Diesmal sind wir klüger. Diesmal reservieren wir die Tickets für die Wimsener Höhle bereits Tage zuvor online, und so ist es nur der straffe Zeitplan, der es uns nicht erlaubt, zu häufig irgendwo anzuhalten auf dem Weg vom Zeltplatz hierher. Die Schlange vor der Kasse ist um die Uhrzeit noch keine, es ist kurz vor elf und die erste Gruppe ist bereits mit dem Boot in den Tiefen der Höhle verschwunden.
Auf einem angebrachten Bildschirm läuft ein Informationsvideo, während wir uns vorne bei der Schranke platzieren. Indessen versammeln sich immer mehr Menschen hinter uns, die uns dank Corona nicht so sehr auf die Pelle rücken. Abstand halten und Mundschutz tragen ist angesagt.
Dann kommt das Boot wieder heraus. Oder besser gesagt: es kommt ein Boot heraus, denn später erfahre ich, dass sich zwei Boote gleichzeitig in der nicht allzu großen Höhle befinden, um dem Besucheransturm Herr zu werden. Die Besucher verlassen ihre Plätze und zerstreuen sich, und wir, die Wartenden, füllen das Boot. Wir haben das Glück, ganz vorne zu sitzen, sehr zum Verdruss der Kinder hinter uns. Unter Aufsicht eines fröhlichen, robusten Schwaben tauchen wir aus der Hitze des Tages in den Schatten ein.
„Dankend begrüßt den hohen Besuch die hier waltende Nymphe.“ Steht über dem Eingang geschrieben.
Die Karsthöhle wurde zu Ehren Friedrich den II von Württemberg Friedrichshöhle genannt, doch umgangssprachlich weiß jeder heute noch von der Wimsener Höhle zu berichten. Und da sich die umgangssprachlichen Namen eh besser einprägen als die offiziellen, bleiben wir auch dabei. Sie wird im 13 Jahrhundert erstmals erwähnt, doch die vielen Funde, die bei Tauchgängen entdeckt wurden, stammen bereits aus der Bronzezeit. Das geschätzte Alter der Wimsener Höhle beträgt rund eine Million Jahre. Man vermutet, dass ihre Entstehung Regenwasser zu verdanken ist, das bei seiner Wanderung durch die Kalkschichten Kohlensäure aufgenommen hatte und sich nach und nach durch das kalkhaltige Gestein fraß.
Die Wimsener Höhle ist die einzige Wasserhöhle in Deutschland, die mit einem Boot befahrbar ist, daher ist momentan ein kleiner Hype um sie ausgebrochen. Die Zwiefalter Aach entspringt der Höhle in eiskalten Wogen, und wer feststellen will, wie eiskalt, braucht nur die Füße in den Bach ein paar Hundert Meter von der Höhle entfernt zu hängen, so wie wir beide bei unserem ersten Besuch.
Die Quelle erübrigt im Schnitt rund 600 Liter pro Sekunde, die an die Oberfläche dringen. Von dem knappen Kilometer, den die Höhle misst, können gerade mal siebzig Meter mit dem Boot befahren werden, entsprechend kurz fallen die Bootstouren aus. Rund zehn Minuten dauert ein Durchgang.
Der Rest der Höhle lässt sich bei einem Tauchgang erkunden, vorausgesetzt, man ist Höhlenforscher und kann eine entsprechende Genehmigung nachweisen.
An der Stelle, wo sich die Höhlendecke senkt, führt ein Gang, ein sogenannter Siphon, in die Tiefe. Zu Forschungszwecken darf der Bereich von erfahrenen Tauchern erkundet werden. Bereits in der Vergangenheit hatte es mehrere Forschungsgänge gegeben.
„Sieht ihr diese Schnur?“ Fragt der Bootsführer und zeigt eine dicke Schnur, die unter der Wasseroberfläche verschwindet. „Damit wird die Höhle vermessen und wir haben längst noch nicht alles ausgemessen. Der Hohlraum führt sehr tief nach unten. Wir haben einmal Wissenschaftler runter geschickt und sie sagten uns: es war faszinierend, und gleichzeitig enttäuschend – wir haben das Ende der Höhle immer noch nicht erreicht.“ Die rund siebenhundert-bis tausend Meter sind der für Taucher zugängliche Bereich, in dem die Höhle bereits erforscht wurde.
Das Wasser ist tief; tiefer, als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Unter Strahlern leuchtet es türkis, und um die künstlichen Lichtquellen hat sich spärlicher Pflanzenwuchs, die sogenannte Lampenflora, gebildet. Stellenweise geht es bis zu drei Metern runter, kaum zu glauben in Anbetracht der Tatsache, dass man im kristallklaren Wasser die Steine ganz unten sehen kann. Es wirkt, als könne man an jeder Stelle entspannt stehen und als reiche einem das Wasser höchstens bis zu den Knien. Nur die verräterische, grünlich blaue Färbung zeigt an, wie tief es wirklich ist. Kleine Tiere, die innerhalb der Höhle leben, haben in der Dunkelheit ihre Pigmentierung verloren und ihre Augen größtenteils zurückgebildet. Sie sind nur auf den dunklen Bereich der Höhle spezialisiert.
Einmal im Jahr wird hier ein Riesenstollen mit dem Kahn zum Lagern in die Höhle geschickt. In der Höhe herrschen bei einer Temperatur von 7-8 Grad und entsprechender Luftfeuchtigkeit ideale Lagerbedingungen und das macht den Butterstollen wohl besonders zart. Kurz vor Weihnachten beim Christstollenfest wird dieser feierlich wieder emporgehoben und herausgefahren. Es gibt eine Verkostung bei Glühwein und jeder bekommt ein Stück vom Kuchen ab. „Ja, da staunt ihr, was?“ Amüsiert sich unser Bootsführer. „Dass es im Schwabenland was umsonst gibt.“
Die restlichen, gelagerten Stollen werden bei der BeckaBeck-Bäckerei verkauft oder versiegelt und zertifiziert verschickt.
Wir ziehen hier und da die Köpfe ein, da die Wände gefährlich nahe kommen. „Nicht die Hände aus dem Boot hängen.“ Bekommen wir gleich am Anfang gesagt. „Denn die Wände der Höhle dienen dem Boot sozusagen als Stoßstange…“
Nach kurzer Zeit fährt uns das Boot wieder hinaus ans Licht. Der Temperaturunterschied ist enorm, denn im Vergleich zu den draußen herrschenden dreißig Grad sind es drinnen angenehm kühle sieben- bis acht Grad. Eine willkommene Erfrischung in der Hitze des Tages.
Wer sich für die Geschichte, Erforschung und Geologie der Wimsener Höhle interessiert, kann sich die Dauerausstellung in den Räumen der Wimsener Mühle anschauen. Hier wird der Besucher mit weiteren Details versorgt wie der Verwendung der Höhle in der Bronzezeit oder der Knochenfunde und Grabbeigaben, die drinnen entdeckt wurden. Die Höhle war einige Zeit lang bis in die Tiefen begehbar, daher haben sich Stalaktiten und Stalagmiten an Decke und Boden gebildet, die nun unter Wasser bestaunt werden können.
Das Hintergrundwissen ist spannend, doch der Ausflug eher kurz. So kommt es, dass manch ein Besucher leicht enttäuscht ist ob dessen, was da geboten wird. Doch man kann bei einer Wanderung durch das schöne Glastal oder einen Besuch der anliegenden Gaststätte (die übrigens eine Spitzenküche bietet) durchaus eine schöne Zeit hier verbringen. Und obwohl sich die Kürze der Bootsfahrt bereits herumgesprochen haben muss, reißt der Besucherstrom nicht ab. Daher kann ich nur raten, die Tickets im Voraus online zu buchen. Hier könnt ihr eine Wunsch-Uhrzeit reservieren und es erspart euch vor allem an den Wochenenden die lange Wartezeit.
Wir lassen den Ausflug bei einem fabelhaften, hausgemachten Nachtisch ausklingen.
Quelle: germancavediving.de, wikipedia
dem Beitrag nach hat es Spaß gemacht und das ist wichtig !! Ich fand es einfach zu kurz und dafür ewig anstehen ist es meiner Meinung nach nicht wert !!! Also ihr habt sie besucht und alles ist gut !
Online buchen heißt das Zauberwort 😉 beim ersten Mal war es bei uns auch der totale Reinfall, wir hätten eine Wartezeit von drei Stunden gehabt. So waren wir als erste da und haben nicht warten müssen. Das Lautertal und die Umgebung sind auch sehr schön, man kann dort viel unternehmen.
Lg Kasia