Asien, Malediven

Malediven – unser Alltag auf Dhiffushi

Der Tonic Water schmeckt köstlich. Leise knarren hier und da die Ventilatoren und unsere Fußzehen versinken im Sand. Die süße, kleine Strandbar am Ostende der Insel ist ein schöner Ort zum Ausspannen. Aus den Lautsprechern rieselt sanfte Loungemusik und hinter uns, an der Meereslinie hinter der Bucht sehen wir die weißen Wellen in Gicht und schaumigen Kronen gegen das Korallenriff schlagen, welcher das Atoll vom offenen Meer abgrenzt. 

Die Malediven sind nicht, wie die meisten Inseln, auf vulkanischem Wege, sondern über Korallenriffe entstanden. Ein Ring aus Korallenriff umgibt die Insel. Manche Inseln sind so flach, dass die Sandbänke regelmäßig geflutet werden. Manche sind dauerhaft bewohnt, manche sind zu einem Hotelresort gestaltet und wieder andere sind unbewohnt oder liegen so knapp über der Wasseroberfläche, dass dort nichts Dauerhaftes entstehen kann.

Die privaten Inseln bergen grundsätzlich Resorts für die Gäste, doch wurden seit einigen Jahren (2009) auch ausgewählte Local Islands für den Tourismus geöffnet. Hier finden sich etwas günstigere Gasthäuser, die vor allem Backpacker und Budget Reisende ansprechen – und natürlich auch Besucher, die Land und Menschen auch außerhalb der paradiesischen Urlaubs-Illusion kennen lernen wollen. Bikini-Beaches erlauben das Baden in freizügiger Badekleidung. Doch auch in Resorts auf den Privatinseln werden Ausflüge zu den Local Islands angeboten.

Ich fühle mich müde und schläfrig, sanft entspannt und von dem warmen Wind und der leisen Musik berieselt. Stefan hingegen schwitzt neben mir wie ein kleiner Eiswürfel. Der Schweiß rinnt ihm in Strudeln von der Stirn und immer wieder wischt er ihn mit dem zerknüllten Taschentuch wieder ab.

Inspiriert von unserem Besuch auf Sun Island beschließen wir heute, unser kleines, süßes Inselchen etwas besser zu erkunden. Stefan hat irgendwo gelesen, dass es hier einen Orchideengarten geben soll. Den Orchideengarten finden wir nicht, doch die Grünanlage der Insel ist sehr schön gestaltet. Bananen ragen in die Höhe und Pflanzen, die bei uns daheim kompakte Blumenkastengröße haben, erreichen hier riesige Ausmaße.

Ich führe Stefan zur Sandbank, die ich vor einiger Zeit beim Schnorcheln entdeckte. Der Strand steigt hier flach ab und geht kilometerweit flach im Wasser weiter, das Wasser ist warm, kristallklar und voller winzig kleiner, heller Fische. Ein Reiher steht elegant in der flachen See und sucht nach Essbarem. Die Sonnenstrahlen brechen sich in den Wellen und malen am sandigen Grund leuchtende Muster. Weit und breit kein Schatten zu sehen und die Strahlung ist mörderisch, doch es ist schön, hier zu sein; es gefällt mir und so bleibe ich etwas länger in der Sonne, als ich vielleicht dürfte. Ich sitze auf einer Wasserschaukel, die ich soeben zum Wippen gebracht habe. Ein kleiner Hai schwimmt unter meinen Füßen vorbei. Insbesondere die jüngeren Exemplare kommen in die warmen, flachen Gewässer, um nach kleiner Beute zu jagen.

Dann muss ich raus aus der Sonne; wenn ich das nicht tue, gehen mein Kopf und meine Haut in Flammen auf wie die eines Vampirs, Sonnenschutz hin oder her. Ich setze mich in Bewegung und rette mich in die chillige Strandbar, wo wir dann entspannt vor uns her dämmern un die Zeit verrinnen lassen. Stefan bestellt sich ein sündhaft teures 6$ Bier.

Die Alkoholpreise sind auf den Inseln astronomisch, wobei die Holiday Island vergleichsweise noch etwas teurer als die Sun Island ist. So kosten Wasser ab 4$ das Glas, Bier 6$ und wer gerne Cocktails oder etwas Härteres wie Gin oder Whisky möchte, ist mit 8-12$ mit dabei. Es ist eine liberale Geste eines Landes, in dem die Sharia herrscht, den Alkohol und den Bikini zu erlauben, und sei es nur auf den privaten Inseln, doch noble Geste hin oder her, die Lockerungen sind nicht uneigennützig, denn der Tourismus trägt mit 28% wesentlich zum BIP bei und sorgt für circa 90% der Steuer- und Zolleinnahmen. Hier zeigt sich anscheinend der Gedanke dahinter: wenn denn schon die Westler ihren Alkohol trinken wollen, dann sollen sie gefälligst ordentlich dafür blechen. Umgehen lässt sich diese Regelung übrigens nicht, denn die Einfuhr von Alkohol ist hier strengstens verboten.

Es ist Abend. Nun sitze ich da, vor unserem Bungalow, und beobachte die Flughunde, wie sie sich geschickt von Ast zu Ast hangeln. Manchmal spreizen sie ihre riesigen Schwingen und fliegen laut flatternd davon, oft geben sie seltsame Laute von sich. Und immer, wenn ich mich bewege, folgen sie mit ihren großen, glänzenden Knopfaugen meinem Weg. Immer wieder fallen Früchte auf den Boden, nachdem sich die possierlichen Tierchen daran zu schaffen gemacht hatten.

Die Flughunde sind wahre Kletterkünstler. Sie hangeln sich von Ast zu Ast, greifen geschickt nach dem nächsten, sie tragen miteinander richtige Revierkämpfe aus. Und das jeden Abend. Um uns Menschen kümmern sie sich dabei herzlich wenig.

Abends kommen große, dicke Krabben aus ihrem Versteck heraus, die zwar ziemlich langsam wirken, jedoch blitzschnell laufen können, wenn ihnen jemand auf die Pelle rückt. Sie bewegen sich seitwärts, was lustig wirkt, so als wüssten sie nicht, wohin sie eigentlich wollen.

Ab und zu kommt die „Kackstelze“ vorbei, eigentlich ein Strandläufer, der sich jeden Abend auf unserer Terrasse blicken lässt. „Kackstelze“ wurde der Vogel deshalb von Stefan getauft, weil er die Angewohnheit hat, ab und zu im Vorbeigehen ganz lässig, wie beiläufig, auf unsere Terrasse zu kacken. Dann schleicht er weiter, ganz so, als ginge ihn die ganze Angelegenheit nichts weiter an. Kackstelze eben…

Darf ich vorstellen: die Kackstelze…

Unser Roomservice Muhamad hat uns heute überrascht. Als ich nach dem Lunch die Tür zu unserem Bungalow öffne, glaube ich zuerst, in der Honeymoonsuite eines anderen Pärchens gelandet zu sein. Das ganze Bett ist mit kunstvoll drapierten Blumen geschmückt, Decke und Kopfkissen sind mit Blumenmustern sorgfältig arrangiert und auf dem Bett sitzen zwei große, stolze Handtuchschwäne. Ein Blick links und rechts des Bettes, um mich zu vergewissern, dass die Sachen am Nachttisch tatsächlich auch von uns sind. Und schließlich hat der Haustürschlüssel ja gepasst! Ich bin begeistert wie ein kleiner Schneekönig. Zuerst werden Bilder geschossen. Zehn, fünfzehn – mindestens! Als Stefan nach mir kommt, meint er nur nüchtern: „Die haben unsere Zimmernummer verwechselt. Das hier ist nicht für uns.“ Doch ich habe da eine Vermutung.

Als ich später unseren Raumengel Muhamad aus Bangladesch anspreche, wird meine Vermutung bestätigt. „Ja, ja.“ Nickt er. „Ich weiß, dass sie keine Flitterwochen haben, doch ich wollte es von mir aus machen, für Sie.“ Dabei schaut er schüchtern. Ich bedanke mich überschwänglich – es muss ihn einiges an Zeit gekostet haben, das alles so sorgsam zu arrangieren. Es ist vermutlich das Trinkgeld, das ich jeden Abend neben den Garderobenspiegel lege. Ich wüsste gerne, was der Mann sonst so verdient. Viel wird es nicht sein. Wie oft kann er nach Bangladesch, um seine Familie zu sehen?

Ein großer Gecko rennt über den Sand. Er sieht mich und erstarrt. Als er sich wieder sicher fühlt, rennt er weiter. Und auf dem Baum neben mir switchen riesige (jaa, die sind riesig…) Ameisen hin und her. So leben wir meistens in den Tag hinein, außer wir unternehmen ab und zu etwas Spannendes. Wie das Walhai-Schnorcheln am Tag darauf…

Kasia

Hi, ich bin Kasia, die Stimme von "windrose.rocks" :-)
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Die Welt wartet auf uns.

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