Abends im Paradies
Irgendwann mitten in der Dunkelheit steigen wir am Flughafen Queen Beatrix aus dem Tui-Flieger. Es ist 19 Uhr Ortszeit, doch meine Uhr, die ich noch nicht umgestellt habe, zeigt tiefste Nacht an.
Ein Shuttlebus bringt uns zum Perle d’Or. Schon von außen gefällt mir die Anlage. Palmen überall, die Zimmer gehen auf den Innenhof hinaus, in der Mitte leuchtet der Swimmingpool blau wie ein karibisches Versprechen. Palmen, exotisches Gefieder, ein Papagei, der auf einem Ast in einer Telefonzelle sitzt… das volle Programm. Und ein wunderschöner roter Sonnenuntergang, der noch ein letztes Mal die riesenhaften Kakteen erleuchtet. Der Wind ist stark, warm, er bringt feuchte Meeresluft mit sich und umschmeichelt die Haut. Es ist etwas zwischen schwül und sehr angenehm, da die warmen Winde Erfrischung bringen und sich so die Hitze gar nicht erst behaupten kann. Ich dusche und lasse meine Haare offen, doch diese sind bereits innerhalb von fünf Minuten wieder trocken.
Wir machen uns frisch und ich ziehe eines meiner schicken Sommerkleider an. Dann gehen wir runter an die Bar. Die seichten Rhythmen, die sich mit dem Wind mischen, verbreiten ein wahrlich karibisches Feeling. Um das Gefühl vollständig zu machen, bestelle ich einen Pina Colada. Wir rauchen eine Zigarre. Ich sitze da, schaue auf die entspannten Menschen, schaue in die Nacht hinaus und fühle, wie sich die deutsche Gestresstheit und die Anspannung der Reise praktisch in Luft auflösen und von den Winden fortgetragen werden. Hier geht die Zeit ein paar Herzschläge langsamer. Nichts muss. Doch alles kann…
Die Insel unter dem Winde
Gemeint ist der Passatwind, den wir selbst spät am Abend beim Verlassen des Flugzeugs sofort ums Gesicht spüren. Wie ein heißer Fön umschmeichelt er den Körper und lässt die Hitze des Tages nicht zu unerträglich werden.
Als „Inseln unter dem Winde“ werden die karibischen Antillen bezeichnet, die kurz vor Venezuela liegen und eine Fläche von 2400 km² einnehmen. Im Gegensatz zu den nordöstlichen Antillen hat hier der Passat keinen so großen Einfluss; die Gefahr von Hurrikans ist geringer und das Klima insgesamt trockener.
Die Insel Aruba ist mit 180 km² nach Bonaire die kleinste Insel der ABC-Inseln. Zu den ABC-Inseln gehören Aruba, Bonaire und Curacao. Touristisch gesehen sind Aruba und Curacao die meist frequentierten der Inseln; auf Bonaire geht es gemäßigter zu. Alle drei sind Teil der Kleinen Antillen, einer Inselgruppe, die sich über die östliche Karibik erstreckt.
Nur 25 km trennen die Insel vom südamerikanischem Festland, genauer gesagt von Venezuela, und diese kurze Entfernung macht das Ganze für mich irgendwie aufregend. Zum Fuß-Ausstrecken, und man kann davon träumen, bei Ebbe mal rüber zu laufen.
Vergesst es. Hier gibt es keine Ebbe. Es gibt Haie. Erst 2015 wurde ein Schiffsbrüchige von Haien totgebissen.
Doch diese Tatsache hält die vielen Windsurfer nicht davon ab, sich Winde und Wellen zu eigen zu machen. Die Passatwinde wehen hier stetig und sorgen dafür, dass die berühmten, krummen Divi-Divi-Bäume, die unter anderem am Eagle Beach wachsen, in südwestliche Richtung geneigt sind.
ABC-Inseln politisch
Politisch gesehen sind die ABC-Inseln eine Kuriosität und ich habe lange gebraucht, um mir den Status zu verinnerlichen und vor allem, um ihn zu verstehen. Es ist nämlich so:
Aruba ist eines der vier gleichberechtigten Teile des Niederländischen Königreiches. Das Niederländische Königreich besteht aus den Niederlanden (Europa), Aruba, Curacao und Saint Martin. Aruba ist somit vollkommen autonom, hat ihre eigene Währung und Verfassung. Doch Autonomie ist nicht gleichzusetzen mit Souveränität – somit werden Fragen der Verteidigung und der Staatsangehörigkeit noch immer durch das Königreich geregelt.
Die europäische Niederlande wiederum besteht aus Niederlande in Europa und Bonaire, Saba & Sint Eustatius in der Karibik.
Etwas verzwickt, nicht wahr?
Doch darüber macht man sich angesichts der traumhaft schönen Strände wohl keine Gedanken. Der Insel Aruba wird nachgesagt, nicht nur die schönsten Strände in der Karibik, sondern in der ganzen Welt sein eigen zu nennen. Vor allem der Eagle Beach, der die berühmten Divi-Divi-Bäume beherbergt, wurde bereits mehrfach gekürt: einmal 2014 vom Reiseführer-Verlag „Rough Guide“ zum schönsten Strand der Welt, dann von der amerikanischen Zeitung USA Today zum schönsten der Karibik.
Bei einer Wassertemperatur von 26 Grad und einer Lufttemperatur von 27 Grad fällt es leicht, sich wie im Himmel zu fühlen. Nur auf eines sollte man achten, und zwar auf genügend starken Sonnenschutz. Denn die karibische Sonne macht aus zarter, weißen Haut in Minuten Grillhähnchen.
Doch der oben erwähnte Passatwind sorgt auch für eine Zweiteilung der Insel. Während er im Südwesten der Insel sanft und stetig weht und dafür sorgt, dass sich lange Strände und idyllische Badebuchten bilden, ist der Nordosten hingegen ein Spielball seiner Kraft. Hier ist die Küste schroff und wild und die Wellen werden wie in einem Hexenkessen in die Höhe gepeitscht. Lasst euch diesen Teil der Insel auf keinen Fall entgehen, denn es ist ein Naturspektakel. Stundenlang lässt sich in die aufgewühlte, blaue Tiefe schauen.
Woher ich das alles weiß? Dies ist ein Nachtrag, den ich vorgezogen habe. Denn diese Zeilen tippe ich bereits nach meinem Besuch auf der Insel.
Die Geschichte der Insel
Es leben circa 110 000 Einwohner auf Aruba. Das erscheint auf den ersten Blick nicht besonders viel. Umso erstaunlicher, dass innerhalb dieser Zahl rund neunzig unterschiedlicher Nationalitäten vertreten sind. Der Grund dafür ist in der Geschichte der Insel zu finden.
Die Ureinwohner Arubas waren die Arawak-Indianer, deren Zeichnungen noch immer in den Höhlen des Arikok Nationalparks besichtigt werden können. Sie lebten von der Fischerei und der Jagd. 1499 wurde die Insel von den Spaniern besiedelt. Ein Großteil der Indianer wurde von den Spaniern versklavt und nach Hispaniola gebracht, wo sie als Arbeitskräfte gebraucht wurden. 137 Jahre wurde Aruba von den Spaniern besetzt, bis die Niederländer kamen.
Sie errichteten eine Marinebasis gegen die Spanier und kontrollierten von hier aus die Salzlieferungen aus Venezuela. Doch die Geschichte Arubas ist wechselhaft und turbulent; auch die Briten mischten mit und es gelang ihnen, Aruba in einem politischen Tauziehen für einige Zeit zu erobern, ehe die Insel wieder an die Holländer fiel. 1845 wurde Aruba offiziell in die Niederländischen Antillen eingegliedert.
1986 verließ Aruba die Niederländischen Antillen und ist heute gleichberechtigtes Mitglied des Niederländischen Königreiches.
Papiamentu
Dieses geschichtliche Hin und her war der Grund für die Entwicklung einer speziellen, kreolischen Mischsprache, die typisch für die ABC Inseln ist und fast nur hier gesprochen wird: dem Papiamentu. Die Sprache entstand Mitte des 17 Jahrhunderts mit der Besiedelung von Curacao durch die Niederländer. Wo Spanier die Ureinwohner Arubas versklavten und nach Spanien verschifften, kamen mit der niederländischen Besatzung neue Sklaven auf die Inseln, die vorwiegend aus Westafrika stammten. Da die Menschen aus verschiedenen Teilen Afrikas stammten, sprachen sie verschiedene Sprachen und verstanden sich nicht. Erschwerend kam hinzu, dass es Sklaven verboten war, die Sprache der Besatzer, also niederländisch, zu lernen. Man wollte dadurch gemeinsame Absprachen der Menschen verhindern.
Doch der Bedarf nach einer gemeinsamen Sprache war so groß, dass schließlich eine Mischsprache entstand, die Einflüsse von portugiesisch, niederländisch, spanisch und afrikaans enthält. Seit 2004 ist Papiamentu neben Niederländisch als Amtssprache anerkannt.
Klima
Das Klima auf Aruba ist das ganze Jahr über warm und angenehm gleichmäßig. Selbst in der sogenannten Regenzeit, die von September bis Dezember dauert, gibt es abgesehen von leichten Regenschauern kaum Stürme oder Hurrikans. Die ABC-Inseln liegen am äußersten Rand des Einzugsgebietes von Hurrikans.
Währung
Die offizielle Währung ist der Aruba-Florin, der in etwa dem Wert von 0,48-0,50 € entspricht. Bunt und schön anzusehen sind die Scheine; statt Politikerköpfen prangen darauf Tiere der örtlichen Fauna wie Schlangen, Frösche und Muscheln. Karibik eben. Kein Wunder, dass der Wahlspruch der Insel lautet: One happy island
Quellen: wikipedia, daskaribikmagazin.de, aruba.com,
[…] die Jacken wandern in den Koffer. Ein angelegter Kakteengarten, Sonne, Papageien. Warmer Wind, wie damals auf Aruba. Ein Gefühl nach Urlaub. Wir holen unseren gemieteten Wagen, einen Suzuki Vitara, ab und fahren […]