Es sieht jetzt schon nach Gewitter aus, wie ich so durch die Gartenanlage spaziere. Der Wind zerrt an dem armen Gestrüpp und die hohe Fontäne in der Mitte des künstlich angelegten Sees verstreut ihr Wasser wie einen ausgefächerten Vorhang. Doch heute Abend soll der Kelch an mir vorbeigehen, ebenso wie die dramatisch dunkelblauen Wolkenfelder, die einen tollen Kontrast zu den leuchtend roten Rosenblüten stellen.
Das ist auch gut so, denn ich habe keinen Schirm dabei. Dies war eine der Kleinigkeiten, die ich aus der schicken Tasche eben nicht in meinen nicht ganz so schicken, dafür praktischen Rucksack umgeräumt hatte.
Gut ist auch, dass die Rosen noch blühen. Denn eigentlich bin ich außerhalb der Rosensaison da, die in etwa auf den Monat Juni fällt. Da leuchten dann wunderschön die ganzen Rosenbögen und die üppige Pracht ergießt sich über die Gärten. Zumindest stelle ich mir das so vor. Der Blühtenkalender des Rosengartens Zweibrücken (immer wieder faszinierend! Unbeauftragte Werbung) gibt einen ungefähren Überblick darüber, was zu welcher Jahreszeit blüht. Jetzt in August ist die Zeit der Stauden. Es blüht das ganze Jahr über etwas. Was, das glaubt ihr nicht? Sogar in Winter sorgt der Wintergingster für Farbtupfer, und ab Februar die Zaubernuss. Der Wintergingster sieht in der Winterzeit mitten im Schnee toll aus, ich weiß es, weil wir ihn vor dem Fenster haben.
Die meisten jedoch kommen hierher, um Rosen zu sehen. Und es gibt sie in allen Farben und Düften. Wurden die Rosen früher zugunsten ihres Aussehens und zugunsten der Gesundheit und Robustheit oft duftlos hochgezüchtet, so vermischt man heute die optischen Eigenschaften der neuen mit dem Duft der alten Sorten.
Der bekannteste Rosenzüchter war vermutlich David Austin. Als die Rosenblüten aus der Mode kamen, hatte er sich 1969 der Englischen Rose angenommen. Die Englische Rose ist anspruchsvoll, sie braucht einen perfekt sonnigen und windgeschützten Standort und meckert gerne, was Schnitt und Pflege betrifft. Wie eine hohe Dame eben. Unter meinem „grünen Daumen“ (ja, die Gänsefüßchen haben ihren Grund) würden diese Blüten mit Sicherheit schneller ihren Geist aushauchen als jemand Rose sagen kann, doch hier scheint es nur geduldige und verständnisvolle Rosenliebhaber zu geben.
Oder wusstet ihr, dass das Rosenbett nach einer gewissen Zeit komplett erneuert werden muss? Wenn die Rosenstöcke aufhören zu wachsen und zu kränkeln beginnen, liegt es oft an der Bodenmüdigkeit der Rosen. Die Erde muss dann bis zu 70 cm tief gegen frischen Boden ausgetauscht werden, sonst kann nie wieder je eine Rose darin wachsen. Oft ist es schon alle drei Jahre der Fall. Der Boden erneuert sich nicht, auch wenn man ihn brach liegen lässt und wartet. Wenn je eine Rose darin starb, war es das – hier wird nie wieder eine andere Rose wachsen.
Das muss man mögen, denke ich mir, während ich auf verzierten und verschnörkelten Gartenmöbeln Platz nehme. Wer sich sowas einmal ausgedacht hat, der muss einerseits an die Optik, kaum jedoch an den Komfort des Sitzenden gedacht haben. Kein Wunder, dass sich solche Möbel heutzutage mehr als Zierde denn als ernsthafte Sitzgelegenheit wiederfinden.

Die schwarzblaue Wolkenwand schleicht sich seitlich vorbei. Gut so, schleich dich. Wir haben Sommer. Obwohl – ich bin froh. Wir hatten den Regen bitter nötig. Und vielleicht wird in diesem Jahr im Spätsommer nicht alles wie ein trockenes Stück Laub aussehen.
Um noch ein wenig zur Gartenanlage zu erzählen: hinter dem Eingang befindet sich der bereits erwähnte, mittelgroße See. Kleine Pavillons und immer wieder Sitzgelegenheiten sorge dafür, nicht lange laufen zu müssen. Hier lässt sich auch mal ein ganzer Tag verbringen, mit einem Picknickkorb und einem Buch. Und immer wieder finden sich zwischen den Blumenbeeten – die liebe Elke würde ausflippen – Skulpturen, also Kunst. Oder, wie ich sagen würde: „Was wollte uns der Künstler damit sagen.“ 😉
Ein kleines Museum links vom Eingang erzählt ein wenig über die Geschichte der Rosenzucht. Zu bewundern sind hier allerlei Alltagsgegenstände mit Rosenmotiven, die ich, zugegeben, wunderschön finde. Damals waren die Motive so zart und filigran. Und dieser Trend hin zum „alten“ kommt wieder.
Der Rosengarten Zweibrücken ist das drittgrößte Rosarium in Deutschland mit über 2000 Sorten, die auf 5 Hektar verteilt sind. Er wurde 1914 von Prinzessin Hildegard von Bayern eröffnet. 2019 wurde er als Denkmalzone ausgewiesen und zählt seitdem zu den bedeutsamsten Rosarien Deutschlands. Und wem einfach nur sitzen oder spazieren zu langweilig ist, der kann an einem der vielen, alljährlichen Events teilnehmen – kommenden Sonntag gibt es zum Beispiel ein Picknick im Park mit den Eichelhähern. Nicht meine Musik, aber vielleicht laden sie ja mal David Guetta ein…
Der Rosengarten! Den kenne ich von meinem fast schon prähistorisch lange zurückliegenden Besuch dort. Wenn ich mich recht entsinne, wandelte ich dort einst zu Schulzeiten, als es während der Sommerferien noch ein für Schüler kostenlosesTicket für den ÖPNV im Saarland und dem angrenzenden Umland gab. Ich erinnere mich nicht mehr an Details, weiß aber sehr wohl noch, dass es mir dort gefiel. Ich hatte ihn aber nicht als so groß in Erinnerung, wie du ihn schilderst. Die pubertäre Hormonlage mag daran Schuld gewesen sein 😅.
Ja, Rosen sind die Zicken unter den Blumen! Aber solange man sich nicht selber mühsam drum kümmern muss und ihren Anblick stattdessen lieber in den einschlägigen Gartenanlagen genießt, ist alles gut.
Was aber definitiv neu sein muss, sind diese Skulpturen. In den Rostkopf mit der grünen Haarpracht habe ich mich ja gleich verliebt 😍. Da lagst du ganz richtig, liebe Kasia (und danke für die Erwähnung und Verlinkung 😎). Nächsten Sommer wäre das ein prima Ausflugsziel, wenn ich mal wieder bei meinen Eltern bin und uns im heimischen Garten die virtuelle Decke auf den Kopf fällt. Danke, dass du den Rosengarten wieder in mein Blickfeld gehievt hast!
Liebe Elke,
mit Saarland ist es so eine Sache. Ich dachte zur Beginn, bis auf die Saarschleife gibt es da nichts. Und nach und nach finden sich immer mehr Ausflugsziele. Ja, wenn ich Kunst sehe, die ich nicht verstehe, denke ich immer an dich 🙂 Ganz so weitläufig war der Rosengarten nicht, aber zum Schlendern ausreichend und sehr schön gestaltet.
Ein wunderschöner Rosengarten, danke für die schönen Fotos. Wir haben hier in einem unserer Parks auch einen Rosengarten, der aber bei weitem nicht so schön ist wie dieser.
Einen schönen Start in die neue Woche, Kasia.
Vielen Dank. Ich war zwar nach der Rosenblühsaison da, hatte aber trotzdem mehr als genügend Auswahl an Blumenstauden 🙂 Ihnen auch eine schöne Woche.