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The Corona Hair Story

„Wow. Das ist ja eine totale Typveränderung.“ Schreibt mir meine Freundin zurück und fügt ein älteres Foto hinzu. Auf diesem älteren Foto schaut mir eine langhaarige Blondine entgegen, die mit der Rothaarigen im Spiegel nichts mehr gemein hat. Ich grinse, denn ich fühle mich wie ein völlig neuer Mensch. Was soll ich sagen – die Corona-Langweile hat zugeschlagen…

Mein letzter Kurzhaarschnitt war schon einige Zeit her. Nach langen Jahren hatte ich meine Haare soweit, sie fielen mir mit einem sanften Geräusch, das nur für meine Ohren bestimmt war, auf dem Rücken und kitzelten schön die Hüfte. Und als mir die ersten Menschen bereits sagten: hey, du hast jetzt eine schöne Länge; dann, ja, dann kam die Schere zum Einsatz.

Was so gar nicht geplant war. Ich würde sagen, die wochenlange Zeit zu Hause ist schuld. Ja, wirklich. Corona macht etwas mit einem. In meinem Fall – man hat zu viel Zeit, sich Gedanken über Sinn und Unsinn des Lebens zu machen. In meinem Fall über Unsinn. So entstand mit meiner Freundin bei Kaffee und Tiramisu die Idee. Angefixt hat mich meine Freundin, die bei uns im Haus lebt. Sie wollte einen Farbwechsel, traute sich aber nicht. Sanftes rot hätte sie gern gehabt. Ihre Premiere war der Tag, als ich ihr zum ersten Mal in ihrem Leben die Haare färbte.

Dann kam ich mit einer neuen Farbpackung nach Hause.

Es war nicht geplant. Es kam einfach über mich, zwischen Mundschutz und Desinfektionsspray in DM. Ich hielt die Packung Farbe in meiner Hand und wusste, es gibt kein Zurück mehr. Sonst würde ich mich immer fragen, wie es wohl gewesen wäre. Lieber ein misslungenes Experiment als dieses ständig nagende Gefühl, sich nicht getraut zu haben.

Dann war die Farbe drauf. Von Blond zu sanftem Rot. Zwischen lauter oh’s und ah’s war meine Mutter ganz entsetzt. „Du siehst aus wie ein völlig anderer Mensch. Es passt nicht zu dir.“

Mütter.

Dann wurden die Haare kürzer. Nein, fragt nicht. Es war ein Corona-Haarschnitt, alleine im Bad mit einer Schere. Schnippel, schnippel, einmal um den Kopf herum. Nein, fragt mich nicht, wie man da gerade schneiden kann. Man kann es nicht… Noch ein paar Schnitte, ab sind die Längen und schon halte ich dicke Strähnen in der Hand. Hm, schade. Ich hatte mich an das Kitzeln am Rücken gewöhnt.

Eine zweite Packung Farbe. Irgendwie hatte die erste nicht gegriffen. Aus der zweiten Sitzung im Bad kam ich mit einem kräftigen Rot heraus. Das Haar wurde noch etwas kürzer und ging jetzt in Richtung Bob. Hm, mal sehen, da lässt sich noch was machen. In der Zwischenzeit weinte meine Freundin meinen langen Haaren hinterher. Die andere Freundin, die mich erst auf die Idee mit dem Färben brachte, fand es toll.

Überrascht hat mich bei alldem Stefan. Normalerweise konnte das Haar nicht lang genug sein. Männer eben. Nun schaut er mich an mit meiner neuen Haarfarbe und meint: „Noch etwas kürzer würde dir stehen. So bis zum Kinn.“

Waaas…?

Dann kam der schicksalhafte Tag, der erste Friseurbesuch seit Corona (by the way, wird es eigentlich eine neue Zeitrechnung geben? Vor Corona – nach Corona? So wie „Kreidezeit“? „Bronzezeit“? „Jesu Geburt“?). Also, der erste Friseurbesuch anno Corona, mit mir als einzigen Kundin im Raum und einem Mundschutz, der voller feiner, abgeschnittener Haarschnipsel war und den ich trotzdem nicht abnehmen dürfte. Die Top-Stylistin sah irritiert auf mein selbst geschnittenes Meisterwerk herunter. Sie runzelte die Stirn und wollte schon fragen, wer es geschnitten hat. Nun, die Friseure hatten alle zu; was denken Sie, Madame? Dies ist ein Corona-Haarschnitt!

Sie hat ihre Arbeit sehr gut gemacht und dabei kam ein zwanziger Jahre Bob heraus. Die Haarlängen enden an meinem Nacken. Da ist nichts mehr mit fröhlichem Wehen im Wind. Daran muss ich mich erst gewöhnen.

Nun gehört die langhaarige Blondine endgültig der Vergangenheit an. Das Kurze gefällt mir. Ich glaube, ich behalte es eine Weile so bei. Auf etwaige Bemerkungen habe ich schon die passende Antwort parat: Hey, ich kann doch nicht mein Leben lang mit derselben Frisur herumlaufen…

Nein, wirklich. Ich bin auch nicht mein Leben lang derselbe Mensch. Es geht nicht darum, was einem vielleicht einen Tick besser oder weniger gut steht (wobei hier sich wieder die Geister scheiden…), es geht darum sich immer wieder neu zu erfinden. Wie Lady Gaga, nur ohne Kleider aus Fleisch. Wie Madonna. Nur ohne dass ich singen könnte (nein, wirklich, ihr wollt mich nicht singen hören…). Jeder Mensch hat viele Facetten seiner Persönlichkeit in sich. Durch solche Veränderungen kann ich einige davon zeigen.

Für diejenigen, die es wissen wollen (und ja, ich weiß, die Fragen werden kommen…): Stefan findet es toll.

Ich habe auch meiner Mutter ein Foto von der neuen Kasia geschickt.

Sie hat diesmal gar nicht erst geantwortet… 🙂

Die Ausgangssituation
So lang waren sie schon, die Haare…
Veränderung Nr 1: ein netter Rotstich
Dann kam die Schere. Für einige in meinem Umfeld nur schwer zu ertragen… 😉
Rot und kürzer. Aber das ist noch nicht das Ende.
Noch etwas kürzer. Corona macht kreativ.
DAS ist das Ende: ein zwanziger Jahre Bob.

 

Und was hat sich bei dir während Corona geändert? Welche seltsamen Dinge hast du vor lauter Langeweile gemacht?

Kasia

Hi, ich bin Kasia, die Stimme von "windrose.rocks" :-)
Treibt Dich die Frage um, was sich denn alles jenseits der heimischen Couch verbirgt, bist Du rastlos und neugierig wie ich und spürst den Drang in Dir, in die Welt hinaus zu gehen? Dann tue es! Ich nehme Dich mit auf meine Reisen und lasse Dich hautnah das Unterwegs sein miterleben - in all seinen Facetten. Lass Dich inspirieren, komm mit mir und warte nicht länger, denn... die Welt ist so groß und wir sind so klein, und es gibt noch so viel zu sehen!

Die Welt wartet auf uns.

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2 Kommentare

  1. amina61 sagt:

    Liebe Kasia,
    einfach witzig zu lesen. Ich mag deinen Schreibstil, du kannst einfach schreiben.

    Der Schnitt und vor allem die Haarfarbe steht dir. Erinnert mich ein bisschen an Phryne Fisher aus Miss Fishers Murder Mysteries, die immer die Mordfälle löst, nur in einer anderen Farbe. Die Dame lebt in den 20er Jahren in Melbourne und ist immer sehr schick. Falls du sie nicht kennst, einfach mal googlen. Ich liebe diese Serie aber nur mit der alten Miss Fisher, da gibt es jetzt eine neue.

    Derweil werden meine Haare immer länger. Die meiste Zeit färbe ich selbst. Ich glaub ich war im November zum letzten Mal beim Friseur. Langsam wird es zottelig. Vielleicht kommt auch der innere Teil des Hippies aus mir raus. Wer weiß?

    Liebe Grüße
    Renate

    1. Hallo liebe Renate,

      heute sind wir mit dem Motorrad bei dir in der Gegend vorbeigefahren (Boppard war das, richtig?) Ich werde die werte Frau Fisher mal googeln, aber ja, der 20 Jahre Stil sollte es sein, schön, dass es geklappt hat. Ich färbe auch selbst und bisher habe ich meine Haare selbst geschnitten, bei langen Haaren geht das relativ einfach. Momentan bleiben sie erst einmal kurz.

      Danke für das Kompliment wegen dem Schreibstil, es freut mich, dass du meine Beiträge gerne liest. Ab und zu was Unterhaltsames wie einfaches Geplänkel zum Thema Frisur darf es schon sein 😉 Ich lese deine Beiträge auch gerne.

      Liebe Grüße
      Kasia

Was brennt dir auf der Zunge? ;-)

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