Aruba, Südamerika

Wie Alice in Wunderland…

Aruba, Mai 2016

Ich setze mich auf einer Bank und bestaune das bunte, märchenhafte Treiben um mich herum. Wie in einem Traum strecke ich die Hand nach ihnen aus, und wie in einem Traum sind sie nicht greifbar, entgleiten mir und ich stehe nur da und sehe verzaubert und verzückt hinterher.

Die Panne

Heute steht die Schmetterlingsfarm auf dem Programm.

Doch als wir ins Auto steigen und Stefan den Zündschlüssel dreht, passiert nichts. Die Beleuchtung flackert ganz kurz auf, dann folgt Totenstille. „Dabei habe ich heute morgen erst vollgetankt.“ Ärgert sich Stefan.

Wir rufen die Autovermietung an. Sofort bekommen wir einen deutschsprachigen Mitarbeiter ans Telefon und können unser Anliegen erklären. Der Mann verspricht uns, dass sogleich jemand vorbeikommt. Nun sitzen wir auf einer überdachten Sitzgelegenheit, die auf den Parkplatz hinaus zeigt, das Auto vor uns stehend, und warten. Diese überdachte Bank erinnert mich stark an eine Bushaltestelle. Wie passend, denke ich mir. „Ich hatte letzte Nacht vergessen, das Licht im Auto auszumachen.“ Stefan dreht sich zu mir. „Muss ich das erwähnen?“

„Bloß nicht!“

Nach ein paar Minuten verziehe ich mich hoch aufs Zimmer. Einerseits tut es mir leid, Stefan in der prallen Sonne warten zu lassen und ich hätte auch gerne mit ihm gewartet, doch andererseits muss ich an meine eigene Haut denken, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Das Schnorcheln ist für Freitag angedacht und ich will nicht noch stärker „anbrennen.“

Ich mache es mir gerade oben auf dem Zimmer gemütlich, ziehe die Schuhe aus, setze mich aufs Bett und beginne, die Bilder auf den Laptop zu übertragen, da geht die Tür auf und ein zufriedener Stefan spaziert herein. „Wolltest du nicht unten warten?“ Frage ich ihn. Aber nein, er erzählt mir strahlend, es sei schon alles erledigt.

„Wie?“ Frage ich ungläubig. „So schnell?“ Ja, es sei schon jemand da gewesen, sogar gleich drei Mitarbeiter der Autovermietung, und sie hätten die Batterie sofort vor Ort ausgetauscht. Einer von ihnen sprach sehr gut deutsch und erklärte, das Problem käme hier öfters vor, da die Autos aufgrund der geringen Entfernungen kaum jemals richtig ausgefahren werden. Die Menschen seien es auch nicht gewohnt, dass das Licht nicht automatisch ausgeht. „Da sagte ich nix dazu.“ Meint Stefan und grinst.

Ich staune nicht schlecht und bin begeistert. Als Stefan mir nach dem Telefonat sagte, dass gleich jemand käme, da dachte ich mir; der arme wird wahrscheinlich die nächsten anderthalb Stunden da unten sitzen bleiben. Doch kaum dass ich mich hier oben richtig ausstrecken konnte, ist auch schon alles erledigt und das Problem behoben. Top!

 

Die Schmetterlingsfarm

(Unbeauftragte Werbung)

Gleich am Eingang empfängt uns ein grüner Leguan, gut einen halben Meter lang, der bei unserem Anblick panisch ins nächste Gebüsch flüchtet. Wir betreten das niedrige Gebäude der Butterfly Farm, das mehr nach Souvenirladen aussieht und werden sogleich durch eine Fliegengittertür ins Innere der Gartenanlage gelotst.

Stefan stört sich anfangs am Eintrittspreis (eine Tageskarte kostet 15 $, gilt allerdings den gesamten Aufenthalt lang; in unserem Fall wäre das bis Samstag. In der Zeit kann man die Farm beliebig oft besuchen), doch ich fühle mich sogleich in ein Zaubermärchen versetzt. Wie Alice in Wunderland gehe ich in diesem paradiesischen Garten umher und die bunten Schmetterlinge tanzen und flattern um mich herum, an mir vorbei, lassen sich nieder, nur um gleich wieder weiter zu flattern und ihren Tanz fortzusetzen.

Der Garten an sich ist nicht sehr groß, doch mit exotischen Blüten und Pflanzen zugewachsen, verwinkelt, blühend, man fühlt sich wie im tropischen Urwald, entdecke immer wieder eine neue, bildschöne Stelle, an der man sich niederlassen kann. Ich setze mich auf einer Bank und bestaune das bunte, märchenhafte Treiben um mich herum. Wie in einem Traum strecke ich die Hand nach ihnen aus, und wie in einem Traum sind sie nicht greifbar, entgleiten mir und ich stehe nur da und sehe verzaubert und verzückt hinterher.

Über einem kleinen, plätschernden Bach, der sich zu einem kleinen Teich ergießt, führt eine Holzbrücke und leitet den Besucher in eine weitere Oase, um zum Verweilen einzuladen. Süßer Blütenduft erfüllt die schwüle, feuchte Luft, und erst im zweiten Moment nehme ich die sanfte Musik wahr, die aus unsichtbar platzierten Lautsprechern sickert.

Schmetterlinge; es gibt sie hier in allen Farben und Größen, von weiss über rot, schwarzgrün gemustert, rotschwarz, schwarz. Am schönsten sind die großen, blauen; wenn sie ihre Flügel schließen, sehen sie unscheinbar braun aus, doch sobald sie sie öffnen, beginnen sie in einem tiefen Blau zu leuchten, wie kleine fliegende Saphire. Schalen mit Orangenscheiben locken die fragilen Wesen an. Hier lassen sie sich nieder. Kaum etwas kann sie noch ablenken, schon gar nicht der staunende Besucher.

Eine Weile wandern wir auf eigene Faust umher, anschließend findet eine Führung statt. Der Guide macht seine Sache sehr gut, er verpackt sein Wissen in eine so humorvolle Art und weise, dass er die Tourteilnehmer fast ausnahmslos zum Lachen bringt. Irgendwann setzt sich ein Schmetterling auf seine Schulter und verlässt diesen Platz bis zum Ende der Führung nicht mehr. Liegt das an dem Regenbogenbunten Hemd, oder an seinem freundlichen Wesen?

Teilnehmer der Führung sind größtenteils amerikanische Touristen. Der Guide erklärt, welche Schmetterlingsarten welche Pflanzen bevorzugen und in welcher Gegend der Welt sie zu finden sind. Man hatte sie hier aus aller Welt zusammengeführt: aus Madagaskar, den Regenwäldern Brasiliens…

Er zeigt uns gefräßige Raupen (Stefans Anmerkung, sie würden ihn an mich erinnern, ignoriere ich beiläufig), Schmetterlinge im Puppenstadium, die aussehen wie goldene Perlenkettenanhänger, und auch welche, die grün und glänzend sind, kleinen Jadesteinen zum Verwechseln ähnlich, und sich in der Hand genauso hart und fest anfüllen. Sie sehen aus wie Glasperlen, wie ein Fake, und für einen solchen hätte ich sie auch gehalten.

Manche Schmetterlingsarten bilden zusätzlich einen Kokon außen herum, manche hängen nur klein und glänzend da. Das hängt damit zusammen, wie lange so eine Raupe braucht, um sich zu verwandeln, und das kann je nach Art Tage, Wochen oder gar Monate dauern. Sie sehen aus wie Glasperlen, wie ein Fake, und für einen solchen hätte ich sie auch gehalten, doch sie sind echt.

Wir gehen weiter; auf einem Baumstamm sitzt der nächste „Fake“. Der Atlasspinner, ein Falter von so beeindruckenden Maßen, dass so mancher Kleinvogel neidisch geworden wäre. Wie er dasitzt, ist er inklusive  seiner Flügelspannweite so groß wie Stefans Kopf.

Der Atlasspinner (Attacus atlas)

Als die Tour zu Ende und Stefan schon zum Auto gegangen war, lustwandle ich noch ein bisschen im Garten umher. Eine der Mädels vom Empfang kommt auf mich zu und fragt mich etwas der Tour betreffend. Mit meinem vortrefflichen Englisch glaube ich, dass sie wohl wissen möchte, ob mir die Tour gefallen hatte, und so nicke ich eifrig und sagte „yes“.

Sie lächelt erneut und heißt mich, in einer Ecke des Gartens zu warten, wo sie sich nach einem kurzen Atemzug sogleich wieder zu mir gesellt, sich vorstellt und beginnt, die Führung von eben aufzusagen. Erst da dämmerte mir, was da eigentlich lief, doch weiß ich in dem Moment nicht wirklich, wie ich das Geschehen noch umkehren soll… Da steckt ihre Mitarbeiterin den Kopf durch die Fliegengittertür rein und fragt diese, was sie da eigentlich mache.

Ich mache mit ihr die Führung, antwortet das Mädchen mit großen Augen, woraufhin die Mitarbeiterin zu uns hineinkommt.

„Aber sie hat doch schon an der großen Führung teilgenommen, hast du doch, oder?“ Wendet sie sich an mich und ich denke nur, Gott, wo war nochmal das Loch, um darin zu versinken… als die Situation sich aufklärt, kringeln sich die Mädels vor Lachen und ich sehe zu, dass ich Land gewinne… Ich lächle, entschuldige mich und verziehe mich schnellstens zum Auto. Meiner „Tourführerin“ ist das Ganze dann auch unglaublich peinlich, sie lacht verlegen und verschwindet im Nebenraum.

Da glaubte ich schon, mit meinem Schulenglisch ganz gut über die Runden zu kommen, und dann so ein Fauxpas!

Kasia

Hi, ich bin Kasia, die Stimme von "windrose.rocks" :-)
Treibt Dich die Frage um, was sich denn alles jenseits der heimischen Couch verbirgt, bist Du rastlos und neugierig wie ich und spürst den Drang in Dir, in die Welt hinaus zu gehen? Dann tue es! Ich nehme Dich mit auf meine Reisen und lasse Dich hautnah das Unterwegs sein miterleben - in all seinen Facetten. Lass Dich inspirieren, komm mit mir und warte nicht länger, denn... die Welt ist so groß und wir sind so klein, und es gibt noch so viel zu sehen!

Die Welt wartet auf uns.

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