„Und, wie ist es?“ Fragt Stefan, während es sich für mich anfühlt, als würden meine Knochen brechen. Das eiskalte Wasser sprudelt direkt aus den unterirdischen Tiefen des Karstgesteins in der Wimsener Höhle hervor, um sich dann seinen Weg als plätschernder Bach zwischen den schattigen Bäumen des Tals zu bahnen. „Es geht.“ Sagte ich falsch lächelnd und beiße die Zähne zusammen. Mein Liebster guckt skeptisch, ehe er auch seine Füße in den Bach hängt. „Uuuaaa!“ Ich grinse. Sein Gesichtsausdruck – unbezahlbar.
Ja, eine unbedachte Idee war es gewesen; ein recht spontaner Einfall und naiv obendrein, als ich dachte, wir könnten uns ins Auto setzen und in der hochfrequentierten Sommerferiensaison, als die Nation notgedrungen „das eigene Ländle entdeckt“, spontan zu den Wimsener Höhlen fahren. Die Wimsener Höhle, mit richtigen Namen Friedrichshöhle gerufen (aber was sind schon „richtige“ Namen…), ist die einzige Höhle in Deutschland, die mit einem Boot befahrbar ist. Ich entdecke einen Bericht darüber in der Blogosphäre und denke mir: nett.
Von Mannheim aus sind wir fast drei Stunden unterwegs. Vermutlich wäre es noch länger geworden, denn mein Stefan hat eine Vorliebe für Zeitfressende „Abkürzungen“. Doch so oder so, ohne Reservierung war der Weg von vorne herein sinnlos gewesen. Zumindest was unser ursprüngliches Ziel, die Bootsfahrt, betrifft. Denn Höhle hin oder her, das malerische Glastal ist an sich schon die lange Fahrt wert.
Aber von vorne; ich mag die Ordnung chronologischer Erzählungen, die den Leser Schritt für Schritt dem Geschehen näher bringen. Auch wenn der Chronologische Aspekt etwas von der potentiellen Spannung nehmen möge. Aber wir wollen hier einen Reisebericht schreiben und keinen Pulitzer-Preis gewinnen.
Zugegeben, Stefans langfristige „Umfahrung“ des nicht vorhandenen „Staus“ führt über eine malerische Strecke. Ein Tal windet sich grün und saftig daher und die Augen sind froh, mal etwas anderes zu sehen als den üblichen, heimischen Anblick der Dinge, die man „vor der Tür“ entdecken solle. Wir fahren über Pforzheim. Später werde ich behaupten können, hey… wir haben Pforzheim gesehen. Kennt ihr das, wenn ihr eine Stadt auf der Durchreise entdeckt und allein der Blick aus den Augenwinkeln sagt euch, hey, hier will ich nochmal hin?
Also, Pforzheim ist… keine solche Stadt. Im ernst, wenn ein Ort schon bei sonnig strahlendem Wetter grau und trostlos wirkt, wie wird es erst, wenn sich eine Wolke vor die Sonne schiebt? Pforzheim muss nicht sein.
Und ich will hier keinen Anti-Beitrag über Pforzheim schreiben, sondern die Wimsener Höhle ansteuern, wo an diesem Nachmittag der Parkplatz und der enge Weg dorthin brechend voll sind. Deutschland entdeckt Deutschland, und während ich mich über diese Touristenhorden echauffiere, die um diese Zeit vermutlich schon auf Male wären, erinnere ich mich daran, dass auch ich hier herumlaufe und die Wege verstopfe. Aber, so erkläre ich mir selbst, es ist was anderes. Denn ich bin Reisende; Touristen, das sind die um mich herum. Und prompt fühle ich mich damit besser, denn warum auch nicht? Diese Logik scheint bei vielen anderen „Reisenden“ auch zu funktionieren.
Nein, ich werde nicht näher auf die Ironie dahinter eingehen.
Fakt ist, die Wimsener Mühle ist voll und wird voller, wie so viele schöne Orte, die es trotzdem wert sind, um dorthin zu reisen. Wunderschöne Orte bleiben wunderschön, trotz der vielen Menschen, und ich würde niemandem davon abraten, hierher zu kommen, im Gegenteil. Nur reserviert rechtzeitig.
Langsam schlendern wir am Forellenbach entlang. Keine Ahnung, ob der wirklich so heißt, jedenfalls gibt es dort Forellen, die regelmäßig zur Mittagszeit auf dem Mittagstisch landen. Zur Wimsener Höhle gehört ein Restaurant und ja, geht dorthin essen, es ist köstlich. Besonders die Forelle.
Was vielleicht der Grund ist, dass ich nicht so viele sehe. Es muss sich herumgeblubbert haben, dass es auch heute Forelle gibt.
Das Wasser des Baches fließt in Kaskaden herunter; nennt man das Wehr? – und öffnet sich in einen türkisfarbenen Teich. Die weiß verputzten Wände der Gebäude spiegeln sich im Wasser und die Farbe erinnert an wundersame Bergseen. An solchen Stellen, wo die blaugrüne Färbung besonders intensiv ist, sind die Gewässer entweder sehr reich an Mineralien – oder sehr tief. Ein schöner Ort aus Grün und Türkis, ein plätschernder Ort.
An der Anmeldung für die Bootsfahrten erfahren wir, dass die Wartezeit für die nächste Fahrt aktuell bei drei Stunden liegt. Wir verzichten und beschließen, das Gelände zu erkunden. Später sollten wir es bereuen, uns nicht vorangemeldet zu haben, denn tatsächlich schaffen wir es, uns die drei Stunden und mehr hier zu vertreiben…
Ein Spaziergang führt uns an der Wimsener Mühle entlang am kalkweißen, schroff herausragenden Gesteinswänden vorbei, ein enger Pfad schlängelt sich zwischen der Steilwand und der Schlucht zu unserer rechten. Dies ist das Glastal, hier führen Wanderwege entlang des kalten Baches. Es ist recht voll auf diesem engen Weg, so voll, dass ich mich um die Abstände sorge – und um die Sicherheit. Niemand trägt hier draußen Mundschutz – nur ich. Ein Meter fünfzig? Ein Witz. Solche Pfade sind nicht dafür ausgelegt und ein erhöhtes Menschenaufkommen verhindert automatisch einen angemessenen Abstand.
Ich versuche, mich mit dem Blick auf die hohen, weißen Felsen und den Blick aufs Wasser abzulenken. Grüne Flächen, hohe, wuchernde Wildpflanzen und blühende Abschnitte geben dem Wasser einen angemessenen Rahmen. Das Wasser mäandert gemütlich vor sich hin, um dann wieder schnellen Stromes weiter zu eilen. Ein grüner Wiesenabschnitt ist wohl als Grillplatz ausgewiesen, denn es brutzeln bereits Fleischstücke und eine dicke Rauchsäule steigt auf.
Allzu lange fällt unser Spaziergang nicht aus. Etwas neidisch betrachte ich die Beschilderungen für den Premium-Wanderweg Hayingen-Glastal, der in rund elf Kilometern am Ausgangspunkt ankommt. Die Wimsener Mühle und die Wimsener Höhle sind der Höhepunkt der Wanderung.
So weit gehen wir nicht. Es ist heiß und Stefan wird quengelig. Und da ich keine Kekse dabei habe, drehen wir um und machen es uns am Ufer des kalten Baches gemütlich. Die Hitze hat es in sich und es gelüstet uns nach einer Abkühlung. Vorsichtig stelle ich meine Füße ins Wasser, die sofort eine unnatürlich bläuliche Färbung annehmen. Es ist scheißekalt. Nein, kalt ist gar kein Ausdruck. Es ist eine Knochenbrecher-Kälte. Oder sind wir mit den Jahren einfach empfindlicher geworden? Verständnislos betrachte ich die kleinen Kinder, die sich wild schreiend in den kalten Bach stürzen. Schon häufiger ist mir aufgefallen, dass Kinder so etwas anscheinend nicht oder anders wahrnehmen. Beim Gedanken daran, bis zu den Waden da einzutauchen, zucke ich bereits zusammen.
Eine Weile sitzen wir so da mit Blick auf den dampfenden Grill ein Stück weiter vor uns. Menschen kommen und gehen. Später werden wir uns eine köstliche Forelle genehmigen, um nach dem Essen festzustellen, dass genau drei Stunden vergangen sind und wir jetzt mit der Bootsfahrt dran wären. Wenn wir uns denn bei der Ankunft angemeldet hätten.
Als wir zum Auto zurück gehen, steht an der Kreidetafel: „Bootsfahrt für heute ausgebucht.“
Also ich war ja auch schon an und in der Wimsener Höhle. Meine Meinung ist, ihr habt nichts großartiges versäumt. Die Bootsfahrt dauert ( weiß nicht mehr ) ist aber sehr kurz und lohnt sich meiner Meinung nach überhaupt nicht ! Da wird viel zuviel Hype für das ganze gemacht. Ich war auf jedenfalls sehr entäuscht für das was geboten wird.
Forelle mag ich eh keine also hat es sich für mich nicht gelohnt ! Sehr schön allerdings das Lautertal wo man auch Kanus mieten kann. Die Gegend ist schon sehr reizvoll aber für einen Tagesausflug eurer Entfernung zu weit !!! VG Manni
Ja, die Bootsfahrt ist sehr kurz, das ist richtig. Das hat uns keine Ruhe gelassen, also haben wir es jetzt am Wochenende gemacht… allerdings mit Zelten über zwei Nächte, da fällt die Entfernung weniger ins Gewicht. Das Lokal an der Mühle ist sehr lecker, und im Lautertal reizt es mich mal wandern zu gehen. Auch die Umgebung der Wimsener Mühle fand ich schön, und die Bootsfahrt, ja… sehr kurz eben. Aber der Andrang ist riesig, teilweise muss man im Voraus reservieren, um stundenlange Wartezeiten zu vermeiden, das ist schon der Hammer… nach zehn Minuten ist der Spaß vorbei und das Boot fährt rückwärts wieder raus. Das Beste an dem Ort war für mich noch immer die Forelle… 😉 Lg Kasia
ja das mit der Höhle bzw. Boot finde ich schon ein bisschen der Nepp ! Eine Stelle ist wirklich super niedrig und man muss mit dem Kopf schon aufpassen !
Ist doch toll wenn es gefallen hat und Forelle ist nun mal gar nicht mein Ding und deshalb kann ich nichts dazu sagen !
Das Lautertal ist sehr schön und ich denke dort gibt es viele Möglichkeiten zu wandern ect. Also so wie ich das entnehme hat der Ausflug gefallen und dann passt alles !!! LG Manni