbar – werden sie später berichten, der Hai und die Erfahrung und ach… Möge euch das Tier mit Plankton verwechseln und fressen, denke ich mir. Das Ganze hat schon was von einer Hetzjagd. Bleibt doch an der Oberfläche, wie es sich für Schnorchler gehört, und lasst dem Fisch seinen Abstand, die er versucht, zwischen sich und die Menschen zu bringen…

So bin ich auch hier hin und her gerissen. So einen Walhai zu sehen ist schon eine geile Sache. Doch man muss den Tieren nicht so nah  an den Pelz rücken, es gibt auch Grenzen.

 

 

Am angenehmsten ist für mich der Part, als wir ganz alleine und von keinen Schnorchlergruppen behelligt auf der Suche nach Schildkröten am Riff schnorcheln gehen. Wir bekommen zwar keine einzige zu sehen, aber das ist egal. Wichtiger: das Riff lebt, zum größten Teil zumindest, es gibt lebende Korallen und einige Fische und so scheint es, als sei es doch noch nicht so schlimm um die hiesige Unterwasserwelt bestellt. Immer noch nicht wie auf Bonaire (immer diese Vergleiche…), aber schön. Hier bleiben wir länger und ich lerne endlich die Vorzüge großer Paddelflossen kennen und schätzen, die es mir ermöglichen, mich auch entgegen starker Strömung vorwärts zu bewegen. Auf dem Rückweg zurück zum Strand lassen die Jungs das Boot in Kurven hin und her schlittern, bis das Wasser nach oben spritzt.

Das Event lassen wir bei einer Shisha ausklingen. Noch nie hat der Gin Tonic so gut geschmeckt.

Hier grob, was wir bezahlt haben:

Excl. Tour all in (Walhai, Schildkröte, Manta) – $300 p.P
Gruppentour all in (Walhai, Schildkröte, Manta) – $90 p.P/ab 8 Personen

Der Unterschied bei einer exklusiven Tour: ihr könnt den Tagesablauf in etwa selbst bestimmen. Ihr seid mit einem Speed Boot unterwegs und die Guides sind nur für euch da. An den Schnorchelspots jedoch hört es mit der Exklusivität auf, da müsst ihr euch den Walhai oder Manta mit vielen anderen teilen, die von den umliegenden Inselchen herbei geschippert werden. Aber eure Guides kennen die besten Stellen für das Auftauchen der Tiere und unter Umständen seid ihr noch vor allen anderen da, so wie ich das Glück mit dem Walhai hatte. Auch könnt ihr euch relativ schnell wieder dem Trubel entziehen und seid schnell wieder auf eurem privaten Boot. Dafür kostet die Exklusivtour fast doppelt so viel für in etwa das gleiche Erlebnis. Also mein Fazit: kann, muss aber nicht sein…

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Kasia

Hi, ich bin Kasia, die Stimme von "windrose.rocks" :-)
Treibt Dich die Frage um, was sich denn alles jenseits der heimischen Couch verbirgt, bist Du rastlos und neugierig wie ich und spürst den Drang in Dir, in die Welt hinaus zu gehen? Dann tue es! Ich nehme Dich mit auf meine Reisen und lasse Dich hautnah das Unterwegs sein miterleben - in all seinen Facetten. Lass Dich inspirieren, komm mit mir und warte nicht länger, denn... die Welt ist so groß und wir sind so klein, und es gibt noch so viel zu sehen!

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