„Notiere fünf Dinge, die dich richtig glücklich machen.“ Das will Aequitas et Veritas in ihren Momentaufnahmen #15 von uns wissen. Ja, das werde ich, meine liebe. Ich werde fünf Dinge notieren, die mich froh machen – und noch ein bisschen mehr. Denn Tante Kasia ist gerade in Schreibe-Laune…
Fünf Dinge, die mich richtig glücklich machen. Da muss ich nicht lange überlegen. Oder doch? Denn mich machen so viele Dinge glücklich. So viele kleine Dinge. Wenn der Garten am Morgen voller Nebel steht. Wenn mich meine Freundin auf einen Kaffee zu sich auf die Terrasse einlädt. Wenn mein Freund, so wie jetzt, in der Küche steht und ein leckeres Frühstück zusammenbrutzelt. So vieles kann glücklich machen. Wenn man es will.
Ja, sie ist verzwickt, die Sache mit dem Glück. Und mir ist gerade danach, während ich auf das Frühstück warte, mich darüber auszulassen. Glücklich sein muss man wollen, man muss es zulassen können. Es gibt sie, diese äußerst negativen Menschen, bei denen man das Gefühl hat, es läuft alles schief. Zumindest, wenn man sie reden hört. Obwohl da objektiv gesehen gar nichts ist. Großes Haus, toller Garten. Eine liebe Familie. Das läuft unter „selbstverständlich“. Warum soll man für etwas dankbar sein, was eh schon da ist? Wenn ich dann frage: Was ist denn heute schönes bei dir passiert? Dann kommt oft ein: „Hm… gar nichts, was soll denn passiert sein?“ Nein, ich meinte auch nicht die gute Fee, die vor der Türe mit dem Lottoschein wedelt. Die hat heute frei. Aber vielleicht hat der Kaffee ja besonders gut geschmeckt oder die ersten Blumen im Garten sind aufgegangen.
Lächerlich, so etwas als einen Grund fürs Glück zu nennen? Solch kleinen, unbedeutenden Dinge? Doch wenn man sie nicht sieht, was bleibt dann? Wenn man sich nicht über sein Leben als ganzes freuen kann, wird man sich dann auch über die gute Fee mit dem Lottoschein freuen? Oder wird man, eine Augenbraue hochgezogen, auf seine Markenarmbanduhr schauen und sagen: „Wir kommen heute aber reichlich spät, oder?“
Ja, die gute Fee weiß schon, warum sie nicht auftaucht.
So, das war der kleine Exkurs zum Thema „über kleine Dinge freuen“. Bitte sehr, Dankeschön. Das musste mal raus.
Doch da ich nur fünf der Dinge, die mich glücklich machen, aufzählen sollte, werde ich mich möglichst auf die größten und wichtigsten fokussieren. Tut mir leid, kleiner Käfer im Garten, der so schön grün glitzert und tut mir leid, erste Rosenblüte der Saison. Tut mir leid, Sonnenstrahl, der durch den Vorhang schimmert. Nur die großen Dinge.
Reisen
War ja klar, ne? Schließlich ist das hier ein Reiseblog. Das Reisen macht mich glücklich. Punkt. Es macht mich müde, es verwirrt und irritiert mich manchmal, doch der Prozess der Reisevorbereitung löst eine Vorfreude und ein Kribbeln aus, das kaum mit etwas anderem vergleichbar ist. Wenn ich nicht mindestens einmal im Jahr irgendwo ganz weit, weit weg sein kann, dann fehlt mir was.
Und wie hat die Olle jetzt die ganzen zwei Jahre Corona überstanden, die dafür sorgte, dass wir alle größtenteils nicht nur im eigenen Land, sondern auch in der eigenen Region bleiben mussten?
Ganz einfach, sie hat sich eine Ersatzbefriedigung gesucht. Das Wandern.
Wandern
Zugegeben, es hat etwas masochistisches an sich, dieses selbst gewollte und selbst provozierte Brennen und Ziehen in den Waden, die Enge in der Lunge, während der Blick hilflos hinauf zu den nächsten Stufen/zum nächsten Aufstieg schielt. Wandern war anfangs eine Strafe. Eine unnötige Anstrengung. Warum soll ich etwas erwandern, wenn ich es stattdessen gemütlich mit dem Auto/mit der Bahn anfahren kann?
Weil das Wandern einen Unterschied macht. Weil ich mein Ziel, den Gipfel, das Schloss, die Burg, den See ganz anders genießen kann, wenn ich es mir nach einer langen Strecke, nach einem steilen Aufstieg hart erarbeitet habe. Glückshormone werden ausgeschüttet, ich bin glücklich, euphorisch. Und es macht Spaß, zu sehen, wie ich mit jeder Strecke, mit jedem Tag immer fitter werde. Wie mir Touren nichts ausmachen, die mich noch vor einem halben Jahr beinahe umgebracht hätten. Heute mache ich die mit links. Gut, vielleicht nicht ganz mit Links. Aber ich habe gelernt, den Schmerz in den Beinen und die Anstrengung nicht mehr als Hindernis zu sehen. Sondern als dazugehörend.
Freunde treffen
Klingt so simpel, oder? Und ich bin sicher, dass diesen Punkt die meisten auf ihrer Liste aufführen werden. Denn das ist, was während der Coronazeit schmerzlich gefehlt hat. Einfach eine unbeschwerte Zeit mit seinen Freunden verbringen, ohne sich Gedanken machen zu müssen, ohne Angst zu haben. Wie sehr fehlten doch die einfache, sozialen Kontakte, als wir sie nicht mehr hatten. Wir sind soziale Wesen. Wir brauchen andere Menschen. Zumindest hin und wieder. Wir brauchen es… gut, ICH brauche es, manchmal in einer vollen Stadt abzutauchen. Das geht jetzt wieder, mit gehörigem Abstand. Auch Freunde treffen geht. Mit allem, was neuerdings dazu gehört. Denn was hätte es mit uns gemacht, uns noch länger zu isolieren?
Familie
Ach ja, die liebe Familie. Ich habe überlegt, ob ich die wirklich auf die Liste „glücklich“ setzen sollte. Denn die Familie macht uns öfters alles andere als glücklich. Die Familie macht uns verrückt und treibt uns in den Wahnsinn. Vielleicht verschiebe ich sie in den passenderen Ordner „wichtig“…
Der Partner
Bevor jetzt ein großer Aufschrei kommt: ich bin der Ansicht, dass kein anderer Mensch der Welt imstande sein wird, dich glücklich zu machen, wenn du dich selbst nicht glücklich machen kannst. Klingt so simpel, oder? Und doch warten so viele darauf, dass eine (möglichst tolle) Beziehung sie erlöst. Nein, das wird sie nicht, denn auch eine Beziehung ist irgendwann Alltag. Ein wunderschöner Alltag, aber dennoch Alltag. Und wie belastend es für den lieben Menschen sein muss, als Heilsbringer angesehen zu werden. Nein, wenn man das Glück und die Zufriedenheit nicht bereits vorher empfinden konnte, dann hat das mit der eigenen Fähigkeit zu tun, sich über Dinge zu freuen. Egal wie klein sie sind. Siehe Punkt eins, ganz oben.
Doch wenn das alles gegeben ist? Dann kann der passende Mensch an deiner Seite deinen Alltag zu etwas schönem, vollständigem machen. Und auch hier sind es auch wieder die kleinen Dinge. Wie das bereits verputzte, frisch zubereitete Frühstück (Danke, Stefan!)
Huh, da sind sie ja schon. Habe ich doch tatsächlich fünf Dinge zusammen bekommen. Ich hätte noch so viel über das Glücklichsein schreiben können. Beim nächsten Mal, ja? Denn jetzt muss ich meinen kalten Kaffee zu ende trinken…
Da hast du ja wieder wunderbare „Geschichten“ zum Thema Glück gefunden und mir in vielem aus der Seele gesprochen 🙂
Vielen Dank, liebe Traudl. Glück ist so individuell, es bedeutet für jeden etwas anderes. Schön, dass dich mein Artikel so angesprochen hat.
Liebe Grüße
Kasia
Das selbstgemachte Glück des gezeichneten Gesellen: damit ist das Wesentliche gesagt! Und deine Ausführungen zum Thema bestätigen das auch. Haste gut gemacht! Wie immer 😎. Und dennoch: eine Fernreise sollte bald mal wieder her! Für dich wie für mich 😁.
Bei dem selbstgemachten Glück auf dem Cartoon habe ich das leise Gefühl, dass es sich um etwas selbstgedrehtes handelt 😉 Nichtsdestotrotz hat es gut zum Kontext gepasst. Und Dankeschön, Lob hört man immer gerne 😉
Mal schauen, wie es im Winter aussieht. Momentan denke ich über Georgien mit meinem Onkel und ein paar Freunden nach, da wollte ich schon immer mal hin…
(Ach, wo wollte ich denn nicht „schon immer mal hin“…)
@selbstgedrehtes Glück: den Eindruck hatte ich auch. Aber das ändert ja nichts an der philosophischen Weisheit der Aussage 😁.
Eine Freundin war vor wenigen Jahren in Georgien und fand es klasse! Ich drücke dir die Daumen, dass das klappt.
Und was das „Da wollte ich schon immer mal hin“ betrifft, so sollte n wir beide vielleicht mal eine Betroffenengruppe ins Leben rufen 🥳
Ja, echt schlimm, oder? Ich habe mir mal zum Spaß, als ich auf einen Flug gewartet habe, alle Länder ins Gedächtnis gerufen, die ich auf jeden Fall irgendwann einmal besuchen möchte. Was soll ich sagen. Als der Flieger startete, war mein Kopf noch immer am Aufzählen… 🙂
😂🥳😅
Hi Kasia,
ich freue mich für dich, dass Du erkannt hast, dass es oftmals die kleinen Dinge sind, die einen glücklich machen. Man sollte es nicht glauben – aber auch ich (der ja häufig schreibt, als wäre er mit nichts auf dieser Welt zufrieden – was nicht stimmt, denn ich zeige den Menschen nur auf, wie bescheuert Sie sind. Naja und leider ist das, was auf diesem Planeten nicht stimmt, gefühlt zahlreicher als das, was stimmt. Damit gehen mir also wenigstens die Themen nicht aus.. ;-)) kann mich an kleinen Dingen freuen. Eieiei – da war wieder so ein schachteliger Bandwurmsatz..
Das letzte „große“ Glück, war, dass ich meine Wohnung jetzt so umgestaltet habe, dass ich den Rest meines Lebens (wie lange das auch noch entfernt sein mag – aber ich bin ja alt, kann also jeden Tag so weit sein..;-)) dort zufrieden lebe.
Gefühlsmäßig bin ich aber eher auf Sparflamme. Ich bin weit weg von diesem Begriff: „Himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt“ – Menschen mit starken Gefühlsschwankungen sind mir suspekt – von denen halte ich Abstand. Ich bin ein Verstandsmensch, emotionale Menschen haben es schwer zu mir vorzudringen, weil ich da gleich blocke um nicht auf deren „extreme Gefühlsniveaus“ (kann man das so sagen?) hieven zu lassen.
Ich brauche Abstand von Emotionalität um sachlich nachdenken zu können. Deshalb schüttel ich auch immer nur den Kopf, wenn in sozialen Netzwerken irgendwelche Shitstorms in Sekunden erscheinen, wobei klar ist, dass diejenigen, die sich so echauffieren nur die eine Seite der Medaille kennen (doch dank Twitter wird das, das Thema für einen meiner nächsten Blogbeiträge). Ich kann solche Leute nicht für voll nehmen..
Ich sehe mich nicht als emotionalen Krüppel an – versteh das nicht falsch, aber für mich ist „glücklich sein“ – das gleiche wie „nicht unglücklich sein“. Mit sich selbst im reinen und zufrieden was das Leben, Freunde, Natur einem anbietet und es annehmen – das ist für mich „Glück“. Deshalb bin ich nicht nur 5 mal sondern fast den ganzen Tag glücklich – oder eben nicht unglücklich – was ja für mich fast das gleiche ist.. 🙂
CU
Peter
Lieber Peter, vielen Dank für deine tiefen und sinnigen Gedanken 🙂 Gefühlsschwankungen müssen nicht unbedingt auf eine gefühlsmäßige Instabilität hindeuten, manchmal sind sie nur eine Art der Selbstäußerung. Ich kenne Menschen (Mädels…), die sich extrem gefühlsbetont gaben, doch am Ende wurde pragmatisch entschieden. Zufriedenheit ist gleich Glück? Ja, dieser Gedanke ist mir auch schon durch den Kopf gegangen. Ich finde, das Glücklichsein braucht keine Extremen. Für mich ist es so eine Grundzufriedenheit, eine Einstellung. Und die Gewissheit, dass alles gut läuft. Da bin ich ganz bei dir. Emotionale Höhen (und Tiefen) sind nur Konfetti. Allerdings die Art von Konfetti, die ein wenig Farbe in das Leben bringt. Manche Menschen brauchen halt ein wenig Drama 😉
Hach ja, diese Vorfreude und das Kribbeln bei der Reisevorbereitung mag ich auch immer sehr, sehr gerne! 🙂
Nicht wahr? Das macht fast schon mehr Spaß als das Reisen selber 😉
Soviel Weisheit in einem einzigen Beitrag!
Glückwunsch, dass du aus Kleinigkeiten Glück und Zufriedenheit ziehen kannst. Das ist ein Erfolgsrezept.
Zu deiner Liste würde ich nur noch Gesundheit dazuschreiben (wahrscheinlich altersbedingt), sonst sind wir da völlig gleicher Meinung
Oh ja, die Gesundheit! Siehst du, da bin ich auch nicht befreit davon, sie als selbstverständlich zu nehmen. Gesundheit spielt bei mir noch keine Rolle, hoffen wir, dass es so lange wie möglich so bleibt 😉
Du hast recht mein schatz.
Mein Glück fängt mit meine Gesundheit an, ich bin glücklich weil ich gesund bin.
Ich habe zwei perlen mein Sohn und meine Tochter, auch wenn die manchmal mich zum Nervenzusammenbruch bringen, ich bin glücklich das ich die habe, den die bereichern mein leben enorm.
Ich bin glücklich weil ich ein tolle Wohnung und gleichzeitig ein Job gefunden habe, den so bin ich ein Stück freier und unabhängiger.
Ich bin glücklich und dankbar das ich dich als Freundin habe, weil immer wenn du da bist habe ich eine tolle zeit mit dir😋
Vielen Dank, meine Süße, das ist sehr, sehr lieb von dir. Ich bin froh, dass ihr euch schon ein wenig eingelebt habt und dass es mit der Wohnung voran kommt. Ich freue mich auch, dich zu haben 😉
Danke für diese schönen Einblicke.
Sehr gerne. Es war einmal wieder ein dankbares Thema 😉
Ich denke, wenn du nicht suf die kleinen achtest, für die vermeintlich kleinen Dinge nicht dankbar bist, könnte es passieren, dass dir das wahre Glück entgeht.
Da hast du Recht. Denn man muss imstande sein, das wahre Glück als solches zu erkennen 😉
Was ist Glück? Ich glaube das muss jeder selbst definieren. Glück ist kein Begriff, der nicht für alle gleich verwendet werden kann. Auch Kleinigkeiten können Glück sein, wie du es in deinem Beitrag beschreibst.
Andere wiederum suchen das Glück in Erfolg und Reichtum. Sind die wirklich glücklich? Geld ist nicht alles. Wer sagt, dass diese Reichen unzufrieden sind, weil sie ihre Glücksziele anders gesetzt haben.
Im Rahmen von Corona haben wir erkannt, dass Glück auch andere, kleine Momente erfasst. Zum Beispiel haben wir kennen gelernt wie schönes ist Freunde zu treffen, seine Freizeit zu gestalten oder einfach mal aus dem Haus zu gehen ohne Einschränkungen. Ich bin überzeugt, dass Corona uns alle verändert hat oder verändern wird.
Glücklichsein, obwohl man nicht mehr hat? Ja, das gibt es. Wenn wir in die Katastrophengebiete infolge der Hochwasserwellen schauen, sieht man Leute, die ihr ganzes Hab und Gut verloren haben. Sie sind glücklich mit dem Leben davon gekommen zu sein.
Wie ich oben schon sagte: Glück ist das was jeder einzelne für sich definiert.
Liebe Grüße
Harald
Welche einzelnen Positionen wir dem Glück zuordnen, ist, wie du schon geschrieben hast, sehr individuell. Ist das Glas halb voll oder halb leer? Ansichtssache; ich mache es daran fest, was vorher drin war (war nix drin, dann ist das Glas halb voll, war es vorher voll, dann ist es halb leer…) Ich bin überzeugt davon, dass auch Reiche und Superreiche glücklich sein können (sind). Wieso soll sie Geld daran hindern? Geld beruhigt ungemein. Aber schlussendlich geht es oft um eine, wie soll ich sagen… Grundzufriedenheit. Ist diese nicht vorhanden, dann wird auch Reichtum und Erfolge nur kurzzeitig glücklich machen.
Liebe Grüße
Kasia