Auf den Aufstieg zum Fernsehturm habe ich nicht wirklich Lust und möchte auch im geschäftigen Stadtzentrum bleiben. Unentschlossen, was ich denn als Nächstes unternehmen werde, bleibt mein Blick auf einem Plakat des Bier-Spa hängen. Baden im Bier? Na ja, eine Anwendung wollte ich sowieso mal machen, wenn ich schon mal hier bin, das gehört zu Karlsbad ebenso dazu wie die Schnabeltasse. Es ist warm und sonnig, die Mittagssonne macht mich fröhlich und ein wenig müde. Also setze ich mich hin, lasse den Trubel um mich herum ziehen und inspiziere die Website des Bier-Spa. Baden im Bier. Hm, das hat was.
Unschlüssig sitze ich auf einer Bank im Schatten der Bäume und betrachte die Website des Bier-Spa. Lust hätte ich schon und so eine Anwendung gehört zu einem Karlsbadbesuch dazu genau wie die Sache mit der ollen, kitschigen Schnabeltasse, mit der man das Thermalwasser schlürft. Dann fällt der Entschluss, ich setze mich in Bewegung und suche das Bier-Spa auf.
Das Spa befindet sich im Zentrum der Stadt, ein wenig versteckt und eingequetscht zwischen zwei Lokalen. Ich betrete den unscheinbaren Eingang und eine schmale Treppe führt mich hinunter in den Gewölbekeller und in den rustikalen Wellness-Tempel. Schon an der Treppe erreicht mich der würzige Duft von Hopfen. „Einen Moment!“ Ruft eine weibliche Stimme und die tschechische Dame, die gerade ein frisches Bad in einem der Bottiche eingelassen hat, wischt sich schnell die Hände ab.
Es sei dazu gesagt, dass man nicht wirklich in Bier badet, doch dem sprudelndem Badewasser werden die Bestandteile des Biers zugegeben wie Hopfen und Gerste und nebenbei man kann sich so viel Helles und Dunkles während der Anwendung zapfen, wie man gerne möchte. Die nette Dame erklärt mir alles genau und ich buche eine einstündige Behandlung für den kommenden Tag morgens um zehn.
Vor lauter Sorge, zu spät zu der Anwendung zu kommen, stehe ich bereits um kurz nach Acht „unten“ in der Karlsbader Altstadt. Ich habe gepackt für die spätere Heimfahrt, die Reisetasche ist im Auto, der Zimmerschlüssel abgegeben. Und nu?
Ich bin erstaunt, wie leer Karlsbad zu dieser Uhrzeit noch ist. Es ist Pfingstmontag, aber nicht für die Tschechen, denn die gehen heute morgen ganz gewöhnlich zur Arbeit. Es scheint keine Sonne, der Himmel ist trüb bedeckt, wie um zu betonen, dass heute wieder der Alltag eingekehrt ist.
Nur vereinzelt ist hier und da ein staunend dreinblickender Tourist zu sehen, die Shops und Cafes haben noch geschlossen und die Müllmänner fahren mit ihrem Wagen die engen Straßen der Altstadt ab. Alles ist geschäftig, vom entspannten Flanieren keine Spur. Oh Karlsbad, wie gewöhnlich du dich heute präsentierst. Ich habe das Showgirl am frühen Morgen ohne Schminke und Glanz und noch ein wenig verkatert vom Vortag erwischt, lustlos mit einer Vitaminbrause in der Hand und mit einer kühlenden Kompresse auf dem Kopf. Heute ist nur noch ganz wenig vom gestrigen Glamour übrig.
Um mir die Zeit zu vertreiben, flaniere ich zum Grandhotel Popp hinüber, dort, wo 2006 James Bond „Casino Royale“ gedreht wurde. Eigentlich bin ich kein Filmtourist, aber wenn ich schon mal da bin. Seit ich das mit dem Film weiß, sehe ich auch den eher klobrigen, aufgemotzten Klotz vom Hotel mit etwas anderen Augen und versuche, mir vorzustellen, wie hier Daniel Craig am Abend mit einer langen, schwarzen Limo vorfährt.
Etwas schwierig an diesem grauen Morgen, wo selbst die prunkvollsten Gebäude ein wenig von ihrem Glanz einbüßen. Eine Bloggerin hat mal geschrieben, man solle sich das Hotel unbedingt von innen mal anschauen, es sei von der Einrichtung her sehr schön. Ich ziehe dies in Erwägung, verwerfe den Gedanken jedoch relativ schnell wieder. Ich frage mich, wie sie das gemacht hat; spazierte sie rein und fragte, ob sie sich ein bisschen umsehen und fotografieren darf?
Irgendwann habe ich genug, setze mich auf eine Bank und vertreibe mir so die restliche Zeit. Vergebens hatte ich mich nach einem Bäcker umgesehen; die Lokale haben noch zu oder es gibt nichts Essbares zum Mitnehmen – bis auf Oblaten, von denen es hier alle möglichen Geschmacksrichtungen zu kaufen gibt. Kein Bäcker, nichts. Keine Brötchen für Kasia.
Die nette, tschechische Dame sagte mir am Vortag, ich solle etwa zehn Minuten früher an Ort und Stelle sein; so stehe ich zwanzig vor zehn vor der veschlossenen Tür und warte und bewundere den schönen, weißen Flur, der mit wunderschönem Stuck dekoriert wurde. Um kurz vor zehn ist immer noch niemand da und um kurz nach zehn schließt eilig eine hecktische Russin die Türen auf. „Five minutes!“ Sagt sie entschuldigend und schon kurze Zeit später höre ich oben an der Treppe, wie unten im gemütlichen Gewölbekeller mein Bad eingelassen wird.
Wie gestern schon dringt auch heute der würzige Duft von Gerste und Hopfen bis zu mir herauf. Dann darf ich eintreten.
Mit ihrem süßem, ungeübten Englisch erklärt mir die junge Frau den Ablauf. Der abgedunkelte Raum beherbergt zwei große Bottiche, in denen bequem je zwei Personen Platz fänden. Davon ist einer bereits mit Badewasser befüllt. Dem Badewasser werden alle Zutaten vom Bier hinzu gegeben; nebendran an der Wand stehen Holzfässer mit pulverisierter Gerste und Hopfen. Doch man badet nicht wirklich im fertigen Bier; trinken könnte man das Badewasser eher nicht. Doch wer Bier möchte, kann sich während des Badens aus dem daneben angebrachten Zapfhahn so viel Helles und Dunkles zapfen wie er möchte.
Zudem, damit das Bier nicht zu sehr in den Kopf steigt, gibt es einen kleinen Snack in Form von Bierbrot, einmal mit Schmalz und einmal ohne. Zudem gibt es einen Kaminofen und ein großes, mit frischem Heu befülltes Bett, auf dem sie ein weißes Lacken ausbreitet.
Dann verschwindet sie und der Raum wird abgeschlossen. Einen Augenblick später beginnt mein warmes Badewasser zu sprudeln.
Man hat das Bad eine Stunde lang für sich, der Bottich sprudelt 25 Minuten, anschließend kann man weiter im Wasser bleiben oder auf dem Heubett entspannen. Die Mitarbeiterin verlässt den Raum, doch was würde sie wohl sehen, wenn sie bliebe? Vermutlich eine aufgeregte Besucherin, die die ersten fünf Minuten alles fotografisch festhält und mindestens zehn Selfies von sich und ihrem „Bad im Bier“ macht. Mindestens.
Ist das aufregend, denke ich und lasse den Blick durch den Raum schweifen. Dann schnappe ich mir eines der großen Gläser und mache es voll. Das Bier lässt mich entspannen und versetzt mich in fröhliche Euphorie und auch das Brot ist unglaublich lecker (liegt es daran, dass ich nicht gefrühstückt habe?). Ich dachte immer, ich würde dunkles Bier bevorzugen, doch das tschechische, helle Krusovice schlägt alles bisher dagewesene. Dann tauche ich ganz in mein hopfenhaltiges Geblubber ein und schließe die Augen. Und gerade als ich denn Zustand der vollkommenen Entspannung erreiche, hört das Blubbern auf.
Handtücher liegen bereit. Ich tapse tropfend zum Heubett und strecke mich aus. Das Bad ist sowohl entspannend als auch vitalisierend gewesen, denn man fühlt sich danach von neuen Geistern beseelt. Vielleicht liegt es auch an den währenddessen getrunkenen Ingredienzien, ich weiß es nicht. Beim Bierbad soll es zur „vollkommenen Entspannung“ und „Vitalisierung“ des Körpers kommen, zu „Beseitigung der Schadstoff aus dem Körper“ und „Anregung des Stoffwechsels durch Vitamin B und ätherische Öle“. Gut, die meisten der Werbeflyerversprechen sind für mich New Age und ich vermute stark, dass sich der vitalisierende Effekt wohl eher aus dem getrunkenen Bier speist. Aber sei es drum.
Die Anwendung ist etwas Besonderes und so oder so hat sie sich für mich gelohnt.
Aus einem Lautsprecher rieselt fröhliche Musik in den Raum. Nach einer angemessenen Entspannungszeit stehe ich fertig angezogen und freudig vor der Tür. Als ich das Bad verlasse und in die graue, trübe Wirklichkeit trete, sehen die Gäste der inzwischen geöffneten Lokale vermutlich ein Grinsen in meinem Gesicht, das ich kaum unterdrücken kann.
Bier-Spa – Anwendungen und Preise für 1 Stunde:
Eine Person in einem Bottich – 70 Euro
Zwei Personen in einem Bottich – 100 Euro
Zwei Personen in zwei Bottichen – 126 Euro
Es ist auch möglich, das Spa für zwei Stunden zu buchen, soweit ich mitbekommen habe, verdoppeln sich dann die Preise.
wow das würde ich auch sofort machen ! Ja da hätte ich Interesse am Bierbad !!! Bekommt man auch nicht an jeder Hausecke !
Genau jetzt zu diesem Zeitpunkte wäre ich 3 Tage in Prag gewesen letztes Jahr aber hier hat Coronna gesagt “ Nein“ geht nicht !!
Weil du von dem Hotel geschrieben hast ! Ich war in Berlin und wollte ins Adlon ( natürlich als Besucher ) ! Kaum war ich in der Hotelhalle kam ein Portier der mich fragte ob er mir helfen kann. In meiner Verlegenheit sagt ich, ich suche die Toilette ! Heute nicht war seine Antwort und ich war wieder draußen !
Ähnlich erging es mir min kurzen Hosen im Spielcasino in Monaco ( aber tagsüber) nichts Abends wohlgemerkt. Auch hier wurde ich des Hauses verwiesen wegen unangemessener Kleidung. OK das verstehe ich sogar !!!
Oh je, hätte nicht gedacht, dass die da so streng sind… aber eventuell liegt es daran, dass das Klientel dort „gehobener“ ist und sich auch so kleidet. Das mit der Toilette hätte ich wohl auch gesagt… was will einem da auf die Schnelle auch einfallen? *lach*
eigentlich müsste man sagen “ Pass auf 2 Möglichkeiten entweder Toilette oder Halle kannst es aussuchen !!!
Genau 🙂
war einmal in Monaco bei einem Tagesausflug wo wir Urlaub an der Italienischen Riviera verbracht haben. Ist übrigens eine ganz tolle Küste nur relativ schmal weil sich dahinter gleich das Gebirge auftürmt.
Monaco ja das war ein Ausflug den ich z. B. nie vergessen werde. Ich bin damals zu Fuss die Formel I Strecke abgelaufen und dann sieht man schon ziemlich alles was es sehenswertes gibt. Das ist auch eine andere Welt aber du muss man auch mögen. Dort auch das teuerste Eis des lebens gegessen, aber wie gesagt den Flair muss man mögen ! Für mich eine der Städte die man im Leben gesehen haben muss ( einmal ) reicht auch hier ! Da würde ich auf jedenfall sofort wieder hin aber mit Kamera und viel viel Zeit zum fotografieren mitbringen.
Monaco würde ich auch gerne sehen, aber ob ich dort länger bleiben würde…? Wie gesagt, man muss es mögen. Aber einmal sehen wollte ich das schon mal…
das ist wie Santorini , einmal sehen das reicht !
Der Rummel ist eh nicht mehr so wie früher dort, heute treibt sich der Jet Set an anderen Stellen rum ! Die Formel I gastiert hier auch nur noch aus Tradition !
Das wäre doch mal mit dem Motorrad ein schöner Wochenendausflug. Übernachten kann man sicherlich ein bisschen im Hinterland ! Fällt mir gerade mal so ein !!!
Hm, vielleicht wird es ruhig um Monaco… in dem Fall würde es mich schon wieder mehr interessieren 😉