Europa, Italien

Die Geschichte vom blauen Elefanten

Dies ist eine Challenge #5 von Roland (Royusch unterwegs). Die wöchentliche Fotochallenge sieht vor, jede Woche einen anderen Begriff fotografisch umzusetzen. Und da ich euch im letzten Beitrag mit einer Anekdote vom Polen und Wodka unterhalten habe, möchte ich jetzt einmal „richtig“ teilnehmen, mit etwas Blauem im Bild. Nachdem ich so viele schöne, blaue Bilder von euch allen gesehen habe, ist es mir ein Bedürfnis, das Thema „blau“ nicht nur als Zustand zu interpretieren… 😉

Doch ohne eine kleine Erzählung geht es auch diesmal nicht. Die Erzählung spielt in Venedig, Italien

Rund fünf Jahre ist es her, als wir uns 2016 aufmachten, die Stadt der Städte, Venedig, zu besuchen. Stefan war schon einmal zuvor hier gewesen, doch für mich war es das erste Mal. Damals arbeitete ich noch in einer kleinen Vorstadt-Apotheke. Entsprechend aufgeregt schnatterte ich auf Arbeit von nichts anderem mehr.

Mein damaliger Chef war ein Vielreisender. Immer, wenn sich Gelegenheit bot, zog er mit seiner Frau los, um die Welt zu erkunden, und brachte uns von seinen Ausflügen in die Ferne Kleinigkeiten mit, wie Salz von der Île de Ré, Olivenöl aus Italien oder kleine Figürchen zum Aufstellen. Und auch ich fragte diesmal, ob ich ihm denn etwas schönes aus Venedig mitbringen dürfe.

Vielleicht war der Zeitpunkt schlecht oder seine Laune für den Augenblick nicht die beste, denn er antwortete leicht zerstreut und ein wenig gereizt: „Mitbringen? Was willst du mir denn mitbringen, etwa einen blauen Elefanten?“

Das war mein Stichwort. Wer mich kennt, weiß, dass man mir solche Dinge nicht ungefragt zuwerfen darf, ich nehme sie als Challenge. So verbrachte ich meine Zeit in der Lagunenstadt auf der Suche nach etwas, das dem Wunsch meines Chefs entsprechen könnte.

Dazu sollte man wissen, dass das, was wir gemeinhin unter „Venedig“ kennen, längst nicht alles ist, was die Stadt zu bieten hat. Außer Venedig Stadt, die den berühmten Markusplatz und den Dogenpalast beinhaltet, besteht Venedig aus vielen kleinen, vorgelagerten Inseln. Eine der bekannteren Inseln, zu der sich regelmäßig Ausflügler verirren, ist Murano, die Insel der traditionellen Glasbläserei. Entzückt betrachte ich die vielen großen und kleinen, filigranen Glaskunstwerke in Schaufenstern. Und habe immerzu diesen blauen Elefanten im Kopf.

„Denk nicht an den blauen Elefanten. Denk nicht an den blauen Elefanten.“ Der Elefant wird immer größer.

Bis ich schließlich überall blaue Elefanten sehe. Ganze Elefantenfamilien traben über die Insel. Ich suche etwas kleines, schickes für meinen Chef, das mich nach Möglichkeit nicht um ein Vermögen bringt. Echte Glaskunst ist teure auf Murano, doch der (un)willige hat auch unzählige Möglichkeiten, auf chinesische Ware reinzufallen. Es gibt vielerlei Tierchen aus Glas, doch die Elefanten sind selten. Elefanten in blau sind noch seltener. Und wenn ich freudestrahlend einen erblicke, dann hat er meist Frau und Kinder im Schlepptau (Elefantenfamilie, nur zu dritt abzugehen…).

Doch schließlich, als wir bereits die ganze Insel abgelaufen haben und mein liebster über schmerzende Füße klagt, entdecke ich ihn plötzlich. Obwohl ich gar nicht mehr damit rechne. Meinen blauen Elefanten. Wunderschön. Zart. Filigran. Ein Elefant. Und in blau.

Ich lasse mir das Kunstwerk einpacken. Ab sofort trage ich ein rohes Ei in meiner Tasche. Schließlich habe ich so lange danach gesucht.

Und das alles nur für diesen Augenblick. Um das Gesicht meines Chefs zu sehen in dem Moment, als er die Verpackung aufmacht, das Papier aufwickelt und sein wahrgewordener, unachtsam dahin gesagter Wunsch leibhaftig vor ihm steht. Der blaue Elefant.

Der Gesichtsausdruck war mit Gold nicht aufzuwiegen.

Kasia

Hi, ich bin Kasia, die Stimme von "windrose.rocks" :-)
Treibt Dich die Frage um, was sich denn alles jenseits der heimischen Couch verbirgt, bist Du rastlos und neugierig wie ich und spürst den Drang in Dir, in die Welt hinaus zu gehen? Dann tue es! Ich nehme Dich mit auf meine Reisen und lasse Dich hautnah das Unterwegs sein miterleben - in all seinen Facetten. Lass Dich inspirieren, komm mit mir und warte nicht länger, denn... die Welt ist so groß und wir sind so klein, und es gibt noch so viel zu sehen!

Die Welt wartet auf uns.

Für dich vielleicht ebenfalls interessant...

10 Kommentare

  1. Klasse Story 😅! Und in der Tat: das Auspacken hättest du filmen müssen …

    1. Ja… Da hast du wohl Recht… 😉

  2. Witzige Geschichte … 🙂

    1. Ja… bei sowas kann ich ganz schön hartnäckig sein 😉

  3. coole Geschichte und leider gibt es kein Foto vom Chef als er das Geschenk ausgepackt hat ! Das wäre doch toll !!!
    Ich kenne jemand der hat Elefanten aus Holz gesammelt. vom kleinen bis zum großen Elefant. Das war eine stattliche Sammlung !!!
    Auf jeden Fall mal was anderes zu Royusch Fotocallenge !!!! LG Manni

    1. Nein, leider nicht… im Nachhinein hätte ich eins machen sollen 😉

      Liebe Grüße
      Kasia

      1. Ich habe gerade einen neuen Beitrag online gestellt und dich erwähnt aber natürlich nicht namentlich

        1. Ich schau gleich 🙂

  4. Vielen Dank liebe Kasia, dass du nochmals mit einem tollen Beitrag bei meiner Challenge dabei bist ? Das Gesicht von deinem Chef kann ich mir gut vorstellen, als er deinen blauen Elefant sah.
    Liebe Grüße
    Roland

    1. Oh, das freut mich, dass ich mich nochmal dazwischen schummeln durfte 🙂 Danke!

Was brennt dir auf der Zunge? ;-)

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.