Europa, Polen

Der Weltfrauentag in Polen – Frauenrechte statt Tulpen und Pralinen

Wenn plötzlich in allen Grundschulen des Landes Jungs den Mädchen Karten schreiben – dann hat der internationale Weltfrauentag in Polen Einzug erhalten. Selbst der kleinste Knirps weiß es – heute wird kein Mädel geschubst oder an den Zöpfen gezogen. Mit konzentrierten Gesichtern und Zungenspitze im Mundwinkel werden schöne Karten gemalt und gebastelt. Mädels, es ist unser Tag!

 

Weltfrauentag – Backround

Das war nicht immer so. Wie ihr euch sicher denken könnt, ist der Weltfrauentag eine recht junge Erfindung. Und er ist auch, wie so vieles, von unseren „Nachbarn“ hinterm großen Teich zu uns herübergeschwappt. Doch im Gegenzug zu der weit verbreiteten Meinung ist er nicht eigens erfunden worden, um das Jahresgeschäft der Blumenhändler zu retten.

Nein, der Sinn und Zweck des Weltfrauentages liegt tiefer. Und ja, die ursprüngliche Idee hat tatsächlich mit Stärkung der Frauenrechte zu tun. Also. Lauscher auf.

Der erste Frauentag wurde am 28 Februar 1909 in Europa und Nordamerika begangen, und von der Sozialistischen Amerikanischen Partei ins Leben gerufen worden.

Dem vorangegangen waren Streiks, die auf New Yorker Straßen entbrannten und bessere Arbeitsbedingungen für Frauen in den Textilfabriken forderten. Rund fünfzehntausend Arbeiterinnen der Bekleidungsindustrie, in der in erster Linie Immigrantinnen angestellt waren, gingen am 8 März 1908 auf die Straßen und zogen in einem Protestmarsch durch die Stadt.

Damit inspirierten sie tausende Fabrikarbeiterinnen im ganzen Land, die sich später, von 1909 auf 1910, auf einem Streik begaben, der schlussendlich ganze drei Monate andauerte. Die Frauen hatten genug von Fabrikbesitzern, die sie ausnutzten. Man nannte es den „Aufstand der zwanzigtausend“.

Falsch ist hingegen die Annahme, dass der Brand in der New Yorker Textilfabrik „Triangle Shirtwaist“ am 25 März 1911 etwas mit der Entstehung des Weltfrauentages zu tun hatte. Der Brand ereignete sich erst zwei Jahre später. Dabei starben 146 Menschen, davon 129 Frauen, vorwiegend jüdische und italienische Einwanderinnen im Alter von vierzehn bis achtundvierzig Jahren. Grund für die hohe Opferanzahl war die damals weit verbreitete Praxis, Türen und Ausgänge, in erster Linie zum Treppenhaus hin, zu verschließen. Das sollte sowohl das Eindringen Unbefugter in die Produktionsräume als auch Diebstähle verhindern. Als Konsequenz wurden zwei Fabrikbesitzer angeklagt und wegen Todschlags verurteilt. Es wurden Komitees gegründet, die zum Ziel die Verbesserungen der Arbeitsbedingungen in Betrieben hatten.

International wurde der Frauentag 1910 in Kopenhagen beschlossen. Rund hundert Frauen aus siebzehn verschiedenen Nationen nahmen an der Kopenhagener Konferenz teil. Der internationale Tag der Frauen sollte dazu dienen, die Frauenrechte im allgemeinen und insbesondere das Wahlrecht der Frau zu unterstützen. 1911 wurde dieser Tag zum ersten Mal in Deutschland, der Schweiz, Österreich und Dänemark begangen. Dies war das Jahr, in dem der große Fabrikbrand bei Triangle Shirtwaist ausbrach.

Am 8 März 1917 organisierten russische Frauen Proteste unter dem Motto „Brot und Frieden“, die die russische Februarrevolution in Gang brachten. Vier Tage später dankte der Zar Mikolaj Romanow II ab, und die neue Regierung sprach Frauen das Wahlrecht zu. 1965 wurde der Weltfrauentag in ganz Russland zum Feiertag erklärt, um die russischen Frauen „für ihre Verdienste beim Aufbau des Kommunismus“ zu ehren.

Heute wird der Frauentag auf beinahe der ganzen Welt gefeiert, auch wenn er nicht überall auf den achten März datiert ist. In Armenien gibt es sogar den „Monat der Frau“ in der Zeit vom 8 März bis zum 7 April.

 

Weltfrauentag in Zeiten des Sozialismus

In den siebziger Jahren im sozialistischen Polen war der Frauentag sehr populär. In Schulen und an Arbeitsplätzen wurde er sogar offiziell; mancher würde sagen: verpflichtend gefeiert. Wladyslaw Gomulka, ein damaliger kommunistischer Politiker, äußerte einmal, dass Frauen heutzutage in beinahe allen Bereichen eine wichtige Rolle spielten.

Der Tag war damals eine gute Gelegenheit für Frauen, sich mit Artikeln beschenken zu lassen, die nicht so leicht zu bekommen waren, wie Kaffee, Seife oder Handtücher. Besonders Nelken und Strumpfhosen sind seitdem im kollektiven Gedächtnis der Polen hängen geblieben und erinnern (auf eher unangenehme Weise) an die sozialistische Zeit in der damaligen Volksrepublik Polen.

Überhaupt waren die unterschiedlichsten Feiertage, eingeführt von der kommunistischen Regierung, ein beliebtes Mittel, um die Menschen an ihre Loyalität zum Vaterland zu erinnern und das Gefühl der Zugehörigkeit und des Pflichtgefühls zu stärken. Es gab den Tag des Schweißers, des Druckers, des Parteimitglieds und viele weitere.

 

Weltfrauentag in Polen heute

Und der Weltfrauentag in Polen heute?

Manche erinnern sich mit Schmunzeln, manche eher unwillig an die sprichwörtlichen Nelken und Strumpfhosen der sozialistischen Zeit. Heutzutage haben sich Blumen (gerne Tulpen) und Pralinen durchgesetzt. Insgesamt wird der Frauentag in Polen breiter begangen als bei uns. Blumen, Glückwünsche und kleinere Geschenke sind an der Tagesordnung, nicht nur vom Liebsten, sondern auch von (männlichen) Kollegen und Familienmitgliedern. Die Männer geben sich gerne charmant; so ist in heutigem Polen der Handkuss noch durchaus anzutreffen. Was scheinbar keinen Widerspruch zur chauvinistischen Denkweise einiger männlicher Zeitgenossen darstellt.

Seit den 2000er Jahren geht der polnische Frauentag Hand in Hand mit der Manifa, einer alljährlichen feministischen Demonstration der Frauen unter dem Motto: „Eine Demokratie ohne Frauen ist nur eine halbe Demokratie“. Ihr Ziel ist es, auf die in Polen immer stärker werdende Tendenz zur Diskriminierung und Beschneidung der Frauenrechte aufmerksam zu machen.

Die lieben Frauenrechte

Doch dieses Jahr werden es die Nelken, Tulpen, Rosen und Pralinen wohl nicht mehr tun. Im Laufe des letzten Jahres hat die Regierung die Verschärfung des Abtreibungsgesetzes beschlossen. Ein Aufschrei ging durch das ganze Land. Die führende Partei PIS hat wohl damit gerechnet, dass sich das Gesetzt unter dem Deckmäntelchen der Corona-Pandemie still und unauffällig durchbringen lässt.

Doch die Bevölkerung ist misstrauisch, und die Bevölkerung ist wachsam. Polnische Frauen (und zum teil Männer, die sie unterstützten), gingen zu zehntausenden auf die Straßen. Die Polizei reagierte unterschiedlich. Stellenweise griff sie hart durch, doch es gab auch Überraschendes. Bei einem Protestmarsch in Krakau – so erzählte es mir eine Bekannte – nahmen die Polizisten ihre Helme und Schutzwesten ab und marschierten gemeinsam mit den Demonstranten.

Die Protestierenden sprachen von einer „Hölle für die Frauen„; in den Social Media Kanälen sind entsprechende Banner zu sehen, die sich über die Profilbilder ziehen. „Pieklo kobiet“, die Höhle der Frau.

Präsident Duda ruderte ein stückweit zurück und bot in November einen Kompromiss an, der besagte, dass eine Schwangerschaft nicht ausgetragen werden muss, wenn bereits klar ist, dass das Kind tot zur Welt kommen würde. Doch für Kompromisse war es bereits zu spät. Im Land gärte es. Es half nichts – trotz der langanhaltenden Proteste kam das Gesetz nun durch.

Die Stimmungsmache der Abtreibungsgegner war schon seit langem zu spüren. Bereits als Stefan und ich 2017 im Land unterwegs waren, sah man immer wieder riesenhafte Plakate nahe den Schnellstraßen, die blutige, abgetriebene Föten zeigen. Emotionen sollten geweckt werden. Es wurde von Mord gesprochen. Doch ehrlich gesagt glaubte ich damals nicht daran, dass sich dieses Denken jemals in der Gesetzeslage widerspiegeln könnte.

Vier Jahre und einige Ereignisse später wurde ich eines besseren belehrt. Das Abtreibungsgesetz in Polen war schon immer restriktiv und gehörten zu den strengsten in Europa, doch die Verschärfung kommt einem totalen Verbot gleich. Eine Schwangerschaft muss unter allen Umständen ausgetragen werden. Schwerste und irreparable Missbildungen beim Fötus sind kein zulässiger Grund mehr, eine Schwangerschaft zu beenden. Objektive Schwangerschaftsberatung wird wohl Fehlanzeige sein, denn es gibt nichts mehr zu beraten. „Jedes Leben ist wertvoll“, so das Argument der Befürworter. So war es wohl Kalkül, dass die Bekanntgabe der Gesetzesänderung am Gedenkfeiertag der Befreiung Ausschwitz erfolgte.

Einzige Ausnahme vom neuen Gesetz stellen Schwangerschaften dar, die durch eine Vergewaltigung zustande kamen. Doch was zunächst annehmbar klingt, wird sich wohl schnell als Nebelkerze herausstellen. Denn eine Vergewaltigung gilt nur dann als solche, wenn sie dem Täter nachgewiesen werden kann und er verurteilt wird. In dem aktuellen, zunehmend frauenfeindlichen Klima stellt sich hier die Frage, in wieviel Prozent der Fälle das wohl passieren würde?

Wer sich jetzt an das Argument klammert, man müsse das ungeborene Leben schützen, dem sei eines gesagt. Nein, ich will das nicht diskutieren. Dazu hat jeder seine eigene Meinung, und das ist auch gut so. Aber: dieses Gesetzt schützt das ungeborene Leben nicht. Es verschiebt die Abortion bloß in die Illegalität. Schwangerschaftsabbrüche wird es weiterhin geben. Sie werden heimlich geschehen, im Hinterzimmer, unter Lebensgefahr für die Frau. Sie werden im Ausland geschehen, bei Frauen, die es sich leisten können.

Ich weiß, das Thema ist schwer zu verdauen. Ich möchte nur eines sagen. Wer jetzt mit Polen und den Menschen fremdelt: die Menschen sind nicht gleich ihrer Regierung. Das kann man allein schon an den monatelang anhaltenden Protesten sehen, die trotz Corona und der Gefahr für die Gesundheit das Land erschütterten. Nicht nur die meisten Frauen, auch viele Männer sind gegen dieses Gesetz und die damit einhergehende Beschränkung der Frauenrechte. Ich für meinen Teil bin fassungslos, wie sich das moderne Land, welches ich einmal verlassen habe, so rückentwickelt haben kann. Die Separation von Staat und Kirche, die sich über lange Jahre durchsetzte, ist nun quasi nicht mehr vorhanden. Völkisch, nationalistisch, rückwärtsgewandt. Das wird wohl, wenn sich nicht bald etwas ändert, das neue Polen sein. Da werden alle Blumen und Pralinen dieser Welt nichts helfen…

Du möchtest mehr lesen? Interessante Meinungsartikel zum Thema hat der Tagesanzeiger:

„Warum ist Weiblichkeit weniger Wert als Männlichkeit?“
„Braucht es einen Streik?“
„Das wünschen wir uns zum Frauentag“

Warum der Frauentag kein Tag für Schminksets und Sonderangebote ist, schreibt Andreas Moser in seinem Blog „Der Reisende Reporter„:

Quellen:

https://pl.wikipedia.org/wiki/Dzie%C5%84_Kobiet

https://www.wp.pl/?s=https%3A%2F%2Fkobieta.wp.pl%2Fdzien-kobiet-czyli-rajstopy-gozdziki-i-cala-reszta-5983077176906881a&nil&src01=f1e45

http://www.unic.un.org.pl/kobiety_rozwoj_pokoj/dzien_kobiet.php

https://www.polen-insider.de/der-frauentag-in-polen/?fbclid=IwAR3NeMq2_fsSH5Q1z64zQZ86YiT9iGrx9xun_TixIYsPe0PMeFELEELS9zQ

https://www.tagesschau.de/ausland/europa/polen-abtreibungsgesetz-proteste-101.html

Kasia

Hi, ich bin Kasia, die Stimme von "windrose.rocks" :-)
Treibt Dich die Frage um, was sich denn alles jenseits der heimischen Couch verbirgt, bist Du rastlos und neugierig wie ich und spürst den Drang in Dir, in die Welt hinaus zu gehen? Dann tue es! Ich nehme Dich mit auf meine Reisen und lasse Dich hautnah das Unterwegs sein miterleben - in all seinen Facetten. Lass Dich inspirieren, komm mit mir und warte nicht länger, denn... die Welt ist so groß und wir sind so klein, und es gibt noch so viel zu sehen!

Die Welt wartet auf uns.

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22 Kommentare

  1. Ich habe über diesen Tag eigentlich erst erfahren, als ich in Osteuropa lebte (obwohl er dort bei jungen Leuten jetzt auch zum zweiten Valentinstag verkitscht). Im Westen war das irgendwie kein Thema, außer wahrscheinlich in feministischen Kreisen.

    Danke für deinen Einblick ins aktuelle Polen!
    Ich muss sagen, ich war schwer beeindruckt, von den landesweiten, lange anhaltenden Protesten. Gerade die alten, grauen Männer scheinen Frauen politisch immer wieder zu unterschätzen (wie auch in Belarus).

    Aber solange Radio Marija noch sendet und die Kirchen voll sind (das hat mich echt schockiert, als ich in Polen war, vor allem die ganzen jungen Kirchgänger*innen), kann die Regierung so Kulturkampf-Themen wie Abtreibung oder Geschichtspolitik leicht dazu nutzen, um von Fragen der Rechtsstaatlichkeit abzulenken (wo nicht einmal ich als Jurist noch durchblicke).
    Aber zur Geschichtspolitik muss man sagen: Für „Unsere Väter, unsere Mütter“ sollte sich das ZDF wirklich entschuldigen, nicht nur bei Polen, sondern bei allen Zuschauern.

    1. Es fällt mir aktuell nicht leicht, einzuschätzen, wie das politische Klima in Polen tatsächlich ist, da ich nicht vor Ort bin und vieles über Freunde, Bekannte und Familie mitkriege. Die Einstellung gegenüber Kirche ist sehr aggressiv geworden. Priester, die ihre üblichen Segensbesuche bei den Leuten zu Hause machen (ja, sowas gibt es bei uns immer vor Weihnachten, es ist Tradition. Der Priester kommt vorbei und segnet das Haus) werden hochkant rausgeschmissen. Das wäre vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen. Lass dich bitte nicht von den vielen Kirchen täuschen, denn du gehst von einer Situation aus, wie sie in Deutschland ist. In Polen war der Katholizismus immer ein Dogma gewesen, für die meisten Menschen. Und das ist er jetzt nicht mehr. Was sich dort aktuell ändert, ist gravierend.

      Das „Ablenkungsmanöver Abtreibung“ ist für Frauen bitterer Ernst und die Rechtstaatlichkeit, das sehen wir schon noch. Nur sind solche Dinge wie ein geändertes (also quasi abgeschafftes…) Abtreibungsrecht die Auswüchse davon, dass die Rechtstaatlichkeit verschwindet. Abtreibung ist kein Kulturkampfthema. Ich bin kein Freund der Prinzipienreiterei und im Gegensatz zu den Deutschen sind die meisten Polen eher pragmatisch denn ideologisch veranlagt. Das Radio Maria stört keinen; Frauenrechte sind aber zugleich Menschenrechte und sobald die Menschen ihr Recht gravierend beschnitten sehen, gehen sie auf die Straße. So einfach ist es 🙂

      Liebe Grüße
      Kasia

  2. Dank dir für diesen Text – genau, um auf solche Themen aufmerksam zu machen, gibt es diesen Tag!

    1. Vielen Dank für deinen Kommentar, liebe Tala. Insbesondere da ich weiß, wie problematisch das Thema ist…

      1. Ich finde es gut, dass du auch problematische Themen ansprichst!!!

        1. Das tue ich zwar nicht oft, weil man zwischendurch auch leichte Kost braucht, aber hin und wieder finde ich das wichtig.

          Dankeschön 🙂

  3. Hi Kasia,
    ist Du bei mir in die Schreibschule gegangen? Am Anfang Jungs, die mit der Zuge im Mundwinkeln Karten malen und den Mädels zur Feier des Tage mal nicht im Sandkasten die Schüppe auf den Detz knallen – und dann der Wechsel in das ernste Thema Politik und Unterdrückung der Frau?.. 😉
    Huh.. das ist ein ernstes Thema – und schwer verdaulich. Weil es nicht in einer Bananenrepublik in Afrika passiert, sondern in einem „aufgeklärtem“ Land das zur EU gehört.
    Mal ganz weg vom Frauentag und der Diskussion um Frauenrechte – denn es ist für mich gar keine Frage, dass eine Frau ÜBERALL die gleichen Rechte haben MUSS wie ein Mann – da muss ich gar nicht drüber diskutieren, sehe ich die politische Entwicklung hin zum rechten Rand mit Ziel Diktatoren als Regierungsoberhaupt zu etablieren als sehr bedenklich an. Die Türkei (allerdings aus guten Gründen nicht in der EU) ist schon längst gekippt. Ungarn, Polen wackeln bedenklich. Auch in Deutschland. Gut, die AfD hat (noch) eine niedrige Wählerzahl. Aber es gibt Sie – und das ist das Problem. Man kann machen, was man will, Du bekommst die rechte Schei…. nicht aus den Köpfen der Idioten raus.
    Dieser Schlag Menschen kennt auch keine Kompromisse oder ein Entgegenkommen in Richtung des Bürgers. Jede Lockerung ist eine Schwächung der eigenen Position und ist ein Zeichen des eigenen Versagens. Fortwährende Unterdrückung sichert die eigene Macht.
    Und hat sich eine Diktatur erst mal festgesetzt ist der Rechtsstaat quasi ausgehebelt. Zum Thema „wie errichte ich eine Diktatur?“ gab es doch eine großartige Blaupause mit Aufschrift: „made in Germany“: Unbequeme Medien entmachten, deren Redakteure entlassen und wenn Sie nicht die Klappe halten ins Gefängnis werfen, Demokratietreue Beamte als Verräter anklagen und einknasten, in Schlüsselpositionen eigene ergebene Strohpuppen setzen, Gesetze oder ganze Verfassungen mit einfacher Mehrheit so anpassen, dass man das Wahlrecht des Bürges aushebelt, Bürger durch Bespitzelung des Geheimdienstes in ständige Furcht versetzen und gefügig machen, usw.
    Alles das hat Deutschland damals erlebt. Und nicht wenige atuelle Staatsoberhäupter haben sich 1:1 daran gehalten – bzw. sind dabei dies in „ihrem“ Land umzusetzen.
    Ich bin auch der Meinung, dass sich die EU mit ihrem laschen Kurs gegen die Länder nicht mit Ruhm bekleckert.
    Doch ich will nicht alles schwarz sehen. Ich wünsche Dir einen schönen Frauentag – besser gesagt: ich hoffe, Du hattest einen schönen Frauentag, dein Männe hat dich hoffentlich den ganzen Tag auf Händen getragen und Abends für dich gekocht..
    CU
    Peter

    1. Lieber Peter,

      nein, leider hat er nichts dergleichen getan, ich habe wohl beim letzten Mal zu laut herumgetönt, dass ich nicht auf Blumen stehe… 😉

      Ja, die Spannungssteigerung war noch nicht einmal beabsichtigt; ich wollte ein wenig mit den eigenen Erinnerungen anfangen, dann etwas zur Geschichte schreiben (du weißt schon, die harten Fakten) und dann die jetzige Situation aufgreifen, die ja nicht rosig ist.

      Ich weiß, es ist ein schwieriges Thema. Ich selbst hätte auch nicht gewusst, was ich dazu schreiben soll, deshalb bin ich froh über Kommentare 🙂

      Alte, graue Männer entscheiden bei uns über Frauenrechte. Die katholische Kirche hat auch viel damit zu tun. Lange Zeit hatte sie getrennt von der Regierung agiert, hatte aber hohes Ansehen in der Bevölkerung. Jetzt kommt Polen langsam wieder zurück in den Schoss der Kirche.

      Das mit der PIS Partei war so zu erwarten. Die Menschen haben sich von Versprechungen und dem +500 Geld einlullen lassen (500 zl extra für die Familie, für jedes neue Kind). Es gab welche (und da spreche ich von Freunden, von Familie…), die sehr früh erkannten, was da gespielt wird, und dann gab es welche, die das erst spät gesehen haben. Vielleicht zu spät. Ich weiß nicht, ob das Land noch zurück rudern kann. Wir werden sehen. „Entmachtet“ hat man die Souveränität des Landes wie nach dem Bilderbuch. Zuerst die Medien, dann die Gerichte… auf die Überwachung warte ich noch. Momentan sind die Menschen aufgebracht, aber ob das so bleibt? Irgendwann ist man müde von dem ständigen Alarmismus und denkt, dass man eh nichts ändern kann. Ich hoffe, der Pole fügt sich nicht so leicht in sein Schicksal.

      Manchmal glaube ich, das Land bettelt förmlich darum, aus der EU zu fliegen.

      Liebe Grüße
      Kasia

      1. Die Geschichte wird auch – schon wieder? – gefärbt. Unsere Akademie vergibt Stipendien an Studenten, die über das Dritte Reich forschen. Wir haben eine Studentin aus Polen, deren Thema Kooperation zwischen Polen und deutschen Besatzern ist. Sie hat immer mehr Schwierigkeiten, an die Archive zu kommen und wird ihre Abeit auf Deutsch schreiben und ihren Abschluss hier machen.

        Es hat in allen von den Nazis besetzten Länder auch Kollaborateure gegeben, aber in Polen ist die Maxime inzwischen, dass nicht sein kann was nicht sein darf, anstatt dass man dieses traurige Kapitel aufarbeitet.

        1. Liebe Gabriele,

          ich bin zwar nicht der Peter, schreibe trotzdem was dazu 🙂 ja, schon in meiner Kindheit (90er Jahre) waren die polnischen Geschichtsbücher sehr tendenziös geschrieben. Zog ein polnischer, mittelalterlicher König in den Krieg, dann „erweiterte er die Landesgrenzen“ und „führte das Land zu neuem Ruhm und Gloria“, wurde Polen hingegen von außen attackiert, dann „überfielen die Horden mordend und plündernd das Land“.

          Noch immer ist dieses Opferdenken bei meinen Landsleuten tief verwurzelt. Vielleicht will man deshalb die Wahrheit nicht sehen. Ja, was im Zweiten Weltkrieg passierte, war schrecklich und vergleichslos, das wollen wir gar nicht relativieren. Aber trotzdem sollte man auch die Mittäterschaft meiner Landsleute langsam mal aufarbeiten. Nach vorne schauen. Das fällt vielen so schwer… Und mit dieser „Opferrolle“ lässt sich auch außenpolitisch gut kokettieren…

          Liebe Grüße
          Kasia

  4. ps: das habe ich vergessen ! Dies passt sehr gut zu unserer kürzlich geführten Diskussion über Kulturen die zwar bei uns leben aber nicht unbedingt zu unserer Kultur passen. Mehr habe ich da nicht zu sagen sonst kann es sehr schnell wieder ausarten !!!

    1. Lieber Manni,

      ich denke, die Kulturen sind ein anderes Thema. Man sollte sich in erster Linie mit dem eigenen System beschäftigen, und schauen, was da noch nicht gut läuft und was man da verbessern könnte 😉

      Liebe Grüße
      Kasia

      1. sorry da gehen vermutlich unsere Meinungen auseinander ! Ich muss mich in diesem Land anpassen wo ich Gast bin und wenn ich woanders leben würde könnte man das von mir auch verlangen ohne Punkt und Aber !!!
        Lassen wir das sonst werde ich wieder emotional und das möchte ich nicht und komme wieder in die Schublade in die ich nicht möchte ! Mit dem eigenen System beschäftigen ist gut da hast du Recht !

        1. Lieber Manni, das was du schreibst, geht leider vollkommen am Thema des Beitrags vorbei! Du möchtest nicht in Schubladen gesteckt werden, kletterst aber freudestrahlend von selbst da rein. Wieso nur? Soll ich dann später auch deine Kommentare löschen…?

          1. ich steige da nicht rein sondern werde hineingesteckt ! Den letzten Satz finde ich nicht ok !

        2. Ich denke mir eben, wenn jemand immer betont, dass er über bestimmte (politische) Themen nicht diskutieren möchte, dann kann ich nicht verstehen, wieso derjenige dann von sich aus solche Diskussionen anzettelt…?

          1. nein ich halte mich jetzt zurück !

          2. sagt:

            So isses gut 😉 ich mich auch, und Friede… 🙂

  5. guten Morgen Kasia ! Ich mache es kurz und schmerzlos !

    Weltfrauentag kein Thema und habe da kein Problem damit !!
    Ich bin absolut für die Gleichberechtigung
    Frauen sollten genauso verdienen wie Männer ( Es gibt da doch noch gewaltige Unterschiede)
    Frauen gehören genauso in die Politik wie Männer
    Frauen gehören genauso in Aufsichtsräte wie Männer
    Frauen sollten die gleichen Bildungschancen haben wie Männer
    Frauen gehören genauso in die Bundeswehr oder Polizei wie Männer
    ich könnte hier noch viele viele Beispiele nennen ! Fakt ist Gleichberechtigung heißt für mich gleiche Rechte aber auch gleiche Pflichten !
    Was das Thema Schwangerschaftsabruch betrifft kenne ich mich zuwenig aus. Ich weiß nur dass dies bei uns im Pragraph 218 geregelt ist und bis zur 12.Woche straffrei ist. Hier kann unter Umständen eine große Diskussion entstehen und da halte ich mich raus ! Da hat jede/jeder sicherlich seine eigene Meinung !
    Gibt es eigentlich auch einen Weltmännertag ?? Mir ist sowas nicht bekannt ! Lach
    LG Manni

    1. Hallo lieber Manni,

      es gibt tatsächlich den Weltmännertag; dieser ist am Mittwoch, den 3 November. Er dient dazu, dass sich Männer bewusster mit ihrer Gesundheit beschäftigen sollen. Du weißt schon: um die Vorsorge beim Arzt kümmern und so weiter 😉

      Bei den gleichen Pflichten für Männer und Frauen, das ist eine schöne Theorie. Doch es sind vorwiegend noch immer Frauen, die die ersten Jahre zu Hause bleiben und sich um Kinder kümmern, oder um pflegebedürftige Angehörige. Es sind Frauen, bei denen später Beiträge in der Rentenkasse fehlen und die deshalb Nachteile haben.

      Und es sind oft alte, graue Männer (wie die polnische Regierung und Kirche), die darüber entscheiden, ob und wann eine Frau ihre Schwangerschaft austragen oder abbrechen darf. Hier in Deutschland ist die Situation anders, und da bin ich sehr froh. Aber es läuft noch immer nicht alles rund, deswegen lohnt es sich auch, darüber zu schreiben. Beim nächsten Mal gibts dafür schöne Blümchenbilder, versprochen 😉

      1. Das mit dem Männertag wusste ich wirklich nicht ! Ja wir Männer meinen wir sind Helden und brauchen uns nicht mit der Gesundheit beschäftigen. Ich kann mich da teilweise auch an die eigene Nase greifen , aber nur teilweise !!! Gehe schon regelmäßig zum Arzt aber bei Vorsorgeuntersuchungen muss man mich schon ein bisschen antreiben , mache sie dann aber auch !!!!
        Was die Rechte und Pflichten betrifft ist das natürlich richtig was du schreibst. Hier könnte man noch einiges verbessern aber es wurde auch schon viel getan , nicht vergessen Elternzeit ect. Hier sind die Männer schon viel aktiver wie früher !
        Alte graue Männer haben wir auch genug in unserer Regierung und das bemängle ich seit langem ! Die kleben auf ihren Stühlen !!!

        1. Lach, da hast du vollkommen Recht. Es ist schon viel passiert und vergleichsweise sind wir schon sehr weit.

          Und der Männertag, ja, das wusste ich auch nicht – ich habe es erst im Rahmen der Recherche zu diesem Beitrag herausgefunden und war komplett erstaunt 😉

          Liebe Grüße

Was brennt dir auf der Zunge? ;-)

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