Helsinki, Januar 2017
…wo die Temperaturen über der Nullgrenze liegen 🙂
Ich bin sehr früh wach. Um halb sieben habe ich die Sauna und den Ausblick durch die Panorama-Glasfenster zunächst für mich alleine. Nur ein Hotelmitarbeiter taucht kurz in der Umkleide auf, verlässt diese jedoch fluchtartig, als er mich erblickt.
Als ich um halb neun unten im Frühstücksraum bin, ist wider Erwarten das Gewusel ums Buffet so groß wie immer. Täusche ich mich oder gibt es Frühstück offiziell erst ab neun Uhr? Ich setze mich mit meinem Kaffee abseits des Geschehens, wie immer mit dem Blick zur Glasscheibe des Fensters. Draußen tobt ein wahrer Schneesturm, es dämmert und die Schneekristalle am Boden sehen im Laternenlicht entgültig wie glänzender Streuzucker aus. Es schneit immer mehr, zudem wird noch Schnee vom Boden und von den Dächern aufgewirbelt; es würde mich nicht wundern, plötzlich kleine Weihnachtselfen am Fenster im Schnee vorbeitanzen zu sehen.
Die Angestellten machen einen klasse Job; unsichtbar für die Hotelgäste sind sie doch immer da, füllen auf, räumen ab, zuverlässig, schnell und leise. Mit welcher Ruhe und Würde sie das alles tut, denke ich mir, als ich die indische (?) Mitarbeiterin beim Abräumen am Nebentisch beobachte.
Draußen auf den Bus wartend merke ich; die Temperaturen sind milder geworden, vermutlich befinden wir uns wieder nahe der Null-Grenze wie vor einer Woche, als ich angekommen bin. Eine ältere Dame wartet neben mir; als sie sich ihren Bus nähern und nicht langsamer werden sieht, winkt sie dem Fahrer energisch, doch der grinst, hebt den Daumen hoch und fährt weiter. Sie flucht leise vor sich hin. Ich bin erst einmal erstaunt.
Bei mir läuft alles gut und kurz darauf steige ich zusammen mit drei anderen Passagieren in einen der alle zwanzig Minuten verkehrenden Finair-Busse. Unser Gepäck wird unten verladen und wir fahren los. Sechs Euro nochwas hat mich jetzt die Busfahrt zum Flughafen gekostet; absolut unnötig, sich ein Taxi zu nehmen. Ich muss mich für das nächste Mal unbedingt im Vorfeld besser informieren!
Verschneite Wälder ziehen an mir vorbei, weiße Birkenstämme inmitten von weißem Schnee. Und es will gar nicht aufhören zu schneien. Als der Busfahrer die rutschige, enge Autobahnauffahrt passiert, bekomme ich kurz Schnappatmung. Aber die machen das hier jeden Tag – er zuckt nicht einmal dabei. Dafür lässt er an einer weiteren Bushaltestelle ebenfalls eine Passagierin stehen, die versucht, den Bus zu winken. Gängige Praxis?
Es ist alles weiß, komplett weiß; in der Nähe, in der Ferne, selbst die Luft ist weiß. Gleich werde ich mich in die Lüfte erheben und das Wintermärchen Finnland unter mir lassen.
Nach dem Sicherheitscheck stolpere ich quasi in die Fänge der Parfümverkäufer und falle beinahe auf ein Regal mit Lacoste, denn der Weg zu den Gates führt mitten durch eine Parfümerie und weitere Souvenirgeschäfte. Ich glaube zunächst an einen Irrtum, doch nein, die Gates sind ausgeschildert; stimmt also alles so.
Ich habe noch viel Zeit. Der Wartebereich von Gate 31 F ist sehr gemütlich eingerichtet, mit hellem Holz, Grünpflanzen und kleinen und größeren Hockern, um die Beine auszustrecken. Auch sind Steckdosen für Elektrogeräte vorhanden.
Die Landebahn ist komplett verschneit, doch die Flüge starten wie gewohnt. Überhaupt bin ich erstaunt, wie ungerührt hier das Leben weiter geht, egal wie tief es einschneit oder wie tief die Thermometeranzeige fällt. In Deutschland würde der Betrieb längst zum Erliegen kommen.
Der Flieger startet mit einer Stunde Verspätung. „Die reinigen erst die Tragflächen“, höre ich jemanden sagen. Richtig, der Schnee. Die verschneiten Straßen sehen im Dunkeln und von oben aus wie weiße Adern. Und wir fliegen wieder der Sonne entgegen (ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal über Deutschland sagen werde…) Ich wundere mich zunächst über den grünlichen Streifen am Horizont am dunklen Nachthimmel. Aber klar doch, wir fliegen Richtung Südwest – es ist so, als würden wir versuchen, die Sonne einzufangen.
Ich werde die Finnen und ihre ruhige, zurückhaltende Art vermissen; die Unaufgeregtheit, die Höflichkeit, das schüchterne Lächeln, mit der sie mir zeigen, dass nett sein zu anderen Menschen entgegen dem allgemein gewonnenen Eindruck doch kein rares Gut geworden ist.
ein Land wo vermutlich die Sommertemperaturen eher unseren im Frühjahr entsprechen. Schnee hier, Kälte, Eis und ich muss mir einen wärmeren Beitrag suchen.Wenn ich gerade jetzt zum Fenster rausschaue reicht es mir schon wieder !
Lach… ich empfehle die Namibia-Reihe, Aruba in der Karibik, Sri-Lanka, die Rubrik Jordanien… Und zu Italien habe ich auch ganz viel. Auch bei Spanien biete ich warmes Wetter. Geh dich dort literarisch aufwärmen, lieber Manni… 🙂
Bin gerade nach Barcelona gereist !
Sehr schön! Eine gute Wahl 🙂 Barcelona ist toll und sehr entspannt, soweit ich es in Erinnerung habe. Ach, und Sonne gab es da auch 😉