Deutschland, Europa

Unterirdischer Weihnachtsmarkt in Traben-Trarbach

Die Vorweihnachtszeit hat das an sich, dass gefühlt etwas Großes bevorsteht. Man trifft abwechselnd Freunde, Kollegen, die ersten Weihnachtsfeiern werden abgehalten. Es gibt Weihnachtsmärkte, die meisten irgendwie alle gleich, doch einige stechen heraus, sind etwas Besonderes. Sind es wert, einen weiten Weg auf sich zu nehmen, um sie zu besuchen. So wie der unterirdische Weihnachtsmarkt in Trarbach an der Mosel, der sich in Weinkellern in der ganzen Stadt verteilt. Es dreht sich alles um Wein und Verkostung. Schon sehr lange nehme ich mir vor, diesen Weihnachtsmarkt zu besuchen. Dass Aufschieben keine gute Idee ist, hat die Pandemie mir gezeigt. Jetzt – wir schreiben das Jahr 2022 – ist es endlich soweit. Die Aufschieberitis hat ein Ende. Ich steige in mein Auto ein, und zwei- bis zweieinhalb Stunden später an der Mosel wieder aus. Unterirdische Lichter, ich komme.

Es ist neblig Anfang Dezember. Der Nebel hält sich hartnäckig, hängt über der Brücke, über die ich gehe, hängt über dem Wasser. Hier und dort leuchtet ein flammenförmiger, gelber Baum aus dem Nebel heraus wie ein Feuer. Der Spiegel des dunklen Wassers regt sich nicht, die Mosel steht so still, wie es nur irgendwie möglich ist.

Traben-Trarbach ist kein Geheimnis mehr. Spätestens seit der Pandemie haben sich die Besucherzahlen vervielfacht, Ziele in Deutschland werden mehr denn je frequentiert. Es wuselt vor Menschen, die Stadt ist voll. Wo beginne ich meine Erkundungstour? Ich lande in einem Weinkeller, in dem ich direkt mit mehreren Flaschen Moselwein wieder herauskomme. Der ausgezeichnete Glühwein wird über die Weihnachtstage bei meiner Familie gute Dienste leisten.

Der unterirdische Weihnachtsmarkt in Trarbach ist über mehrere unterirdische Weinkeller verteilt, die nach und nach besucht werden können. Sie werden eigens zu diesem Zweck jedes Jahr geöffnet. Auch ist der Weihnachtsmarkt nicht gewöhnlich, und schon gar nicht alltäglich. Nur übers Wochenende öffnen sich die Tore in die selige Unterwelt. Mit Ausnahmen, doch den genauen Plan findet ihr auf der Website. Es gibt einen Weihnachts- Marktkeller, eine Schlittschuhlaufbahn, eine gemütliche Atmosphäre. Aus sechs historischen Gewölbekellern setzt sich der Weihnachtsmarkt zusammen, dort sind die Verkaufsstände untergebracht.

Viele der Keller stammen aus dem 18 und 19 Jahrhundert. Es gibt kaum irgendwo an der Mosel so viele Weinkeller wie hier in Traben-Trarbach. Es gab mal eine Zeit, da wurden die hier gelagerten Weinfässer in alle Welt verschifft; der Ort hatte sich im 19 Jahrhundert zum – nach französischem Bordeaux – zweitgrößten Umschlagsplatz für Wein in Europa entwickelt. Aus dieser Zeit stammen auch die im Jugendstil erbauten Villen und Häuser wohlhabender Händler. Exportschlager war der Riesling. So wurde fast die gesamte Altstadt nach und nach unterkellert.

Obwohl die einzelnen Punkte der Route markiert sind und eigentlich nicht zu übersehen, gibt es die Option, eine Faltkarte mit einem Übersichtsplan zu erhalten. Oder man orientiert sich an der ausgeschriebenen Route, die einen Rundweg bildet. Mein zweiter Anlaufpunkt befindet sich auf der anderen Seite der Mosel, im Stadtteil Trarbach. Es verschlägt mich zunächst in den Brückenkeller, wo Tannenbäume ausgestellt sind. Jedes der Weihnachtsbäume hat einen Gewerbetreibenden als Paten, entsprechend bunt, vielfältig und ideenreich sind die jeweiligen Tannen gestaltet. Und natürlich, wie sollte es anders sein, erkennt man an den Bäumchen die jeweiligen Paten. Was lustige Züge annehmen kann. Oder hat jemand von euch schon mal einen Bierflaschenbaum gesehen?

Ein weitläufiger Markt ist in der Villa Nollen aufgebaut, einem 1904 erbauten Gewölbekeller. Hier finde ich Weihnachtsartikel, Weihnachtsdeko, Glühweinstände, Flammkuchen und Punch. Der Keller besteht aus drei miteinander verbundenen Räumen, und alle drei sind gut besucht. Ich habe Glück; einen Flammkuchen in der einen und einem Glühwein in der anderen Hand balancierend besetze ich schnell den einzigen freien Platz. Irgendwann gesellt sich eine Gruppe Freunde an den langen Tisch dazu. Ist mein Flammkuchen erst aufgegessen, nippe ich am Glühwein (warum sind die Becher immer so klein?) und schaue mir die illuminierten, von Säulen gestützten Räume und die fröhlichen Menschen um mich herum an. Ja, man kann auch alleine die Atmosphäre eines Weihnachtsmarktes genießen und es hatte sich heute so ergeben. Doch grundsätzlich sind die unterirdischen Keller etwas, das man mit Familie oder Freunden besuchen sollte, denn hier kann man die Zeit vergessen, gerne auch den ganzen Tag verbringen und von Gewölbekeller zum Gewölbekeller pilgern. Jeder Keller ist etwas anders, hier und dort sind auch überirdisch schöne, weihnachtliche Ecken mit Tischen, Stühlen und Musik aufgebaut. Da dampft und zischt es, Steaks und Würstchen brutzeln auf dem großen Grill und verteilen ihren Duft. Wenn ich nicht schon gegessen hätte.

Als der Glühwein ausgetrunken ist, gehe ich weiter, besuche einen Weihnachtskeller nach dem anderen, schaue da, stecke den Kopf dort rein. Ich laufe antizyklisch und habe nun ein Stück dunkle Straße vor mir. Aber nicht lange, denn gleich um die Ecke ist wieder etwas zu sehen, ein weiterer Stand, ein weiterer Keller. An jedem der schönen Orte etwas zu essen oder zu trinken wäre ein Ding der Unmöglichkeit – außer, man bleibt auf unbestimmte Zeit. Doch mich zieht es langsam zurück zum Auto. Es ist dunkel geworden und der Rückweg noch lang. Menschen kommen mir entgegen, lachende, aufgeregte Menschen. Die bunten Lichter der Häuser, die bunten Lichter des Ortes spiegeln sich im schwarzen Wasser so gestochen klar, als stünde die Welt Kopf. Blau, Rot, Grün. Über dem Ort sitzt im Nebel die Ruine Grevenburg wie ein Adlerhorst, getaucht in rotes Licht. Häuser und Boote sind illuminiert, alles, was geht, ist mit Leuchtketten umwickelt. Die Spiegelbilder des Wassers halten mich eine Weile auf. Wie still doch alles wirkt, wie friedlich.

Kasia

Hi, ich bin Kasia, die Stimme von "windrose.rocks" :-)
Treibt Dich die Frage um, was sich denn alles jenseits der heimischen Couch verbirgt, bist Du rastlos und neugierig wie ich und spürst den Drang in Dir, in die Welt hinaus zu gehen? Dann tue es! Ich nehme Dich mit auf meine Reisen und lasse Dich hautnah das Unterwegs sein miterleben - in all seinen Facetten. Lass Dich inspirieren, komm mit mir und warte nicht länger, denn... die Welt ist so groß und wir sind so klein, und es gibt noch so viel zu sehen!

Die Welt wartet auf uns.

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12 Kommentare

  1. Ach, wie wunderbar! Ich kenne Traben-Trarbach, aber der unterirdische Weihnachtsmarkt in den Kellergewölben war mir bis eben unbekannt. Danke für den Tipp! Das kommt gleich auf meine Bucket List für die Weihnachtszeit im nächsten Jahr. Und anschließend gleich weiter zur Familie ins Saarland. Guter Plan! Ich freue mich schon 😎. Scheint aber recht frisch zu sein da unten, denn die Leute auf deinen Fotos haben die Jacken angelassen, auch wenn sie an einem Tisch sitzen.

    1. Ja, es ist recht frisch in den Kellern. Da hilft nur Glühwein 🙂 Der Weihnachtsmarkt ist nur an den Wochenenden, es ist daher leicht, ihn zu verpassen. Er ist wirklich sehenswert und dein Plan klingt nach einem guten… Plan 🙂

  2. Hi Kasia,
    Traben- Trarbach ist mir vom Namen her bekannt – und wir hatten damals wähernd meiner Ausbildung eine Stotterin, der wir im Training vor der Kamera gerne dieses Wort in den Prompter-Text geschummelt haben. Es war pha.. pha.. pha.. phantastisch..
    Na ja und auch ein bißchen gemein – ja, okay schon ziemlich. Aber auch wahnsinnig witzig. Okay – Du darfst mich jetzt hassen..
    Als ich unterirdisch gelesen habe, gingen meine Gedanken erst in eine andere Richtung. Bei uns im Pott wird mit „Unterirdisch“ etwas gnadenlos schlechtes bezeichnet. Aber diese Gewölbe finde ich total cool.
    Das erinnert mich daran, dass ich ja noch das ungarische Weinanbaugebiet nächstes Jahr besuchen soll, wo es auch etliche Weinkeller gibt. Ich denke aber, die werden nicht so riesig sein, wie der von dir besuchte – der scheint ja fast die ganze Stadt unterhöhlt zu haben..
    Gibt es eigentlich keine Fragen mehr bei Dir? Ich lechze schon seit Wochen danach mich psychisch zu entblößen. Hoffentlich habe ich jetzt das richtige Wort genommen – psychisch und physisch verwechsel ich immer…
    Bleib gesund – momentan haben wieder alle Covid – auch in meinem Freundeskreis grassiert’s
    CU
    P.

    1. Na na, so gemein habe ich dich gar nicht in Erinnerung, Dr. Nerd? 😉 Die arme Frau, so entstehen Jugendtraumata… tss tsss…

      Nein, unterirdisch im Sinne von Schlecht war der Weihnachtsmarkt wahrlich nicht, viel mehr beschaulich und speziell. Auf Ungarn bin ich sehr gespannt, die Weinkeller werden dort größer sein, vermute ich. Fahr mal nach Moldawien, dort haben die Weinkeller so riesige Ausmaße, dass du mit dem Auto hindurchfahren kannst (und musst).

      Fragen, da habe ich momentan etwas wenig Zeit für, stecke aktuell mitten in der Umzugsphase. Und du weißt ja, wenn der Nestbautrieb bei Frauen erstmal zuschlägt, werden alle freien Flächen mit Weihnachtswichteln dekoriert…

      Liebe Grüße

  3. Traben-Trarbach ist mir gut bekannt, vor ein paar Jahren waren wir für eine Woche in einem Dorf nur wenige Kilometer von diesem sympathischen Städtchen entfernt. Das war im September, also gab es noch keine Weihnachtsmärkte. Schade, denn es sieht wirklich sehr gemütlich aus und wer mag nicht Glühwein, wenn auf dem Weihnachtsmarkt ist? Vielen Dank, Kasia, für die schönen Eindrücke, die du mit uns geteilt hast.

    1. Traben-Trarbach ist an sich schon ein schönes, gemütliches Örtchen. Ich hatte das Glück, dass diese Gegend dienstlich zu meinem Einzugsgebiet gehörte. Also konnte ich hier und da mal einen Abstecher machen 😉

  4. Was es nicht alles gibt! Ich mag ja Keller nicht so, weil es da immer so kühl ist. Aber auf Weihnachtsmärkten ist es eh immer kalt, daher vielleicht eine gute Idee.
    Das letzte Foto ist extrem cool.

    1. Jetzt musste ich glatt schnell gucken, was das letzte Foto nochmal war… Dankeschön 🙂 Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich mit einem mittleren Schwips dastand und versuchte, das Bild nicht verwackelt hinzubekommen… *ähm*

  5. Ach du Schreck, ist schon wieder bald Weihnachten?

    Dann muss ich schnell weg…

    1. Ja, es ist soweit. Die Zeit der besinnlichen Weihnachtsstimmung, der Lichter und des Glühweins… Ich empfehle ein warmes, muslimisch geprägtes Land, da wirst du dich gar nicht mehr daran erinnern, dass bald Weihnachten ist 😉

      1. Damit ist die Entscheidung für Albanien gefallen!

        1. Lach… Albanien soll schön sein. Ich war noch nie dort, bin gespannt, was du berichtest 😉

Was brennt dir auf der Zunge? ;-)

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