Marmaris, Mai 2014
„Where is the beach? Do you know it?“ Fragt Nina einen jungen Mann, der uns entgegen kommt. Wir laufen schon einige Minuten hin und her auf der Suche nach der Strandpromenade. Er bleibt stehen, grinst frech und zeigt in die Richtung, aus der wir gekommen sind.
„Just forget it!“ Faucht Nina verärgert und will weiter gehen.
„Okay, okay, wait a moment…“ Er lacht und erklärt uns dann ausführlich den Weg. Wir laufen los in die angezeigte Richtung.
„What is your name?“ Hören wir ihn hinter uns rufen. Keine von uns dreht sich nochmal um.
Kurz darauf finden wir uns an der endlos langen Promenade von Marmaris wider, die sich an Bars, Restaurants, Shops und Eisbuden vorbei elf Kilometer am Meer entlang zieht. Eine frische Brise kommt vom Meer angeweht, und Hibiskusblüten schwanken und neigen ihre Köpfchen in der prallen Sonne. Ich hatte meine Jeansshorts angezogen und sehe in einer dunklen Schaufensterscheibe nun meine kalkweißen Beine und mein blasses Spiegelbild. Ach du liebe Zeit! Da muss man Abhilfe schaffen. Geflissentlich verzichtete ich heute Morgen schon mal auf die Sonnenschutzcreme. Die kurze Zeit ohne wird eine schöne Sommerbräune auf meiner Haut zaubern.
Wir kaufen Eis. Der junge Verkäufer grinst bei der Frage nach dem Preis. „Woher kommt ihr?“
„Aus Deutschland.“ Scheinbar ist es diese Antwort, die die Kugel plötzlich fast zwei Euro kosten lässt. „Die Deutschen haben doch eh so viel Geld!“ Sagt der Verkäufer fröhlich. Wir sind sprachlos ob so viel Dreistigkeit, doch die Eisbecher stehen schon befüllt vor uns. Wir nehmen sie, bezahlen und gehen.
„Hey, what is your name?“ Ruft uns der Eisverkäufer hinterher. Doch wieder dreht sich keine von uns um.
„Wir hätten uns über den Wechselkurs besser informieren sollen.“ Sage ich, während ich versuche, mit meiner Zunge die geschmolzenen Eistropfen aufzufangen. „Und auch nicht mehr sagen, dass wir aus Deutschland sind, wenn jemand fragt.“ Gesagt, getan. Ab sofort bin ich die Polin, während Nina sich als Inderin ausgibt (was an und für sich gar nicht so falsch ist). Sobald wir angesprochen werden, sprechen wir untereinander nur englisch. Doch lange halten wir es nicht durch, das Deutsch ist uns viel zu natürlich und bereits ins Fleisch und Blut übergegangen.
Mit unseren Eisbechern setzen wir uns auf eine Bank direkt am Wasser und beobachten die Möwen. Vor uns schaukeln schöne Segelboote aus glänzendem Holz auf den Wellen hin und her. Die Männer auf den Booten werfen uns ab und zu verstohlene Blicke zu, doch man lässt uns in Ruhe.
„Schau mal da.“ Sagt Nina und zeigt auf einen Mann, der gerade auf den Mast klettert. „Die Männer hier sind irgendwie alle so anders als in Deutschland.“ Seufzt sie. Ich hebe meine Kamera ans Gesicht und fotografierte den Seemann.
Wir laufen weiter. Die Sonne blendet meine Augen, die ich irgendwann unter einer Sonnenbrille verstecke. „Macht dir die Strahlung nichts aus?“ Frage ich Nina. Sie schüttelt den Kopf. „Nein. Ich versuche, meine Augen daran zu gewöhnen.“
Statt kleinerer Segelboote schaukeln nun teure Yachten auf dem Wasser nebeneinander her. Weiße Säulen römischen Ursprungs schmücken die Promenade, und über der Stadt Marmaris thront die mittelalterliche Burg. Wollte ich nicht eigentlich schon von Anfang an hier sein?
Immer wieder werden wir angesprochen. Ob es sich um Restaurants oder Bars handelt, vor denen junge Leute mit Visitenkarten stehen, oder Ausflugs-Vertreiber, die ihr Angebot an den Mann bringen wollen. „Hey! What is your name?“ Beim ersten Mal passen wir nicht auf; der gutaussehende Mann mit Dreadlocks verwickelt uns in ein Gespräch. Ob wir Lust auf eine Bootstour hätten, die Küste der Ägäis entlang? Es kostet fünfzehn Euro und soll den ganzen Tag lang gehen.
Und ob wir Lust haben! Wir buchen für den nächsten Tag.
„Kommt wieder!“
Irgendwann lassen wir uns in einer Shisha-Bar nieder. Es tut gut, die blassen Beine mal auszustrecken. Wir haben die Qual der Wahl zwischen gemütlichen Couchen, Polstersesseln und -Stühlen. Ich pflanze mich gleich in die Hängematte. Die Farben schwarz und lila dominieren den Raum des Lokals. Die Shisha schmeckt gut. Doch überraschenderweise – nur gut.
Ich dachte, hier in der Türkei, einem Land der orientalischen Kultur, würde ich die beste Shisha meines Lebens vorgesetzt bekommen, doch… dem ist nicht so. Sie ist okay, aber in Mannheim hatte ich schon weitaus bessere geraucht.
Nina kommt mit dem Verkäufer ins Gespräch. Er ist ein mittelgroßer, rundlicher Mann um die vierzig, mit sanften Gesichtszügen und warm lächelnden Augen. „Kommt heute Abend wieder.“ Bittet er uns, als wir nach einer entspannten Zeit wieder gehen wollen. „Kommt wieder!“ Mal sehen…
Wir laufen in das Hotel zurück. Es gibt einen Imbiss: leckere süße Stückchen. Wir setzen uns an die Terrasse. Wie schon heute morgen beim Frühstück, streunen auch jetzt Katzen um die Tische herum. Der Barkeeper ist sehr freundlich und verwickelt Nina und mich in ein Gespräch. Er studiert und möchte, dass wir ihm die deutsche Grammatik erklären. Ich überlasse ihn Nina und bin diesmal froh, kein so einnehmendes Wesen zu besitzen. Entspannt lehne ich mich im Stuhl zurück.
Irgendwann kommt sie irritiert wieder an unseren Tisch. „Er versteht mich einfach nicht!“ Sagt sie.
Die fröhliche, türkische Lady von gestern Mittag läuft an uns vorbei und lächelt uns warm zu. Nina lächelt zurück, ich ignoriere sie. Ich bin nur froh, dass sie sich jegliche Bemerkung zu dem Thema falsches Hotel und wir haben nicht vor, zu bleiben erspart. Denn ganz offensichtlich sind wir noch hier. Und es sieht nicht danach aus, als würde sich daran noch irgend etwas ändern.
Doch inzwischen bin ich mit der Situation gar nicht mal so unzufrieden. Und Nina hatte sich eh schon vor mir mit der Lage, so wie sie ist, abgefunden. Insgeheim denke ich mir, dass es eigentlich, wider Erwarten, doch so gelaufen ist wie ich es mir gewünscht habe. Ich wollte nach Marmaris – wir sind in Marmaris. Das einzige, was stört, ist die laute Musik am Abend, die am Pool von der Bar aus ertönt. Das Hotel beherbergt viele russische Gäste – und die wollen feiern.
Ich schaue missmutig an meinen Beinen herunter. Keinen Deut brauner geworden. Ob ich mich mal an den Pool legen sollte? Doch einfach so in der Sonne brutzeln wie ein Stück Fett ist nun überhaupt nicht mein Ding… Nina hatte mich bereits heute am Morgen nach dem Frühstück absolut geschockt: Während ich noch auf dem Zimmer war, ging sie runter auf die Liege, um zu bräunen. Von unserem, zugegebenermaßen großen Balkon aus konnte man die gesamte Poolanlage überblicken (diese Tatsache hatte auch das eine oder andere Tränchen getrocknet), und so schaute ich ab und zu nachdenklich herunter. Doch nach nicht ganz fünfzehn Minuten sah ich sie wieder in der Tür unseres Zimmers stehen. „Was, so schnell?“ Wunderte ich mich. „Das reicht auch.“ Sagte sie und zog einen Bikiniträger zur Seite, den sie gerade an hatte. Unter dem Träger sah ich ein helles Stückchen Haut. Tatsächlich, die Sonne muss ja im Minutentakt an ihrer Pigmentierung gearbeitet haben…
Den Abend verbringen wir wieder in „unserer“ Shisha-Bar. Nina und der Besitzer spielten ein Brettspiel. „Ist dir das nicht zu viel Aufmerksamkeit?“ Wundere ich mich. „Ach was, nein. Wenn es zu viel wird, dann gehen wir sofort.“ Der Abend ist angenehm. Langsam senkt sich die Dämmerung über der Promenade, und da wir nicht im Dunkeln nach Hause laufen wollen, verabschieden wir uns. Doch dann geht es ganz schnell – einen richtigen, langen Sonnenuntergang scheint es hier nicht zu geben. Schon sehr bald senkt sich die Dunkelheit über der Stadt, doch wir erreichen das Hotel.
Von unten her drängt gedämpfte Musik bis zu unserem Schlafzimmer hoch. Ich frage mich, wie lange die noch Party machen wollen. Vielleicht die ganze Nacht? Doch ich habe, wie immer auf der Reise, meine Ohrstöpsel dabei, so kann ich relativ ungestört einschlafen.
Das Frühstücksbuffet ist lecker. Jeden Morgen gibt es andere Spezialitäten wie eingelegte Oliven, Quark, Käsesorten, eingelegte Tomaten und Paprika. Und dem Koch gehen scheinbar nie die Ideen aus, denn, genauso wie beim Mittagessen, werden wir täglich aufs neue Überrascht.
Wir füllen unsere Teller und begeben uns auf die Terrasse des Essbereiches. Die streunenden Katzen machen auch vor den Essräumen nicht halt; fauchend bedenken sie einen mit bösen Blicken, wenn man versucht, sie zu verjagen. Ich mache schlichtweg die Terrassentür zu und sperre die Viecher aus. So, jetzt kannst du durch die Scheibe glotzen, du bösartiges Biest.
Nach dem Frühstück machen wir uns wieder zur Fuß auf in Richtung Promenade. Den Zimmerschlüssel geben wir am Empfang ab; das erscheint uns praktisch. So wechseln wir auch unser Geld an der Rezeption; es wird ohne jegliche Tricks in die hiesige Währung zum laufenden Kurs getauscht, ohne wenn und aber.
Die Bootstour
An der Promenade von Marmaris halten wir Ausschau nach dem richtigen Boot. Dann, am Deck der King Cezar angekommen, entflammt erstmal der Kampf um die besten Liegeplätze. Nach einigem hin und her klettern wir nach ganz oben ans Sonnendeck. Wir haben Handtücher dabei und ziehen uns jetzt bis auf den Bikini aus. Neben uns haben ein Pärchen und vor uns ein paar ukrainische Mädels Platz eingenommen, die tanzen, lachen, trinken und Party machen, ihre Hüften lasziv zur Musik bewegend – zur Verlegenheit der anwesenden Männer und zum Ärgernis derer Freundinnen. Die armen Kerle wussten nicht: Hinschauen? Oder doch nicht? Die Blicke der Partnerinnen waren mehr als irritiert.
Nina und ich lachen. Mit gewisser Genugtun stelle ich fest, dass mir das Gebaren zwanzigjähriger Girls ziemlich egal ist, ja, dass ich es sogar verstehen kann. Ich hatte meine Zeit. Und bei Gott – auch viel Spaß dabei.
Ich schaue hinaus in die Weite des Meeres und auf die Stadt Marmaris, die immer kleiner wird. Die felsige Küste verschwindet irgendwann und doch kommen wir immer wieder an weißen Felsen vorbei, die aus dem Meer ragen. Nina holt uns Weißwein im Glas. Und während wir die fruchtige, milde Säure auf unserer Zunge zergehen lassen und der Wind unsere Körper kühlt, fühlt es sich ein bisschen wie ein Jetset-Leben an.
Meine weißen Beine weisen eine leichte Rötung und dieses gewisse Prickeln auf. – vertraute Vorboten eines Zuviel-an-Sonne. Ich erinnere mich schuldbewusst daran, dass ich mich eigentlich ja eincremen wollte. Schnell hole ich das nach. Vorsichtshalber ziehe ich mein luftiges, weißes Hemd an, zum Schutz vor der Sonne – eigens zu diesem Zweck mitgenommen.
„Delphins! Delphins!“ Hören wir die lauten Rufe durchs Mikrofon. Alle rennen zum Bug und schauen über Bord. Da sind sie, mindestens vier oder fünf – blitzschnell schwimmen sie unter dem Boot hindurch und verschwinden – pfeilschnelle, schwarze Schatten. Denn die Delphine sehen nicht aus, wie man sie sonst aus dem Fernsehen kennt; sie haben nicht diesen grauen Flipper-Farbton, nein, diese hier sind dunkel, richtiggehend schwarz. Noch einmal geben sie uns das Vergnügen, bevor sie endgültig in der Tiefe verschwinden. An Deck kehrt wieder Ruhe ein. Die Mädels starten ein Fotoshooting. Und während sie posieren und sich gegenseitig ablichten, lachen sie Nina und mich entschuldigend an. „Girls…!“ Mädels halt. Ewig lang ist es her, da wir so verrückt waren.
Unsere erste Station auf dem türkisblauen Meer ist eine Bucht im Nirgendwo. Ich beobachte interessiert, wie das Boot festgemacht wird – spielend leicht sieht es bei den Jungs aus. Einer nach dem anderen springen die Passagiere von einer Rampe aus ins kühle Wasser. Was, da runter? Doch eine andere Möglichkeit sehe ich nicht (nimm doch die Leiter, du Dummerchen! – denke ich mir später) Nina ist mir voraus und landet mit einem eleganten Sprung im Wasser. Zufrieden taucht sie wieder auf und winkt mir lachend zu. „Komm!“
Die Party-Girls plantschen auch schon. Scheiße.
Aber ich will ins Wasser. Also, Augen zu… ein Anlauf… Nein.
Ich muss sagen, dass ich ein ziemlicher Schisser bei sowas bin. Sprünge aus größerer Höhe… nein. (Auf meiner Wunschliste steht übrigens auch ein Bungee-Sprung, hatte ich das schon erwähnt?) Zweiter Anlauf… Nein. So, Kasia, nu mach schon! Neidisch schaue ich auf die Plantschenden hinunter. Ach was solls…
Plumps!
Dunkelheit; für einen Moment schnürt es mir die Luft ab. Oberfläche, wo ist hier die verdammte Oberfläche? Dann tauche ich auf, reibe mir das Wasser aus den Augen und fange glücklich an zu schwimmen. Ich schwimme im Mittelmeer! Verdammt, ich bin wirklich hier, habe mit meiner Freundin einen wundervollen Urlaub und schwimme im Mittelmeer!
„Nina, mach ein Foto von mir!“ Rufe ich und winke. Meine Freundin hat sich schon wieder am Deck eingefunden. Ich bleibe im Wasser, bis wir alle zurück gepfiffen werden.
Nass und zufrieden sitzen wir dann auf unseren Handtüchern, ein neues Glas Wein in der Hand. Das Boot fährt wieder los, es geht weiter. Weitere Ausflugsboote sind vor und hinter uns zu sehen. Der Meereswind und die Sonne lassen unsere Haut und unsere Kleidung schnell wieder trocken werden. Ich habe erneut das weiße Hemd über die Schultern gezogen.
„Schau mal hier!“ Nina drückt mir einen bunten Flyer in die Hand. „Night Dancing auf der King Cesar. Hast du Lust? Wir sind eingeladen. Anscheinend haben sich nicht sehr viele Gäste angemeldet, die wollen ein volles Deck…“ Ja, Lust habe ich irgendwie schon. Zehn Euro hätte der Spaß gekostet, doch laut Nina zahlen wir nur die Getränke. „Da mag uns wohl jemand…“ Zwinkere ich ihr zu.
Ich schaue über die Reling, halte mich daran fest, schaue auf die wunderbaren Felsformationen, die wir nach und nach passieren. Wir halten irgendwann an einem Küstenort – die Händler hatten hier schon auf uns gewartet. Sehr malerisch sieht das alles aus; die alten Gemäuer und die vielen aufgeschlagenen Märkte und Stände. Und doch kann man sich des Gefühls nicht erwehren, dass ein „wir fangen jetzt mal den Touristen“ in vielen Hinterköpfen hier aufleuchtet.
Zu kaufen gibt es alles, was das Touri-Herz begehrt und immer wieder werden wir angesprochen. Die Passagiere verlassen nach und nach das Deck und schwärmen aus – einer nach dem anderen verlieren sie sich in den engen Gassen der Stadt. Sie werden mit so manchen Souvenirs zurückkommen… Nina bleibt an Deck, ich laufe mit den anderen los. Mit einer neuen Sonnenbrille und einigen Fußkettchen kehre ich eine Stunde später zurück. Die Boote ziehen wieder ab.
Danach – Felsmalereien in einer Höhle, die wir ansteuern und besichtigen können (?). Doch ich sehe – nur eine Höhle. Vom Boot aus sieht man leider nicht viel, ich sehe also nur, dass ich nix sehe… Nun, laut der englischsprachigen Erklärungen soll es da in der Höhle Felsmalereien geben. Okay. Ich glaube es mal. Eine weitere Bucht, in der wir Zwischenstopp einlegen; eine weitere Möglichkeit, zu schwimmen. Diesmal nehme ich die Leiter; für mich ist klar, dass ich so einen Sprung kein zweites Mal absolvieren möchte (Bungee steht immer noch auf der To do Liste…).
Nina schießt fleißig Bilder von mir. Diesmal sind wir näher am felsigen Ufer; ich schwimme bis zu den flachen Felsen, die bis ins Wasser ragen und klettere auf die Steine. Muscheln… geschliffene Glassteine… Habe ich erwähnt, dass ich ein Muschel-Freak bin? Also sammle ich fleißig. Aber wie transportiere ich das jetzt bis zum Boot?
Einige Zeit später klettere ich mit vorsichtigen Bewegungen und prall gefühlten (ähm…) Bikinikörbchen wieder an Deck. Die Hälfte meiner Schätze habe ich unterwegs im Meer verloren, doch der Rest wandert jetzt in meine Handtasche.
Am späten Nachmittag kommen wir relaxed und leicht beschwipst von der Sonne (und vom Weißwein) ins Hotel zurück.
Die Dancing Night
Der Fahrer holt uns abends vor dem Hotel ab. Wir zeigen ihm den Flyer. „Alles erledigt!“ Versichert er uns. Wir steigen in den Wagen.
Das Auto, scheinbar eine Art Sammeltaxi, dreht erstmal eine Runde durch das abendliche Marmaris; weitere Partygäste werden eingesammelt. Gestylte Mädels gesellen sich zu uns ins Auto.
Dann, als keiner mehr reinpasst, ist anscheinend auch die Sammeltour beendet; man liefert uns an der Hafenpromenade wieder ab. Doch welches der vielen Boote, die sich dunkel vom rosa werdenden Abendhimmel abzeichnen, ist nun das richtige? Wir sehen die King Cezar nirgends – doch die anderen Mädels scheinen zu wissen, wo es langgeht: Sie stöckeln voraus und wir ihnen hinterher.
An Deck schallt laute Musik. Wir gehen erst einmal nach ganz oben, wo all die Liegeplätze verlassen daliegen, und beobachten, wie das Schiff ablegt und sich die Lichter von Marmaris immer weiter entfernen, bis von der Stadt nur noch eine dünne, glitzernde Linie am Horizont zu sehen ist. Andere Partyboote schwärmen ebenfalls aus; wir hören Musik und die lauten Stimmen der Gäste.
„Kasia, schau mal da!“ Ninas ausgestreckte Hand zeigt auf eines der Boote. Ich kneife meine Augen zusammen, damit ich etwas erkennen kann – doch da fällt der Groschen. Die King Cezar fährt an uns vorbei. Der Kapitän steht an Deck und winkt. Nina schlägt die Hände vor den Mund. „Scheiße! Wir sind auf dem falschen Schiff!“ „Blöd gelaufen… Komm!“ Ich nehme sie am Arm. „Jetzt können wir eh nichts mehr machen; lass uns feiern gehen!“
Unter Deck geht schon ordentlich die Post ab. Die beiden Animateure geben alles; sie tanzen und ziehen immer wieder die (vorwiegend weiblichen) Partygäste auf die Tanzfläche. Sie sorgen für Stimmung – und haben dabei auch sichtlich Spaß. Die Laune ist feucht-fröhlich und die Drinks sorgen für richtig Bums. Wir tanzen und amüsieren uns prächtig, über uns leuchtet der nächtliche Sternenhimmel und am Horizont die Lichter der Stadt. Gegen Ende der Feier haben wir beide einen ordentlichen Schwips – und die beiden Animateure an der Backe. Die Getränke? Geschenkt – bei zwei so hübschen Mädels wie ihr es seid (hm?).
Aber…
Man könne ja zusammen noch in andere Clubs feiern gehen, überhaupt mal Party machen, sie kennen da eine ganz tolle Disco und würden uns einladen, überhaupt kein Problem…
Oje… Ich schaue Nina hilfesuchend an und auch in ihrem Blick ist dasselbe zu lesen. Jegliche Argumente (sind müde/müssen morgen früh raus/vielleicht ein anderes Mal/wenn überhaupt…) verpuffen in der Luft – bei einem weiteren Glas Wein redet einer der Männer immer weiter auf uns ein. Party, zusammen, no problem… Oh, Junge; yes, big problem! – Denke ich mir. Wie kriegen wir die Kameraden denn wieder los? Schließlich zücke ich als letzte Waffe mein Handy und suche ein Foto von Stefan raus – das schönste, das ich aufzubieten habe – und das halte ich dem eifrigen Charmeur unter die Nase: „Hier… das ist meiner!“ Er lässt sich nicht sofort überzeugen, doch schließlich (uff…), als das Boot wieder im Hafen anlegt, verlassen wir alleine das Deck. Jetzt nix wie ab ins Hotel. Denn für den nächsten Tag hatten wir ein ganz tolles Abenteuer gebucht – eine Jeep Safari an der ägäischen Küste entlang.