Es war einmal eine schöne Stadt. Sie hieß Mannheim. Zufriedenheit und Wohlstand erfüllten das kurpfälzische Juwel, und die Menschen könnten auch im Frieden leben, wäre da nicht ein furchterregendes Monster, welches alle Jubeljahre wieder aus dem Schatten des rheinischen Auenwaldes auftauchte und die umliegenden Orte terrorisierte. Das Monster verlangte es nach Jungfrauen, um sie zu fressen. Doch da es in Mannheim um selbige nicht eben gut bestellt war, wurde ab und zu eine aus dem Hafen hinzugeschmuggelt und das Biest bekam Verdauungsstörungen. Das machte ihn sehr wütend, doch jegliche Reklamationsversuche blieben ohne Erfolg.
Irgendwann dachte sich ein kleiner, pelziger Held: das kann doch so nicht weiter gehen. Er machte sich auf die Suche nach dem Biest, stöberte es in seinem Versteck im Auenwald auf und sprach zu ihm:
„Ey, Biest! Das geht doch so nicht weiter. Irgendwann geht den Städtern der Nachwuchs aus. Willst du nicht mal lieber eine feinschmeckende Ziege probieren?“ Das Biest brummte unwillig.
„Also, eigentlich bin ich Ve…“ Der Rest ging im Räuspern des Ungeheuers nieder.
„Was?“ Fragte Teddy nach. „Was war das nochmal?“
„Also, eigentlich bin ich Vegetarier.“ Eröffnete ihm das Biest verlegen. „Ich stehe mehr so auf Gemüse. Von diesen knochigen Weibern bekomme ich Durchfall.“
„Ach herrje, du armer.“ Sprach der Held. „Kein Wunder, dass du immerzu so übelst gelaunt bist.“ Das Biest gab einen klagenden Laut von sich. Der Held sprach weiter. „Dann friss doch einfach keine Stadtbewohner mehr, und ich bringe dir täglich so viel Gemüse wie du verputzen kannst.“
„Das geht nicht.“ Protestierte das Biest. „Ich bin ein Biest. Ich habe einen Ruf zu wahren. Die Leute erwarten, dass ich sie fresse. Wenn damit plötzlich Schluss ist, sind sie womöglich enttäuscht“
Der kleine Teddy grübelte und grübelte, denn er verstand das Dilemma. Schließlich sprach er:
„Ey Biest! Hör zu, wir machen folgendes. Wir erzählen allen einfach, ich hätte dich in einem langen, blutigen Kampf besiegt und du hättest dich ganz arg gewehrt. Dann kannst du deinen Ruf erhalten und den knackigen Möhrchen steht nichts mehr im Wege. Was hältst du davon?“
Das Biest war einverstanden, uns so ritt der kleine Teddy zum Schein auf dem Rücken des Monsters siegreich zurück in die Stadt. Die Menge jubelte und feierte. Des Nachts jedoch, als alles schlief, befreite Teddy das große Monster von seinen Ketten und rettete es so vor dem Spieß, der bereits über der Feuerstelle hing. Das Monster flüchtete zurück in seinen Auenwald und wird vom Teddy seitdem regelmäßig mit Karren von Salatköpfen und Pfälzer Spargel versorgt. Manchmal kommt es jedoch inkognito im Schutze des Abends in die Mannheimer Innenstadt und lässt sich in einen der vielen, schmackhaften Lokale zu einem mexikanischen Guacamole oder fleischlosem Döner nieder.
Um an die mutige Tat des kleinen Helden zu erinnern, wurde ein Denkmal im Mannheimer Luisenpark errichtet. Und bei seinen Besuchen lässt es sich der kleine Teddy nicht nehmen, auf den Rücken der großen Bronzestatue zu klettern. Gern würde er seinen Enkeln von seinen Abenteuern und Heldentaten erzählen, aber ohne einen eigenen TikTok-Kanal hört ihm keines der Kinder zu…
Also, liebe Kinder. Diese wahre, frei erfundene Erzählung nimmt teil an Rolands wöchentlicher Fotochallenge „klein“ und zeigt uns, dass Biester nicht so schrecklich und gutes Essen besser für die Verdauung ist. Sie zeigt auch, dass man mit Diplomatie weiter kommt als mit Fackeln und Heugabeln.
Bleibt also knusprig… (ha ha haa…!)
Was für eine Story 😂😂😂!
Dankeschön liebe Elke! Bin gerade zurück…
Ach, wie süß. Du bist eine gute Geschichtenerfinderin/-erzählerin.
LG
Dankeschön 🙂 aber die Geschichte hat Teddy mir erzählt, ich hab sie nur niedergeschrieben… 😉
Liebe Grüße
Kasia
Da hast du dir eine tolle Geschichte ausgedacht und vegetarische Monster, die vom kleinen Teddy gerettet werden, finde ich genial
LG Andrea
Liebe Andrea, ja, das missverstandene Monster kam mir gerade recht 😉 So können die Mädels vom Mannheimer Hafen wieder ruhig schlafen… 🙂
Du hast ja Ideen. Was du da wieder aus deinem kreativen Kopf gebastelt hast – einfach wunderbar. Deine Version gefällt mir besser als die geänderte. Wobei ich sagen muss, dass es in Mannheim wohl viel mehr Gemüse als Jungfrauen gibt.
Hab einen schönen Abend.
Liebe Grüße
Harald
Lach, zum Thema Gemüse und Jungfrauen könntest du Recht haben. Der arme Monstereber konnte ja nicht anders, als Vegetarier werden 😉
Mir gefällt die ursprüngliche Version auch besser 😉
Liebe Grüße
Kasia
Ich finde die Geschichte süß..
ABER….
Also – mir als Kerl – fehlt da schon so’n bisschen Chichi.. will sagen: „Drama, Baby – DRAMA!“..
Also so’n bissken Kampf sollte schon sein. Muss ja nicht so blutrünstig sein wie bei den Nibelungen, bei dem der Held in Drachenblut badet.
Aber vielleicht reisst sich das Biest einen Krallennagel ein – das tut auch fies weh. Oder der Teddy tritt ihm mal ganz übel irgendwo hin..
Das nimmt in Aggressionsdiskussionen (neudeutsch für „Kloppereien“) auch meistens etwas Druck aus dem Kessel – wortwörtlich..
Danach ist man meistens ruhiger und Vorschlägen gegenüber empfänglicher.. 🙂
Aber Respekt – deine Phantasie scheint bisweilen etwas bizzar zu sein.. 😉
CU
Peter
Lach… Das ist ja mal wieder typisch Mann 😉 immer nur wollt ihr euch die Köpfe einschlagen. Hilft es zu wissen, dass sich das Monster während der Flucht ganz böse den frisch lackierten Zeh gestoßen hat? Das gab so aua, dass die Stadtbewohner fast wieder aus ihrem Suff erwacht sind…
Liebe Grüße
Kasia
Also gut.
Alternatives Ende für Peter:
„Und der Teddy und das Biest kämpften und kämpften miteinander. Es wurde Nacht, es wurde Morgen, dann wurde es wieder Nacht, dann wurde es wieder Morgen. Das Blut spritzte auf übelkeiterregende Weise und das Monster brach sich beim Kampf all seine frisch manikürten Nägel. Auch von den pelzigen Extensions des Teddys war nicht mehr viel übrig. Und nachdem der Teddy den Eber mit einer dürren Jungfrau verprügelt und der Eber den Teddy ordentlich mit faulem Obst vermöbelt hat, nachdem Knochen brachen und Eingeweide spritzten, so dass fast nix mehr übrig war, setzten sich beide endlich hin und begannen, miteinander zu reden. Und heckten einen Plan aus…“
Nur für dich, lieber Peter… 😉
Liebe Grüße
Kasia
Kreisch – doch nicht soooo brutal!.
Jetzt kann ich heute Nacht nicht schlafen bei all den Gedärmen die von der Lampe baumeln und mir das Bett mit Blut volltropfen. 🙂
Ja, ich weiß, Du hast es nur gut gemeint. Ich danke Dir auch viele 1000 mal!
Aber ein anderer Satz gibt mir zu denken: „Um Jungfrauen ist es in Mannheim nicht gut bestellt..“ – was ist das bei euch da untern für ein Sündenpfuhl?!… 🙂
Ai ai ai, nix kann man dir Recht machen 😉 Jetzt habe ich dir so ein schönes Schlachtfeld geboten, das reicht dann für die nächsten zehn Beiträge 🙂 beim nächsten Mal gibt es wieder nur süße Plüschhäschen…
Tja, wir haben ja den Jungbusch und das Hafengebiet (das übrigens sehr coole und stylische Lokale sein eigen nennt…), und bei so viel Zerstreuung und Unterhaltung… tja, wir sind hier halt nicht auf dem Land 😉
Da hat deine Phantasie ja mal wieder eine wunderbare Geschichte hervor gebracht..
Vielen Dank, liebe Traudl. Teddy freut sich auch 😉
Hahaha – Knochige Weiber…hahaha..
Echt cool geschrieben..ich grinse immer noch.
Ich freue mich 🙂 so ein Knöchelchen kann einem armen Monster schon mal im Rachen stecken bleiben… 😉
Hahaha – ja wirklich. Und wenn er noch nicht mal Fleisch mag…er hat wirklich für seinen Ruf gelitten.
Das stimmt, das hat er, der Arme…
😀
Vielen Dank liebe Kasia, dass du mit dieser tollen Geschichte und dem dazugehörigen Bild, wieder bei meiner Foto-Challenge dabei bist 😊
Ist dies ein wahres Märchen um die Stadt Mannheim oder stammt die Geschichte aus deinen Gedanken?
Liebe Grüße und dir noch einen schönen Montag,
Roland
Lieber Roland, die Geschichte ist komplett frei erfunden (um nicht zu sagen, kompletter Unsinn 😉 ), sie fiel mir ein, als Stefan und ich bei unserem Besuch im Luisenpark den Teddy auf den Eber setzten. Teddy ist nämlich unser Hausmaskottchen und darf überall mit 😉
Ich fand die Geschichte auf jeden Fall ganz toll 👍👍👍
Vielen lieben Dank, das freut mich 😉
Tolle Geschichte mit einem sehr schönen Bild. Einem wird sofort klar, dass Teddy das Monster-Problem nicht mit Gewalt lösen konnte, sondern mit Vernunft Verständnis. Wenn nur mehr Menschen wie Teddy wären… Gute Woche! Gruß Tom
Lieber Tom, vielen Dank 😉 Ja, so kann es zu Missverständnissen kommen… und dabei wollte das arme Biest doch nur Karotten 😉
Jungfrauen und junges Gemüse – das kann man schon mal verwechseln!
Lach… beides frisch und knackig…
[…] windrose.rocks mit einer rührende Geschichte, die beweist, dass man klein sein kann und trotzdem ein Held! […]
Jetzt sind schon die Monster Vegetarier. Herrliche Geschichte!
Ich hatte ja eine gute, sinnlose Inspiration 😉