Im Dreiländereck zwischen Deutschland, Luxemburg und Frankreich liegt eine ganz besondere Landschaft. Ländlich und ruhig, scheinbar noch unentdeckt, wo die Mähdrescher Staubwolken hinter sich lassen und sich kaum ein Wanderer in der Landschaft verirrt. Sie ist noch ein Geheimtipp, diese Gegend südlich von Trier, wo sich die meisten touristischen Aktivitäten auf die älteste Stadt Deutschlands und eventuell noch auf die Saarschleife erstrecken.
Eine Rast auf einem langen Weg – der „Stall“, eine kulturelle Besonderheit
Irgendwo in Rheinland-Pfalz zwischen Irsch und Saarburg treibt mich von der Straße, was vermutlich schon so viele Menschen in den Jahrhunderten vor mir getrieben hatte – das Bedürfnis nach Ruhe und Erholung, danach, einfach mal die Beine auszustrecken und aufzuamten. Der Rücken würde es mir danken, die kurze Pause eingelegt zu haben. Zügig lenke ich das Auto von der Straße zu einem kleinen, einsamen Parkplatz mitten im Nichts. Auf einer Erhebung unter Bäumen zwischen goldenen, wogenden Weizenfeldern steht eine weiß verputzte Kapelle und dann ein Bau, dessen Bedeutung sich mir nicht gleich erschließt. Aber dazu ist ja die Tafel da. Ich stelle mich hin und lese.
Der Bau, von dem ich hier stehe, mit seiner seltsam offenen Bauart, nennt sich „der Stall“. Warum der Stall, wurde hier Vieh gehalten? Ja und nein. Auf einer Erhebung auf einer langen, beschwerlichen Reise, als die Menschen vor hundert- bis zweihundert Jahren hier noch mit Sack und Pack, mit ihren Tieren unterwegs waren, diente die kleine Bebauung dazu, eine Rast einzulegen und bei Wind und Wetter Schutz vor Regen und Kälte, aber auch vor der heißen Sonne zu finden. Eine Art frühzeitliche Raststätte also, für Mensch und Zugvieh. Auch als Unterstand für Bauern, die viel Zeit auf ihren Feldern verbrachten, war der „Stall“ oft nützlich. Und die gleich daneben errichtete Kapelle bot zusätzlich einen Ort der Andacht.
Dieses Denkmal wurde restauriert und ist eine Besonderheit der hiesigen Kultur. Mit einem Schieferdach versehen wurde es zu einer Wanderhütte umgebaut. Es dient heute wie damals als Ankerpunkt, um zu rasten. Auch ich setze mich dankbar auf die hölzerne Bank in den Schatten der Bäume und der Wind lässt mich frösteln, trotz der sommerlichen Temperaturen. Das goldene Korn rauscht und es duftet nach Spätsommer, nach Reife, nach Ernte. Es summt ununterbrochen und alles ist so ruhig. Ich empfinde es als wohltat, dass das stetige Rauschen des Automotors in meinen Ohren aufgehört hat. Welch ein Segen. Und ich stelle fest: die Natur steht beinahe still, sie entschleunigt. Egal, wie eilig ich es zu haben glaube. Warum mache ich nicht öfter mal eine Rast?
Schreine und Kapellen
Das Speiner Bildchen
Es war zur Zeiten des Französische Erbfolgekrieg und französische Truppen fluteten das Land. Den Ansturm überlebte eine Familie, die aus ihrem brennenden Haus flüchten konnte. Sie errichtete zum Dank an die Mutter Gottes einen Bildstock, der im Laufe der weiteren Jahre als Pilgerstätte diente. Da all das auf der Höhe der Spein geschah, spricht man vom Speiner Bildchen. Um das Bildnis zu schützen, wurde 1838 eine kleine Kapelle errichtet. Während des Kriegsgeschehens 1944/45 wurde das Bildnis beschädigt.
1983 wurde eine neue Madonna eingeweiht, nur um im selben Jahr gestohlen zu werden. So musste 1988 wieder eine neue Statue angeschafft werden.
Das Speiner Bildchen steht gleich neben dem „Stall“, der ebenfalls 1883 zur Wanderhütte umgebaut wurde. Doch die Kapelle ist nicht der einzige Ort der Andacht hier in dieser Gegend. Hier im Länderdreieck sind Schreine in Dörfern, kleineren Ortschaften, auf Weggabelungen oder mitten im Nichts an einer Feldstraße ein fester Bestandteil der Landschaft. Ungewöhnlich viele davon sind zu sehen. Sie sind liebevoll gestaltet und werden regelmäßig gepflegt, die älteren von ihnen wurden restauriert. Sie scheinen den Menschen wichtig zu sein; in manchen noch so kleinen Orten zähle ich gleich drei oder vier solcher Schreine.
Hochsommer auf dem Land
Golden, summend, rauschend, wogend, trocken, heiß und überreif – so ist der Sommer. Die Szenerie, die am Autofenster vorüberzieht, wirkt wie mit Sepiapulver bestäubt. Wenn ich aussteige und ein paar Schritte hinein ins Feld gehe, raschelt es überall und kleine Grashüpfer springen mir gleich schaarenweise von den Füßen weg. Alles bewegt sich. Die sommerliche Stille, die dir den letzten Schweißtropfen aus dem Gesicht presst und dich dankbar um jeden Schluck Wasser macht. Die Stille des Sommers, der Geruch nach geerntetem Getreide.
Und zum ersten Mal seit langem höre ich die Lerche singen. Hoch oben, fast schon über mir, und wenn ich meine Augen anstrenge und in den blassblauen Himmel blicke, kann ich sie sogar sehen, wie sie aufgeregt über dem Feld flattert. Lerchen sind territoriale Tiere. Sie versuchen, durch lauten Gesang Fressfeinde von ihrem Nest fortzulocken. Sie nisten inmitten der Felder und sobald ein Raubvogel am Horizont auftaucht, steigen sie hoch hinauf und beginnen mit ihrer Musik, die eigentlich ein kriegerischer Ruf ist. Auch jetzt sehe ich in einiger Entfernung eine Krähe am Himmel kreisen.
Für uns, Menschen, die auf dem Land aufgewachsen sind, ist der Gesang der Lerche so etwas wie der Bote des Frühlings, denn schon früh hört man sie in der Weite der Felder. Sie begleitete Bauern früher bei ihrer Feldarbeit und der Klang ihrer Musik war wie ein Stück Heimat. Das Leben auf dem Land hat schöne Seiten, wie sie sich ein Stadtmensch kaum vorstellen kann. Ruhe. Zeit – wenn die Arbeit getan ist. Natur. Keine Eile, kein Überangebot an Aktivitäten, welches einen Stadtmenschen hibbelig macht, weil man das Gefühl hat, alles mitnehmen zu müssen, was irgendwie geht. Rhythmen der Natur und ein Leben danach. Manchmal vermisse ich es.
So klingt sie, die Lerche…
Der Weg windet sich schleifenförmig zwischen den Feldern hindurch. Land und Feld, wohin das Auge reicht. Habichte gehen auf die Jagd. Ein einzelner kreist oben am Himmel, ein zweiter sitzt auf einem hölzernen Zaunpfeiler, während der dritte auf dem kahl gemähten Feld hockt. Er scheint Beute gemacht zu haben. Nur die Sonne hats gesehen.
Spuren der Römer
Eine vergessene Gegend. Touristen verirren sich kaum hierher, und das, obwohl überall römische Spuren zu finden sind. Wie ein Stück römischer Wasserleitung, das bei Waldrach als Nachbau zu bestaunen ist. In der Regel wurden Quellen eingefasst und die Leitungen, die das Wasser zu den Städten führten, waren gut und gerne bis zu 100 km lang. Geniale Leistungen der damaligen Technik.
Doch die Wasserleitungen sind nur eines der Spuren, welche die alten Römer hinterlassen haben. Überreste römischer Villen, Straßen, Grabstätten und ehemaliger Siedlungen wurden bei Ausgrabungen gefunden. Wie in Nenning, einem Ortsteil von Perl, wo fast unversehrte altrömische Mosaiken aus dem 2 Jahrhundert n. Chr. entdeckt wurden. Die Hinterlassenschaften sind heute in gut erhaltenen sog. Villen, Museen oder Herrenhäusern zu bewundern. Oder als ganze Städte wie das römisch geprägte Trier mit seinem rußschwarzen Porta Nigra, welches als UNESCO Weltkulturerbe gilt. Die sog. Straßen der Römer verbinden über 100 römische und keltische Sehenswürdigkeiten aus Saarland, Eifel, Hunsrück und Luxemburg miteinander.
Ich wende mich ab und folge einem Radweg, der sich durch den Wald und über einer hölzernen Brücke windet. Mein Blick fällt auf die Markierungen an Bäumen und Laternen. Wanderwege laden ein, doch zum Wandern ist es viel zu heiß. So bleibe ich kurz am Wasser stehen und hüpfe dann unter Einsatz meines Lebens über die schnell befahrene Landstraße zu meinem Auto zurück.
Der Aussichtspunkt bei Irsch
An Irsch vorbei führt nur eine Hauptstraße in Richtung Saarburg. An dieser Straße, oberhalb der Ortschaft und direkt vor einer Kurve, befindet sich ein Parkplatz, der einen wundervollen Ausblick über die Stadt und die umliegende Landschaft erlaubt. Perfekt für schöne Bilder und lange, gemütliche Sonnenuntergänge. Als ich mich hier oben einfinde, hatten einige vor mir bereits die Idee – es sieht nach einem ausgelassenen Männerabend aus und es kommen noch mehr hinzu. Einer von ihnen rülpst vernehmlich. Ich mache meine Bilder und verziehe mich. Ich werde mir für diesen Abend ein anderes, schönes Plätzchen suchen.
Sonnenuntergang an der Saar
Die meisten Plätze zum Anhalten finden sich spontan. Eigentlich springen sie mich an, vornehmlich dann, wenn ich nur wenig Zeit und andere Dinge zu erledigen habe. So wie jetzt. Eigentlich bin ich unterwegs nach Mettlach, wo sich die einzige, bis um 21 Uhr geöffnete Tankstelle im Umkreis von dreißig Kilometern befindet.
Nachdem ich also zügig ein Baustellenfahrzeug überholt habe, sehe ich diesen Parkplatz, die Sonne, die tiefer sinkt, die ruhigen Wasser der Saar… und biege scharf ab, zum Ärger desjenigen, der hinter mir fährt. Ich parke den Wagen und steige aus.
Ein Pärchen hat sich bereits eingefunden, in einiger Entfernung sitzen sie auf Campingstühlen da und warten auf den Sonnenuntergang. Ich habe keinen Campingstuhl dabei, ich setze mich ins kühle Gras. Die Sonne hat noch immer eine unglaubliche Strahlkraft, auch wenn sie bereits tief über dem Horizont hängt. Noch immer wärmt, nein, erhitzt sie mein Gesicht und blendet, so dass ich meine Augen schließen muss. Rechts von mir taucht ein weiteres Pärchen auf. Ich bin in einem Pärchen-Spot gelandet.
Ich sitze da, komme zur Ruhe und warte die letzten Sekunden, bis die Sonne im Wasser verschwindet. Die Oberfläche der Saarschleife ist beinahe vollkommen ruhig, spiegelt die Reflexionen. Fast schlagartig wird es nun kühler. Meine Tankstelle fällt mir wieder ein, nachdem ich kurzzeitig die ganze Welt vergaß.
Auf die Minute genau um neun komme ich an der Aral an. Gerade noch rechtzeitig, um mitzubekommen, wie die Säulen abgeschaltet wurden. Die Tür ist bereits verschlossen. Gute Nacht, Kasia.
Als ich zurück fahre, leuchten die Felsen der Steinbruchkanten rot wie glühendes Lava.
Saarburg – Die Suche nach dem Kometen
Die kleine Stadt Saarburg ist zweifelsohne – von Trier mal abgesehen – das Juwel der hiesigen Gegend. Schon bei der Anfahrt ist die Burg hoch oben auf dem Fels zu sehen, umgeben vom blauen, ruhigen Wasser der vorbeifließenden Saar. Die Stadt schmiegt sich um die Burganlage herum und ergibt zusammen ein malerisches Bild.
Trotz ihrer offensichtlich reizvollen Lage macht sie eher den Eindruck, eines dieser Geheimtipps zu sein, bei weitem nicht so frequentiert wie die Trierer Innenstadt oder vergleichbar pittoreske Städchen an der Mosel, die gerade jetzt aus allen Nähten platzen. Nein, Saarburg ist ruhig und, von ein paar vereinzelten, belgischen oder niederländischen Touristen, weitestgehend unberührt.
Hier habe ich mich in der Saar-Galerie einquartiert; das Hotel liegt direkt über einem Einkaufszentrum mit Apotheke. Der Blick auf dem Fenster geht Richtung Osten, zur Burg hin; so kann ich am Morgen die Sonne über der Burg aufgehen sehen.
Am Abend sitze ich da und verdrehe mir den Hals, während ich in den klaren Sternenhimmel gucke. Ich halte Ausschau nach dem Kometen Neowise, der alle paar Tausend Jahre auf ein Käffchen bei der Erde vorbei schaut. Ist es das da oben? Oder doch das andere? Und wo ist der Schweif? Nur weil man den Kometen laut Angabe der Medien „mit bloßem Auge sehen“ kann, heißt es nicht, dass jemand wie ich ihn unter den vielen blinkenden Lichtobjekten auch erkennt.
Extra spät in der Nacht bin ich aufgestanden und tigere jetzt durch das hell erleuchtete, jedoch surreal einsame Hotel auf der Suche nach dem perfekten Aussichtspunkt. Als ein solcher entpuppt sich nach einigem Suchen mein Zimmer, genauer gesagt der Platz am Fenster. Trotz der Straßenbeleuchtung steht der Himmel klar vor mir. Da, dort oben ist der große Wagen. Kühle Luft streift meine Wangen. Was davon ist der Komet? Ist es dieses etwas größere Objekt? Oder ist er längst verschwunden und ich bin zu spät dran?
Ich bleibe am Fenster, so lange, bis der helle Streifen der nautischen Dämmerung am Horizont zu sehen ist. Dann lege ich mich ins Bett. Noch zwei Stunden, bis die Arbeit ruft.
Später stehe ich am selben Fenster. Kein künstliches Licht mehr, nein – leiser Sonnenschein erleuchtet jetzt die Burg. Still und noch nicht kräftig genug; noch ist es kühl. Sonnenaufgang.
Dazwischen liegt ein Arbeitstag, bevor ich mich am Abend wieder zum Beobachten der Sterne aufmache. Diesmal suche ich mir eine erhöhte Stelle aus, von der aus man einen Rundumblick über die gesamte Umgebung hat. Diese befindet sich auf der Anhöhe, wo die Kapelle mit dem Speiner Bildchen samt Wanderhütte, ehemals „Stall“, steht.
Doch zunächst beginnt für mich die Suche nach einer Tankstelle. Und das nicht einmal nach einer geeigneten, nein, einfach nur nach irgend einer Tankmöglichkeit. Man muss wissen, so schön und ruhig die Gegend jenseits von Trier sein mag, mit Tankstellen ist sie nicht gerade reich gesegnet.
Die Tanke im Ort macht bereits um zwanzig Uhr ihre Tore zu. Wer nicht vorher daran gedacht hat, seine Reserven aufzufüllen, steht vor verschlossener Tür. Nicht schlimm, noch mache ich mir keine Sorgen. Auch nicht, als die fünfzehn Kilometer entlegene Aral in Mettlach vor meiner Nase schließt, während ich die Zeit beim Sonnenuntergang vertrödele. Doch als am nächsten Morgen die einzige Tanke im Umkreis ausgerechnet wegen TÜV außer Betrieb ist, wird es langsam spannend… aber das ist eine andere Geschichte.
Nichtsdestotrotz beschließe ich, mich nach Sonnenuntergang nicht mehr zu weit weg zu begeben. Statt zu meiner ausgesuchten Stelle zu fahren, platziere ich einfach das Auto auf einem kleinen Anhaltestreifen nahe der Straße und warte, warte, bis das Licht schwindet und die Sterne kommen. Ich will dem Kometen hallo sagen.
Der Himmel mit den restlichen Sonnenstrahlen wird röter und röter und am Horizont seitlich bildet sich ein blasser lila Streifen. Eine Farbgebung wie gemalt, und trotzdem in dieser Situation mehr als störend, will ich doch, dass es endlich dunkel wird. Aber man soll ja die Geschenke der Natur annehmen wie sie kommen.
Ab und zu fährt ein Auto vorbei und blendet mich mit seinen Scheinwerfern. Ab und zu steige ich aus dem Wagen und betrachte fröstelnd den Himmel. Lange Zeit ist nichts zu sehen und ich vertrödele mir die Zeit damit, informative Artikel über die bürgerliche, nautische und astronomische Dämmerung zu lesen. Die Stunden vergehen.
Dann ist es soweit und aus dem kräftigen, roten Himmel wird nur noch ein dünner Streifen. Die ersten Sterne tauchen auf. Welcher davon ist mein Komet? Als es noch dunkler wird, stehe ich fröstelnd weit weg vom Auto mitten im Feld und schaue nach oben. Der Große und der Kleine Wagen sind schon da. Die ganze Zeit treibt mich der Gedanke, zurück ins warme Hotel zu wollen, diesen Unsinn zu unterlassen und mich auf die Couch zu legen. Doch jetzt, wo es fast dunkel ist, komme ich nicht umhin, festzustellen, wie schön das alles hier ist. Mit der Dunkelheit verblassen nicht nur die Farben, sondern auch die Geräusche und eine eigenartige Stille legt sich übers Land. Es ist, als wenn das Echo sich verstärkt, obwohl sich bis auf das Fehlen von Licht nichts weiter verändert zu haben scheint. Ein kühler Wind zieht auf und die Nacht ist da.
Am Himmel – der unfassbar helle Abendstern. Doch nicht nur der ist zu sehen; wir befinden uns jetzt, Ende Juli bis Mitte August, in einer Zeit, in der die Plejadenschauer über den Himmel ziehen und nachts Meteoritenschwärme zu beobachten sind. Der Himmel ist voller seltsamer Objekte, es erkennt nur der, der ganz genau hinschaut. Objekte, die ganz langsam und leuchtend über den Orbit ziehen, doch kein Flugzeug sein können. Eines, dann ein zweites. Sind es Sateliten, die Licht reflektieren? Doch sind es so viele? Ein leuchtendes Etwas, wie ein heller Stern, das eine leicht schwankende Bahn fliegt, um schließlich zu verschwinden. Und dann diese typischen „Wunschsterne“, kleine, zischende Sternschnuppen, die im selben Augenblick wieder verschwinden, in dem sie aufgetaucht sind.
Das ist alles schön und gut, doch wo ist mein Komet?
Bis um elf bleibe ich draußen. Für einen Amateur ohne Teleskop ist das bereits nicht schlecht. Doch der beste Platz ist wie immer mein Hotelfenster, wo ich in aller Ruhe noch ein bisschen verbleibe. Vielleicht habe ich den Kometen gesehen. Ja, ganz sicher sogar. Das war der… nein, dieser… ach, vielleicht war er schon nicht mehr so gut zu sehen. Bis in fünftausend Jahren, ich warte…
Traumhaft schön – das Moseltal
Auf dem Rückweg entdecke ich den Foto-Spot schlechthin, einen kleinen, nicht gekennzeichneten Parkplatz, der eher eine Baustellenzufahrt zu sein scheint. Eben zieht noch das Panorama der Moselschleife zwischen den Bäumen an meinen Augen vorbei, im nächsten Moment schon fahre ich rechts ran. Der kleine, versteckte Platz erweist sich als Volltreffer, der Ausblick auf das Moseltal mit seinen frisch grünen Weinterrassen und der Moseltalbrücke ist überwältigend. Ich habe den Ausblick zunächst für mich alleine, doch hin und wieder bleibt ein Auto hier stehen, die Insassen steigen aus, machen ihr Bild und fahren weiter. Der Spot scheint wohl etwas für Insider zu sein. Und das soll er auch bleiben – lediglich meinem Freund teile ich den Standort mit.
Eigentlich habe ich keine Zeit, bin zum nächsten Kunden unterwegs. Doch ich bin hier, atme den Ausblick ein und kann mich nicht losreißen. Schön fotogen ist sie, die Mosel, das muss man ihr lassen.