Die Uffizien
Enthält unbeauftragte Werbung. Auf Schritt und Tritt…
Eine einmalige Chance, die sich zu dieser Zeit in Toskanas Hauptstadt bietet, ist der Besuch der Uffizien-Galerie – und zwar, ohne anzustehen! Gibt’s nicht? Gibt es doch! Der traurige Anlass dafür ist die Pandemie, die den Tourismus seit Beginn des Jahres im Keim erstickt. Kaum jemandem ist momentan nach Kunst und Kultur und in den Galerien herrscht gähnende Leere. Die beste Gelegenheit für uns, uns ohne die Menschenmassen Botticelli, Michelangelo und Rembrandt zu bewundern.
Welche erstaunlichen Erkenntnisse ich dabei gewinne, was ich so über mich selbst erfahre und warum ich Mona Lisa doof finde, das alles lest ihr hier…
2012 hatte ich bereits die Möglichkeit, die Uffizien-Galerie zu besuchen, damals in diesem traumhaften, italienischen Sommer, als uns, meine Freundin und mich, ein kürzlich kennengelernter Museumswärter auf halblegalem Wege eine VIP-Karte beschaffte. Selbstbewusst führte er uns beide Mädels an den Schlangen wartender Menschen vorbei, die ihren Blicken nach sicher bereit waren, uns in Stücke zu reißen. Und während der gemeine Pöbel weitere zehn Stunden draußen anstand, waren wir bereits drinnen.
Zwei Stunden hatten wir damals, um uns durch die vollen Gänge zu schieben. An den berühmten Gemälden wie Botticellis „Geburt der Venus“ war kein Durchkommen.
Heute weht der Wüstenwind durch die fast leeren Räume und diese kugelförmigen, trockenen Pflanzengewächse tanzen an uns vorbei. Wir haben etwas, was man hier selten bekommt, und das ist Bewegungsfreiheit. Entsprechend langsam schlendern wir von Gemälde zu Gemälde und ich nehme mir ausreichend Zeit, um über die alten Meister zu meckern.
Die Renaissance
Nein, im Ernst, Leute – Botticelli ist nicht so meins. Ich empfinde diesen Stil als das „Shads of Grey“ der Malerei. Und nein, ich habe Malerei nicht studiert. Aber das haben die Leute der damaligen Epoche auch nicht. Entweder es gefällt oder nicht. Wenn man Kunst erklären muss, ist es wie mit einem erzählten Witz – dann ist es einfach nix.
Doch es gibt Ausnahmen, wie das „Primavera“; der „Frühling“. Die Gesichter der Mädchen sind hell und zart geschnitten, und auf beinahe jedem Gemälde wiederholt sich dieses eine Gesicht. Die Rothaarige, vermutlich Simonetta Vespucci, Geliebte von Giuliano de Medici. Sie ist immer zu sehen. Ob als Madonna, als die Venus oder eben der Frühling in geblümten Kleid. Was hat man denn damals gesagt, wenn ein Meister eine Frau immerzu wieder und wieder malte…?
Bei der Malerei von Da Vinci ging mir noch Gehässigeres durch den Kopf. Da Vinci war ein exzellenter Wissenschaftler. Das sage nicht ich, das sagt die Geschichte. Ach wäre er doch nur bei der Wissenschaft geblieben…
Doch es gibt auch Kunst, die mir gefällt. Je weiter wir uns durch die Räume bewegen, umso lebendiger wird die Malerei. Ich bin beeindruckt von holländischen Malern, die meisterhaft mit Licht und Schatten spielen. Die Gestalten erwachen zum Leben, die Gesichter sind voller Ausdruck und die Augen schauen einen an. Die Kerzen scheinen zu flackern und die Lebendigkeit der Szenen ist wie ein eingefangener Augenblick. Allem voran Rembrandt, doch es befindet sich hier erstaunlich wenig von ihm. Ausgestellt sind die meisten der Werke in Rijks-Museum in Amsterdam.
Nun ist es amtlich. Ich bin Fan der holländischen Malerei des 17 Jahrhunderts.
Die Medici und die Kunst
Ganz lange bleibe ich bei den Gemälden der Medici-Familie stehen und lese mir die Namen durch, die unweigerlich mit der Geschichte der Uffizien und ganz Florenz verbunden sind. Mitglieder der mächtigen Herrscherfamilie waren begeisterte Kunstmäzene. Anna Maria Luisa sorgte beispielsweise dafür, dass nach ihrem Ableben die Kunstwerke der Medici in Florenz verbleiben.
Rund dreihundert Jahre lang lenkte die Familie das Schicksal der Stadt. Sie fördern und nutzen die Kunst als ein Mittel zur Propaganda, und um den Einfluss und das Ansehen der Medici zu vergrößern. Künstler wie Botticelli und Donatello werden mit kleineren Güter beschenkt, Kunstwerke aufgekauft, die erste öffentliche Bibliothek gegründet. Lorenzo de Medici entdeckt das Talent des fünfzehnjährigen Michelangelo und nimmt ihn in seiner Bildhauerschule auf.
Die Uffizien sind seit ihrer Gründung ein Gebäudekomplex mit Verwaltungsräumen. Cosimo I de Medici verwirklichte den Plan, alle wichtigen Ministerien in einem Gebäude zusammenzufügen. Ein ganzes Viertel wurde für den Bau abgerissen. Von Anbeginn an beherbergte der Komplex auch eine Kunstgalerie, die nach und nach erweitert wurde.
Heute befindet sich die Kunstsammlung in der dritten Etage. Der Schwerpunkt liegt auf der Renaissance – ja, das muss man wissen, wenn man sich hinein begibt… Die Gemälde und Kunstwerke sind angeordnet nach historischer Reihenfolge und Zweck der Kunst (z. B. Ikonenmalerei). Ferner sind auch einige Werke niederländischer, französischer und deutscher Maler zu sehen.
Mona Lisa
Wir lassen uns Zeit, viel Zeit. Doch egal, wieviel Zeit wir uns lassen, nach circa drei Stunden ist Schicht im Schacht und wir haben von Kunst die Nase voll. Füllen uns kultiviert bis in die Haarspitzen. Im Souvenirshop fällt mir ein Bildnis der Mona Lisa in die Hände und ich beginne einen Vortrag davon, warum ich den Hype um die Dame nicht verstehen kann.
„Das geheimnisvolle Lächeln der Mona Lisa“. „Die Augen, die einen überall hin folgen“. Hm. Also, auf mich wirkt all das ganz und gar nicht wie beschrieben. Das Lächeln ist kein Lächeln. Die Augen folgen nicht. Geheimnisvoll? Mit Verlaub, sie guckt so wie ich auf einigen meiner Kindheitsfotos, wenn ich will, dass der Fotograf endlich fertig macht. Nö, ich hab’s versucht. Die Influenzerin der damaligen Zeit hat einfach keine Wirkung auf mich, zieht mich nicht in ihren Bann. Ich habe selbst in einer der Dubliner Universitäten bereits eindrucksvollere Gemälde in den Korridoren gesehen, mit Augen, die einem wirklich folgen.
Aber wie gesagt, ich habe ja nicht Kunst studiert und meine proletenhafte Meinung wird wohl dem Urteil der Historie keinen Abbruch tun. „Du kennst dich halt nicht aus.“ Nö. Gefällt mir aber nicht. Punkt.
„Da Vinci war der erste, der auf diese Weise gemalt hat.“ Schnaubt Stefan empört, als ich ihm all das darlege. Mag sein. Schön und gut. Das erste Auto der Welt von Nicholas Cugnot wurde auch noch mit Kohle angetrieben und wird für immer etwas Besonderes bleiben, und trotzdem setze ich mich lieber in einen Tesla…
Geburtstag in der Toskana – Wein, Weiber und Gesang
Am Abend feiern wir Kasias Geburtstag – meine Wenigkeit wird ein Jahr älter, ähm… besser, und hat es sich in den Kopf gesetzt, irgendwo schick essen zu gehen. Schon Tage vorher liege ich meinem Liebsten in den Ohren, er möge sich doch „etwas Tolles einfallen lassen“. Frei nach dem Motto: überrasche mich, aber wisse genau, was ich will – und wehe, du liegst falsch damit.
So hat mein Freund ein gemütliches Restaurant am Tag vorher ausgeguckt, wo ich freudestrahlend („geh du da rein, Schatz, dein Englisch ist so viel besser…) reserviert habe. Nur um mich Stunden später in ein kleines Lokal am Arno zu verlieben, welches mich mit seiner Gewölbedecke völlig aus den Socken gehauen hat.
Local Nr. 1 also storniert, um in Lokal Nr. 2 tags darauf nach dem Besuch der Uffizien essen zu gehen.
Für den Besuch der Galerie planten wir den ganzen Tag ein. Es war zu viel. Drei Stunden reichen locker, um auch die hintersten Winkel zu erkunden. Wir verlassen also die Galerie, sind voll von Kunst bis in die Haarfollikel, und sitzen erst einmal vor dem Gebäude herum. Dann raffen wir uns auf und ziehen durch die Stadt. Irgendwo schrieb ich mal – es ist noch nicht lange her – Florenz will langsam erkundet werden. Doch das macht nur bei schönem Wetter Spaß. Jetzt heult frischer Wind durch die Straßen. Wir schlendern ziellos umher und haben noch gefühlte Ewigkeiten Zeit, bis die tägliche Siesta zu Ende ist und die Restaurantes um sieben eröffnen. Wir entdecken die – so von uns getaufte – Fressgasse von Florenz, wo es die angesagtesten Paninis der Stadt und weit und breit das beste Eis gibt. Das mit den Paninis mag stimmen, denn vor dem Lokal hatte sich eine Riesenschlange gebildet. Doch wir essen nix, schließlich haben wir reserviert.
Dafür lassen wir uns von dem Eis verführen. Das beste Eis von Florenz, sagt Stefan. Er liest sich, im Gegensatz zu mir, immer schön brav die Bewertungen auf Google durch. Doch dieses Mal stimmt es, das Eis ist richtig gut. Wir denken heute noch daran zurück.
Immer noch rund zwei Stunden bis sieben. Wir verbringen die restliche Zeit am Ufer des Arno, wo das Tageslicht aus- und die Lichter angehen. Ein junger Kanadier lässt sich neben uns nieder und genießt die grenzenlose Freiheit, auf offener Straße ein Bier trinken zu dürfen, ist sichtlich begeistert davon, jetzt, hier und heute in Italien sein zu dürfen. Wir seufzen und werden sentimental, denn dieser Urlaub hätte eigentlich in Kanada stattfinden sollen. Scheiß Corona.
Vor dem Lokal stehen wir rund fünf Minuten zu früh, unter den verwunderten Blicken der Angestellten. Die deutsche Pünktlichkeit eben – es muss auf sie so wirken, als hätten wir noch nie zuvor eine warme Mahlzeit bekommen. Das Essen ist mäßig, doch wir erwerben eine Flasche vom besten Chianti, den ich je getrunken habe.
Die Flasche haben wir noch, ungeöffnet. Sie steht da und wartet auf Weihnachten…
ich glaube wenn ich in Florenz wäre würde ich alles was Kunst betrifft „links“ liegen lassen. Es interessiert mich einfach gar nicht und wäre definitiv verlorene Zeit ! Gut dass die Interessen und Geschmäcker verschieden sind . Ich kann halt gar nichts damit anfangen !
Hat aber natürlich nichts mit deinem Beitrag hier zu tun ! Hast du wie immer toll geschrieben und viele Tipps wiedergegeben. Ich trinke leider auch keinen Wein sonst würde ich mit euch an Weihnachten mit dem Chianti anstoßen !! Schönes Wochenende
🙂 Ich denke, das Thema Kunst wird im allgemeinen den Menschen etwas „schwierig“ gemacht. Da wird teilweise Wissen vorausgesetzt, das die meisten einfach nicht haben (können). Nichts liegt so sehr im Auge des Betrachters wie Kunst und Schönheit.
Florenz hat natürlich so viel mehr zu bieten! Es ist an und für sich eine wunderbare Stadt, auch wenn man die Galerien links liegen lässt. Für jeden ist etwas dabei, man kann dort eine tolle Zeit verbringen.
Liebe Grüße
Kasia
danke und klar das mit der Kunst ist so ein Thema ! Ich habe da einfach nichts übrig dafür ! Mir fehlt der Sinn für sowas ! Warum ist das so ? Ich weiß es nicht ! Ich bin auch kein großer Leser außer bei Themen die mich stark interessieren ! Mit Geschichte habe ich es da schon eher !
Klar Florenz ist mich Sicherheit eine tolle Stadt und anschauen würde ich sie mir allemal !!! Wer weiß !!!