Afrika, Senegal

Kutschenfahrt durch die Altstadt von St. Louis

Es gibt Verrücktes auf der Welt. Es gibt Nepps, Maschen und diverse Tricks, um den Touristen um sein vermeintlich kostbarstes zu bringen: sein Geld (wenn sie wüssten, dass das Kostbarste im Urlaub für mich in Wahrheit die Daten auf meinem Speicherchip sind… und mein Pass natürlich). Da werden diverse Clubs erfunden und ahnungslose Betreiber als Eltern/Tanten/Onkel deklariert. Was wir an jenem Nachmittag noch recht witzig fanden, hätte jemand anderes in große Schwierigkeiten bringen können. Eine gewisse Skepsis ist immer am Platze.

Und so schwankt man auf so einer Reise zwischen Offenheit und Rückzug, zwischen Vertrauen und Skepsis. Zwischen aufeinander zugehen und die guten Begegnungen von den weniger guten unterscheiden. Nicht jeder, der mit dir redet, will dein Freund sein. So wie nicht jeder, der auf dich zugeht, dir etwas andrehen möchte. Es ist mitunter schwierig, nicht in ein Denkmuster zu verfallen, welches jeden Einheimischen, der auf einen zukommt, als geldgeilen Händler deklariert. Ebenso wie es vielleicht schwierig für die Locals sein mag, nicht in jedem Weißen eine fette, zu rupfende Gans zu sehen.

Manchmal verfestigen sich solche Denkmuster. Verselbständigen sich. Es ist nicht ganz passend, hier schon von Mauern zu sprechen, denn wir sind von vorne herein nicht gleich. Die Herkunft, die Chancen, der Start ins Leben. Das alles lässt uns aus einem anderen Blickwinkel auf die Welt blicken. Doch auch die Menschen hier haben oft ihre eigene Art, uns zu betrachten. Projizieren auf uns frühere Eindrücke, Gedanken, Erfahrungen und Gehörtes, ohne dass es uns bewusst ist. Oft stehen wir in den Augen anderer für etwas ganz anderes als nur für uns selbst. So wie ich bei diesem Jungen. So wie die Menschen bei mir.

 

Ab in die Kutsche

Es ist später Nachmittag in St. Louis. Vor dem Hotel de la Poste steht die Kutsche bereit. Wir klettern hinein. Langsam trabt der Schimmel los, doch die Fahrt dauert nicht lange. Schon nach kürzester Zeit halten wir vor einem Batik-Modeladen an. Er müsse da noch was zu einer Bestellung für eine Kundin nachfragen, klärt Mamadou uns auf. Also schauen auch wir uns in dem Laden um.

Senegal ist für seine Mode bekannt. Die Kleidung ist hochwertig, aus festen, eingefärbten Stoffen. Es gibt sie in verschiedenen Tönen. Nach einer Anprobe bin ich sogar bereit, Geld hier zu lassen – habe den verlangten Betrag nur leider nicht bei mir. Wer hätte gedacht, dass eine Kutschenfahrt zu einer Shoppingtour werden würde. Also warten wir vor dem Laden, Stefan und ich, beäugt von den Menschen um uns herum. Noch möchte uns niemand etwas verkaufen, doch durch Erwartungen vergangener Tage geprägt rechnen wir jederzeit damit. Ein Junge schlendert den Gehweg entlang, stößt mich im Vorbeigehen mit der Schulter an, läuft weiter. Es ist Absicht, denn als ich mich umdrehe, sind seine Augen bohrend auf mich geheftet.

Ich erzähle es nicht unserem Guide. Wozu auch. Zudem er uns seit Tagen von senegalesischer Freundlichkeit und Gastfreundschaft berichtet. Doch irgendwas ist hier anders, St. Louis ist anders. Es ist nicht nur mein Eindruck, auch Stefan hatte mir von abschätzigen Blicken vor allem junger Menschen berichtet, die mal auf seinen Hosen, mal auf seinen Schuhen, mal auf seiner Uhr hängen bleiben. Vielleicht tut sich viel mehr im Hintergrund, mehr als wir ahnen. Vielleicht stehen wir nicht für uns. Sondern für etwas anderes.

(Wie Recht ich damit haben würde, stellt sich einige Monate später heraus. Die Unzufriedenheit der jungen Bevölkerung in Senegal wächst. Das politische System im Land wird für ineffizient und korrupt gehalten, die Wut entlädt sich in März 2023 in heftigen Protesten tausender.)

Doch hier und jetzt, just in diesem Augenblick, bin ich nicht bereit, für irgendwelche Assoziationen herzuhalten. Ich werde nicht warm mit den Leuten hier, denke ich mir, während wir wieder auf die Kutsche steigen. Sie sind entweder aufdringlich oder abschätzig, von herzlicher Gastfreundlichkeit, die ich in Nepal oder Georgien erlebte, ist nichts spürbar. Werden wir für reiche Franzosen gehalten? Sind es die postkolonialen Traumata, die auf uns übertragen werden?

Stefan hat hingegen eine pragmatische Einstellung dazu. Als wir uns noch im Hotel über unsere Beobachtungen austauschen, sagt er schlicht: „Ich bin nicht hier, um Freundschaften zu schließen. Ich will das Land sehen.“ Ob er nun also „willkommen“ ist oder nicht, lässt ihn herzlich kalt. Diese Einstellung hat was für sich.

 

„Morbider, verrotteter Charme“

Hin und wieder bleiben wir stehen, steigen ab und genießen die Vibes der Stadt. Die Kolonialhäuser, die wir sehen, wirken marode, überall blättert der Putz. Zwar ist man bereits dabei, die Altstadt zu sanieren, jedoch geht es – Afrika halt – gemächlich voran. Laut einigen Reiseberichten wirke die Stadt charmant und authentisch, der Verfall gäbe ihr Charakter. Ich halte nichts von solchen Assoziationen, Verfall ist für mich Verfall. Wenn mein eigenes Haus sanierungsbedürftig ist, dann möchte ich auch nicht darin leben, ehe es nicht saniert ist, oder? Warum setzen wir dann andere Maßstäbe an unseren Reisezielen an, indem wir etwas „Charakter“ zusprechen, was einfach nur Armut ist? Weil wir wissen, wir verlassen diesen Ort wieder? Weil wir wissen, dass wir diese bröckelnden Wände voller „Charakter“ eben nicht tagtäglich sehen müssen? Weil wir alles mit der Begeisterung und positiver Einstellung eines Reisenden betrachten?

Die Stadt hätte einen „morbiden, verrotteten Charme“, bemerkt Stefan.

Auf einem großen Platz vor dem Rathaus Fahren Kinder Rad und spielen Jugendliche Fußball. Doch nicht nur hier; der Ball wird auch mitten auf der Straße getreten; man macht nur kurz Platz, um Fahrzeuge vorbei zu lassen. Ein Stück weiter sitzt ungerührt eine Gemüseverkäuferin an einer Straßenecke. Am Hafen am Ufer des Senegal warten Souvenirhändler auf Kundschaft. Das Leben spielt sich draußen ab, und darauf bin ich neidisch, nur ein ganz kleines Bisschen. Nicht zuletzt aufgrund der oft kühlen Witterung verbringen die Menschen in unseren Breitengraden einen großen Teil ihres Lebens in irgendwelchen Räumen.

Spielende Kinder, St. Louis, Senegal

 

Spielende Kinder, St. Louis, Senegal

Trotz – oder wegen – seines verfallenen Charme zieht Senegal jährlich mehr Besucher an als Dakar, nicht zuletzt aufgrund des jährlichen Jazz Festivals, das in der Stadt veranstaltet wird. Der Senegal ist neben Mali auch über den Kontinent hinaus das musikalische Highlight Afrikas.

Am Hafen machen wir eine längere Pause. Geht ruhig spazieren, rät uns Mamadou und so entfernen wir uns von der Kutsche für unsere eigenen Eindrücke. Stefan erschafft grandiose Aufnahmen von einem Sonnenuntergang, doch eigentlich erschafft die Natur es selbst – wie sich über dem Wasser, über den langen Pirogen mit abblätternder Farbe ein Himmel auftut, der an Aliens, Kraken und apokalyptische Szenarien denken lässt. Das Leben indessen geht weiter, wir versuchen, uns in diesem Teil des Universums einen Platz zu finden zwischen den noch immer zum Niederknien eleganten Frauen, Fußball spielenden Jungen, zwischen Jugendlichen mit Kopfhörern auf dem Kopf und Fischern, die ihrer Arbeit nachgehen. Hier scheint alles wieder „normal“, die hartnäckigen Händler und den Touristennepp haben wir am Hotel hinter uns gelassen.

 

Senegal Top-Model

Zwei Mädchen suchen unsere Nähe, sie sind vielleicht sieben oder acht Jahre alt. Und, wie die meisten weiblichen Wesen hier, sind auch sie totschick angezogen. Das fasziniert mich ungemein; dass zwischen herumliegendem Müll und streunenden Katzen, zwischen bröckelnden Häusern und mitten in einen wenig glamourösen Alltag die meisten Frauen daherkommen, als wäre das Leben ein Fest und als wären sie geradewegs auf dem Weg dorthin.

Die Mädchen treiben sich zunächst um Stefan herum, lächelnd und kichernd, immer mit ein wenig Abstand. Später sind sie bei mir. Sprachbarrieren sind kein Problem, wenn man weiß, was man will. Die Mädchen posieren für unsere Aufnahmen – und wollen ein Bisschen Kleingeld dafür. Doch sie tun es auf eine so süße und liebenswerte Weise, dass ich gerne auf den „Handel“ eingehe. Ich gebe ihnen 100 senegalesische Franc, eigentlich zu viel, jedoch habe ich keinen kleineren Schein. Als ich ihn einer der Mädels in die Hand drücke, fragt die andere, mutiger geworden: „Und für mich?“ Seufzend greife ich nochmal in meine Bauchkatze. Erstaunt, so viel Glück gehabt zu haben, rennen die Kleinen freudig kichernd davon. Und ich habe das Gefühl, gerade auf die charmanteste Art und Weise, die mir je begegnet ist, übers Ohr gehauen worden zu sein. Ich seufze nochmal, doch etwas hat sich verändert. Meine schwarzen Gedanken sind verschwunden und mein Herz ist leicht. Stefan und ich, wir lächeln uns an.

„War das zu viel?“ Frage ich Mamadou, als wir wieder in der sicheren Obhut bei unserem Guide sind. Nein, sagt dieser nach kurzem Überlegen. Die beiden haben ja wirklich lieb gefragt. Ja, das haben sie.

Die Fischerboote schaukeln in der tiefstehenden Sonne auf dem Wasser. Die Männer machen sich bereit. Viele von ihnen fahren über Nacht aufs Meer, verbringen nicht selten eine ganze Nacht auf der See. Auf einem Mäuerchen liegt zusammengeknüllte Kleidung und steht eine Teekanne bereit. Ein Stück weiter ragt das Gerippe eines ausgemusterten Bootes aus dem Wasser.

Fischer fahren nachts raus. Piroge auf Wasser, Senegal.

Stefan fragt Mamadou über Fischerei und die Erweiterung des Senegal River aus. Das Nachbarland Mauretanien, sagt unser Guide, hat strenge Fischereigesetze. Es gibt harte Fangquoten und Bestimmungen, an die sich gehalten werden muss. Sicher, Fangquoten gibt es hierzulande auch, doch ungeachtet dessen würde jeder machen, was er will. So kämen sich Fischer aus Senegal mit jenen aus Mauretanien häufig ins Gehege.

 

Am Abend

Es ist dunkel, als wir das Hotel abermals verlassen. Zu dritt gehen wir langsamen Schrittes durch die schlecht beleuchteten Straßen. Wenn möglich, dann ist in St. Louis gerade noch mehr los als zuvor. In der Kühle des Abends machen junge, modisch gekleidete Menschen die Nacht zu Tag. Sie haben ihren Platz getauscht mit allgegenwärtigen Händlern, die ihre Waren zusammengeräumt und nach Hause verschwunden sind. Die Nacht gehört der Jugend Senegals. Laute Musik, enge Jeans, Mopeds mit leuchtenden Rädern. Überhaupt leuchtet und fluoresziert hier so vieles, Bäume, Säulen, Denkmäler, alles ist mit blickenden Lichtern geschmückt. Ach ja, wir hatten ja „Weihnachten“ das laut der Aussage unseres Guides hier mehr als eine Art Silvester begangen wird.

Mamadou nimmt uns mit in ein ihm wohlbekanntes Restaurant, das nach seinen Worten „erstklassig“ sein soll und in welches er häufig schon Touristen mitgebracht hatte. Es sei lecker und günstig, sagt er und ich bin froh, immer mal wieder festzustellen, dass der ältere Mann, der viel Erfahrung und einen in Deutschland verbrachten Lebensabschnitt vorzuweisen hat, uns nicht, wie so häufig der Fall ist, irgendwelchen Neppern zum Fraß vorwirft. Unser Guide sorgt dafür, dass wir eine schöne Zeit haben – und unsere Geldbeuten geschont bleiben. Denn er weiß, nur dann kommen seine Gäste wieder.

Das Essen ist gut, und nach guter, afrikanischer Tradition wird vieles als eine in Öl panierte Version angeboten. Geschmäcker und alle Sinne stellen sich auf die hiesige Küche ein. Zu trinken bestelle ich Bissap, das hier übliche, mehr oder weniger gesüßte Getränk, welches aus Hibiskusblüten hergestellt wird. Mein paniertes Gericht wird mit in Öl glasierten Zwiebeln serviert, Stefan bestellt Yassa. Unter „Yassa“ versteht man in der senegalesischen Küche mariniertes Fleisch oder Fisch auf Reis. Es ist häufig auf Speisekarten anzutreffen.

Draußen beim Rauchen wird Stefan sofort von bettelnden Jungen umringt. Mamadou klärt uns auf. „Die Kinder gehen auf Koranschulen.“ Erzählt er uns. Sie stammen vom Land, wo ihre Eltern bis zu dreißig Kinder hätten. Die Familien haben günstig Land in Stadtnähe erworben, wohnen oftmals in unfertigen Häusern und schicken die Kinder in die Koranschule, wo sie zumindest eine Mahlzeit am Tag bekämen. Der Besuch einer Koranschule kostet die Eltern nichts. Dafür gehen die Kinder jeden Abend raus zum Betteln und geben das so erworbene Geld wieder an die Koranschule ab. Ein Kreislauf, der sich schließt. Stefan will wissen, wer alles in diese Schulen investiert. Teils sei es die Regierung, teils Saudi Arabien. Was irgendwie nicht überraschend ist.

Auf dem Weg zurück zum Hotel findet uns Grüne Mütze wieder. Ihr erinnert euch? Der seltsame Typ, der meinem Stefan aufgrund einer unbedachten Bemerkung seinerseits um jeden Preis „Shit“ verkaufen wollte. Wie ein Geist, den man rief und nun nicht mehr losbekommt, bleibt der Mann bei uns stehen und sucht einen Anhaltspunkt für Konversation. Nach ein paar deutlichen Worten von unseren Guide verzieht er sich jedoch schnell wieder.

Überhaupt, unser Guide. Mamadou hat Pläne für den Abend und verabschiedet uns. Ob wir den Weg zurück zum Hotel fänden? Da um die Ecke und dann geradeaus. Dann ist er in der Nacht verschwunden und wir bleiben schutzlos da und leuchten wie zwei Laternen. Einsame Touris in der Nacht. So muss es auf unserer Stirn geblinkt haben. Also stürzen wir uns in das Nachtleben von Senegal. Es ist eine seltsame Gegend, die Lichter gehen aus, einige Shops haben noch geöffnet. In dieser Seitenstraße sind Laternen Fehlanzeige. Jugendliche auf Mopeds cruisen an uns vorbei. Zu allem Überfluss melden sich Stefans Bandscheiben wieder zu Wort, an ein Weitergehen ist vorerst kaum zu denken.

Als wir wieder an „unserer Brücke“ ankommen, blendet die Weihnachtsbeleuchtung unsere Augen. Die Brückenpfeiler sind gelb illuminiert. Der kleine Platz ist umgeben von Weihnachtsbeleuchtung, epileptisch blinkend. Lichterketten umringen Bäume. Wie oben beschrieben, ist dies ein Jugendlichen-Treffpunkt. Hier sehen wir die andere, die junge Seite Senegals. Mädels – schick und modebewusst. Mopeds mit leuchtenden Hinterrädern. Hier leuchtet irgendwie alles.

Ein alter, zerbeulter Bus mit einer feiernden Menge hält neben uns an. Laute Bässe dröhnen aus dem Bus, und oben auf dem Dach sitzt eine Mannschaft in Fußballtrikots. Sie jubeln und freuen sich, haben offensichtlich gerade eines ihrer Spiele gewonnen. Wir winken ihnen zu, sie rufen etwas und winken zurück. Stefan macht Gesten für „Fußball“ und „Ball treten“, was für allgemeine Heiterkeit sorgt.

 

Da wir bis dato weder gerupft noch ausgeraubt wurden, werden wir einmal wieder mutig. Wir setzen uns mitten in den leuchtenden Trubel und lassen alles wirken. Von den Locals werden wir kaum beachtet. Bis auf potentielle neue Guides, die uns, unermüdlich wie sie sind, auch am Abend ihre Dienste anbieten. Doch eines haben wir schon früh festgestellt: wenn wir zu zweit auftreten, werden wir weniger angesprochen. Wenn also Stefan rauchen geht, stelle ich mich ab sofort dazu. Als Leibwächter sozusagen…

Kasia

Hi, ich bin Kasia, die Stimme von "windrose.rocks" :-)
Treibt Dich die Frage um, was sich denn alles jenseits der heimischen Couch verbirgt, bist Du rastlos und neugierig wie ich und spürst den Drang in Dir, in die Welt hinaus zu gehen? Dann tue es! Ich nehme Dich mit auf meine Reisen und lasse Dich hautnah das Unterwegs sein miterleben - in all seinen Facetten. Lass Dich inspirieren, komm mit mir und warte nicht länger, denn... die Welt ist so groß und wir sind so klein, und es gibt noch so viel zu sehen!

Die Welt wartet auf uns.

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7 Kommentare

  1. Ich werde auch nicht gerne als Projektionsfläche für was auch immer benutzt. Aber ob uns das gefällt oder nicht: wenn wir in anderen Ländern unterwegs sind, repräsentieren wir nicht nur uns selbst, sondern auch unser Herkunftsland bzw. die Kultur, aus der wir stammen. Stefans pragmatische Herangehensweise ist sicherlich die leichtere Art, damit umzugehen. Um Freundschaften unterwegs geht’s mir auch weniger. Aber ein wenig Kontakt zu und Konversation mit den Menschen vor Ort gehört für mich schon essenziell zumReisen dazu. Von daher hätte ich mich im Senegal wohl auch schwer getan mit der Art und Weise, wie euch häufig begegnet wurde: entweder aufdringlich oder abschätzig. In Indien ist es mir auch schon in Einzelfällen „passiert“, dass ich für ein Foto gezahlt habe, und zwar dann, wenn ich dem optischen Reiz bzw. der Aussicht auf ein entsprechend tolles Foto so gar nicht widerstehen konnte. Von daher kann ich schon verstehen, dass du dich von den beiden Mädels hast um den Finger wickeln lassen 😁.

    Und auch ich bin nicht ganz frei von Neid darauf, dass das Leben in manch anderen Ländern mehr auf der Straße stattfindet. Die langen Zeiträume, in denen ich in Deutschland viel in Räumen „gefangen“ bin, setzen mir zunehmend zu. Vielleicht sollten wir auswandern 😅!?!

    1. Ich werde mich das nächste Mal an Stefans Methode halten. Wenn einem erst einmal bewusst wird, dass man nur selten als Individuum gesehen wird, macht es das leichter, mit eventueller Ablehnung klar zu kommen. Und man muss auch bedenken, dass Zugezogene hierzulande ebenfalls Ablehnung erfahren. Dazu wird es im kommenden Beitrag was geben 😉

      1. Ich bin schon gespannt auf deinen Beitrag!

  2. Ich verstehe es auch nicht, warum im Urlaub die ärmlichen Verhältnisse als fotogen gelten, während Zuhause das gleiche als asozial gilt. Faszinierend, diese Menschen, würde Spock sagen.

    1. Ja, das ist mir schon öfter aufgefallen. Wenn Menschen von „authentisch“ sprechen, meinen sie oft „arm“ in diesem Zusammenhang. Dabei ist der Geschäftsmann im Anzug genauso Teil der senegalesischen Realität, nur ist es eben eine andere Facette jener Realität. Die Menschen haben eine unterschwellige Erwartung an Afrika, dass es arm sein muss. Ja, ist es teilweise, aber das ist nicht „fotogen“ oder so. Und hat auch nicht unbedingt etwas mit „traditionell“ zu tun…

  3. Eine weitere sehr interessante Geschichte mit verschiedenen Seiten, sowohl positiven als auch weniger angenehmen.

    1. So ist das Reisen eben, es hat viele Facetten 🙂

Was brennt dir auf der Zunge? ;-)

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