Dezember 2016
Ich sitze vor Mr. Google und meine Mundwinkel werden immer länger. Wir informieren uns über Kuba, und was mit einer Flugbuchung begann, verläuft sich in Warnungen, Hinweisen und Unsicherheiten. Denn Mr. Google geht mit seinen Infos nicht gerade sensibel mit meinen Kuba-süchtigen Ohren um…
„Das Auswärtige Amt warnt davor, Unterkünfte bei den Einheimischen zu buchen: diese müssen bei den Behörden gemeldet werden.“
„Aber Schatz, die Casa Particular sind eine gängige Art und Weise, um in Kuba unterzukommen; es gibt Portale dafür, die haben dort alle eine Lizenz!“ Casa Particular, das war eine von der kubanischen Regierung legitimierte Methode, eine preiswerte, authentische Unterkunft zu finden. Dabei bieten Kubaner ihre eigenen Wohnungen an Reisende an. Es geht oft dabei nicht nur darum, unterzukommen; man kommt den Einheimischen näher, hat die Möglichkeit, sich zu unterhalten, Land und Menschen (und oft auch die landestypische Küche, wenn man das Glück hat, bekocht zu werden) kennen zu lernen.
Stefan schaut skeptisch. „Das weißt du nie genau. Aber wenn irgend etwas dabei schief läuft, dann kannst du sogar verhaftet werden.“
Was, echt? So schwierig habe ich es mir in Kuba nicht vorgestellt. Aber was ist mit den ganzen Welt-Rucksackreisenden, die einfach spontan über die Grenze hüpfen und sich auf den Straßen Kubas eine Unterkunft suchen? – Denke ich mir, sage es aber nicht. Wieso geht es bei diesen so einfach?
Stefan scrollt die Seite weiter nach unten. „Hier: Du brauchst ein Visum, das du bei der Botschaft beantragen musst. Das geht bestimmt nicht von jetzt auf gleich… Dann fliegst du relativ lange und hast noch sechs Stunden Zeitverschiebung. Das musst du bedenken.“
Ich bedenke ja. Ich bedenke ja schon.
„Und dann brauchst du einen Nachweis über eine gültige Auslands-Krankenversicherung, der ins Spanische übersetzt ist.“
„Ah.“
„Ich möchte nur nicht, dass irgend etwas passiert und du dann deine neue Arbeit nicht antreten kannst…“ Ich weiß, Schatz, ich weiß. Es sind die neun Tage, die genau vor dem Beginn meines neuen Jobs liegen. Und das wirft man nicht in die Waagschale. Nicht wegen einer Reise.
Stefan quält weiter Mr. Google. „Tja… das mit Kuba würde ich so spontan nicht machen. Vielleicht ein halbes Jahr vorher planen… Das ist immer noch ein kommunistisches Land, damit ist nicht zu spaßen. Also, ich weiß ja, wie das in der DDR damals war…“
Ich gebe mich geschlagen. Google weitere Reiseziele, doch so richtig macht mich nichts davon an. Ich liebäugle ein bisschen mit Jordanien, beschließe dann, ins Reisebüro zu gehen und mich dort beraten zu lassen. Und während Stefan noch versucht, mir die Kanarischen Inseln schmackhaft zu machen (schön unkompliziert, touristisch so erschlossen, dass es erschlossener gar nicht geht…), bin ich schon längst dabei, die Wäsche aufzuhängen…