Erledigt von der Hitze, der Kletterei und ein wenig verwirrt über mich selbst, die ganze Zeit wie eine Zigeunerin aussehend, steige ich wieder in das Auto, dessen Innenraum durch die Mittagssonne einem Kochtopf gleicht. Ich fahre los, die Fenster weit geöffnet. Die Hitze strahlt von den schmelzenden Armaturen ab. Die Klimaanlage funktioniert noch immer nicht, doch das macht nichts. Das Wichtigste, was funktioniert, sind die Bremsen. Zumindest höre ich meine nicht während des Anhaltens quietschen wie bei all den anderen Fahrzeugen um mich herum in Kischinau an der Ampel während des Berufs- oder auch Feierabendverkehrs.
Außerhalb des Großstadtgürtels um Kischinau, sobald man sich vom Ballungszentrum entfernt, sind die Straßen wie ausgestorben. Mein zweiter Zielort ist das im 18 Jahrhundert gegründete, orthodoxe Höhlenkloster Tipova. Ich steuere mein treues Ross dorthin. Die Autofahrten in Moldawien sind recht entspannt, die Straßen ziemlich leer, die Landschaft wunderschön, die anderen Fahrer entspannt. Niemand baut Druck auf, niemand drängelt.
Als ich ankomme im Ort Tipova, sehe ich eine kleine Kirche, ein kleines Kloster. Der gleichnamige Ort ist hübsch, mit Heiligenfiguren am Straßenrand gestaltet, die Häuser in frischem Blau gestrichen. Ich bin nicht alleine; einige Autos der Besucher stehen bereits da. Anscheinend hat sich das Tipova Kloster als Sehenswürdigkeit ebenfalls herumgesprochen. Ich stelle mein Auto einfach irgendwo ab. Längst habe ich gelernt, dass ich in Moldawien mein Fahrzeug einfach parken kann, ohne Angst zu haben oder mir Sorgen zu machen. Die Leute würden es auch so handhaben, sagte mir die Tochter des ersten Vermieters.
Die St. Nicholas Kirche, erbaut im 14 Jahrhundert, mit viel Blau und Gold: ganz hübsch und schnell gesehen. Es kreisen Legenden, dass Stefan cel Mare seine dritte Frau Maria hier geehelicht haben soll. Fotografieren ist erlaubt, also mache ich davon ausgiebig gebrauch, während gläubige Besucher Votivkerzen anzünden, sich bekreuzigen und Geld durch den Schlitz des Spendenkastens drücken.
Oben befindet sich eine Schaukel. Ich setze mich in die Sonne, schaukle vor mich hin, die Kirche im Rücken, und blicke auf das Tal, begutachte den Verlauf der Dnjestr. Dahinter – ich ahne es in diesem Augenblick noch nicht – sind bereits Häuser und Dörfer des separatistischen Transnistrien zu sehen. Offiziell gehört diese Region zum moldawischen Staatsgebiet, doch für die Moldawen ist es nicht mehr wirklich Moldawien und für die Transnistrier sowieso nicht. Transnistrien besteht darauf, ein eigenständiger Staat zu sein, auch wenn kein anderes Land der Welt, darunter auch Russland nicht, es anerkennen will. Russische Soldaten sind hier stationiert, die momentan (Stand Juni 24) aufgrund des Verlaufs der Kriegsfront von den restlichen Einheiten abgeschnitten sind. Friedlich sieht alles aus, die Felder, das Wasser. Alles ist pastell in Moldawien, in einem schwachen Leuchten der tiefstehenden Sonne gebadet, doch kein goldener Schein, wie man es sonst gewohnt ist. Sanft, nicht allzu kräftig die Farben der welligen Landschaft. Ein dezentes Sepia. Ich reibe mir die Augen, um festzustellen, ob es sich nicht um eine Illusion handelt. Die sanften, leicht blassen Farben bleiben. Moldawien ist pastell.
Ein Ehepaar fragt mich etwas auf russisch. Vermutlich nach dem Weg. Immerzu ist die Überraschung groß, wenn die Menschen feststellen, dass ich ihre Sprache nicht spreche, nicht mal ansatzweise. Dabei habe ich so ein russisch aussehendes Gesicht. Na danke auch. Slawisch aussehend, wenn schon. Oder polnisch. Und nein, die Sprachen sind sich nicht „sehr ähnlich“. Es ist so, als wenn man von euch, weil ihr deutschsprachig seid, erwarten würde, eine Unterhaltung auf Niederländisch zu beginnen.
Meine Rückfrage nach Englischkenntnissen bleibt meist unbeantwortet. Die Leute lächeln entschuldigend und gehen weiter. Je näher man sich gen ukrainische Grenze bewegt, umso mehr Menschen sprechen entweder Russisch oder Ukrainisch; die Eingeweihten bitte ich um Entschuldigung, ich höre den Unterschied nicht heraus. Fakt ist, dass ich beides nicht verstehe, und so bin ich abgeschnitten von der (hiesigen) Menschenwelt. Doch an meiner Unkenntnis muss ich arbeiten; eine Sprache lässt sich erlernen. Zack, habe ich ein neues Ziel für die kommenden Wochen. Ich lerne Russisch, in einer Zeit, in der man keinen Blumentopf mehr damit gewinnen kann.
Das wirklich interessante hier in Tipova sind die Felsenklöster, die wohl ältesten dokumentierten Klöster dieser Art in Moldawien. Einige Historiker halten das Höhlensystem von Tipova nicht nur für das älteste in Moldawien, sondern in ganz Südosteuropa. Eine erste Aufzeichnung stammt aus dem 13 November 1699 und beschreibt einen Brotdiebstahl aus der „Höhle der Mönche“. Horodiste ist der eigentliche Name des Klosterkomplexes, der heute der Einfachheit halber, von vielen als „Tipova-Klöster“, nach dem gleichnamigen Ort, betitelt wird. Sie sind malerisch in den Felsen über dem Tal des Dnister Flusses gelegen. Wenn man der Statistik von 1809 glauben schenken mag, so lebten in dieser Zeit 11 Menschen im Kloster inklusive Abt, Mönchen und Novizen.
Rund 53 genutzter Klosterhöhlen sind im Dniesterbecken dokumentiert. Einige von ihnen wurden an strategisch günstigen Stellen gegraben, wo der Fluss die natürliche Grenze zu Moldawien bildet. Sie sollten so zur Verteidigung beitragen. Der Komplex wurde wie ein Fort konzipiert und hatte nicht nur einen religiösen, sondern auch einen militärischen Charakter. Von diesem zeugt die schwer zugängliche Lage und die beiden bewachten Zufahrtstraßen. Über dem Komplex besaß ein System aus Brücken, steilen Treppen und engen Passagen, das sich über weitere fünf Ebenen erstreckte. Das erlaubte eine wirksame Abwehr auch in Angesicht zahlenmäßig überlegener Angreifer.
Da sich die Kirche, wie auch das Dorf, auf einem Plateau befinden, steige ich erst einmal etliche Treppen herunter. Immer steiler werden die Stufen, immer tiefer geht es hinab. Mir wird bewusst, dass ich hier den gesamten Hang hinunter spazieren werde, um zu meinem Ziel zu kommen. Leichtes Kopfweh, wenn ich daran denke, dieselben Stufen wieder nach oben zu gelangen. Mein Wasser geht langsam, aber stetig zuneige.
Unterwegs komme ich an engen Spalten tektonischen Ursprungs vorbei, in dessen Nischen lange, dünne Kerzen brennen und wo Pilger kleine, handbeschriebene Blätter mit Namen Lebender oder Verstorbener hinterlassen, die Priester später in ihre Gebete mit einschließen sollen.
Unten angekommen sehe ich mich einem Kassenhäuschen gegenüber. Hier verständige ich mich, wie auch überall sonst, mit der Methode des „Tanzenden Derwisch“, oder wie man umgangssprachlich sagen möge: mit Händen und Füßen. Die Verkäuferin gibt mir in langsamen, deutlich gesprochenem Russisch zu verstehen, dass das Ticket lächerliche zehn Moldawische Lei kostet. Ich erstehe mein Ticket und begutachte dann mit anderen Besuchern die ins Fels gehauenen Nischen und kühlen Rückzugsräume, vor denen kleine, blumige Gärten angelegt wurden. Das Horodiste Komplex setzt sich zusammen aus mehreren versetzt übereinander liegenden Wohnebenen und zwei Hauptterrassen, einer oberen und einer unteren. Archäologen haben über elf Wohnebenen identifiziert, die über unterschiedliche Zeiträume bewohnt wurden.
Manche Höhlen sind klein, manche sind weitläufig und bestehen aus mehreren verbundenen Räumen. An den Wänden sind noch weiße Gipsreste zu sehen. Auch gibt es jeweils ein Unter- und ein Obergeschoss, das der Besucher über nachträglich angebrachte Leiter besteigen kann. Alle Klosterhöhlen sind begehbar, einige wurden provisorisch eingerichtet mit Teppichen, Heiligenbildchen und Ikonen.
Die Haupträumlichkeiten, eine kleine Kapelle samt angrenzender Ausstellung mit Infotafeln, wird bewacht von einem hochgewachsenen Mann, der draußen auf seinem Sessel sitzt und zu mir hinunter späht. Mit seinem langen Pferdeschwanz und den strengen Zügen erinnert er mich an ein Bildnis Ivan des Schrecklichen. Ich folge dem russischsprachigen Ehepaar unauffällig hinein und versuche, zu lauschen, während sie eine ausgiebige, historische Führung von „Ivan“ erhalten, gespickt mit allerlei Hintergrundinfos. Ach, wie ich sie beneide. Währenddessen lese ich mir die Infotafeln in englisch durch und mache ein kluges Gesicht.
Anschließend wandere ich noch ein Stück hinunter und am Fluss entlang und werfe ein paar Sehnsüchtige Blicke hin zum anderen Ufer. Bei dieser Moldawienreise wird mir der Besuch der separatistischen Regionen verwehrt bleiben, oder besser gesagt, ich werde ihn mir selbst verwehren. Doch auch ohne das hat Moldawien so viel zu bieten. Hört nicht auf Menschen, die euch versprechen, dass ihr „in drei Tagen durch“ seid. Menschen, die so etwas sagen, haben sich nicht ausreichend informiert, oder reisen einfach anders. Sie wissen nicht, was sie verpassen. Etwas zu verpassen ist schlimm genug, doch etwas zu verpassen, obwohl man vor Ort war, und es nicht einmal zu wissen, das ist für mich die wahre Tragödie.
Manch einer, mit dem ich gesprochen habe, ist der Meinung, dass man mehr sehen kann, wenn man schnell reist. Nein, denn wenn du schnell reist, übersiehst du Dinge. Du denkst, du nimmst so viel wie möglich mit, aber das ist nicht wahr. Denn in Wahrheit kannst du erst bei langsamen Reisen in die Tiefe greifen, dich nachhaltig erinnern.
Für dieses Land ist eine Woche gerade lang genug. Will man hingegen noch intensiver eintauchen in die reiche Kultur, in die Romastadt Soroca, in die südlichen, autonomen Regionen Gagausiens, will man nach Transnistrien und in Orheiul Vechi wandern gehen, dann braucht man länger. Auch die Gegend um Tipova herum ist eine schöne. Es gibt ein ganzes, geschütztes Areal mit Bächen, Flüssen, Wasserfällen. Gleich mehrere Wasserfälle rauschen in einem Waldbestückten Abschnitt die Felswände hinunter. Wer so verrückt ist wie ich, um hier Urlaub zu machen, der nehme sich nicht nur sechs Tage Zeit wie ich. Das wird dem Land nicht gerecht. Hier gibt es wundervolle Landstriche, hier gibt es Wanderstrecken.
Auch machte hier einst die Legende über einen Drachen die Runde. Die Felsen des abrupt abfallenden, schroffen Hangs hielten die Einheimischen für drei Köpfe eines Drachen, der den Klosterschatz bewachte. In Wahrheit lebt um das Areal eine große Anzahl von Schlangen, worauf ein kleines Schild hinweist. Zu Gesicht bekomme ich an diesem Tag keine davon.
Eine andere Legende besagt, dass während der türkischen Invasion ein Mönch den Klosterschatz tief in den Felsen versteckte. Ein Vermögen in Gold soll sich noch immer hier befinden. Über einen verborgenen Tunnel gelangten die Mönche zu einem unterirdischen See, tief im Herzen des Berges. Dort versenkten sie all ihre Schätze, die nicht nur Gold und Edelsteine, aber vor allem wertvolle Bücher einhielten, voller uralten Wissens, welches den Zugang zu übernatürlichen Fähigkeiten eröffnete.
Unvergessen bleiben die vielen Treppenstufen, die ich wieder hinauf klettern muss, um zurück auf das Plateau zu gelangen. Hier täten ein paar übernatürliche Fähigkeiten gut. Das Klettern fordert, doch es überfordert mich nicht. Wieder einmal zeigt sich: all das Konditionstraining und das tagelange Wandern machen sich bezahlt. Bei all der Selbstbeweihräucherung: zur Wahrheit gehört auch, dass Besucher, die auf halbem Wege an einer Sitzbank vorbei kamen, eine ausgestreckte, halbtote Polin liegen sahen, die ihre letzten Atemzüge machte. Doch danach war ich wieder fit wie ein Turnschuh. Alter, ich schwöre *zwei-finger-hoch*.
Nach der Aufstiegspartie darf ich meine Wasserflasche an einem Trinkbrunnen hinter dem Souvenirshop auffüllen. Der Brunnen verfügt über einen Hahn, der das ersehnte Nass nach oben befördert, und das Wasser schmeckt kristallklar, erfrischend und rein. Er wird bewacht von einer grauen, grimmig dreinschauenden, zotteligen Katze, die ihren Dienst als Wachposten jedoch nicht allzu ernst nimmt. Sie nimmt Reißaus, sobald ich mich nähere. Ich fühle meine Wasserflasche auf und leere sie in einem Zug. Das Ganze wiederholt sich noch zwei Mal, ehe ich mit einem frischen Wasservorrat zum Parkplatz gehe. Die Aktivitäten heute und die Hitze haben einiges an Energiereserven gefordert.
Während ich im geparkten Auto mein Frühstück von heute Morgen vertilge (der Hausherr hat sich mit dem Omelette einmal mehr selbst übertroffen), geht ein kräftiger Regenschauer nieder. Der Weg der jetzt auf mich wartet, ist ein langer. Etwa zwei Stunden dauert es von Tipova bis nach Soroca im Nordosten der Republik.
Die Klosterhöhlen finde ich spannend! Wie gut, dass du konditionell ganz gut aufgestellt warst. Ich wäre da zur Zeit wohl gescheitert 😅.
Die Klosterhöhlen waren aber auch das I-Tüpfelchen für diesen Tag. Da wären noch schöne Wanderstrecken zu irgendwelchen Wasserfällen gewesen, doch mein Energielevel war verbraucht… Die Klosterhöhlen sind wirklich interessant, es gibt viele solcher Klosterkirchen in Moldawien. Spannendes Land 😉
„in 3 Tagen durch“ – ich fürchte, dass dies bei vielen Reisenden die Hauptintention ist: eine Weltkarte zu Hause haben, auf denen man die Länder die man besucht hat mit einem roten Edding durchi“X“t, um sagen zu können: „Da war ich schon – ist Kacke da. Kein deutsches Bier, keine Discos und Jägerschnitzel Pommes gab’s auch nirgends!“
Meine Idee: man mietet sich bei Privatpersonen ein, um an deren Leben mal 1 bis 2 Wochen teilzuhaben – sieht, wie deren Tagesablauf ist, was die für Probleme haben, was die Essen, worüber die sich privat unterhalten, welche Probleme die haben. Das Land kann man sich ja trotzdem bei Tagesausflügen anschauen um sich ein Bild zu machen. Dann wäre für mich eine Reise eine Reise – und nicht nur eine Aneinanderreihung von Sehenswürdigkeiten, die man auf einer Liste im Sekundentakt abhakt um im Freundeskreis obigen Satz sagen zu können. Ich glaube man sollte sich schon ein paar Wochen auf ein Land einlassen und möglichst wenig in 4 oder 5 Sterne Hotels mit westlichem Standard wohnen, denn das lässt einen immer wieder Abends in die Wohlfühlzone krabbeln.
Eine Kreuzfahrt ist für mich der Inbegriff einer Anti-Reise: man ist die ganze Zeit auf einem Multimillionenteurem Stahlungeheuer, das für den Bau den Jahresetat Moldaviens verbrannt hat, mehr Energie verbraucht als eine hessische Kleinstadt und mehr Müll produziert als das Oktoberfest in München – schaut den ganzen Tag auf das Meer, das nun wirklich nicht viel Abwechslung bietet – lebt die ganze Zeit über in einer Einkaufsmall mit bequemer Übernachtungsmöglichkeit – nur um in verschiedenen Hafenstädten an Land zu gehen um dort ein paar Stunden die Sehenswürdigkeiten in einer endlosen Schlange Schaulustiger anderer Schiffsreisenden anzuschauen und auf seiner Liste abzuhaken.. selbst geschenkt würde ich so eine Reise nicht machen wollen..
bleib gesund..
wir lesen uns
P.
Ich bin auch kein Kreuzfahrt-Fan, und das, obwohl ich noch keine mitgemacht habe und eigentlich nicht wissen kann, wie das ist… doch mit ein Bisschen Fantasie, nee, danke, nix für mich. Noch ein großer Nachteil von dieser Art Kreuzfahrten ist es, dass die Ausflügler kaum zum BIP des besuchten Landes beitragen – man isst ja nichts, weil es auf dem Schiff alles All Inclusive gibt. Man übernachtet logischerweise nicht am Land. Man dockt an, qualmt die Gegend voll, solange der Schiffsmotor läuft – und der läuft meist durchgehend, bis das Schiff wieder ablegt. Vielleicht hat man in der Zwischenzeit Souvenirs gekauft, vielleicht ein Bisschen Müll hinterlassen. Doch auch von meinem Gesichtspunkt als Tourist: ich will nicht gleichzeitig mit vielen anderen irgendwo ausgespuckt und dann wieder eingesammelt werden, wo man sich eine Weile auf die Füße tritt. Doch manchmal ist eine organisierte Tour eine gute Sache. In Ländern, die mich verunsichern zum Beispiel. Demnächst geht es nach Turkmenistan, da traue ich mich nicht alleine hin.
Ein paar Tage bei einem Einheimischen schlafen: sowas gibt es schon, nennt sich Couchsurfing. Selbst habe ich das noch nicht ausprobiert, doch andere Reisende haben da intensive Erfahrungen gemacht. Ich stelle mir das äußerst interessant vor, aber nicht länger als ein- bis zwei Nächte. Als introvertierter Mensch schätze ich es, auch mal eine Rückzugsmöglichkeit auf Reisen zu haben, um wieder Batterien aufzuladen. Es gibt Länder, die mich überfordern (Moldawien gehört nicht dazu) und wo ich froh bin, in meiner „Touristenblase“ belassen zu werden, um alles aus einer gewissen Distanz zu betrachten. Man muss sich nur bewusst werden, dass man in einer Touristenblase steckt.
Drei Tage für ein Land. Bei dieser Aussage meines Bekannten war ich skeptisch. Und im Nachhinein stelle ich fest: auch diese sechs Tage sind zu kurz gewesen. Nochmal so lange wäre schon okay. Und auch da kratzt man nur an der Oberfläche. Moldawien ist (für mich) äußerst spannend.
Lg Kasia
Couchsurfing kenne ich zwar nur in einem anderen Zusammenhang – aber ja, das wäre sicher cool. In Ungarn bei meinem Freund Torsten bin ich ja sehr intensiv von meiner „Gastfamilie“ betreut worden und habe Dinge erfahren, die nur Einheimische wissen und nicht unbedingt den Touris mitgeteilt werden. Klar hatte ich während der Zeit da ein durchaus an westlichem Standard gemessenem gut ausgestattetes Apartment mit Klimaanlage – doch Klimaanlagen sind mittlerweile auch in Ungarn Stand der Technik (genauso wie Spülmaschinen, Side by Side und all den anderen Hightech-Haushaltsgeräten) – es war also nicht so, dass ich dort besser gelebt hätte als ein Einheimischer. Ich hatte nur halt einen Rückzugsort – was ich persönlich wichtig fand, weil ich dann auch mal alleine kurze „Expeditionen“ in die Stadt machen konnte…
Wie meine Reisepläne nächstes Jahr aussehen weiß ich noch nicht. Heute fragte mich mein Teamleiter schon, wann ich endlich vorhabe meine restlichen 4 Wochen Urlaub zu nehmen – und ich weiß es echt nicht, weil ich mich nicht im mindesten Urlaubsreif finde…. echte Luxusprobleme.. 🙂
Na du könntest ja Wanderurlaub machen 🙂
Vier Wochen Urlaub. Boah, ich wüsste ja tausend Sachen… Oder du fährst nochmal nach Ungarn, es hat dir dort gefallen 🙂
Das kommt auch auf die Kreuzfahrt an. Sicher, mit so einem Costaaidameinschiffmonster mit 5000 Passagieren und Standardprogramm wird es sowas wie beschrieben. Da hätte ich keine Lust drauf.
Es gibt aber auch kleinere Schiffe mit einem kulturell anspruchsvolleren Programm und viel mehr Liegezeit, da es an Bord kein Einkaufszentrum, Kletterwand und Riesenrutsche gibt. Auf meiner Ostseekreuzfahrt waren es 640 Passagiere (800 wäre Maximum gewesen), das war bei den Ausflügen in kleineren Gruppen überschaubar. Das kleine Schiff konnte auch viel näher an die Orte ranfahren, so dass die Bustransfers in die Innenstädte teilweise entfiielen (so in Stockholm, Helsinki, Petersburg, Tallinn und Riga); man konnte daher viel auf eigene Faust machen. Die Liegezeit war meist ein voller Tag (Petersburg sogar 2 Tage) und das Ausflugsprogamm zeitlich gut bemessen (8 Stunden für Danzig und Malbork, z.B.). Ich habe die Reise auf jeden Fall genossen. Später habe ich einige der Orte (in Stockholm habe ich sowieso 2 Jahre gelebt; ich liebe diese Stadt) nochmal besucht, so dieses Jahr Lettland und Estland mit längeren Aufenthalten. Aber zum ersen Kennenlernen von Riga und Tallinn war die Kreuzfahrt eine gute Option.
Mit der Reederei – oder vergleichbaren im englischsprachigen Raum – würde ich wieder fahren, wenn ich das Geld hätte.
Die andere Tour war die Hurtigruten-Linie in Norwegen, die man schon deshalb mit gutem Gewissen machen kann, da es sich bei den Schiffen um reguläre Fähren mit zusätzlichem Programm handelt, die aber die Strecke mit Fracht und lokalen Passagieren auf Teilstrecken sowieso fahren – zudem sind die Norweger umweltbewußt und stellen die Flotto auf emmissionfrei um. Man guckt auch nicht dauernd aufs Meer, da die Schiffe meist in Landnähe und zwischen den Inseln durchfahren. Für die kleineren Orte im Norden war die Liegezeit auch ausreichend, um sich umzuschauen. Ich hatte vorher mehr Zeit in Bergen und bin auf dem Rückweg in Trondheim von Bord gegangen; ansonsten war das für den Norden die bequemste Art des Reisens (ich fahre nicht gern selbst Auto). Ich würde die Tour gern im Sommer nochmal machen; April war im Norden noch richtig Winter (was ich durchaus mag und die Hundeschlittentour war klasse), und Mitternachtssonne wäre sicher ein tolles Erlebnis.
https://lostfort.blogspot.com/2011/04/voyage-into-winter.html
Eine lange Liegezeit ist eine praktische Sache. Da besteht die Hoffnung, dass sich die Menschen einigermaßen gut verteilen. Es gibt Kreuzfahrten, für die würde ich eine Ausnahme machen, dazu gehören die Hurtigruten und insgesamt alles im skandinavischen Raum. Auch eine Antarktiskreuzfahrt reizt mich schon lange, da ist die Schiffsreise die einzige Möglichkeit, hinzukommen. In meinem Kopf steht halt das Wort „Kreuzfahrt“ für „Riesenbettenburg, die alle Gebäude überragt“, das ist vermutlich der Klassiker, den man sich so vorstellt. Kreuzfahrten an sich haben einen schlechten Ruf und vielen ist nicht bewusst, dass es da inzwischen viele Anbieter und Unterschiede gibt. Gut, dass du darauf aufmerksam machst, Dankeschön.
Eine weitere spannende Etappe! Danke, dass Du sie mit uns geteilt hast. Die Nähe zu Russland könnte zum Problem werden. Moldawien könnte der nächste Appetithappen für Putin sein…
Das war mit ein Grund, weshalb ich das Land sehen wollte, und zwar so schnell es geht. Wer weiß, wie es ausgeht und welche Rolle die Republik Moldau bei alldem spielen wird. Eigentlich ist Moldawien, wenn man es denn genauer betrachtet, relativ schutzlos…
Genau das ist die Tragik.