So ruhig sich meine Morgenstunden hier gestalten; die Abende sind erfüllt von Leben. Meist, mit Blick auf die Uhr, fangen meine Mutter und ich panisch an, zu kochen. Ehe mein Onkel großen Schrittes und mit großen Gesten nach Hause kommt, muss alles bereit sein.
Manchmal grillen wir auch. Zu diesem Zwecke wird draußen im Garten ein großer Tisch aufgestellt. Meine Cousins wuseln herum und helfen mit. Dann steht mein Onkel, der Meister, am Grill und tönt mit großer Stimme: „Wer sich jetzt nicht am Tisch einfindet, bekommt Kaltes oder Verbranntes!“ Gehorsam strecken wir die Teller entgegen. Und wehe dem, der zu langsam oder noch in der Küche mit Salat schnippeln beschäftigt ist.
Die Zeit zwischen den Portionen vertreiben wir uns mit Bier und sinnlosen Spielen. Diese bestehen in der Regel aus Geschicklichkeit und Aufmerksamkeit. In dieser Kombination spielen Wäscheklammern eine Rolle. Animiert hat die Teenager die ewige Wäscheleine, die sich im Garten meiner Mutter spannt.
Das Spiel geht einfach. Hänge deinem Mitmenschen in einem günstigen Moment eine strategisch geschickt platzierte Wäscheklammer an seine Kleidung. Stoppe die Zeit. Zähle die Zeit, bis er sie entdeckt. Zieht derjenige in dieser Zeit seine Kleidung mit der Wäscheklammer aus und hängt sie über der Stuhllehne, zählt das Ergebnis nicht.
Die Wäscheklammern können an verschiedenen Stellen platziert werden. Oft laufen die „Delinquenten“ stundenlang mit ihren Wäscheklammern durch die Gegend. Die schwierigsten Ziele sind mein Onkel und mein Cousin, das leichteste vermutlich meine Mutter. Ich liege wohl so in der Mitte. Unter wissenden Blicken, die gegenseitig zugeworfen werden, wird stumm vermerkt, dass da jemand gerade zum neuen „Opfer“ geworden ist. Löst sich die Veranstaltung auf und alle gehen nach Hause, so wird auch das Spiel aufgelöst und die Wäscheklammern vom unwissenden Spielopfer aufgesammelt.
Abends bin ich dann nochmal gefragt. Wie ihr euch vielleicht erinnert, zog mein Onkel (gezwungenermaßen?) erst in das Haus meiner Großeltern, als ich zur Besuch kommen sollte. Also am selben Tag… ähm… am selben Abend. Entsprechend ungewohnt ist es noch für ihn, sich dort aufzuhalten. Sobald er von der Arbeit nach Hause kommt und ich nicht zu sehen bin, ruft er durch die Wohnung. „Soll ich denn hier alleine hocken bleiben wie ein vollgerotztes Waisenkind?“ Beklagt er sich in seiner derben Art und ich komme flugs in die Küche gestürmt. Dann werden die Gläser aus dem Schrank geholt und ein kleiner Salat oder Snack vorbereitet. Haben wir noch Wein?
Die Sache mit dem Wein. Kauft in Polen keinen Wein ein. Egal, wie vielversprechend das Flaschenetikett aussieht. Ich brachte meinen aus der Bundesrepublik mit und platzierte ihn in der Küche. Seitdem erleidet er einen unerklärlichen Schwund. Obwohl, vielleicht nicht ganz so unerklärlich, wenn ich die Abende so mitzähle. Guter Wein und Gesang. Prost.
Ich sehe schon: ihr hattet viel Spaß bei euren gemeinsamen Grill-Abenden 👍. Das Klammer Spiel kannte ich noch gar nicht. Großartig! Da kann man echt noch einiges an Unfug lernen 😂
Oh, was das Teenie-Hirn so alles an Unfug produzieren kann. Spaß hatten wir, das stimmt 🙂
Das klingt nach Heimat und viel gute Laune
LG Andrea
Ja, das war eine schöne Zeit 🙂
Lg Kasia
Liebe Kasia,
das Wäscheklammernspiel finde ich lustig! Das würde mir auch gefallen. Werde ich mir merken. Ich bin sonst kein Fan von Partyspielen, wurde da meist gezwungen furchtbar peinliche Sachen zu machen. Meist auch noch mit fremden Leuten, dabei hätte ich mich viel lieber mit denen unterhalten.
Liebe Grüße
Renate
Liebe Renate,
ich glaube, das Nette daran war, dass es sich spontan entwickelt hat. Irgendwann hatten die Teenager Langeweile und prompt hatten wir Wäscheklammern an den Klamotten. Hätte man uns dazu gedrängt, mitzuspielen, hätte ich wohl auch keine Lust gehabt. Diese „erzwungenen“ Partyspiele finde ich furchtbar 🙂
Liebe Grüße
Kasia
Ach DAS Grillen! Ich hatte schon Befürchtungen….
Nein, ich esse keine Grillen, die überlasse ich dem frühen Vogel… 😉
In Verbindung mit „Diät“ hatte mich das verwirrt.
Ja das mutet schon seltsam an, nicht wahr? Nach der zehnten Grille fange ich dann morgens um vier Uhr vor anderer Leute Fenstern zu zwitschern an…
Wein hilft meistens. Ich sitze auch gerade auf der Terrasse und schlürfe einen. Genieß die Zeit mit deiner Familie!
Vielen Dank. (Guter) Wein macht das Leben schöner 😉
Stimmt. Das Leben ist zu kurz um schlechten Wein zu trinken…
Richtig, so ist es 🙂
Echt – so schlecht der Wein? Dann lieber Vodka
Was Wodka betrifft, sind wir die Meister. Der Wein… hm, tja. Es gibt meist mehr oder minder schlechte Importe. Manchmal, sehr selten, erwischt man einen guten. Ich würde es nicht riskieren…
Ok – dann Wodka…😊
Eine vortreffliche Wahl, Madame! 🙂
🍷
Ein TOP Diät 🙂
Auf jeden Fall gut für gute Laune 🙂