Aruba, Südamerika

California Lighthouse

Aruba, Mai 2016

Wunderschön, seufzt Stefan neben mir und nimmt einen großen Schluck von seinem Bier. Wir sitzen jeweils auf einer Liege, es ist abends, von der Bar dringt leise Musik zu uns herüber und vor uns leuchtet das tiefblaue Wasser des Swimming Pools verführerisch. Die Katze von heute morgen streunt am Pool entlang. Der Passatwind umschmeichelt unsere Körper. „Die Insel unter den Winden.“ Das stimmt.

Nachdem wir heute morgen einen Wagen gemietet haben (was heißt wir; Stefan ist los, kam dann irgendwann mit dem Wagenschlüssel zurück und sagte dann stolz: Das ist er.. Sogar mit Klimaanlage! :-), erkunden wir zuerst die Insel. Wo sich was befindet, Bank, Einkaufsmöglichkeit usw. Die Häuser und Siedlungen sehen bunt-pastellfarben aus. Alles ist irgendwie in einer anderen Bonbonfarbe gestrichen. Die Vegetation sieht bizarr aus, riesige Kakteen, die in den Himmel ragen, blühende Aloe, mehrere Meter hoch, Pflanzen, die wir bei uns in Blumentöpfen halten und die hier ungehindert wachsen und riesige Ausmaße erreichen.

 

Der Tüten-Wahnsinn – Einkaufen auf der Insel

Im Supermarkt ist es für mich wie in einem Spielzeugladen, ich finde die unbekannten und zum Teil exotischen Getränkesorten und Obst überaus faszinierend. Zum Ausprobieren gäbe es: Bier in diversen Sorten, unter anderem das „Chill“ von gestern Abend an der Bar. Chips in uns unbekannten Geschmacks- und Gewürzrichtungen. Obst… Stefan fragt nach Red Bull. Innerlich muss ich lächeln. Was wäre mein Stefan ohne sein Cappuccino, sein Red Bull…

Wir bewaffnen uns mit Obst, Getränken und Gebäck. An der Kasse bekomme ich erst einmal einen Kulturschock: neben jeder Kasse steht ein netter junger Mensch und packt eifrig alle vom Band rollenden Einkäufe in Plastiktüten ein. Manchmal nimmt er für die schweren Artikel zwei Tüten auf einmal, für das Bier zum Beispiel. Ich sehe dabei zu und mein kleines Herz zerbricht in tausend kleine Stücke. Ich, die ich unseren Kunden eifrigst erkläre, warum die Tüten bei uns vierzig Cent kosten und wie groß der Müllstrudel im Pazifik ist… Stefan wollte sich im Vorfeld eine Einkaufstasche mit einem Aruba-Schriftzug kaufen, doch ich hielt ihn davon ab. „Die wird bei dir zu Hause in irgend einer Ecke landen, aus der du sie dann nie wieder rausholst. Tue es nicht.“ Als ich nun die Plastiktüten-Orgie sehe, wünschte ich, ich hätte ihn gelassen…

 

Am Leuchtturm

Später, schon mit gepackter Strandtasche und UV-Schutz auf der Haut, fahren wir zum California-Leuchtturm der Insel. Vom Leuchtturm aus hat man einen wunderbaren rundum-Panoramablick auf das Meer und den puderzuckerweißen Strand. Neben der Aussichtsterrasse befindet sich ein Restaurant, dessen Besitzer uns nun eifrig einlädt, seine Aussichtsterrasse bei einem Drink zu besuchen. „Ihr werdet einen noch tolleren Ausblick haben, versprochen!“ Stefan winkt schon ab, aber ich will hin. Also lassen wir uns nieder, je einen Drink in der Hand. Ich bestellte Prosecco, um den Augenblick zu feiern, und lasse den Blick schweifen. Über die sonnenerhitzten Fliesen flitzen blau schimmernde Eidechsen hin und her und veranstalten richtige Revierkämpfe. Der laue Wind kann die schwüle Hitze nicht vertreiben, doch die Aussicht ist gigantisch.

Der Wirt, der schnell merkt, dass wir aus Deutschland sind, fängt irgendwann an, sich mit uns auf deutsch zu unterhalten. „Wo hast du denn die Sprache so gut gelernt?“ Wollen wir wissen.

„Deutsch? Das lernt man bei uns in der Schule.“ Ja, das hatte uns der Barkeeper am Abend vorher auch erzählt. Er selbst spreche sechs Sprachen, erzählt nun der Wirt weiter, das sei für ihn kein Problem. Er hatte schon in Spanien, Barcelona, gelebt, in London, in den USA… immer zwei oder drei Jahre an einem anderen Ort. Jetzt sei er seit fünfzehn Jahren wieder auf Aruba zurück. Ich lausche fasziniert. Diese, seine Art zu leben spricht etwas in mir an. Ganz tief drinnen. Ich will das auch.

„Und? Bist du dabei?“ Frage ich Stefan, als wir wieder alleine sind.

„Wo dabei?“ Er scheint abgelenkt, tippt auf seinem Smartphone. „Na bei meinem Jetsetter-Leben… einmal hier, einmal da…“ Are you with me… singe ich leise vor mich hin, zu dem Song, der gerade läuft und in dem es auch irgendwie um Meer und Strand und Margarithas im Mondschein geht.

Hier kämen nicht viele Deutsche hin, erklärt uns der Wirt noch. Vor allem Niederländer und Amerikaner stellten das übliche Urlaubsklientel der Insel. Wie wir beide hierher kämen? Wir erzählen ihm von Urlaubsguru und dem unschlagbaren Angebot.

Mit dem Leuchtturm selbst haben wir kein Glück; das California Lighthouse wird just in diesem Monat (Mai 2016) restauriert und ist daher geschlossen. Dafür fahren wir zum Strand.

 

Der Arashi-Beach – Wo die Einheimischen baden gehen

Wir steuern den nächsten Strand zu, dessen wir ansichtig werden. Es ist der Arashi Beach, wie ich später recherchiere. Ein kleiner, weniger bekannter Strand, der sich direkt in der Nähe des Leuchtturms befindet, doch das Wasser ist türkis und badewannenwarm und der Sand so weiß, dass es fast in die Augen sticht und wo die Locals gerne baden kommen. Im Augenblick sind wir komplett alleine. Im Wasser angekommen versuchen wir, uns gegenseitig unter die Wasseroberfläche zu ziehen.

Dann schwimme ich los, aufs Meer hinaus, versuche, in tieferes Wasser zu kommen. Der Untergrund ist steinig und voller Algen. Doch auch wenn ich weiter und weiter schwimme, der steinige Grund ist immer noch zu spüren. Eine ganz lange, flache Lagune. Der Strand wird hier nur sehr langsam tiefer, man kann meterweit in knöcheltiefem Wasser waten.

Direkt vor mir stürzt plötzlich etwas braunes ins Wasser. Zunächst sehe ich nichts, doch dann taucht ein Pelikan mit seiner Beute im Schnabel auf. Während er wie ein kleines Boot auf dem Wasser schaukelt, beäugt er mich misstrauisch mit einem gelben Auge, hebt den Kopf und schluckt seine Beute hinunter. Sein mächtiger Schnabel überzeugt mich, da zu bleiben wo ich bin und mich nicht zu nähern. Keine Angst, Räuber der Meere! Nie würde ich es wagen, dir deinen Fisch zu entreißen.

Ich schwimme zurück zu Stefan, der im seichten Wasser plantscht. „Weißt du, genau das wollte ich. Genau so ein Wasser, genau so warm, die Sonne…“

Irgendwann zanken wir. Als Auslöser eine Kleinigkeit, hochgeschaukelt durch jede Menge Emotionen. Jedoch der Streit endet damit, dass wir, wieder im Wasser, uns gegenseitig versuchen, mit matschigen Sand einzureiben. Irgendwann hält mich Stefan fest und lässt fast schon genüsslich eine Handvoll Matsch in meine Haare gleiten. Ich sehe aus wie ein Seeungeheuer. Stefan lacht sich tot.

Es wird frisch. Auch wenn man das kaum glauben mag, ich fange im Wasser so langsam an zu frieren. Der Abend nähert sich. Also aufstehen, den Sand aus der Badehose klopfen, die von mir in der Zwischenzeit eingesammelten Muscheln verstauen… Stefan wartet am Auto auf mich. Wir küssen uns, hören plötzlich Jubel und Applaus. Zwei Frauen am Strand haben anscheinend vorhin die Szenen im Wasser beobachten und bejubeln nun das Happy End. Stefan verbeugt sich: „Ten Euro, please!“ Lacht er.

Auf dem Heimweg kommen wir an Eagle Beach vorbei. Zur linken sehe ich den „I LOVE ARUBA“ Schriftzug. „Da will ich ein Foto haben!“

 

Eagle Beach

Am Eagle Beach machen wir halt. Zunächst entdecke ich eine Hütte, mit Palmblättern überdacht und zum Meer hin offen. Wir setzen uns rein. Die Sonne ist im Begriff zu sinken. Auch andere Menschen sind am Strand, viele stehen und sitzen zwischen den typischen für Aruba, krumm gewachsenen Divi-Divi-Bäumen. Da mich diese Bäume mit ihrem wuchs total an die Serengeti erinnern, muss ich, wenn ich die Menschen unter ihnen verweilen sehe, an einen Rudel Löwen denken, die ihre Jagt hinter sich gebracht haben und das Mahl genießen.

Doch später verlassen wir unsere überdachte Sitzgelegenheit und gehen näher an das Wasser heran. Das Meer sieht fast schon hellblau und die Sonne warm orange aus. Pastellfarben sieht dieser Sonnenuntergang aus, schön. Vom anderen Ende des Strandes bringt der Wind Musik an unsere Ohren. Eine Gruppe Menschen hat ein Radio dabei. Die Einheimischen verbringen gerne Zeit am Strand. Wenn ich mich so umsehe, sehe ich Menschen in Gruppen zusammen stehen.

Nun sind wir hier, auf der Liege, der Wind mutet fast schon ein wenig kühl an (unglaublich wie sonnenverwöhnt ich innerhalb nur eines Tages geworden bin!), trinken Bier und essen Sandwiches. Gleich werde ich meine zweite Zigarre auspacken. Drei sind es insgesamt, Geschenk von Freunden, die ich für diesen Urlaub mitgenommen habe, aber ich habe mir heute bereits ausgeguckt, wo es hier auf der Insel einen Nachschub an Tabakwaren gibt.

A happy island, denke ich, und ziehe den Rauch der Zigarre ein.

Kasia

Hi, ich bin Kasia, die Stimme von "windrose.rocks" :-)
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