Einkaufen!
Hä??
Fernweh. Wer von uns gerne reist, hat zur Zeit die A*- Karte gezogen. Von fernen Orten kann man nur noch träumen und jaulend durchs Wohnzimmer tigern, ein Reisebuch in der einen und die Fotosammlung in der anderen Hand.
Wenn es mich so richtig schlimm erwischt; so, dass ich den Mond anheulen könnte und meine Augen nur noch zwei Bildschirme sind, auf denen pausenlos BBC World läuft, dann mache ich folgendes:
Anstatt mir irgendwelche Orte ganz in meiner Nähe anzugucken, die angeblich aussehen sollen wie… (hier beliebige weltberühmte Destination einfügen), packe ich mir mein Backpack. Ich schnappe mir den Geldbeutel und ein paar Einkaufsnetze, ziehe meine Wanderschuhe an und mache mich authentisch zu Fuß auf zum nächsten türkischen Supermarkt. Am besten an einem Samstag, wenn es so richtig voll und lebhaft ist und die Leutchen mit ihren Familien zum Großeinkauf fahren. Dann geht es schön geschäftig zu, fast wie auf einem orientalischem Bazar. Gut, mit viel Fantasie. Die nötige Fantasie habe ich, was ist mir sonst geblieben.
Dort angekommen verlasse ich die olle, deutsche Wirklichkeit und lasse mich in eine andere Welt hinein fallen. Mit einem Riesen-Plumps. Da sind sie wieder, meine ungewohnten Eindrücke, fremde Sprachen, exotische Gerüche nach gebratenem Fisch (das ist der Fischstand vor dem Supermarkt…), Gewürzen und Pfefferminze.
Stapelweise lockt das bunte Obst, jedes zweite Produkt im Regal lässt in meinen Augen Fragezeichen aufleuchten. Schau, was ist denn das? Hm, das Hummus nehme ich aber noch mit. Ein Bund Pfefferminze wandert in meinen Einkaufskorb. Ich weiß noch nicht, was ich damit machen werde – ich weiß, man kocht damit Tee, aber in meiner Ausführung würde der Tee wohl nix werden… Doch der minzige Geruch steigt in meine Nase und ich kann nicht widerstehen. Alleine die Tatsache, dass ich die ganzen Sachen rund zwei Kilometer weit nach Hause tragen müsste, hält mich davon ab, den Laden leer zu räumen. Meine Synapsen feuern wieder auf Hochtouren.
„Ich zahle mit Karte.“ An der Kasse wird es wieder ein bisschen deutsch. Die EC wandert in den Schlitz, die Einkäufe in meinen Backpack. Von irgendwoher steigt mir noch immer penetrant die Pfefferminze in die Nase.
Später laufe ich dann, vollbepackt wie ein Packkamel, die ollen, deutschen Straßen wieder zurück nach Hause. Der Backpack wiegt schwer auf meinem Rücken, und doch beschert mir dieses vertraute Gewicht ein Glücksgefühl. Fast so, als würde ich wieder durch irgend einen fernen Ort laufen, all mein Gepäck auf dem Rücken, auf der Suche nach meinem Hostel. Schweißperlen auf der Stirn. Ein Grinsen im Gesicht.
Dieser Fernweh-Tipp funktioniert ganz gut mit jedem anderen Supermarkt, der von dem abweicht, wo ihr sonst immer einkaufen geht. Es kann genauso gut ein Asiashop sein oder ein polnisch-russischer Spezialitätenladen. Oder ein italienischer Supermarkt. Wer das Glück hat, in einer großen Stadt zu wohnen, hat da die volle Auswahl. Hier findet ihr Produkte, die sonst wohl nicht in eurem Einkaufskorb gelandet wären. Ihr könnt euch inspirieren lassen und etwas leckeres daraus kochen. In den kleinen Lebensmittelgeschäften werdet ihr, wenn ihr Glück habt, zudem noch richtig gut beraten. In einem kleinen, türkischen Shop in der Pfalz habe ich zu der mir unbekannten Pilzsorte (Butterpilze waren das, glaube ich) eine Anleitung an die Hand bekommen, wie ich selbige am besten zubereite. Dazu gab es ein Vorschlag für ein Pilzgericht-Rezept und der freundliche Herr hat mir alle nötigen Zutaten gleich zusammengesucht.
Nicht alle Aspekte des oben Beschriebenen sind mit voller Ernsthaftigkeit zu nehmen. Natürlich empfehle ich es zur Zeit keinem, ausgerechnet zu den Stoßzeiten, wenn der Laden brechend voll ist, einkaufen zu gehen. Ich denke, das ist klar. Ich muss es aber nochmal dazu schreiben, es gibt immer wieder welche, die witzige Anekdoten für bare Münze nehmen 😉
Das ist für mich, was ich unter einer Mikro-Reise verstehe. Viele interpretieren Mikro-Reisen als winzig kleine Ausflüge, als Kurztrips quasi um die Ecke. Das kann man so sehen, ja. Ich habe Mikro-Reisen für mich anders definiert. Es sind für mich die kleinen Sprünge in eine andere Kultur. Das herausgerissen werden aus der Normalität, das katapultiert werden in eine völlig andere Umgebung, die stark an die Gefühle und Eindrücke im Urlaub erinnert. Und für die man nicht verreisen muss. Manchmal kommt so ein Mikro-Reisen-Flash komplett unerwartet. Manchmal ist es der Kaffee, der auf Sand gebrüht wird (was??). Oder der Raki-Abend bei einer Freundin. Mannheim ist eine so wunderbar multikulturelle Stadt. Und ein kurzes Eintauchen in diese „vierte Dimension“ beflügelt meine Reisesehnsucht mehr, stillt das Verlangen nach neuen Reizen wirksamer als alle Spaziergänge und Wanderungen in der ach so schönen, vertrauten Umgebung zusammen.
Meine Ausbeute des heutigen Einkaufstages: Bund Pfefferminze, Bund Dill, je ein Päckchen rote und grüne Linsen, schwarze Bohnen getrocknet, Kokosnussmilch, Joghurt, Granatapfel. Gut, für die meisten Sachen habe ich nicht wirklich einen Plan, was ich damit anstellen werde. Doch für die Böhnchen habe ich mich inspirieren lassen: hier ist ein Rezept für türkischen Bohneneintopf, abgekupfert inspiriert mit freundlichen Grüßen von TR Gerichte, einer deutschsprachigen Website voll der leckersten türkischen Spezialitäten zum Nachkochen.
Rezept für Türkischen Bohneneintopf
500g Bohnen über Nacht im kalten Wasser einweichen lassen. 1 Zwiebel kleinhacken und mit je 1 EL Paprikamark und Tomatenmark in Öl anbraten. Die Bohnen dazu geben, mit 600 ml Wasser übergießen. Kochen, bis die Bohnen durch sind. Nach Bedarf mit Salz und Pfeffer würzen.
Hast du auch deine ganz speziellen Hacks, um der Reisesehnsucht zu entgehen? Und vor allem: wie lange hält ihre Wirkung an? Teile sie mit mir, wenn du möchtest 😉
Kasia, da bringst du mich wahrlich auf wunderbare Ideen! Wo, wenn nicht in Berlin, kann man tatsächlich auf die Schnelle in fremde Welten eintauchen. Auf die Idee mit den fremden Genüssen bin ich ehrlich gesagt noch gar nicht gekommen 🤦🏽♀️. Der baldige Besuch auf dem Türkenmarkt am Neuköllner Maibachufer ist sicher! Gerüche, Optik, Atmosphäre – als ob ich wirklich im Ausland wäre.
Meine Mikro-Auszeiten hier im Berliner Umland genieße ich auch. Aber mir geht es letztendlich wie dir: „richtig“ Reisen ist das nicht. Es fehlt der Reiz des Unbekannten, Ungewohnten, Neuen.
Liebe Elke,
wa-as, ihr habt einen Türkenmarkt? Ja dann nix wie hin… ich finde, nach so einem Besuch fühlt man sich regelrecht erfrischt, was neue Eindrücke angeht… Deutschland ist, ja… auch schön, aber das meiste hat man irgendwo schon mal gesehen. Solche Shoppingtouren bringen (mir) das Gefühl zurück, was wirklich neues erlebt zu haben…
Liebe Grüße
Kasia
Also ich war noch nie in einem türkischen Laden und ein asiatischer kommt bei mir eh nicht in Frage !!! Oh Gott bin ich so altmodisch ?? Denke nein aber ich habe absolut kein Bedürfnis diese Läden zu betreten, abgesehen davon gibt es bei mir eh keine in der Nähe !!
Vor ein paar Jahren gab es in der Nähe einen Italienisches Geschäft und da bin dann doch gerne mal hingegangen. Hier kann ich mich noch am ehesten anfreunden !!
Dies zum Thema Lebensmittel einkaufen !
Was mache ich gegen den Reisefrust ? Ich gehe vor die Tür in die heimische Gegend und kann da ganz gut entspannen und entdecke doch immer wieder was „Neues“ ! Schaue Fotobücher aus Europa an und ja ich träume ein wenig davon. Finde toll wenn es jetzt wärmer wird und ich ohne zu frieren mit dem Hund spazieren gehen kann. Da gehen wir beide auf !!!!
ps: Lamm z.B. esse ich eh nicht also denke ich bin ich auch beim Türken völlig deplaziert !
Ich weiß ich bin in mancher Hinsicht einfach eingefahren aber ich kann super damit leben und vermisse nichts anders außer meinen „Griechen“ !!! LG Manni
Dir aber viel Spaß beim erkunden deiner Interessen und viele viele orientalische Gerüche !!!
LG Manni
Hallo lieber Manni,
ich würde sagen, du bist „klassisch“ in deinen Vorlieben, das ist schon okay so 😉 Man muss nicht alles ausprobiert haben, wenn man nicht möchte. Ich denke, dass die Nahost-Ecke nicht gerade dein ausgewähltes Reiseziel darstellt, eher südliches Europa… stimmts?
Schön, dass dir die „kleinen Fluchten“ vor die Haustür schöne, entspannte Momente verschaffen. Für mich ist sowas schon okay, aber nicht das, was ich unter „Reisen“ verstehe.
So hat jeder seine eigenen Methoden. Wunderbar, solange es bei einem selbst funktioniert 😉
Liebe Grüße
Kasia
Danke Kasia ! Nur weil ich andere Vorstellungen vom Urlaub habe bezeichne auch ich mich als „Normal“ ! Es gibt eben Länder die interessieren mich definitiv null und andere um so mehr ! Der Asiatische Raum wäre niemals mein Ding aber dafür eben der Süden Europa , wobei ich nicht sagen möchte ich würde nie in den Norden !
Es wäre nur nichts für meinen Haupturlaub wo ich einfach die Sonne genießen und vor allem keine lange Kleidung tragen möchte . Das kann ich das ganze Jahre zuhause tun !
Ich habe habe schon Ziele auch im Norden !
Cornwell in England z. B. oder die Normandie in Frankreich, aber natürlich auch mal Finnland oder Schweden. Auch Russland z.B. Petersburg würde ich mir gerne anschauen.
Ein ganz großer Traum wäre auch mal die Himaylaya Region. Einfach mal die höchsten Berge der Erde anschauen !!!
Australien , da hat es mir zuviel giftige Viecher das wäre auch nichts für mich !!!
Amerika selbst ja dann aber nur Kalifornien oder Florida.
So genug geschwärmt , bin wieder am Boden der Realität angekommen !! LG Manni
Bei einigen bin ich ganz bei dir! Himalaya-Region, da habe ich mir in Nepal einen schönen Trek ausgeguckt. Sobald es wieder möglich ist, geht es los.
England, Normandie, Finnland und ach, Russland… in diesem Jahr hätten wir eigentlich eine Kreuzfahrt von St Petersburg nach Moskau machen sollen, war wohl nix…
Hoffentlich bald.
Liebe Grüße
Kasia
dann drück ich dir mal die Daumen ( 4 wenn ich hätte ) dass sich soviel wie möglich realisieren lässt !!!
Dankeschön!!
Lg Kasia
ps vergessen : Was macht das Moped ????
Schon eine Tour gemacht oder hast du die über den Winter abemeldet ?
Lieber Manni, ach, das Moped. Ich habe bereits welche unterwegs gesehen. Wer kann es ihnen verdenken bei Februartemperaturen um die zwanzig Grad! Meine Maja ist bis April abgemeldet, aber dann…! Dann geht es los. Kleine und große Touren sind in Planung. Und da ich mir jetzt extra hohe Motorradstiefel gekauft habe, komme ich mit meinen kurzen Beinchen sogar beim rangieren am Kiesuntergrund zurecht…
Liebe Grüße
Kasia
super und da freust du dich bestimmt darauf ! Ich habe am Wochenende auch schon welche gesehen und die haben zum Teil richtig Speed gegeben und den Sound , ich liebe den ja !!!
Man hört sich schon einige hundert Meter vorher auf der Landstrasse !!!
Ich weiß, da bin ich ein bisschen verrückt und man kann dann jeden Montag schlechte Nachrichten in der Zeitung lesen das ist die Kehrseite der Medaille !
LG Manni
Ach, die Nachrichten lese ich mir gar nicht erst durch… Lustige Anekdote: als ich noch in der Apotheke gearbeitet habe, hat mir mein Chef wohlmeinend immer die neuesten Meldungen vorgelesen. Hier und dort ist schon wieder ein Biker gestürzt bzw. tödlich verunglückt. Er meinte es wohl gut und wollte, dass ich vorsichtig fahre. Ich sagte dann immer: Herr XY, was erwarten Sie? Es ist Frühjahr, da fallen sie wie die Fliegen…
Ist nicht witzig, schon klar; für mich aber meine Art, damit umzugehen. Mehr als aufpassen kann man nicht. Ansonsten freut man sich auf die Saison 😉
Liebe Grüße
Kasia
P.S. Fährst du auch Motorrad?
Nein hab doch keinen Führerschein! Bei meiner Schwäche für Motorräder wäre ich vielleicht auch schon in der Zeitung gekommen ! Nein es ist kein Spass und pass auf dich auf??
Hast du nicht eines dieser älteren Führerscheine, wo A mit drauf ist?
Ich weiß, danke, ich pass auf… 🙂
Liebe Grüße
Kasia
Leider nein und heute fang ich nicht mehr an! Einmal bin ich eine 500 Suzuki kurz gefahren von einem Freund ohne Führerschein natürlich aber das war mehr geschlichen
Na ja, das Motorradfahren macht erst dann Spaß, wenn man es richtig beherrscht… ansonsten ist man unsicher und aufgeregt. Vor allem bei Probefahrten.
Ich sehe zu, dass ich mal wieder einen Motorrad-Beitrag poste, wenn ich wieder „darf“.
Liebe Grüße
Kasia
Aber auf jeden Fall
Liebe Kasia, es ist schön, wenn man in der Heimat seine exotischen, ans Reisen erinnernde, Fluchtpunkte findet. Ich gehe für mich einen etwas anderen Weg. Hamburg ist eine Stadt, die auf der Bucketliste vieler Touristen ganz oben steht. Was hindert mich also daran, Hamburg mit den neugierigen Augen eines Touristen zu betrachten? Außerdem gibt es hier sehr viele Chinesen, so dass ich auch meine Sehnsucht nach China vor Ort befriedigen kann.
Halt die Ohren steif!
Ulrike
Liebe Ulrike,
das ist eine tolle Möglichkeit und ich versuche zwischendurch, auch deinen Weg zu gehen. In letzter Zeit erkunden wir Mannheim, mein Freund und ich. Allerdings hat das Eintauchen in andere Lebensrealitäten der Menschen, die um uns herum sind, aber ihren Ursprung woanders haben, einen stärkeren Effekt auf mich. Mannheim ist eine stark multikulturelle Stadt, es gibt hier ein Viertel, wo man alle möglichen, orientalischen Spezialitäten kaufen kann. Für die türkischen Süßigkeiten kommen Menschen sogar aus Luxemburg hierher (so hat es mir mein Freund erzählt, und ihm wiederum ein Kunde).
Das „mit den Augen eines anderen sehen“ ist ein interessanter Aspekt, klappt bei mir aber am besten, wenn jemand bei mir ist, der noch nie zuvor an meinem Heimatort war. Ich bin immer erstaunt, was die Leute dann alles fotografieren 😉
Pass auf dich auf!
Liebe Grüße
Kasia