Während der Arbeit gingen sie ein wenig unter. Die Notwendigkeit und der Wunsch, sich noch einmal genauer umzuschauen in einem meiner Lieblingsstädte. Beethovenstadt Bonn. Voller Geschichte. Nicht schön, aber spannend. Nicht nur historisch, aber auch modern. Und voller Überraschungen. Wie dem historischen Sterntor, einem Ersatzbauwerk von 1900 wohlgemerkt, welches unpassend wie ein Ufo mitten in der Passage, zwischen all den neueren Häusern aus Gründerzeit, steht. Als hätte es jemand dorthin gesetzt, einfach so.
Oder die historisch anmutende, gotische Votivsäule, das Hochkreuz, die – ebenso unpassend – als Kopie des Originals an einer der verkehrsstärksten Straßen, nahe der Bahnhalterstelle zu sehen ist. Wie aus dem nichts steht sie da, ohne einen passenden Rahmen, der ihre Anwesenheit rechtfertigen würde.
Bonn mit all seinen stylischen Läden. Und damit meine ich keine Klamotten, nein. Damit meine ich Süßes. Hier der Haribo-Shop, dort ein zweites und ein drittes Geschäft voller bunten, instagrameble Süßkrams. Donats, Muffins mit Schokofüllung, Cookies mit reinem Buttergeschmack. Ich hätte hier gar nicht reingehen sollen. Zwei riesige Tütchen Lindt landen in meinem Einkaufskorb. Meine Kollegin rettet mich vor dem Unheil, indem sie mir überzeugend versichert, dass die Dinger unterwegs schmelzen werden. Na klar, was habe ich mir gedacht. Reumütig stelle ich die Schokolade wieder ins Regal und verlasse fluchtartig den Laden.
Ein letztes Mal essen gehen in Bonn. Nun, ich muss gestehen; es ist auch das erste Mal. Immerzu habe ich die Arbeit vornean gestellt und mir für solche Dinge nie die Zeit genommen. Mein Impfnachweis kann zum ersten Mal zum Einsatz kommen. Doch auch so gibt es an jeder Ecke Gratis-Tests. Die Menschen sind glücklich, so glücklich, auszugehen. Sie sitzen im Schatten und fühlen sich fast wieder normal. Und wir genießen unsere fabelhafte Pasta. So anders, so viel besser als zu Hause die Pappkartons der bestellten und gelieferten Speisen aufzufriemeln.
Der Beethovenplatz samt Denkmal. Ein Ort, um kurz mal zu verschnaufen. Der Martinsbrunnen mit seinen bronzenen Gänsen und Kindern als Gänsehüter. Die lärmende Baustelle. Und schließlich der Gebrauchtbücherstand am Kaiserplatz, den es mindestens schon so lange gibt, wie lange ich die Stadt besuche.
Am Ende des Arbeitstages, als meine Kollegin längst in einem der Süßkram-Stores verschwunden ist, sitze ich noch am Friedensplatz, ein Frozen Yoghurt Eis in der Hand. Menschen, die hin und her eilen. Der Frozen Yoghurt ist längst zur Tradition geworden und wird jedes Mal von mir gekauft, wenn ich hier in der Stadt bin. Ich lasse die Blicke über den Platz schweifen. Ja, schön bist du wahrlich nicht. Doch du hast so viele kleine Geheimnisse. So viele schöne Stadtteile, die sich erst auf den zweiten Blick erschließen. Du bist interessant, spannend, angenehm, um Zeit mit dir zu verbringen.
Ach Bonn, ich habe dich so lange nicht wirklich zu schätzen gewusst. So viele Dinge wollte ich noch sehen, so vieles noch machen. Nie habe ich mir wirklich die Zeit für dich genommen, bis es jetzt zu spät ist. Wir werden uns vermutlich so schnell nicht mehr sehen. Lebwohl, meine schöne Stadt.
Ich war bisher nur ein einziges Mal in Bonn. Das war noch zu Zeiten, als das Städtchen noch Hauptstadt war. Wir waren dort mit meiner damaligen Firma, deren ehemalige Geschäftsführerin uns seinerzeit als dann Bundestagsabgeordnete offiziell eingeladen hatte. Mit anderen Worten: bei solchen Besuchen hat man sehr viele Termine, da ja der Bildungscharakter im Vordergrund steht. Ich hatte überhaupt keine Zeit, Bonn auf eigene Faust zu entdecken und auf mich wirken zu lassen. Umso spannender fand ich deshalb deinen Beitrag, der mir die Stadt dann doch noch mal näher gebracht hat. Ich sollte doch wirklich einmal auf eine ausgedehnte Deutschlandtour gehen!
Liebe Elke, die „ausgedehnte Deutschlandtour“ könnte tatsächlich ganze Jahre dauern. Deutschland ist so ein vielfältiges Land, und ist man erstmal irgendwo vor Ort, gibt es dort mehr und mehr zu entdecken, was sich einem nicht sofort auf den ersten Blick erschließt. Die Gegend rund um Bonn in Richtung Eifel ist wunderschön (aber aktuell würde ich da nicht hin…). Die Stadt selbst, echt spannend. Vor allem hat Bonn viele dieser kleinen, verstreuten Ortsteile, die erst später eingegliedert wurden und zum Teil sehr ländlich wirken. Da findest du Rosenranken und Fachwerk. Godesberg mit der Burg ist schick, da hatte ich leider keine Zeit für mehr. Wie gesagt, meine Besuche der Stadt orientierten sich an den Kunden…
Ja, das könnte in der Tat in ein etwas längeres Unterfangen ausarten 😂. Mal schauen, wann ich es in welche Häppchen auch immer aufteile.
Ich habe beschlossen, alles mitzunehmen, was geht und jede Gelegenheit zu ergreifen 😉
Absolut richtig! Machen, was geht. So handhabe ich das auch, Wer weiß, was morgen ist 🤷🏼♀️.
Genau! 🙂
Bonn kenne ich noch aus der Zeit, als es Hauptstadt war. Ein Großonkel von mir arbeitete in einem der Ministerien. Wir sind dann immer in die Kantine oben im Langen Eugen zum essen gegangen.
Und wie hat es dir dort gefallen? Welche Eindrücke hast du mitgenommen, an die du dich noch erinnern kannst?
Ich war nur einmal in der ehemaligen Bonndeshauptstadt. Damals haben wir die Bundesgartenschau besucht und hatten insoweit keine Zeit für die Stadt selber.
Wenn es in Bonn keinen Haribo-Shop gäbe, wäre was falsch. Was Süßigkeiten angeht brauchst du wohl keine Angst um deine Figur zu haben.
Vielen Dank, aber das ist ein Gerücht 😉 Das Zeug setzt bei mir an, sobald ich es anschaue. Dafür wird es dann wieder beim Wandern abtrainiert.
Bonn selber, wie soll ich sagen… es sind die vielen Stadtteile, die, jeder für sich, sehr interessant sind. Es ist eine Stadt, für die es mehr Besuche braucht. Wenn man meint, man hätte alles gesehen, dann – erst dann – wird es richtig interessant. Weil man lockerer wird und offener, weil man nicht mehr nur „abklappert“.
Liebe Grüße
Kasia
Vielen Dank für die Impressionen von Bonn. Bin noch nie in Bonn gewesen, nur an vorbei gefahren. Vieleicht etwas für die Zukunft.
Eine lohnenswerte Stadt, kann ich nur empfehlen 😉
Die Süßwarengeschäfte, ja ja. Wir haben hier auch so einen Fabrikverkauf eines Keksherstellers. Tödlich. Zuhause fragt man sich dann, wo die Tonnen von Süßigkeiten herkommen…
Bonn kenne ich gar nicht, muss ich wohl auch mal hin.
Wird völlig unterschätzt, die Stadt, ist aber richtig schön. Und erst die Umgebung. Die ganzen Süßigkeiten, die man im Anfall von Heißhunger gekauft hat… zu Hause fragt man sich dann… WARUM??
Habe ich nicht aufgepasst? Was verschlug Dich nach Bonn? Und wieso musst Du weg? Was Du von der Bundesstadt zeigst ist ja ganz passabel. Ich war nur ein Mal in Bonn. Was mir in Erinnerung geblieben ist, ist dass die Stadt sehr sauber war…
Hallo Tom. Bonn gehörte beruflich lange Zeit zu meinem zu betreuenden Gebiet. Deshalb war ich regelmäßig, mehrmals im Jahr für mehrere Tage dort unterwegs. Nach einer Gebietsumstrukturierung gehört Raum Bonn nicht mehr dazu. Der Beitrag ist Anfang Juni entstanden, als ich das letzte Mal dort auf Kundenbesuch war.
Danke für den Kontext.
In Bonn war ich bisher noch nicht, obwohl ich auch schon oft zumindest in dieser reiste.
Nach deinem Bericht und Bildern zu urteilen ist diese Stadt wirklich sehenswert.
Liebe Grüße von Hanne und hab ein schönes Wochenende
Ach, Bonn ist schon was besonderes. Es hat so viele tolle Ecken. Überhaupt ist die Gegend, die momentan so stark vom Hochwasser betroffen ist, eigentlich wunderschön. Es ist erschreckend, was da gerade passiert. Wie lange es wohl dauert, bis sich die Orte (und die Menschen…) davon erholen…?
Das was nicht nur dort in der Gegend passierte ist und bleibt ein Trauma für alle Menschen, vor allem die unmittelbar betroffenen und ich hoffe sehr, dass sie jede Hilfe erhalten die notwendig ist, um sich zumindest wieder eine Bleibe aufbauen zu können.
Freunde von uns, bei denen vor einigen Jahren eine Flutwelle alles verwüstete warten bis heute auf die damals angekündigte Hilge und auch endlich Maßnahmen, damit das nicht mehr passieren kann….
Das ist furchtbar. Und auch die Bilder. Man erkennt die Orte kaum wieder.
Die ’schnelle und unbürokratische HIlfe‘. Jaja, und dabei sind noch nicht mal alle Corona-Hilfen ausgezahlt. 🙁
Aber bei den ganzen Besuchen von ‚betroffenen‘ Politikern (Frau Merkel ist die einzige, der ich das einigermaßen glaube) – und die so überflüssig sind wie Nippel an einem Brustharnisch – werden diejenigen, die unbequeme Fragen stellen könnten, nicht in die Nähe gelassen.
Über die vielen Besuche ist man ja geteilter Meinung. Auf der anderen Seite, wenn sich da jetzt kaum einer blicken lassen würde, das geht ja auch nicht…
Nippel auf einem Brustharnisch, das habe ich sogar irgendwo gesehen. Ich bin mir nur nicht sicher, wie geschichtlich genau das war 😉