Deutschland, Europa

Ladenburg – Ein Juwel der Römerzeit

Ein hübsches, kleines Städchen ist Ladenburg, keine halbe Stunde Fahrt von Mannheim entfernt gelegen. Den nicht Ortsansässigen recht unbekannt und im Schatten vom wunderschönen Heidelberg stehend wird Ladenburg völlig zu Unrecht unterschätzt, denn es sollte auf jeder To-see-Liste stehen.

Es ist November 2014.

Ein herbstlicher Tag, alles wirkt golden und ein bestimmter Duft füllt die Straßen, der Duft nach trockenen, knisternden Blättern und der noch wärmenden Sonne. Blutrotes Weinlaub zieht sich rankend die Gemäuer hoch, ein paar Vögel zwitschern vor sich hin, ansonsten ist noch nicht viel los zu der frühen Uhrzeit im verschlafenen, kleinen Städtchen. Ich betrete die beeindruckende, mittelalterliche Stadtmauer und schlüpfe in das Innere – in die gut geschützte Altstadt.

Die Straßen – weitestgehend leer, die Gaststätten und Geschäfte noch geschlossen. Ein einsamer Handwerker macht sich am hohen Kirchenportal zu schaffen. Nicht ganz zwanzig Minuten von Mannheim entfernt ist Ladenburg ein leicht zu erreichbares Ziel und Kasia ist unterwegs in der Mission: entdecke deine Nachbarschaft.

Ladenburg ist eine alte Stadt. Sehr alt. Aus Zeiten der Alten Römer, um genau zu sein. Die Überreste der altrömischen Herrschaft finden sich heute in Form einiger Säulen und einer alten Stadtmauer, denn die Stadt Ladenburg war 74 n. Chr. nichts weiter als ein militärisch strategischer Standpunkt des römischen Generals Gnaeus Pinarius Cornelius Clemens. Erst als die römische Herrschaft gefestigt schien, wurde aus der Verteidigungsanlage eine Verwaltungseinheit Lopodunum, aus der sich das heutige Ladenburg entwickelte.

Doch sehr wahrscheinlich ist der Ort am Neckar viel älter, denn noch vor dem Eintreffen der Römer gab es Hinweise auf keltische Siedlungsreste aus ca. 3000 v. Chr.

Im zweiten und dritten Jahrhundert wurde Lopodunum zum wichtigsten Ort im Umkreist unterer Neckar, Bergstraße und Kraichgau. Unglaublich, wenn man das kleine Ladenburg heute betrachtet. Kunstvolle Hausfassaden und kleine, fein geschmiedete Details, die auf einen Bäcker oder Schuhmacher hinweisen, zeugen vom ehemaligen Wohlstand, Häuser aus dem 14, 16 oder 18 Jahrhundert; klein, aber fein, umgeben von einer Stadtmauer, ist Ladenburg mit den Altstädten bekannter Orte vergleichbar.

Ich laufe durch die engen Gassen. Es ist Herbst, goldene Blätter fallen mir vor die Füße und trotz der Sonne stiehlt sich eine leichte Kälte heran. Feuerrotes Weinlaub klettert an den alten Gemäuern hinauf und kleine, grüne Äpfel hängen noch in den Ästen der Bäume, inmitten sonnengelber Blätter. Die Farben des Herbstes scheinen alles überstrahlen zu wollen. Ich habe den stillen Ort für mich alleine. Wann genau begann Lopodunum, in der Bedeutungslosigkeit zu versinken?

Die Blütezeit der Römer war kurz und das Ende kam schnell, nämlich schon ca. 300 n. Chr., denn dann kamen die Alemannen und siedelten sich auf dem Stadtgebiet an. Doch diese germanischen Stämme waren nur ein sichtbares Symptom für ein Großreich, das langsam in sich selbst zerfiel.

Später, um 500 n. Chr. kamen die Franken und ca. 600 n. Chr. fiel Ladenburg an die Bischhöfliche Verwaltung Worms. Es wurden Kirchen gebaut und die Stadt bekam eine Stadtmauer; Ladenburg blühte und gedeihte und entwickelte sich zu einer feinen, mittelalterlichen Stadt. Von den Alten Römern war zu der Zeit nicht mehr viel zu sehen. Der Aufschwung Ladenburgs war vor allem dem Einfluss des Bischhofs zu verdanken, doch mit dem Umbruch der Reformation im 16-17 Jahrhundert war damit Schluss. Diese Zeit brachte einige Zerstörungen mit sich.

Heute ist Ladenburg ein ruhiger Ort, ein gut erhaltenes Überbleibsel der vergangenen Zeit. Wer möchte, besucht das Museum Dr. Carl Benz, doch der ganze Ort ist Sehenswürdigkeit genug. Ich trinke noch einen Kaffee und versuche, mich aufzuwärmen, denn es ist bereits Abend. Den ganzen Tag laufe ich schon in Ladenburg herum, es wird Zeit, die Geschichte abzuschütteln und nach Hause zu fahren. „Fachwerk…“ Murmele ich vor mich hin, während ich das Auto über die leeren Straßen steuere. „So viel Fachwerk…“

Ich glaube, das war der Tag, an dem ich mich an Fachwerk so ziemlich satt gesehen habe…

Kasia

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