Deutschland, Europa

Verhext im Harz – Das Schokoladenfestival in Wernigerode

Eins ums andere Mal schauen wir skeptisch nach draußen. Der mystische Nebel, der heute Morgen beim Frühstück die Wipfel der dunklen Tannen umgab und am Boden entlang wabberte, wich einem stetigen Nieselregen. Und dieser Nieselregen wurde irgendwie immer nieselnder. Nein, nach einer Besserung des Wetters sieht es wahrlich nicht aus, und so machen wir die Couch unserer gemütlichen Pension zu unserem Freund und verlassen selbige kaum noch. Es ist ein trüber Vormittag.

Alles trüb und düster

Die Webcam aus Clausthal zeigt ein ähnliches Bild: nasse, glänzende Straßen, Trübsal und Wind. Draußen ist ab und zu das Schnattern der Enten zu hören. Gegen halb eins stoppt der Regen und entschlossen schiebe ich uns aus der Tür. „Komm, das Wetter wird heute nicht mehr besser!“

Doch wir sollten eine Überraschung erleben. Damit, was unsere Vermieterin sagte, hatte sie recht. Die ganze Zeit war es trüb und verregnet, doch kaum verlassen wir den Berg, ändert sich schlagartig alles.

Unser Auto bewegt sich tiefer, an den Nebelfeldern vorbei. Hier noch eine Nebelbank durchqueren und schon durchbricht blauer Himmel die Wolken, ein sonnenbeleuchtetes Flugzeug zieht weiße Kondensstreifen hinter sich her. Es ist, als ob man einen verwunschenen Zauberberg verlässt, die mystisch wabbernden Nebelschwaben hinter sich lässt und plötzlich tragen die Bäume wieder Blätter, die Temperaturanzeige steigt konstant nach oben. Es ist warm und sonnig, kleine Rehe hüpfen auf der Lichtung herum, Schmetterlinge fliegen und die Vöglein zwitschern.

„Und die Freibäder haben geöffnet.“ Sagt Stefan. Eine ganz andere Welt eben. Allein deswegen hat dieser Berg, auf dem unsere Pension liegt, irgend etwas unheimliches an sich.

 

Die Rhumequelle

Die Rhumequelle liegt am südwestlichen Rande des Harzgebirges. Sie ist eine der größten Quellen Europas mit reinstem Trinkwasser. Gips und Kalk geben der Karstquelle ihre charakteristische blaue Färbung. Das Wasser stammt von der Oder und der Sieber, es versickert im Boden und folgt unterirdisch den vielen Karsthöhlen im Harz, die das Gebirge stellenweise zum Schweizer Käse werden lassen.

Eine tektonische Verwerfung lässt das Wasser stauen und mit hohem Druck nach über zehn Kilometern unterirdischer Wanderung an die Oberfläche treten. Der Teich der Quelle hat eine Tiefe von circa 12 Metern, wobei die einzelnen Felsspalten noch viel tiefer reichen. Das nach oben gedrückte Wasser hat eine konstante Temperatur von 9 bis 10 Grad und friert im Winter niemals zu.

Allein schon, wie sich die Bäume dort spiegeln, wie sich die ganze Welt dort spiegelt in der blauen Tiefe, als wäre dort eine Parallelwelt versteckt. Ab und zu zeigt sich ein Fisch im Wasser, hinterlässt Kringel, die sich ausbreiten. Doch ansonsten ist die Oberfläche ruhig, doch auch wenn es zunächst nach Regen ausgesehen hat, es ist still. Nur die Bäume rauschen, ganz weit oben, unbedeutend.

In der blauen Tiefe kann man sich durchaus eine Nixe vorstellen. Das rauchige Blau ist ein passender Kontrast zu den Farben des Herbstes, zu dem Gold der Bäume. Es reflektiert die Welt, als wäre es ein Spiegel, der alles zurückwirft, alles reflektiert, um davon abzulenken, was sich darunter verbirgt.
Stefan ist schon vorgelaufen, so habe ich ein paar Augenblicke länger an diesem Ort.

An manchen Stellen kann man sehen, wie das Wasser der Quelle nach oben gedrückt wird. Trotz der fehlenden Sonnenstrahlung ist die blaue Färbung des Wassers deutlich zu sehen. Dieser und ähnliche Orte waren den Menschen früher heilig, waren Stätten der Ehrfurcht und der Andacht. Die Farbe des Wassers, das wie von Zauberhand einfach aus dem Boden kam, muss den Menschen einfach wie etwas Göttliches vorgekommen sein.

In der Tiefe der Rhumequelle würden Kult- und Gebrauchsgegenstände wie Werkzeuge, Krüge und Münzen aus allen Epochen gefunden gefunden.

 

Die Legende von der Nixe Rhuma

„Eine alte Sage erzählt die Geschichte von Romar und Rhuma. Romar war ein junger Riese, der auf der Burg Römerstein lebte. Eines Tages streifte er durch den Harz und traf auf einer Lichtung ein schlafendes Mädchen, Rhuma, die Tochter des Zwergenkönigs. Die beiden verliebten sich und bald darauf gebar Rhuma einen Sohn. Ihr Vater, der Zwergenkönig, war außer sich vor Wut und forderte Rhuma auf, sich von Romar zu trennen, doch sie weigerte sich. Daraufhin tötete der Zwergenkönig das Kind und sperrte Rhuma in eine Felsenhöhle. Rhuma war durch ihre Mutter mit den Wassernixen verwandt und so verwandelte sie sich in eine Quelle. Nachdem sie lange umhergeirrt war, fand Rhuma endlich am Rothenberg jenseits des Zwergenreiches den Weg ins Freie. Bis heute sprudelt hier zu ihrem Andenken die Rhumequelle.“ Quelle: www.rhumspringe.de

 

Schokoladenfestival ChocolART in Wernigerode

Goslar wird stark überbewertet. Das fällt mir als erstes in den Sinn, wenn ich mir die zauberhafte Fachwerkaltstadt von Wernigerode anschaue. Hier ein Häuschen, da ein Häuschen, ich bin nur am quieken, so schön finde ich es hier. Jede Menge bunter Holztüren und das schiefe Fachwerk hat etwas an sich, das mich an das Lebkuchenhaus der bösen Hexe denken lässt. Eigentlich sieht fast jedes Haus hier nach Hexenhäuschen aus.

Wie in ganzem Harz. Wernigerode liegt circa siebzig Kilometer östlich von Clausthal-Zellerfeld entfernt. Schon auf dem Weg dorthin verdrehe ich mir unterwegs den Kopf. Es gibt viele schöne Plätze und größere und kleinere Ortschaften, die es wert wären, für sie anzuhalten. Wenn mich Stefan aus den Augen lässt, besteht akute Fluchtgefahr, denn sofort beginne ich, mich mit meiner Kamera in irgendwelche Ecken zu entfernen. In Elend gibt es diese kleine, schmucke weiße Kirche – auch so ein niedlicher Ort, den ich mir aus der Nähe anschauen möchte. Als ich das Ortsschild fotografiere und dabei durch die nasse Vegetation tappe, fährt wie (nicht)gerufen eine Streife vorbei. Die Herrschaften müssen einen ganz erstaunten Blick gehabt haben…

Die Wälder haben, je nach Ort und Lage, ihre golden herbstliche Blätterkleidung wieder, doch an manchen Stellen ist es, als sei der Winter bereits mittendrin – die Welt ist braun und grau und kahl und wenig einladend. Mitten im Wald auf einem Parkplatz wird hausgemachte Erbsensuppe verkauft.

Wir bleiben in einem der Orte kurz stehen, um die vorbeifahrende Brockenbahn zu bestaunen. Da sind wir nicht die einzigen, denn die Brockenbahnen, die mehrmals täglich hoch zum Brocken und wieder runter fahren und dabei rund drei Stunden brauchen, sind hier in der Gegend eine echte Touristenattraktion. Tüt-tüüüt!

Es dampft und raucht und zischt. „Bitte nicht rauchen.“ Liest Stefan den Schriftzug auf einem der Waggons und ich muss lachen. Hier raucht doch alles! Als die Bahn an uns vorbei fährt, zieht sie einen dicken, nach Kohlenrauch riechenden Schwaden hinter sich her. Das, sage ich vollkommen romantisiert – das ist noch ein richtiger Zug!

Das Schokoladenfestival räumt seinen Besuchern die Möglichkeit ein, einen Ort weiter zu parken und einen Shuttlebus zu nutzen, doch wir finden noch einen Parkplatz nahe der Altstadt. Wir überqueren den großen Torturm und schlendern durch die entzückende Fußgängerzone. Alles ist hier dem Altstadtstil angepasst, selbst das Parkhaus am Rande trägt den Altstadt- Fachwerk-Look. Die Menschen werden immer mehr. Kurz verlaufen wir uns in eine Whisky-Fachhandlung (wusstet ihr schon, dass es einen echten Harzer Single Malt gibt?) und steuern dann den Rathausplatz an.

Die weißen Häuschen sind rund um den Platz mit seinem alten Brunnen verteilt und das schöne Rathaus lenkt für kurze Zeit meinen Blick von der Schokolade weg. Wir sind mitten in der Blauen Stunde, perfekt, um die wohlige, fast schon weihnachtliche Stimmung aufzufangen.

Der Duft der warmen, dickflüssigen Schokolade in großen Trinkschoko-Behältern erinnert mich schnell wieder daran, weshalb ich hier bin. Hier gibt es alles: Schokopralinen, die eine Offenbarung sind, flüssige Trinkschokolade mit Schuss oder ohne (schmeckt endlich einmal nach richtiger Schokolade, nicht nach Industriezucker…), weißen Nougat mit Mandeln und Honig (hmmm…), Schokoladen-Bratwurst (habe ich gegessen, interessant, wird aber nie zu einem kulinarischen Höhepunkt aufsteigen…), Schokoladen- Sekt, Rothenburger Schneekugeln, Schokoladen-Crepes, Schokoladen-Eierpunsch, Schokoladen-Schokolade…

Das Schokoladenfestival ChocolART ist auf Tour und immer wieder in einer anderen Stadt zugegen. In Wernigerode haben sich in diesem Jahr über 100000 Besucher eingefunden. Immer dem Duft der Schokolade nach…

Es hat sich gelohnt, so weit zu fahren, denn es war ein schöner Abend. Ich stecke unsere restlichen Pralinen und den Nougat in meine Tasche ein, wohl wissend, dass sie den Abend nicht überstehen werden. Wir verlassen das Fest, begleitet von einer wohlig warmen, köstlichen Duftwolke nach Schokolade…

Kasia

Hi, ich bin Kasia, die Stimme von "windrose.rocks" :-)
Treibt Dich die Frage um, was sich denn alles jenseits der heimischen Couch verbirgt, bist Du rastlos und neugierig wie ich und spürst den Drang in Dir, in die Welt hinaus zu gehen? Dann tue es! Ich nehme Dich mit auf meine Reisen und lasse Dich hautnah das Unterwegs sein miterleben - in all seinen Facetten. Lass Dich inspirieren, komm mit mir und warte nicht länger, denn... die Welt ist so groß und wir sind so klein, und es gibt noch so viel zu sehen!

Die Welt wartet auf uns.

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