„Liebe Kasia“, schrieb mir meine Mutter gestern über Skype, „eben ward ihr noch auf Aruba, jetzt bekomme ich mit, dass ihr nach Barcelona fliegt, und in September seit ihr schon wieder in der Karibik auf Bonaire. Dass Euch das nicht zu viel wird mit der Fliegerei?“ Nein, antwortete ich, es wird mir niemals zu viel, im Gegenteil: ich bin noch nicht einmal ansatzweise so viel unterwegs wie ich gerne möchte. Am liebsten würde ich gar nicht mehr nach Hause kommen; nur noch on tour sein und mein Leben auf Reisen verbringen. Noch weiß ich nicht, wie sich das verwirklichen lässt, aber der Plan zeichnet sich so langsam immer klarer in meinem Kopf ab. Meine Wohnung auflösen, mein Hab und Gut verkaufen. Es gibt nicht viele Dinge, die wir Menschen wirklich, so richtig benötigen. Was jeden glücklich macht, ist individuell, jedoch ist es nur selten der Besitz. Für manche sind es ihre Kinder, für andere die Partnerschaft, wieder für einige das Häuschen im Grünen. Besitz anhäufen gibt jedoch nur ein Trugbild von Sicherheit. Feste Strukturen machen unfrei. Zumindest mir erscheint es so. Es zieht mich von Ort zu Ort, aber nicht nur; es zieht mich auch von Aufgabe zur Aufgabe, und ist die eine abgeschlossen, stürze ich mich wieder voller Herzblut in die nächste hinein. „Welchen Zweiwochen-Spleen hast du denn diesmal?“ Formulierte es neulich etwas uncharmant eine Arbeitskollegin.
Mein Leben ist der Wandel. Sobald ich auf Starrheit stoße, fühle ich mich eingeengt. Sobald Gewohnheit eintrifft, langweile ich mich und es zieht mich weiter. Ich weiß noch nicht, wie ich das für mein weiteres Leben umsetzen kann – es ist schwierig, dem Häusle-im-Grünen-Besitzer zu erklären, dass man mehr möchte. Und dass dieses „mehr“ über den VW in der Garage und die Festeinstellung hinausgeht. „Du hast doch alles, was du brauchst.“ Bekomme ich dann zu hören.
Doch wer vermag schon zu sagen, was ich brauche?
