Z - Themen von A bis...

Griechische Anekdoten – Melomakarona

Dass die Griechen anders sind, das ist schon beim letzten Beitrag klar geworden. Doch die Episode mit dem Mokka in einer Arztpraxis ist nicht die einzige, die mich staunen ließ. Denn da gäbe es noch die Weihnachtsgeschichte. Nach Weihnachten.

Viel unterwegs. Mein Beruf bringt es so mit sich, dass ich viel im ganzen Land unterwegs bin. Auswärts zu übernachten gehört also dazu. Nun habe ich neulich – das muss kurz nach Neujahr gewesen sein – in einem Hotel übernachtet, das von Griechen betrieben wurde. Der Eingangsbereich/die Lobby war die Bar/Theke eines Restaurants. Hier checkte man ein, hier holte man sich auch seinen Schlüssel ab. Da ich müde und hungrig war und das Vorhaben, anschließend wandern/spazieren zu gehen in immer weitere Ferne rückte, nutzte ich die Zeit, um etwas zu essen zu bestellen. Ein fabelhaft gegrilltes Lamm. Während ich also da sitze und auf meinen Schlüssel/auf mein Lamm warte, beobachte ich das Treiben um mich herum.

Viele Gäste sind nicht da an diesem Nachmittag unter der Woche, lediglich eine Gruppe Griechen, von denen ich nicht recht weiß, ob sie hier dazu gehören oder auch nicht, sitzt zwei Tische weiter. An den Wänden strahlen diese pastellfarbenen Gemälde, die man oft in solchen Lokalen findet und die meist irgendwelche Landschaften aus der Heimat zeigen, und auf der Fensterbank zwischen Blumentöpfen reckt sich eine schneeweiße Figur eines nackten Jünglings. Links von mir – eine Fensterfront.

Vor dem Restaurant parkt ein Lieferwagen. Der Mann steigt aus, nimmt seine Pakete heraus, betritt den Raum. Er ist um die dreißig, groß und tätowiert bis oben hin. In der linken Hand hält er wohl die Lieferung für den Laden, in der rechten ein kleines Päckchen. Dann sieht er mich da sitzen, stellt das Päckchen vor mich auf den Tisch, zwinkert mir einmal zu und geht weiter. Verdutzt drehe ich mich um – nicht nur, weil der Mann unter seinen Tattoos ein Model hätte sein können. Doch der Typ sitzt längst an der Bar mit dem Rücken zu mir und telefoniert.

Vorsichtig schaue ich in das Päckchen hinein. Es scheint eine Art Gebäck zu sein. Da ich noch nicht weiß, was das soll, lasse ich das geheimnisvolle Geschenk erstmal stehen. Als der Lieferant mit Telefonieren fertig ist und wieder gehen will, spreche ich ihn an.

„Das sind Melomakarona. Die werden bei uns immer zu Weihnachten gegessen.“ Erklärt er mir, und während er redet, habe ich Gelegenheit, ihn mir genauer anzuschauen. Die klassischen Spinnennetze registriere ich nur am Rande und kopfkratzend versuche ich mich zu erinnern, was man nochmal über die tätowierten Tränen unter dem Auge sagt. Auf die Frage, warum – warum das Päckchen jetzt vor meiner Nase landet und ob die für mich sind? – sagt er nur: „Einfach so.“ Lächelt und geht raus. Da Weihnachten schon ein paar Wochen her ist, checke ich unauffällig das Verfallsdatum. Und nein, sie waren nicht abgelaufen oder kurz davor.

Der Betreiber des Restaurant/Hotels kehrt zurück mit meinem Schlüssel. Ich erzähle ihm kurz vor der Episode, die mich immer noch erstaunt hat, doch er nickt nur und sagt: „Ja, wir Griechen sind so. Wir geben gerne. Geld spielt keine Rolle.“ Also öffne ich das Päckchen und nehme eines dieser Melomakarones zum Probieren heraus. Sie sind köstlich.

Was im ersten Moment nach trockenem Gebäck aussieht, ist in Wahrheit zart und saftig. Die Melomakarones schmecken aromatisch/würzig und nach Honig. Es sind Griechenlands berühmteste Weihnachtsplätzchen, lese ich später nach. Sie werden mit Honig und Olivenöl hergestellt und nach dem Backen in Sirup getaucht, das macht sie so zart. Für die neugierigen unter euch habe ich ein Beispielrezept recherchiert (greek-cuisine.com).

 

Zutaten

Für den Sirup

  • 70 g Honig
  • 200 ml Wasser
  • 300 g Zucker
  • 1 Stück Orange unbehandelt
  • 1 Zimtstange

Für den Teig

  • 2 TL Backpulver
  • 1 Msp Nelkenpulver
  • 200 ml Olivenöl
  • 100 ml Orangensaft
  • 500 g Weizenmehl
  • 0,5 TL Zimt
  • 50 Zucker
  • 100 g gehackte Walnüsse zum bestreuen

Zubereitung

Sirup

  • Wasser mit Orangenschale, Zucker und Zimtstange für 1 Minute kochen lassen. Vom Herd nehmen, Zimtstange entfernen. Honig zugeben, auflösen. Den Sirup kalt stellen.

Gebäck

  • Olivenöl, Orangensaft, Zimt, Nelken und Backpulver verrühren. Mehl und Zucker zufügen. Mit einem Mixer auf niedrigster Stufe kneten. Aufhören, sobald die Zutaten sich vermengt haben.
  • Backofen vorheizen auf 180° C. Backblech mit Backpapier auslegen. Teig in längliche Form formen, dabei nicht kneten. Auf das Blech legen und mit einer Gabel Melomakarona einstechen. 25 Minuten goldbraun backen.
  • Sofort nach dem Backen in den Sirup tauchen, für 1 Minute ziehen lassen. Wenn es etwas knuspriger sein soll, Sirup nur mit einem Pinsel aufstreichen. Mit gehakten Walnüssen bestreuen, auskühlen lassen.

Kasia

Hi, ich bin Kasia, die Stimme von "windrose.rocks" :-)
Treibt Dich die Frage um, was sich denn alles jenseits der heimischen Couch verbirgt, bist Du rastlos und neugierig wie ich und spürst den Drang in Dir, in die Welt hinaus zu gehen? Dann tue es! Ich nehme Dich mit auf meine Reisen und lasse Dich hautnah das Unterwegs sein miterleben - in all seinen Facetten. Lass Dich inspirieren, komm mit mir und warte nicht länger, denn... die Welt ist so groß und wir sind so klein, und es gibt noch so viel zu sehen!

Die Welt wartet auf uns.

Für dich vielleicht ebenfalls interessant...

11 Kommentare

  1. Danke, jetzt habe ich Hunger…

    1. …auf Weihnachtsgebäck? 🙂

  2. Es sieht alles sehr schön aus 🙂
    Schönes Wochenende und liebe Grüße,
    Rudi

    1. Die Dinger sind auch sehr lecker 🙂

  3. Eine richtig schöne Geschichte! Da hat jemand den weihnachtlichen Gedanken ganz praktisch angewandt. Und du hast was Neues entdeckt, das dir offenbar richtig gut geschmeckt hat. Haste das Rezept schon selbst ausprobiert?

    1. Was, ich und backen? Neeein… da hüpfen die Backutensilien vor lauter Angst freiwillig in die hintersten Ecken des Regals. Das überlasse ich mal Stefan 🙂 Ich habe überall gesucht, um in diesem Jahr Melomakarona irgendwo zu kaufen, schließlich hatte ich in Karlsruhe Glück. Die sind echt schwer zu kriegen…

      1. Lass sie dir schmecken, wo sie doch so mühsam erjagt werden mussten 😎.

        1. Mühsam aufgespürt und zur Strecke gebracht 😉

  4. So, na Klasse. 8:00 am Morgen und ich will jetzt sofort diese Dinger essen. Zum Frühstück bitteschön

    1. Ich habe mir einen Vorrat gekauft und esse die tatsächlich zum Frühstück 🙂 aber jeweils nur einen, sie sind schön reichhaltig…

Was brennt dir auf der Zunge? ;-)

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.