Deutschland, Europa

Kletterpartie Moselsteig – der Buchsbaumweg

Eine Wanderung von Treis-Karden nach Müden

In der Beschreibung stand was von „schwer“. Endlich einmal, jubelt meine Wandererseele, hatte ich bisher nur mittelschwere Wege zu absolvieren. Die als „schwer“ markierten Wanderrouten waren teilweise so lang, dass sie sich in einer Tages- oder Halbtagesetappe kaum unterbringen ließen. Doch nun ist auch die Länger der Wanderung annehmbar. Drei Kilometer von Karden an der Mosel nach Müden, und wer will, kann mit der Bahn zurück zum Ausgangspunkt fahren. Was ich freilich nicht tun werde, denn meine Strecke beinhaltet noch einen Abstecher zur Burg Eltz. Ob ich diesen schaffe? Wir werden sehen.

Es fängt vielversprechend an. Unter der Woche trifft man nur ganz wenige Wanderer an. Besser gesagt, so gut wie keine. Und der schöne, große und abgelegene Parkplatz direkt an der Mosel, am Rande der Ortschaft, hat einen großen Vorteil: niemanden stört es, wenn ich mich schnell mal im Auto umziehe.

Sogar der Zustieg zum Buchsbaumweg ist wunderbar ausgeschildert. Die Strecke beginnt mit einem hier angelegten Kreuzweg, welcher sich in akkurater Weise an den Gemütszustand der erschöpften Wandernden anlehnt. Doch nicht bei mir, denn ich fühle mich ziemlich fit. Es ist beinahe erschreckend, wie schnell ich den Weinberg bewältige und mich – zack – weit oben über der Mosel wiederfinde. Der Kreuzweg führt hinauf bis auf weitere Höhen. Und Schwupps, schon bin ich oben über den Weinbergen. Und weitere Weinberge sind über mir. Der spröde, sich spaltende Moselschiefer bildet Muster an steilen Felswänden.

„Wohin?“ Fragt mich ein alter Einheimischer, als er mich unschlüssig herumirren sieht. „Burg Eltz?“
Nein, sage ich. Den Buchbaumweg entlang. „Ach, immer geradeaus weiter.“ Sagt er und bekräftigt dies mit einer ausladenden Handbewegung. Hm, sehr nett, schmunzle ich zu mir selbst.

Das Moseltal hat so eine angestaubte Romantik an sich, die aktuell ein großes Revival erlebt. Sei es, weil die Menschen nicht verreisen konnten, sei es, weil immer mehr von ihnen die Reize innerhalb der eigenen Landesgrenzen entdecken. Immer mehr entdecken ihre Heimat neu und immer mehr entdecken auch das Wandern. So wie ich.

Die erste Bank lasse ich links liegen. Bin ich doch eben erst losgelaufen. Im Gegensatz zu gestern habe ich heute viel mehr Kondition.

 

Der Steingarten

Ein schöner, mediterraner Felsgarten, am Hang auf Schieferboden angelegt, lädt zur Besichtigung ein. Aber: „Betreten auf eigene Gefahr.“ So ein Satz ist für mich die Einladung par excellence. Welche Gefahr? Schwupps, schon bin ich oben. Hier wächst Thymian, Ringelblumen, Königskerzen, Oregano, Ampfer, Lavendel… alles Pflanzen, die Trockenheit und Höhenlagen lieben. Allerdings ist die Gefahr, auf dem trockenen Schiefergestein abzurutschen relativ hoch. Trittsichere Schuhe und Schwindelfreiheit sind unabdingbar für dieses kleine, feine Vergnügen. Und als Belohnung wartet oben ein schöner Rastplatz mit Ausblick auf den mutigen Kletterer, wo Schautafeln über die Leistungen der Honigbienen aufklären.

Aus grobem Schiefer gefertigte, schmale, steile Treppen führen mich noch höher und höher. Das Ganze ist nicht ganz ungefährlich. Diese Weinhänge mit ihren Trockenmauern und Terrassen wurden früher überall bewirtschaftet, doch irgendwann wurde der Anbau von Wein unter schwersten Bedingungen nicht mehr rentabel. Viele der Hänge wurden aufgegeben und verwilderten; Überbüschung verdrängte die heimische Flora und Fauna. Als das Gestrüpp so dicht wurde, dass größere Tiere nicht mehr durchkamen, beschloss man, die Terrassen nach und nach wieder freizugeben. Die Büsche wurden herausgeschnitten und viele für die Moselregion typischen Pflanzen neu angesiedelt. Und auch wenn nicht mehr überall Wein angebaut wird und hier und da noch verwilderte, sich selbst überlassene Reben wuchern, so sind die Moselterrassen zumindest wieder als solche erkennbar. Es gibt kleine Gärten wie diesen hier, auf den ich durch Zufall gestoßen bin. Und es ist ein Vergnügen, hier zu spazieren.

Oder müsste man fast schon sagen: zu kraxeln? Denn die Treppen sind gewagt, steil, abenteuerlich. Die Pfade schmal, die Höhe schwindelerregend. Zumindest für einen Flachlandhasen wie mich. Ganze drei Arten von Treppen werden unterschieden, um auf den Berg zu kommen. Parallel zum Hang verlaufen die sogenannten „Scherentreppen“, denen man am häufigsten in der Region begegnet. Dann hätten wir noch die, senkrecht zum Hang führenden, Wassertreppen – und last but not least die freischwebenden Kraxel… ähm, pardon: Kragensteine, derer Stufen aus dem Fels herausragen. Glücklicherweise muss ich mich mit letzteren nicht auseinandersetzen.

In den letzten Jahren werden steile Lagen nach und nach wiederentdeckt und ihrem ursprünglichen Zweck, dem Weinanbau, zugeführt. Doch eine solche Lage ist für den Weinanbau nach wie vor mit erheblichem Mehraufwand verbunden. Unter anderem dadurch, dass landwirtschaftliche Geräte nur eingeschränkt bis gar nicht eingesetzt werden können. Alle anfallenden Arbeiten müssen per Hand erledigt werden. Da gehört echte Leidenschaft dazu.

Da die Reben und alles an Zubehör teilweise über steile Passagen und lange Strecken auf dem Rücken transportiert werden mussten, kam es dabei gar nicht mal so selten zu Unfällen. So wie der Weinarbeiter Josef Leberig, an den ein im Fels eingelassenes, weißes Kreuz erinnert.

Ich bin nur am Jauchzen. Es ist so schön, so mediterran, fast schon wie in Südfrankreich oder in Italien. Unten rauscht die Straße. Oben raunt der Wind. Das Wasser der Mosel steht noch ziemlich hoch, aber zumindest bleibt es inzwischen brav in seinem vorgeschriebenem Bett. Mehrere Male wurde der Lauf der Mosel künstlich verändert, Schleifen und Passagen wurden begradigt, vertieft und für den Schiffsverkehr begehbar gemacht. An solchen Stellen erklären Schautafeln die Details.

Mit Blick auf das historische Müden, dem keltische Ursprünge bescheinigt wurden, und inmitten von blühenden Pflanzen und Gras, krallt sich am Steilhang eine alte Eiche in den felsig-brüchigen Boden hinein. Ihre ausladenden Äste spenden Schatten, und überall stehen kleine Bänke für all jene, die im Sitzen den Blick auf die Mosel genießen wollen. Der am Steilhang angelegte Garten windet sich höher und höher, und der Pfad führt mich bis… wohin? Etwa bis ganz oben auf den Berg? Längst habe ich den Buchsbaumweg verlassen, weil mir dies hier sehr vielversprechend erscheint. Wie es aussieht, folge ich nun dem Frankenweg.

Und noch immer fühle ich mich nicht erschöpft. Im Grunde bin ich nicht wirklich weit gelaufen, denn wenn ich herunter schaue, kann ich weit unten die Parkplatzeinbuchtung und meinen Wagen sehen. Ja, ich bin nicht weit gekommen – und doch ist das hier so ein Ort, an dem ich noch eine ganze Weile verbleiben könnte.

Ein kleines Boot schippert stromaufwärts über die Mosel.

Zikaden im Gras.

Eine laute Fliege brummt an meinem Ohr.

Und sobald ich loslaufe und zu wandern beginne, sobald die erste Steigung kommt und mein Körper, meine Muskeln beschäftigt sind, fällt der ganze Stress der Arbeit von mir ab. Ich packe meinen Rucksack, ziehe die Wanderschuhe an, bin weg. Einfach weg. Für keinen mehr erreichbar. Das Handy im Flugmodus. Ich empfange keine Nachrichten, versende keine. Für die Außenwelt bin ich verschollen. Machts gut, Außenwelt.

 

Zweidörfer-Blick

Noch ein wenig höher aufsteigen. Ich finde mich wieder am „Zweidörfer-Blick“. Hier sehe ich Münden und Karden. Ein runder Tisch wartet auf mich, aus der knorrigen Scheibe eines alten, großen Baumstammes gefertigt. Die schüchterne, grüne Eidechse, welche in einer der tiefen Ritzen im Holz Zuflucht gefunden hat, streckt nun vorsichtig ihr Köpfchen heraus. Komm in die Sonne, Kleines, ich will doch nur ein Foto…

Doch dieser Platz ist ziemlich windig und so verziehe ich mich… wohin? Na wohin wohl. Noch höher. Denn der Weg führt noch weiter hinauf. Vielleicht ist das Prädikat „schwierig“ gar nicht zu Unrecht erteilt worden. Allerdings muss ich sagen: mit so vielen Pausen und so vielen tollen Ausblicken bekommt man kaum Gelegenheit, außer Atem zu kommen.

Nun sehe ich auch die wilden Buchsbäume. Schmetterlinge begleiten mich. Alte, knorrige Eichen, kleinwüchsig in dieser Höhe, krallen sich in den Boden, ganz fest. Es ist noch nie vorgekommen, dass ich einen Berg mit einem Grinsen im Gesicht hinaufgekommen bin, doch das hier ist so ein Fall. Ich will hoch hinaus. Noch abenteuerlicher werden die Treppen, am nackten Fels entlang. Hier ziehe ich mich mit dem Körpergewicht nach oben, das hat mit Standardwandern nicht mehr viel zu tun…

Nun bin ich oben angekommen… ähm, nein, bin ich nicht. Der Frankenweg ist gnadenlos. Die offene Ebene ist einem dichten Hain gewichen. Haselnuss und Eichen stehen dicht beieinander. Unglaublich, wo sich so eine Eiche überall festzuwachsen vermag. Als ich letztendlich die Spitze des „Berges“ erreiche und weit und breit nur noch goldene Weizenfelder sehe, drehe ich um und kehre reumütig wieder zu meiner ursprünglichen Route, dem Buchsbaumweg, zurück. Weizenfelder habe ich bei meiner letzten Wanderung bereits zur Genüge betrachtet.

Nun balanciere ich dieselben steilen Treppen und Hänge wieder hinunter, die ich vorhin schnellen, fliegenden Schrittes hinauf kam. Merkt euch eines: hinauf geht ein steiler, rutschiger Abhang immer leichter von der Hand als wenn ihr die gleiche Strecke wieder hinunter gehen müsst. Denn bei jedem Schritt drückt euch die Körperhaltung, die man beim Gehen einnimmt, automatisch nach unten. Man muss seine Schritte abbremsen, um dies auszugleichen und sehr genau darauf achten, wohin man seine Füße stellt. Nichts zum Festhalten; jetzt sehe ich die teilweise die Notwendigkeit von Wanderstöcken ein.

Unter mir rieselt lockerer Schiefer, ich stakse vorsichtig weiter und fühle mich wie ein Storch im Salat. Bilde mir ein, dass sich der Stein unter meinen Füßen bewegt. Prüfe kurz die improvisierte Stufe, und… was soll ich sagen. Er bewegt sich.

Also wieder brav und reumütig den Buchsbaumweg entlang. Zugegebenermaßen ist er wirklich schön. Pinkfarbene Malven. Wilder Fenchel. So viele Kräuter und Blumen. Tüüüt! Weit unten gibt es eine Zugverbindung zwischen den beiden Orten. Die Lok verkündet laut ihre Ankunft.

In den Mauern aus Schiefer, die die Hänge befestigt halten, sind Grabplatten eingelassen; das bemerke ich jetzt erst, da ich vorhin zu schnell und unaufmerksam vorbeigerauscht war. Hier ruht in Gott Vater und Großvater… 1988-1956… mit seiner Gattin. Dass hier allen Anschein nach auch Menschen in den Felshängen der Weinberge bestattet wurden, ist etwas, das mir neu ist und womit ich nicht gerechnet habe.

 

Der Ladonbach-Wasserfall und die Sage vom Kreuelssangler

Doch ich komme wieder einmal nicht weit, denn es gibt einen Hinweis, der mich vom Weg abbringt und in die schattigen Tiefen der Wälder zieht. Hier soll es einen Wasserfall geben, um den sich Legenden ranken. Soldaten im Französischen Krieg hatten ihn gesehen, den Geist, der hier umherstreift und diesen Ort bewacht. Ein riesiges Wildschwein mit Hörnern, und den Berichten nach hatte es sie angegriffen. Seitdem wurde dieses Wesen häufiger von Winzern und Reisenden gesichtet. Meistens liegt es tagsüber im Schatten und döst, zu einer Baumwurzel erstarrt, vor sich hin. Nur selten streift es umher und macht Jagd auf unbedachte Wanderer. Eine davon entlässt sich gerade in den Bauch der Bestie. Denn ich folge dem Hinweis und finde mich wieder an einem wilden, zauberhaften Ort.

Es geht über Stock und Stein, über Matsch und zwei nebeneinander liegende Rohre, über die ich mich ungeschickt auf die andere Seite des Baches hangele. Plötzlich ist die Sonne weg und Schweigen breitet sich aus. Misstrauisch betrachte ich die hohen Bäume und suche im Dickicht nach Anzeichen für legendäre Wesen.

„Das Kreuelssangler ist ein Fabelwesen, welches als mannshohes, mit Hörnern und übergroßen Hauern bestücktes Wildschwein dargestellt wird. Erste Sichtungen sind von französischen Soldaten überliefert, welche 1689 im Pfälzer Erbfolgekrieg bei einem Konflikt in der Müdener Gemarkung schwer verletzt wurden und von einem Angriff eines extrem großen Wildschweins mit Hörnern berichteten. In den folgenden Jahrhunderten gab es immer wieder Berichte über Sichtungen durch Bauern und Winzer im Bereich des Müdener Wasserfalls. Der Sage nach harrt das Kreuelssangler als Baumwurzel erstarrt im Wald aus und streift nur selten zum Jagen umher. Immer wieder werden merkwürdige Spuren in den Flurstücken Ladon, Lathon, Bleichkampf und Kreuels entdeckt.“

Der Wasserfall selbst. Was für ein Ort. Wie Diamantensplitter, wie ein Vorhang aus Glas, ergießt sich das Wasser über die lang wachsenden Moose und Flechten. Eine lebendige und doch erstarrte Szenerie. Aus einem Wasserstrahl werden fünf, werden zehn, werden hunderte. Hunderte dünne, diamantene Wasserfäden. Wendet man den Blick, so versperren umgestürzte Bäume scheinbar den Weg, bilden urtümliche Brücken über den Bach. Und ich halte Ausschau nach dem Monster in Gestalt eines riesigen Wildschweins mit Hörnern, welches tagsüber, zu einer Wurzel erstarrt, auf der Lauer liegt. Doch ich sehe nur ein zaghaftes Eichhörnchen, das wie angeklebt einen Baumstamm herunter flitzt.

 

Das Wasser schmeckt köstlich. Frisch und leicht metallisch. Ich beuge mich vor, nehme ein paar Schlucke und lasse mich von den umherspritzenden Wassertropfen berieseln. Kurzzeitig zeigt sich im Wasserfall ein Regenbogen. Doch ich verspüre nicht die Lust, den harten Schiefersteinboden aufzugraben, um nach dem Topf voll Gold zu suchen, der mir nun den Naturgesetzen nach zusteht. Soll der nächste ihn haben.

Da ich vom verzauberten Wasser getrunken habe, werde ich vermutlich geschützt sein vor dem wütendem Wildschweinmonster. Ich schleiche zurück zur Hauptroute. Es ist halb fünf. Nun scheint wieder Sonne durch die Bäume und schon sieht das ehemals finstere Tal nicht mehr so gespenstisch aus. Die Sonne hinterlässt weiße, flirrende Flecken auf dem Waldboden und es gibt wieder Geräusche – zumindest das Rauschen des Windes.

 

Ein harter Aufstieg

Dieser Streckenabschnitt gibt mir saures. Das ist es, weshalb die Wanderung das Prädikat „schwer“ verdient. Die großen und steilen, unregelmäßigen Treppenstufen sind nicht einfach zu begehen; vielmehr ziehe ich mich schnaufend und im Angesichts meines Schweißes am Seilgeländer hinauf. Immer wieder schaue ich zurück und staune, wieviel Strecke ich bereits bewältigt habe. Und es hört nicht auf. Es geht immer weiter aufwärts. Das Ganze erinnert mich fast an meinen Aufstieg zur World Peace Pagode in Nepal 2019, nur dass mich hier und heute kein altes, fittes Großmütterchen piesackt und mich dazu anhält, weiter zu gehen. Diese Motivationsarbeit muss ich selber übernehmen.

Belohnt werde ich schließlich mit so etwas wie einem Regenwald. Große Farne, wuchernde, in alle Richtungen verdrehte, knorrige Bäume, hängendes Moos. Grünes Licht am Ende des Pfades und irgendwo plätschert ein Bächlein. Es ist nicht mehr weit, doch umso exotischer. Und der Buchsbaum, der Namensgeber dieser Tour, ist omnipräsent.

Nicht die Römer, sondern die Natur hat die hat den Buchsbaum in die Moselregion gebracht. Es ist sein nördlichstes Vorkommen auf einer Fläche von circa 300 Hektar und in trockenen Lagen kann er sich gegen die einheimische Pflanzenwelt behaupten. Ich gehe weiter durch einen urtümlichen Wald. Unten schlängelt sich ein Bach und führt sein spärliches Wasser, das beinahe im Grund versickert. Nur das Plätschern weist auf es hin. Unter den dicken, üppig wuchernden Moosen sehen spitz aufragende Schiefersteine aus wie grüne, weiche Samtkissen.

 

Endlich – Treis-Karden

Habe ich den „Regenwald“-Abschnitt hinter mich gebracht, taucht vor mir als Belohnung sozusagen eine Schutzhütte auf. Der dazugehörende Sitzplatz ist bereits von einer Gruppe Ausflügler belegt. Sie scheinen aus dem benachbarten Karden hier herauf gekommen zu sein. Ich setze mich ein Stückchen weiter auf eine Bank und genieße den grandiosen Ausblick über die Weinberge und die Mosel.

Und da ist es, Treis-Karten. Beziehungsweise der Ort Karten, der über eine Brücke mit Treis verbunden ist. Die weißen Kirchenmauern strahlen in der Sonne. Ein Hahn kräht, und die Kirchenglocken beginnen zu schlagen. Der Ort wirkt wie ein Versprechen. Ich werde über den Fußgängerweg an der Schnellstraße zurückgehen, schnurstracks nach Müden, dorthin, von wo ich gekommen bin. Ich bin nicht weit gekommen, objektiv betrachtet. Der Wasserfall hat mich aufgehalten, wie auch der schöne Steingarten. Und lauter kleine und große Dinge, die ich auf dieser Strecke niemals hätte missen wollen. Denn sie machten den Reiz dieser Wanderung aus. Manchmal geht es nicht darum, Kilometer zu zählen, sondern es geht darum, zu entdecken.

Jemand hat mal geschrieben, dass wir unsere Welt bei keiner anderen Form der Fortbewegung so intensiv wahrnehmen können wie wenn wir sie zu Fuß erkunden. Und das ist wahr. Denn so erkennen wir große und kleine Details. Wir erkennen Schönheit. Wir haben Zeit. Wir nehmen uns die Zeit. Wir sind langsamer. Uns entgeht nichts. Wir rennen nicht. Wir zischen nicht im schnellen Tempo vorbei. Sondern nähern uns Schritt für Schritt. Einer blühenden Landschaft. Einem Berg. Dem Klingeln der Kirchenglocken. Auf keine andere Art entdeckst du die Welt so ausführlich wie zu Fuß.

Kasia

Hi, ich bin Kasia, die Stimme von "windrose.rocks" :-)
Treibt Dich die Frage um, was sich denn alles jenseits der heimischen Couch verbirgt, bist Du rastlos und neugierig wie ich und spürst den Drang in Dir, in die Welt hinaus zu gehen? Dann tue es! Ich nehme Dich mit auf meine Reisen und lasse Dich hautnah das Unterwegs sein miterleben - in all seinen Facetten. Lass Dich inspirieren, komm mit mir und warte nicht länger, denn... die Welt ist so groß und wir sind so klein, und es gibt noch so viel zu sehen!

Die Welt wartet auf uns.

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19 Kommentare

  1. Wieder eine tolle Tour. Mir gefällt die Mosellandschaft auch wirklich gut. Aus meiner Sicht ist das ein völlig unterschätztes Nah-Reiseziel. Aber eines habe ich vermisst: Hast Du denn auch den leckeren Riesling probiert oder Dir ein Fläschchen mitgenommen? Sehr zu empfehlen.

    1. Liebe Annemarie, für den Riesling hatte ich leider keine Zeit. Damit hätte ich den Abschnitt nicht geschafft, Wein lockert ja… sonst wäre ich fröhlich von der Treppe gepurzelt 🙂 Als ich in Karden eintraf, hatte schon alles zu…

      1. Dann beim nächsten Mal 🥂

  2. Wow, das würde mich bezüglich Schwindel und Höhen schon an meine Grenzen bringen. Freischwebende Treppen über dem Abgrund und auch noch ohne Geländer sind nicht so meins. 🙂 Obwohl es im Bodetal auch so ein paar Ecken gibt, wo ich schon mal Luft holen muss, ehe ich da lang gehe.

    1. Bei den freischwebenden Treppen kuschelt man sich eben ganz nah an den Hang 🙂 Glücklicherweise hatte ich auf meiner Route keine. Es war auch so schon abenteuerlich genug…

  3. Wie gut auch für uns Leser, dass du deine Leidenschaft fürs Wandern entdeckt hast 😎. Wieder ein klasse Bericht!

    1. Vielen Dank! Es warten noch so viele Wanderungen aufs Verbloggen… 🙂

      1. Ich freue mich schon darauf!

  4. Sehr interessant zu sehen, welche verschiedenen Arten von Treppen von den Winzern kultiviert wurden. Das Tal der Mosel ist sehr schön und Ihre Wanderung mit den schönen Bildern veranschaulicht das nur. Vor zwei Jahren haben wir im September eine Woche in Bernkastel-Kues verbracht. Wir haben auch schöne Spaziergänge gemacht.

    1. Da habt ihr euch eine der schönsten Gegenden an der Mosel ausgesucht. Bernkastel-Kues ist sehenswert, ebenso wie Traben-Trarbach. Und zum Wandern ist dieses Gebiet einfach wunderbar.

  5. Hallo Kasia,

    bevor ich es nachher vergesse: Das Bild mit dem Regenbogen ist klasse.

    Ich habe mich schon gewundert, dass du nur 3 km angehst aber es scheint es doch eine ordentliche Tour geworden zu sein.

    Du hast eine wunderschöne Landschaft gewählt. Deine Bilder zeigen wie schön und gleichzeitig abenteuerlich deine Wanderung war. Die steilen Treppen kann man fast nicht als solche bezeichnen.

    Einzelne Abschnitte kann man fast schon als alpin bezeichnen.

    Die Mosel ist schon eine Landschaft für sich. Die Steilhänge müssen vorwiegend manuell bearbeitet werden. Ich habe einmal gesehen, dass eine Art Einschienenbahn in einem Weinberg als Transportmittel benutzt worden ist. So spart man sich zumindest den Aufstieg.

    Danke für’s Zeigen und berichten.

    Liebe Grüße, Harald

    1. Hallo Harald,

      eigentlich habe ich mir einen Rundweg ausgesucht, der sechszehn Kilometer weit über Burg Eltz und zurück geführt hätte. Aber die drei Kilometer waren schon schön ordentlich, vor allem gab es so viel zu sehen. Ich war überrascht, wie toll man an der Mosel wandern kann und dass es mehr gibt als Reben und Steilhänge. Es hat sich gelohnt. Und mit dem Rückweg an der Mosel entlang waren es am Ende sechs Kilometer, also noch vertretbar… 😉

  6. Danke liebe Kasia, dass du uns wieder mitgenommen hast auf deiner herrlichen Tour mit tollen Bildern 😊
    Liebe Grüße und noch einen schönen Tag,
    Roland

    1. Vielen Dank, schön, dass die Wanderung gefallen hat. Bei so einer Gegend wie dort an der Mosel, da kann man einfach nicht anders, als die Eindrücke zu teilen 🙂

  7. Zauberhafte Landschaft und tolle Bilder. Danke fürs Teilen. Das Video hat übrigens bei mir nicht funktioniert…

    1. Schade mit dem Video, ich werde schauen, woran das liegt. Schön, dass dir die Reise gefallen hat 🙂

  8. Klingt nach einem schönen, kleinen Abenteuer, dass Du da erlebt hast. Gut, dass Du von dem Zauberwasser getrunken hast, sonst hätte Dich der Kreuelsangler erwischt und ich hätte diese schöne Geschichte nicht lesen können! Mal wieder danke!

    1. Ich habe die Monster lauern sehen, aber durch das Wasser und den Regenbogen war ich geschützt…

      Im Ernst, ist echt zauberhaft dort 🙂

      1. Das glaube ich Dir gerne!

Was brennt dir auf der Zunge? ;-)

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