Bonaire, September 2016
Ein letztes Mal Schnorcheln für dieses Jahr. Ein schöner, schattiger Platz unter dem alten, knorrigen Divi-Divi Baum. Wellen, die rhythmisch rauschend an dem Strand kommen und Sonnenschein, welches flackernde Lichtspiele zwischen den Blättern entstehen lässt. Ein leichter, angenehmer Wind, der immer wieder mit den Blättern meines Notizblockes spielt.
Ein kleiner, schwarzer Vogel, der über uns in den Asten des Baumes sitzt, gibt einen schrillen Laut von sich und schaut uns mit seinem durchdringenden gelben Augen an.
Die Reise neigt sich langsam ihrem Ende zu…
Am Nachmittag hatte mich die Hängematte im Griff und der Likör in seinen sanften Fängen (Ponche de Carribbean; das Zeug ist so lecker, bereits die dritte Flasche davon ist im Begriff, von uns niedergemacht zu werden – das darf man eigentlich keinem erzählen… 🙂 )
Stefan hat die Liege für sich erobert und jedesmal, wenn wir das Auto unseres amerikanischen Nachbarn auf dem Parkplatz vor unserer Wohnung sehen, sage ich: „Stefan… hol die Zigaretten raus!“ Denn eine Lösung für sein Problem fanden wir immer noch nicht.
Die Party bei Marion
Für heute Abend hat Marion einen Buffet-Abend organisiert: Surinamesiche Küche lautete das Motto. Der Abend findet bei ihr im Garten statt. Es ist ein wunderschöner Palmgarten im hinteren Bereich der Wohnanlage, mit einem blau schimmernden Swimmingpool. Ein großes Bücherregal und ein Rattansessel laden zum Verweilen ein.
Wir überqueren den Garten und folgen den Stimmen der bereits anwesenden Gäste nach hinten zur offenen Bar, wo uns Marion und ihr Mann sogleich mit einem Cocktail begrüßen.
Immer mehr Gäste, hauptsächlich Holländer, trudeln ein. Stefan flüstert mir zu: „Weißt du, wer heute Abend für uns kocht?“
Ich reiße die Augen auf: „Nein!“ Es war die Köchin vom Markt in Kralendijk, die uns heute Abend beehrte.
Das Buffet war lecker; leider unterschätzte ich dabei, wie höllisch scharf die Gerichte teilweise sein konnten – sich einen vollen Löffel Chillisauce in den Mund zu stopfen war keine besonders clevere Idee.
Jetzt wippe ich wieder in der Hängematte vor mich hin, es ist 21 Uhr und dank der Zeitverschiebung sagt mein Körper bereits zu mir: Schlaf, Kasia, schlaf… es ist bereits nachts um drei…
Unsere „Haus-Eidechse“ ist wieder aufgetaucht; die, die nachts immer vorbei kommt, wenn ich in der Hängematte bin. Oh, guck mal da… es sind sogar zwei Haus-Eidechsen… oh, aber die mögen sich nicht, sie kämpfen…
Ich überlege ernsthaft, heute Nacht in der Hängematte zu schlafen, es ist so gemütlich hier draußen, so kühl… Morgen gehen wir zum Abschied nochmal ausgiebig schnorcheln. Wir haben so viel gesehen auf der Insel und so viel erlebt… und unser USA-Urlaub ist erstmal zugunsten von Bonaire gestrichen.
Ein letztes Mal schnorcheln…
Ein letztes Mal Schnorcheln für dieses Jahr. Ein schöner, schattiger Platz unter dem alten, knorrigen Divi-Divi Baum. Wellen, die rhythmisch rauschend an dem Strand kommen und Sonnenschein, welches flackernde Lichtspiele zwischen den Blättern entstehen lässt. Ein leichter, angenehmer Wind, der immer wieder mit den Blättern meines Notizblockes spielt.
Ein kleiner, schwarzer Vogel, der über uns in den Asten des Baumes sitzt, gibt einen schrillen Laut von sich und schaut uns mit seinem durchdringenden gelben Augen an.
Stefan nimmt seine Schnorchelbrille in die Hand und steigt ins Wasser – für eine letzte Runde. „Grüß die Fische von mir, Schatz!“ Ich beobachte ihn, wie er zwischen den Wellen verschwindet, bis nur noch der Schnorchel, der halbe Kopf und ab und zu ein plantschender Fuß zu sehen sind. Ich verabschiede mich langsam vom Strand, bleibe noch ein bisschen liegen, lasse den Wind meine Haare trocknen. Zwei Eidechsen, eine große und eine kleine, machen sich über die Bananenschalen her, die ich weggeworfen habe. Ab und zu halten sie kurz beim Fressen inne und schlecken ihre Münder mit den langen, roten Zungen ab. Wie sie so da auf dem Stein kauern, sehen sie aus wie zwei Miniaturausgaben gefährlicher Urzeitmonster. Wehe der Bananenschale!
Der Turtle nesting beach ist ein sehr schöner Ort zum Schnorcheln. Direkt am Rande der Stadt Kralendijk gelegen bedarf es keiner langen Anfahrtszeit, um dorthin zu gelangen. Sobald man ins Wasser taucht, sieht man die Fische sofort – beinahe fast am Ufer. Die Korallenriffe sind gleich sichtbar und all das wunderbare, bunte Leben, welches sich zwischen ihnen tummelt.
Schwimmt man weiter hinaus, fällt irgendwann der Grund steil ab in die dunkelblaue Tiefe. Wer sich dorthin begibt, wird reich belohnt: Ganze Fischschwärme schweben dort direkt unter der Wasseroberfläche um einen herum, unter einem hindurch. Schwärme an „Tigerfischen“ glitzern gelb im Licht der diffusen Sonnenstrahlen; Jäger mit scharfkantigen Flossen flitzen hin und her und versuchen ihr Glück zu machen. Ich höre hier unten ein Geräusch, welches ich nicht deuten kann – wie knurren hört sich das an. Wenn man, so wie ich gerade, diese geheimnisvollen Landschaften da unten durchquert, die Wanderungen der Fischschwärme sieht, die in der Sonne fluoreszieren, so wähnt man sich fast hoch oben in den Lüften, über einem Wald in Pandora, der geheimnisvollen Welt von Avatar. Es ist, als würde man fliegen und alles unten zieht an einem vorbei. Fische, die auf gleicher Höhe sind, Fischschwärme, die unter mir vorbeigleiten, das Treiben nah am Boden. So als wenn man sich in einer 3-D-Welt befindet; als könnte man jederzeit dem Wunsch nachgeben, diesen einen Schritt nach unten zu tun, um mitten in dieser Welt zu sein.
Danke für nichts, Aruba!
Zwischenstopp auf Aruba. Und anstatt uns gleich wieder zu den Gates zu lassen, schleust man uns gefühlt über den gesamten Flughafen, um uns dann noch einmal durch die Sicherheitskontrolle zu jagen. Hey, Aruba: Echt jetzt? Das hatten wir auf Bonaire alles schon! Haben die Fluggäste etwa gefährliche Gegenstände aus dem Flugzeug befördert, die jemand anders dort hinterlegt hat?
Eine wunderbar entspannte Insel. Und der Flamingo-Airport erst: Man ist schon am Check-in, ohne das Flughafengebäude überhaupt betreten zu haben (die Check-in Schalter befindet sich im Außenbereich des Flughafens).
Der Flug hat zwei Stunden Verspätung und die Frau neben mir wackelt ständig mit ihrem nackten Fuß vor meiner Nase herum. Wir hätten zwei Stunden länger schnorcheln können…
So, jetzt haben wir zumindest einmal den Sicherheitscheck passiert. Das Warten zieht sich schier endlos. Aber die Halle ist klimatisiert; das hat hier auf der Insel schon was für sich. Ich bin mal gespannt auf die Kälte in Amsterdam – meine Haut, die hier noch Wärme gespeichert hatte, wird das überhaupt nicht abhaben können… Und wieder in Deutschland zu sein wird ein Kulturschock werden. Die unentspannten Autofahrer, die überkorrekten Menschen, die alles nach Maß regeln… und ein unentspanntes Ich, welches ich an mir so gar nicht mag… und welches auf der Reise seltsamerweise fast gänzlich verschwindet.
„Ich gehe dann auch mal schauen.“ Sagt Stefan und verschwindet im Bereich der Duty free Shops. Er bleibt dann ziemlich lange verschwunden, so dass ich mich langsam anfange zu fragen; hat er etwas Spannendes gesehen? Ist er gar entführt worden? Was kauft er denn tolles ein, dass es so lange dauert?
Und womit kommt mein Liebster denn zurück? Mit einem Plastikbecher Amstel Bright, seinem Lieblingsbier hier auf Bonaire. „Vier Euro für einen kleinen Becher Bier? Schatz, ist das dein Ernst?“
Unsere Tui-Maschine ist gelandet – pünktlich wie die Maurer. Na ja – verspätet pünktlich. Ab jetzt dauert es immer noch eine Stunde bis zum Boarding.
So viele Eindrücke und so viele Bilder im Kopf. Traumhafte Bilder. Fische, Flamingos, lustige Esel… Salinen, Mangrovenwälder, Sklavenhütten… das alles fliegt nun an mir vorbei und ich weiß, Stefan geht es genauso. Schon heute Mittag unter Wasser habe ich zu dem schönen, blauen Fisch vor mir gesagt: Siehst du? An dich werde ich denken, wenn ich später im Flieger sitze und es heimwärts geht. Und an dich, und an dich… Der Fisch mit seinem Schmollmund schaute mich an, bewegte leicht mit den Flossen und schwamm davon.
Zwischenstop auf Aruba. Und anstatt uns gleich wieder zu den Gates zu lassen, schleust man uns gefühlt über den gesamten Flughafen, um uns dann noch einmal durch die Sicherheitskontrolle zu jagen.
Hey, Aruba: Echt jetzt? Das hatten wir auf Bonaire alles schon! Haben die Fluggäste etwa gefährliche Gegenstände aus dem Flugzeug befördert, die jemand anders dort hinterlegt hat? Oder hat man den Sicherheitscheck auf Bonaire etwa nicht richtig durchgeführt? Hat man hier den Verdacht, die Sicherheitschecks auf Bonaire seien nicht sorgfältig genug? Oder ist es gar eine Abstrafe dafür, dass man nicht hier, sondern eine Insel weiter seinen Urlaub zu verbringen wagte? Ziemlich verständnislos ließen die Fluggäste die wiederholte Kontrolle über sich ergehen. Nun sitzen wir hier und warten. Bei den Gates. Nach der unfreiwilligen „Airport-Besichtigung“. Die grellbunten I love Aruba-T-Shirts in den Souvenirläden scheinen uns zu verhöhnen.
Ankunft in Amsterdam. Es ist ein Uhr mittags, doch für mich ist es noch früher Morgen, war es doch die Zeit, in der wir auf der Insel ja immer erst aufgestanden sind.
Ich hatte mich schon während der Wartezeit auf Bonaire gefragt, ob sie mir meinen schönen Stein, den ich vom Strand mitgenommen habe, beanstanden werden; vielleicht als Waffe oder so. Der Stein ist wirklich toll: er hat ein wellenförmiges Muster und in der Mitte ein blaues Auge, er sieht aus wie eine Lagune mit einer kleinen Insel. Fast wie Bonaire von der Luft aus gesehen. Ich habe ihn im letzten Moment vor der Reise in meine Handtasche gesteckt.
Nachdem sie mir mein Handgepäck sowohl auf Bonaire wie auch auf Aruba durchgewunken hatten, wähnte ich mich fast in Sicherheit – da kam die Zollkontrolle hier in Amsterdam.
Koffer und Handgepäck aller Reisenden werden nochmal durchleuchtet (das hatten wir doch alles schon?) und meine Handtasche gleich einkassiert. Zunächst denke ich an die 40ml-Flasche Kakteenlikör, die ich auf Bonaire im Duty-free Shop mitgenommen habe. Gleich fünf oder sechs uniformierte, wichtig aussehende Zollbeamte versammeln sich um den Bildschirm des Scanners. Dann winkt mich einer von ihnen zu einem der Tische auf der Seite und öffnet meine Tasche. Als er dann noch den Reißverschluss meines Kosmetik-Etuis aufzieht, schwankt mir schon etwas (ich hatte den Stein dort verstaut, weil ich mir dachte: Na ja, wird schon wie eine Puderdose aussehen oder so… 🙂 ) Jetzt wiegt er den Stein in der Hand und fragt mich, ob ich wüsste, dass es verboten sei, Korallen aus Bonaire auszuführen.
Korallen?
Ja, richtig, das Ding war ja mal eine Koralle… Doch, so erklärt er weiter, in diesem Fall war die Koralle ja ganz offensichtlich bereits so lange am Strand gelegen und vom Wasser glatt geschliffen worden, dass sie inzwischen als Stein angesehen werden kann, insofern sei es dann wieder okay. „Aber nächstes Mal: Ver-bo-ten.“ Sagt er auf deutsch und lächelt mich an. Den Stein legt er wieder behutsam in meine Handtasche zurück.