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Masken in aller Munde

Darf es verspielt sein, mit Sternchen, Blümchen und Motiven? Bunt? Fröhlich wie der Sommer? Elegant für das Ausgehen am Abend, mit Seide und Spitze, farblich passend zum Kleid? Oder klassisch-nüchtern in medizinischen Farben wie Weiß, Hellgrün und Hellblau?

Überall, wo ich heute hinsehe, sehe ich sie, die Nasen-Mund-Masken. Beinahe jeder auf der Straße trägt sie oder hält sie locker in der Hand. Menschen ziehen sie auf, sobald sie ihre Autos verlassen und es gibt kein Geschäft mehr, welches den Einlass ohne erlaubt. Mundschutzmasken zieren Schaufensterpuppen, in Farben der aktuellen Kollektion; sie prangern als neues Fashion-Accessoire als Gestaltungselement an den Schaufenstern selbst, in größeren Supermärkten wie Globus sagt die freundliche, computeranimierte Stimme heute mal keine frischen Angeboten an, sondern ermahnt den Einkäufer, genügend Abstand zu halten. „Maskierte Hilda“, ein rundes Gebäckstück, das aussieht wie ein Kopf mit weißem Mundschutz, starrt mir aus der Backwarenauslage entgegen.

Darf ich vorstellen: die Masken-Hilda 🙂

Das Tragen der Mundschutzmaske ist seit dieser Zombie-Apokalypse zu etwas alltäglichem geworden. Es wurde so selbstverständlich wie das Einstecken vom Handy und Geld, wenn man das Haus verlässt. Willkommen in dieser, unserer neuen Realität. Auch ich besitze sie inzwischen in verschieden Farben, je nach Lust, Laune und Wetter.

Die Geschäfte haben seit einiger Zeit wieder geöffnet. Man müsse zur Realität zurückkehren, heißt das. Doch was ist hierbei schon real? So richtig weiß ich noch immer nicht, wie ich mich am besten verhalten soll und übertrete dauernd die Linien und Pfeile auf dem Boden in die falsche Richtung. Jede Kasse ist inzwischen, statt mit Folie, mit professionellem Spuck-Schutz in Form von Scheiben gesichert und hinter seiner Maske spricht man automatisch lauter. Menschen, die sich früher gegenseitig auf die Pelle rückten, halten nun kilometerweiten Abstand. In jeder ehemals vollen Fußgängerzone bekomme ich jetzt spielend leicht einen Parkplatz.

Ich sitze draußen in einem Stuttgarter Cafe und genieße den Sonnenschein. Nun, ich genieße zunächst durch die Maske, bevor ich diese zum Trinken ablege. Das Angebot der geöffneten Gastronomie wird langsam wieder wahrgenommen. Menschen wollen raus, Menschen haben genug von dem sitzen zu Hause. Der Sommer ist fast schon rum. Jetzt nochmal schnell in die Stadt.

Lange schleiche ich im Vorfeld um das Lokal herum. „Wir zeigen Ihnen ihren Platz“, steht an inzwischen jedem Cafe und jeder Eisbar angeschrieben. Mir scheint das zu umständlich und ich bin drauf und dran, zu verzichten. Doch ist es wirklich alles so kompliziert? Ich laufe in das Lokal und habe eine Minute später einen Sitzplatz. Ungewöhnlicher Weise muss ich keine Anschrift meines Hauptwohnsitzes hinterlegen, wie es vor kurzem noch in der Pfalz der Fall war. Vielleicht regelt es jedes Bundesland unterschiedlich. Seit einiger Zeit habe ich sowieso den Überblick über geltende Maßnahmen verloren.

Kaffee trinken im Freien? …unbezahlbar!

Und dann sitze ich da. Mein erster Kaffee (gut, in dem Fall war es ein Sari-Latte… oder so ähnlich…) draußen in der Sonne schmeckt fantastisch. Nun, alles würde da fantastisch schmecken. Endlich wieder – Fußgängerzone voller Leben. Nun ja, nicht wirklich voller Leben, aber es gibt Menschen, sie schlendern vorbei. Nicht so viele wie früher, aber immerhin. Man könnte Corona fast vergessen. Immerhin ist Stuttgart eines der Stätte, in denen seit Wochen zu tausenden auf sogenannten „Hygiene-Demos“ lautstark gegen die Corona-Maßnahmen protestiert wird. Doch es sind nicht nur Menschen, die die Einschränkungen beklagen, dabei. Hier mischen sich Linke und Rechte, und die meisten der Leute machen einfach nur Party, wie mir neulich eine Kollegin aus Stuttgart erzählt. „Wenn du sie fragst, um was es hier überhaupt geht und wie sie zum Thema stehen, sie werden dir nichts sagen können. Sie sitzen nur da, hören Musik und trinken Bier.“ Corona-partys 2.0?

Der Friseurbesuch gestaltet sich anders als gewohnt. Es gibt zur Zeit keine Wartebereiche mehr, um eine Menschenansammlung zu vermeiden. Stattdessen vergibt der Salon Termine, auch – oder vor allem – online. Was sehr praktisch ist, denn der Termin kann ohne weiteres auch online storniert werden. Ich bin zu früh da und muss noch eine Runde um den Block drehen. Fast jeder ist, Macht alter Gewohnheit, zu früh da, stelle ich später fest. Zum Schneiden – und auch für die Beratung – wird der Mundschutz nicht abgenommen. Der Friseur berät quasi „in freiem Fall“, sich an der Kopfform orientierend. Auch das Schneiden war für viele eine Umstellung. „Normalerweise schneide ich an der Haut entlang“, sagt mir meine Top-Stylistin. „Ich wartete darauf – und vor kurzem ist es wirklich passiert – dass ich einer Kundin das Gummibändchen von der Maske durchgeschnitten habe.“

Nach der beendeten Prozedur habe ich Haare im Mundschutz. Ich bekomme eine feuchte Kompresse und die Friseurin verkrümmelt sich für fünf Minuten, so dass ich mich entsprechend reinigen kann. Das Bezahlen erfolgt wieder hinter einer dicken Plexiglasscheibe.

Der Friseurbesuch gestaltet sich anders als gewohnt…

Und ich komme nicht umhin, mir die meiste Zeit über vorzustellen, wie ich meinem früheren Ich im Dezember 2019 nach einer erfolgreichen Zeitreise erzähle: Du. Pass auf. Ja, genau du. ICH bin DU. Die Erde wird von einem heimtückischen Virus heimgesucht. Die Flieger werden still stehen. Die Menschen werden einander meiden. Alle Grenzen werden schließen. Jeder wird Mundschutz tragen. Ja, hier in Deutschland. Und ja, es betrifft die ganze Welt.

Wie würde mein früheres Ich wohl auf diese Story reagieren? Wie würdet Ihr reagieren?

Als ich beim Einkaufen die ganzen maskierten „Zombies“ um mich herum sehe, muss ich grinsen. Wie skurril wirkt alles, wie unwirklich. Und doch haben wir das bereits verinnerlicht. Auf den Parkplätzen der Republik greift man nach dem Wagenschlüssel und nach dem Mundschutz. Mütter mit Kindern ziehen ihn sich beim Laufen an. Mundschutz hängt am Autospiegel, baumelt am Handgelenk.

Oft sieht er noch medizinisch aus und steril, wird als eine reine Notwendigkeit betrachtet. Doch bereits jetzt sehe ich verschiedene Ausführungen, Farben und Formen. Wieso das Thema nicht noch weiter aufgreifen und diesen vermeintlichen Zwang in etwas schönes umwandeln? Mundschutz als schickes, modisches Accessoire? Mit Spitze, mal leicht, mal glänzend, mal elegant? Ich bin gespannt, wann die Fashion-Welt das aufgreift. Tragen müssen wir ihn alle sowieso, und vielleicht bleibt die Maßnahme als schützender Gesundheitstrend auch erhalten. Also gerne auch schicker. Wieso nicht?

Der Mundschutz wird zu Fashion

Kasia

Hi, ich bin Kasia, die Stimme von "windrose.rocks" :-)
Treibt Dich die Frage um, was sich denn alles jenseits der heimischen Couch verbirgt, bist Du rastlos und neugierig wie ich und spürst den Drang in Dir, in die Welt hinaus zu gehen? Dann tue es! Ich nehme Dich mit auf meine Reisen und lasse Dich hautnah das Unterwegs sein miterleben - in all seinen Facetten. Lass Dich inspirieren, komm mit mir und warte nicht länger, denn... die Welt ist so groß und wir sind so klein, und es gibt noch so viel zu sehen!

Die Welt wartet auf uns.

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