Nein, dies wird keine Vorschau meiner Reisepläne. 8 Dinge, nicht 8 Orte – und das eröffnet dann wieder eine ganze, breite Palette an Möglichkeiten.
Stell dir vor, du darfst träumen. Stell dir vor, du darfst dir alles wünschen.
Träume groß: was darf es sein? Und dann leg los, traue dich, sprich deine Träume aus. Vergiss für einen Augenblick die Frage, wie möglich oder wahrscheinlich oder wie absurd deine Gedanken sein mögen. Schließ die Augen. Bühne frei.
Steffi vom Blog „Segeln mit Yemanja“ hat zur Blogparade aufgerufen. Hier geht es thematisch um Dinge, die man 2020 sehen möchte, und der Vielfalt der Ideen sind keine Grenzen gesetzt. Reflexartig wollte ich schon nach dem Laptop greifen und meine Reisewünsche für das laufende Jahr aufzählen; das wäre ein kurzer, seichter Artikel geworden. Doch dann fiel mir auf, dass das nicht alles sein kann (sein muss).
Denn wer hat etwas von Reisen gesagt?
Dinge, die ich 2020 sehen möchte. Das kann alles mögliche sein. Von diversen Destinationen auf der Welt mal abgesehen wird es schwierig. Denn es fällt mir leichter, aufzuschreiben, was ich 2020 nicht (mehr) sehen möchte.
Und das erstreckt sich vom persönlichen Umfeld über mich selbst bis hin zum Politischen und Gesellschaftlichen. Der Mensch ist so schnell dazu geneigt zu meckern. Doch auf die Frage hin, wie es besser gehen könnte, geraden die meisten ins Schlittern.
So wie ich auch.
So blieb der Artikel liegen. Eine Woche, zwei. Er lag da und reifte. Und irgendwann, irgendwann setzte ich mich daran und begann, zu tippen, ohne Überzeugung, ohne Muse, einfach in der Hoffnung, dass die richtigen Gedanken im richtigen Momenten schon selbst kommen werden. Das ist beim Schreiben immer so.
Ohne Überzeugung, denn dafür müsste ich daran glauben, dass sich die Welt 2020 auch tatsächlich imstande ist, zu verändern. Viele Schritte in die richtige Richtung sind schon getan. Doch viele eben auch nicht.
Habe ich den Glauben daran, dass 2020 etwas bewegen kann? Und wenn ich nicht daran glaube, was soll ich da Wünsche äußern?
Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich tatsächlich an der Blogparade teilnehme. Denn positives Formulieren ist gefragt. Ein positiver, hoffnungsvoller Blick auf die Welt – den ich gerade nicht habe. Deshalb werde ich vielleicht Steffis Artikel nur verlinken.
„Reden über Probleme schafft Probleme, reden über Lösungen schafft Lösungen„, zitiert Steffi in ihrem Blog Steve de Shazer. Doch wie kann das Reden über Probleme, die bereits da sind, selbige erschaffen? Und muss man, um Lösungen zu schaffen, das Problem erst einmal benennen? Das Kind beim Namen nennen?
Natürlich ist es konstruktiver, Konstruktives auszusprechen. Gute Neuigkeiten zu verbreiten. Es bringt nichts, nur zu meckern, nur zu sagen, was man nicht möchte. Sondern was man will. So wirklich. Doch da gehört ersteres, also das Negative, auch mit dazu. Ich will keine……….., stattdessen will ich …….. . Oder?
However, legen wir mal los. Ohne Naivität. Ohne Erwartungshaltung. Spielen wir mal das -„was wäre wenn“-Spiel. Wünschen kann man sich immer etwas. Und alleine schon der geäußerte Wunsch kann uns ein Stückchen der gewünschten Realität näher bringen.
1. Zufriedenheit
Mal ehrlich: sind wir doch mal zufrieden. Hören wir doch mal auf zu meckern. Unsere Lebensmittelpreise sind auf Europas niedrigstem Niveau und die Grundbedürfnisse eines jeden sind gesichert. Im Gegensatz zu so vielen Ländern, wo ein Absturz ins Bodenlose eine reelle Gefahr darstellt, sind bei uns solche Ängste fehl am Platz.
Deutschland hat ein stabiles soziales Sicherungsnetz. Natürlich ist nicht alles perfekt, es läuft immer mal was schief, sei es politisch, gesellschaftlich oder was die Umwelt betrifft. Doch das meiste Gemecker scheint mir doch nur das mimimi einer Wohlstandsgesellschaft zu sein. Und diese Wohlstandsgesellschaft kriegt den Hals nicht voll.
Wie gerne würde ich ab 2020 einfach nur glückliche, lächelnde Gesichter sehen. Das klappt doch woanders auch, die meisten Menschen auf der Welt bekommen ein Lächeln hin. Es wäre schön, wenn wir auch eines auf unser aller Lippen zaubern könnten.
Und wer denkt, ich nehme mich hiermit aus und stehe abseits als neutraler Beobachter – weit gefehlt. Auch auf mich färbt die allgemeine Meckerstimmung ab, auch ich laufe manchmal mies gelaunt durch die Gegend. Doch dann halte ich inne und frage mich: Hey, was ist eigentlich los? Und meistens ist gar nichts los. Meistens habe ich keine Gründe, um unglücklich zu sein.
Doch um zu wissen, was man hat, muss man reisen. Wie sonst wird man voller Dankbarkeit erkennen, dass man eigentlich (ja eigentlich) die besten Voraussetzungen hat, um glücklich zu sein? Fernsehen, Nachrichten? Soziale Medien?
Nein, denn das ist alles so weit weg.
Alles, was durch eine Schicht gefühlloses Glas von uns getrennt ist, ist für unsere Wahrnehmung nicht wirklich real. Ich meine; ja, wir wissen, es ist echt. Doch wir spüren es nicht.
2. Respekt
Das ist auch so ein Thema, bei dem ich mich ohne Ende auskotzen könnte. Doch es ist früh am Morgen, mein Kaffee dampft warm vor mich hin und ich habe ja weiter oben geschrieben, dass wir versuchen sollten, glücklicher zu werden. Also versuche ich es mit einer Utopie.
Ich stehe an einer Ampel. Die gleißende Wintersonne brennt in meinem Rücken und leuchtet die Kreuzung vor mir mit einem grellen Licht an, so grell, dass die Ampel wie aus drei glänzenden Edelsteinen zu bestehen scheint. Unmöglich zu sagen, ob noch rot ist oder schon grün und außer mir wartet keiner. Da kommt ein Fahrer in hohem Tempo an und bremst seinen schicken Mercedes hinter mir ab. Der Fahrer lächelt freundlich und winkt mich an zum Zeichen, dass ich weiter fahren kann.
Schüttelt ihr auch den Kopf beim Lesen? Reine Utopie; würde in Deutschland so nicht passieren? Tja, würde auch nicht. Doch was wünschen kann man sich ja.
Szenenwechsel. Ein Mann vor mir tut sich schwer beim Ausparken. Die wartenden Fahrzeuge stehen geduldig da, so lange, wie lange es eben braucht. Kein Geschimpfe. Kein „Fahr, du Arschloch!“. Vielleicht steigt auch jemand aus und bietet seiner Hilfe an. Einfach so.
Szenenwechsel. Ich bin in einer fremden Stadt und gerate mit meinem Vehikel in eine Einbahnstraße. Falsch herum, versteht sich. Der Fahrer, der mir entgegen kommt, lächelt und zeigt freundlich an, dass es besser wäre, umzudrehen und dass ich die parallele Fahrbahn hätte nehmen sollen. Dann wartet er geduldig, bis ich mein Auto gewendet habe. Dabei lächelt er immer noch.
Irre, nicht wahr? Die letzte Situation habe ich wirklich so erlebt, nur leider nicht bei uns, sondern in Maastricht in den Niederlanden. Ich würde mir mehr solch positiven Verhaltens auch hier wünschen.
Doch ich merke, wie die Aggression der anderen auch mit mir etwas macht. Ich versuche, mich dem zu entziehen, mich nicht anstecken zu lassen, doch es ist nicht immer leicht.
Soziale Netzwerke. Es gibt kein Gegeneinander. Es gibt einen Austausch. Es wird rege diskutiert, rege kommentiert. Doch alles mit Respekt. Niemand überschreitet Grenzen, weil jeder weiß, wie er sich zu benehmen kann, auch wenn man, anonymisiert wie man ist, das Gesicht des anderen nicht sehen kann. Doch trotzdem weiß man, dass der Typ auf der anderen Seite, der gerade etwas sagt, was mir gegen den Strich geht, auch ein Mensch mit Gefühlen ist.
Die Leute diskutieren sachlich miteinander. Und dabei geht es nicht darum, am Ende des Tages mit der gleichen Meinung den Tisch zu verlassen. Doch man hat sich ausgetauscht und sich gegenseitig seine Argumente und Beweggründe erläutert. Und akzeptiert trotzdem die Meinung des anderen, ohne dem Absolutismus zu verfallen.
3. Zivilcourage gegen Rechts
Das ist keine Utopie. Das ist bereits jetzt Realität. Menschen stehen auf gegen rechte Meinungen, gegen faschistische Einflüsse. Es bildet sich eine breite Front einer Zivilgesellschaft, die laut ist, die nicht mehr alles zulässt. Das ist so schön zu sehen. Bitte mehr davon.
4. Die Antarktis (mit Eis)
Und mit Pinguinen, die noch nicht ausgestorben sind. Heute sah ich die Schlagzeilen auf Facebook und hielt sie zunächst für unverschämte Fake News. Forschungsstation in der Antarktis misst 18 Grad. Da trägt wohl Pinguin Bikini. Das ewige Eis – wer hätte das gedacht.
Wenn die Trips dorthin nicht so teuer wären, würde ich sofort meine Koffer packen, um die Polargebiete noch zu zu erleben, wie sie die ganze Zeit waren – so zumindest mein Wunsch bisher. Doch ich befürchte, dafür ist es jetzt zu spät. Und auf die Kreuzfahrt zu verzichten wäre auch gesunder für die globalen Ökosysteme – fragt sich nur, was es bringt, solange Siemens ein neues Kraftwerk in Australien baut und jede Banane per Container nach Europa verschifft wird. Das ist die Globalisierung und es gibt kein Zurück. Und mal ehrlich – ich glaube nicht, dass wir das noch packen.
5. Ein Facebook, das die Daten seiner Nutzer respektiert
Hier muss ich schon gehässig grinsen, noch während ich tippe. Aber ich sagte ja bereits: was wünschen kann man sich ja immer. Ist halt nur die andere Frage, ob man es bekommt. Genauso gut könnte ich sagen: ein Ende der Nahost-Konflikte oder einen ehrlichen Donald Trump. Manche Dinge kann man nicht haben. Für alles andere gibt es Mastercard.
Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Vielleicht wacht ein von Alpträumen geplagter Mark Zuckerberg eines Nachts schweißgebadet auf und ruft: „Himmel! Die Daten! Scheiß auf den Gewinn, schützt sofort die Daten unserer Nutzer!“ Ja, das würde ich wirklich gerne sehen.
6. Amazonas Regenwälder, die sich wieder
erholen
Träume groß. Momentan ist wohl eher das Gegenteil der Fall. Fielen die ganze Zeit über je ein Fussballfeld Waldfläche pro Minute der Rodung zum Opfer, sind es jetzt drei.
Das Abholzen und das Abbrennen hat seit dem Beschließen des Mercosur Freihandelsabkommens zugenommen. Ein Schelm, wer sich was böses dabei denkt… Hier geht es um Weltpolitik, was sind schon ein paar Bäume und Lebensräume.
Doch es findet ein großes Umdenken statt, Aktionen und Petitionen werden gestartet. Noch ist Zeit, bis der Vertrag inkraft treten wird. Es kann nachverhandelt, der mangelnde Schutz der Regenwälder mit Sanktionen belegt werden. Ja, ich glaube, das möchte ich 2020 sehen.
Doch wird das reichen?
7. Äthiopien und Djibuti
Mal ein bisschen Classic Travel Dreams. Das Horn von Afrika, die Flüge sind gebucht. Besonders auf Dschibuti freue ich mich besonders, nicht weil es da etwas Spezielles gibt, was man woanders nicht kriegt. Sondern, weil es zu Äthiopien bereits diverse Reiseberichte gibt. Doch Dschibuti ist ein unentdecktes Land. Zumindest touristisch gesehen. Man findet online kaum einen Bericht dazu. Doch ab 2020 wird es einen geben – meinen… und da kann man sich noch schön wie ein Entdecker fühlen.
8. Meine Familie und Freunde – und zwar so oft es geht
Leider wurde mir in diesem Jahr beängstigend vor Augen geführt, wie kurz und fragil das Leben und wie endlich die gemeinsam verbrachte Zeit sein kann. Das, was wir für selbstverständlich halten, kann von jetzt auf gleich enden. Und wenn der Mensch die Summe seiner Augenblicke ist, dann will ich so viele wie möglich mit den richtigen Menschen verbringen.
Einen sehr schönen Beitrag, den ich an dieser Stelle verlinken möchte, hat Jennifer von wanderlust-introvert geschrieben. In ihrem Post geht es zwar speziell um die besondere Verantwortung von Bloggern und Influencern, doch sie geht dabei unter anderem auf die Thematik der Negativität im Internet ein und weshalb es besser ist, Positives zu fördern statt das Negative zu verstärken.