Nicht viele fahren im Winter gerne weg. Vor allem dann nicht, wenn der Weg nicht ins verschneite Märchenland wie Österreich oder die Schweiz führt. Wenn alles grau und kahl ist. Oder regnerisch. Doch auch ohne Schnee hat der Winter seine eigenen Farben, sein eigenes, weiches Licht. Die Sonnenstrahlen erscheinen oft dunstig, Feuchtigkeit und Nebel liegen in der Luft. Vielleicht wachsen Eisblumen am Fenster oder trockene, rote Früchte hängen noch an den Sträuchern. Die Sonnenuntergänge sind rot oder zartrosa, die Temperaturen kalt, der Atem bildet Wölkchen. Hier ein paar Eindrücke aus dem winterlichen Masowien…
Die alten Weiden
Alte, knorrige Stämme, die wie verschrumpelte Hexen mitten im Feld stehen – ein typisches Bild im zentralen Polen. Die Weiden werden nicht gefällt, höchstens gestutzt, bis die Stämme dick und breit sind und an einsame Gespenster erinnern. Der mysteriöse Wirkung konnten sich die Menschen seit jeher nicht entziehen: früher gab es den Volksglauben, dass in ihren Stämmen und Ästen kleine Teufel leben…
Die Russenmütze
Hier posiere ich vor ein paar trockenen Sträuchern. Die Mütze ist perfekt für die Kälte und hat etwas vom Ostblock… solche Mützen hat mein Opa früher immer getragen. Der Sonnenschein trügt, es ist ziemlich kalt…
Unsere hölzerne Kirche
Solche Kirchen aus Holz finden sich noch häufig in Polen. Diese hier ist ganz typisch: klein und einfach, innen völlig mit Holz verkleidet. Es ist die Kirche unserer Gemeinde, zu der das Dorf meiner Großeltern gehört. Oft besuchten wir die Kirche nicht, denn die Gemeinde erstreckte sich über mehrere Ortschaften und ein Besuch der Messe bedeutete eine weite Anreise zum nächsten Dorf. Nur zu Weihnachten, zu Ostern oder bei Beerdigungen gab man sich die Ehre, ansonsten wurden die Sonntagsmessen im Fernsehern verfolgt. „Da kann man sowieso alles besser sehen“, pflegten meine Großeltern dann immer zu sagen…
Häuser aus Holz
Typische Bauweise für diese Gegend. Häuser aus Holz werden heutzutage nicht mehr gebaut, aber da das Geld oft knapp ist, erhalten sich solche Schmuckstücke, unrestauriert, in denen noch immer Menschen leben. Oft zerfallen die schönsten Häuser einfach vor sich hin, weil es niemanden gibt, der die finanziellen Mittel und die Muße hat, sich darum zu kümmern…
Sonne im Kirchturm
Die Aufnahme ist unterwegs entstanden. Hier gefällt mir, wie die Wintersonne geradewegs durch die Fenster im Turm blitzt.
Die Farben des Winters
Mal im zarten Rosa, mal in kräftigen Rot – die Farbgebung ist oft eine ganz besondere. Hier blitzt mal eine Kirchturmspitze auf, da fliegen schneebedeckte Häuser vorbei. So anders, stimmungsvoller als im Sommer.
An der Raststätte
Diese Aufnahme ist auf dem Hinweg an einer der vielen Raststätten entstanden. Wir freuen uns, bald anzukommen. Die polnischen Raststätten sind sehr gut ausgestattet: teilweise mit Hausmannskost, teilweise mit ungesunden Fastfood-Snacks. Und egal welcher Betrag, alles kann mit einer Visakarte bezahlt werden.
Unten: hier flitzt buchstäblich eine Regenbogenbrücke an uns vorbei…
Grasbüschel im Gegenlicht
Da ist es wieder, dieses besondere, sanfte Licht, das den Winter ausmacht. Die Gräser im Feld scheinen hier beinahe zu leuchten. Wer genau hinschaut, wird in der kalten Jahreszeit interessante Motive entdecken…
Eisblumen am Auto
Hier ist es fast schon zu schade, das Auto kratzen zu müssen. Über Nacht sind aus winzigen Eiskristallen wunderschöne Gebilde entstanden.
Hausmannskost – polnische Piroggen
Hier probiert Stefan in einer Milchbar eine der lokalen Spezialitäten: Piroggen mit Kartoffeln und Käse. Die gute, polnische Hausmannskost findet sich in vielen Restaurants, an Raststätten und in Milchbars. Die Warschauer Milchbars sind eine günstige Möglichkeit für ein leckeres, warmes Essen. In den letzten Jahren wachsen sie in der Hauptstadt wie Pilze aus dem Boden. Es gibt hier alles an Speisen und Getränken, was das Herz begehrt. Nur Milch haben wir nicht bekommen…