Afrika, Namibia

Adieu, Namibia!

Als wir abfahren, schreit der Truthahn hinter dem Zaun aus vollem Rohr. Dabei bläht sich der rote Hautlappen auf seinem Schnabel auf und vibriert in der Luft. Noch ist es kühl, doch schon bald wird sich die Sonne in Form von sengender Hitze vom Himmel ergießen.

Drei große Aras sitzen hoch oben auf dem dicken Ast des Baumes. Die rote Sonnenscheibe schiebt sich an weißen, zarten Kakteenblüten vorbei langsam und stetig nach oben. Vom Geschrei des Thanksgiving-Vogels begleitet packen wir unsere Sachen ins Auto.

Am Tor zum Lodge-Gelände sitzt ein kleiner, grauer Tukan.

Die Elegant-Desert-Farm hat uns, so ganz am Schluss unserer Reise, doch noch angenehm überrascht. Wie eine Oase inmitten von Staub und Trockenheit lässt sie Ruhe und Entspannung zu. Ein perfekter Ort, um eine Reise ausklingen zu lassen, um einfach mal gar nichts zu tun.

Die Sonne steht schon weiter oben, als wir uns denselben Schotterweg wieder nach unten quälen. Eine grandiose Aussicht auf die Landschaft unter uns lässt uns einen Augenblick an- und innehalten. Danach geht es weiter in Richtung Windhoek.

Eine Schnur lebensmüder Perlhühner rennt uns über den Weg.
Eine lebensmüde Kuh läuft uns über den Weg.
Eine zweite, lebensmüde Kuh folgt der ersten.

Selbst die Springböcke in der Savanne des Etosha-Nationalparks tauchten nicht so plötzlich und unerwartet auf wie diese Viecher.

Irgendwann verlassen wir die ungeteerten Wege und begeben uns auf die erste (und bisher auch einzige) Autobahn Namibias – die A1. Die stellenweise vierspurige A1 durchquert einmal das gesamte Land, von Südafrika im Süden bis nach Angola im Norden. Die Autobahn verfügt über einen Standstreifen, und dieser wird auch rege genutzt: Von Fußgängern mit Gepäck auf dem Kopf; von Radfahrern in engen Radlerhosen, von Menschen, die mit wachsamen Augen den Verkehr beobachten, um im geeigneten Moment die Fahrbahn zu überqueren. Anhalter werden auf Ladeflächen von Jeeps transportiert und schauen sich mit fröhlich im Fahrwind flatternden Kleidern den Verkehr hinter ihnen an. Es ist eine andere Welt und ich versuche, das deutsche Regel-Denken mal für einen Moment abzuschalten.

An der Tankstelle läuft uns eine junge, verwirrt aussehende Frau beinahe vors Auto. Mit feindseligen Blicken ergießt sie sich in Schimpftiraden in unsere Richtung, während sie davon zieht. Wir säubern das Auto notdürftig von innen (die Staubschicht auf dem Armaturenbrett kann sich inzwischen wirklich sehen lassen) und tanken einmal voll.

An der Mietstation geht alles recht schnell. Das Fahrzeug wird einmal von allen Seiten beäugt und alle Kratzer als „schon dagewesen“ klassifiziert, auch die, die eindeutig von einem dornigen Gebüsch stammen, das irgendwie im Weg war (*hüstel…*). Europcar – immer wieder eine gute Wahl.

Zu früh, viel zu früh erreichen wir den Hosea Kutako Airport in Windhoek – und das, obwohl wir uns zweimal verfahren auf der Suche nach der richtigen (Westen!) Einfahrt in die Stadt. Erstaunlicherweise ist der Check in Bereich, bis auf die Flughafenmitarbeiter, weitestgehend leer, einer von ihnen kratzt die Kaugummis vom grauen Boden ab. Also geben wir Gepäck auf und setzen uns nach draußen, um uns die Zeit bis zur Ankunft zu vertreiben. Zwei Mitarbeiter der Security sitzen auf einer kleinen Mauer uns gegenüber. Hektik scheint hier keine zu herrschen. Einer von ihnen kommt breit lächelnd auf uns zu und fragt, ob er etwas von unserem Wasser haben kann. Wir überlassen ihm die Flasche und auch das Gebäck, das wir uns im Supermarkt besorgt hatten und das wir gerade fleißig aufessen, damit wir es nicht fortwerfen müssen. Und da ich gegen jegliche Art von Verschwendung bin, nehme ich erfreut zur Kenntnis, wie wenig Berührungsängste die Menschen in anderen Teilen der Welt noch haben; belustigt stelle ich mir die Situation vor, würden wir in Deutschland jemanden eine angebrochene Trockengebäck-Tüte zum Essen anbieten. Vermutlich würde diese nach einem seltsamen Blick in unsere Richtung unauffällig im Mülleimer landen.

Als der Flieger abhebt, sehe ich aus dem Fenster und mir wird klar, warum der Himmel so blass und die Landschaft manchmal etwas farblos wirkt. Eine dichte Dunstglocke schwebt über dem Land, das pfeilgerade Straßen wie helle Bänder zieren. Und weiter oben, über dieser staubig-grauen Kuppel hat der Himmel seine kräftig blaue Farbe wieder.

 

The End

Start:            Elegant Farmstead
Ziel:              Hosea Kutako International Airport 
                     (S 22°29’32.697″E 17°27’54.773″)
Distanz:       136,2 km
Reisezeit:    1:49 Stunden

Kasia

Hi, ich bin Kasia, die Stimme von "windrose.rocks" :-)
Treibt Dich die Frage um, was sich denn alles jenseits der heimischen Couch verbirgt, bist Du rastlos und neugierig wie ich und spürst den Drang in Dir, in die Welt hinaus zu gehen? Dann tue es! Ich nehme Dich mit auf meine Reisen und lasse Dich hautnah das Unterwegs sein miterleben - in all seinen Facetten. Lass Dich inspirieren, komm mit mir und warte nicht länger, denn... die Welt ist so groß und wir sind so klein, und es gibt noch so viel zu sehen!

Die Welt wartet auf uns.

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