Ich schalte eine Lampe an. Nichts. Ich meine – ja, sie leuchtet, doch das Licht wird sofort verschluckt, verliert sich in der Schwärze. Eine zweite Lampe. Noch immer nichts bis auf zwei nunmehr leuchtende Glühbirnen. Die Deckenbeleuchtung lässt schließlich den Kopf und die undurchdringlich fixierenden Augen eines schwarzen Panthers an der Wand auftauchen. Meine Bewegungen sind langsam und entschleunigt. Wer hätte gedacht, das Schwarz so beruhigend sein kann…
Unbeauftragte Werbung
„Black is not sad, Black is poetic.
Bright colours are what depress me. They’re so… empty.
How do you imagine a poet? In a bright yellow jacket?
Probably not.“
Das ist der offizielle Begrüßungsslogan des Black Hotels, der mir an einem der Tische ins Auge fällt. Und tatsächlich hat mich die Farbe Schwarz (oder das Fehlen von Farben, wenn man so will) noch nie mit Traurigkeit erfüllt, im Gegenteil. Manchmal sind Farben erdrückend. Manchmal verleiht die Schwärze Tiefe. Genau so wie jetzt. Es verschluckt alles Licht. Als würde ich schlafwandeln. Und in der Luft hält sich hartnäckig ein subtiles Parfüm, ein Duft von der Sorte, zu der schwarzlila Flacons passen würden.
Das Konzept scheint neu, jedenfalls ist es mir so noch nicht begegnet. Das Black Hotels ist kein Hostel, es ist ein Hotel im normalpreisigen Segment; ich bezahle für eine Nacht mit Frühstück rund 75 Euro. „Sie bekommen ein Upgrade.“ Sagt der Rezeptionist, als er erfährt, dass ich zum ersten Mal hier bin.
Ich bin nicht als Blogger hier. Aber trotzdem beruflich, in meiner Tätigkeit als Außendienstlerin. Die oft unvermeidlichen Übernachtungen versuche ich mir dadurch zu verschönern, indem ich auf außergewöhnliche Hotels zurück greife, die ein völlig neues Erlebnis bieten. Und über die ich später schreiben kann.
Deshalb: Ja, der Beitrag enthält Werbung. Nein, die Werbung ist weder beauftragt noch bezahlt noch erhoffe ich mir irgendwelche Vorteile davon. Und auch das Upgrade hat nichts mit dem Blog zu tun.
Warum schreibe ich also darüber?
Weil ich das Hotel geil fand. Aber genug vom Spoiler- Alarm, nochmal auf Anfang.
Schon der Eingang ist in schwarzblau gestaltet. Sehr stylisch und modern. In der Lobby steht ein Klavier und an der Rezeption lenkt die Candybar meine Aufmerksamkeit auf sich. Sofort mache ich mich an den großen Gläsern zu schaffen und provoziere dadurch das Grinsen des Rezeptionisten. „Möchten Sie etwas zu trinken dazu?“ Fragt er. „Tee, Kaffee, Cappuccino?“ Ja, das gibt es hier alles zur Begrüßung. Einfach so.
„Es gibt so viele Hotels; wir möchten uns von allen anderen abheben.“ Sagt er. „Und es sind oft die Kleinigkeiten, die den Unterschied machen. Wie die Candy-Bar. Oder die Kaffeemaschine auf dem Zimmer.“
Ja, da hat er Recht. Es sind wirklich oft die kleinen Dinge, die einem Gast den Aufenthalt versüßen. Ich weiß, wovon ich spreche.
„Schauen Sie sich oben auf Ihrem Zimmer um, lassen sie alles auf sich wirken. So eine Atmosphäre kann nach Feierabend sehr beruhigend sein.“ So ist das Konzept des Black Hotels vor allem auf Berufsreisende und Pendler ausgerichtet; es gibt auch die Möglichkeit, die Zimmer stundenweise zu mieten. „Dieses Angebot wird oft von Reisenden genutzt, die mehrere Stunden Aufenthalt zwischen zwei Zugverbindungen haben.“
Ein Aufzug bringt mich nach oben. Das Zimmer ist super modern, alles funktioniert über Touch-Kontakt. Die Kaffeemaschine ist eine Nespresso Kapselmaschine, was ein bisschen schade ist – und was ein Grund ist, weshalb ich sie nicht nutze. Doch die Pflegeprodukte im Bad sind alle Fairtrade, was mir wiederum gefällt. Die Toilettenbrille ist quadratisch. Das ist seltsam.
Das Zimmer versinkt im Schwarz, die einzigen hellen Zonen sind das weiße Bett und die Decke. So wirkt das Dunkel beruhigend, aber nicht erdrückend. Ich mache ein paar Bilder mit dem Selbstauslöser, spiele ein wenig mit den Lichteffekten.
Das mit den Bildern ist immer eine lustige Geschichte, vor allem wenn man alleine ist. Das romantisch besinnliche Titelbild. Die Entstehung muss man sich so vorstellen: Bloggerin platziert das Smartphone. Möglichst so, dass es den richtigen Aufnahmewinkel trifft. Bloggerin stellt den Selbstauslöser ein – 10 Sekunden. Bloggerin hopst zügig auf den Sessel, drapiert sich in nachdenklicher Pose, wartet. Sind die zehn Sekunden schon rum? Bloggerin krabbelt vom Sessel, robbt zum Handy und begutachtet das Resultat. Das Ganze dann so acht- bis zehn Mal. Instagram freut sich.
Doch sehr schnell merke ich, wie ich müde werde. Die Dunkelheit zeigt Wirkung. Mein Melatoninspiegel steigt und das Land der Träume ruft. Am nächsten Morgen schalte ich alle Lichter ein. Doch trotz alledem will es nicht wirklich hell werden. Die Lampen brennen, doch die Schwärze schluckt das Licht wie ein großes, schwarzes Loch. Das, was ich am Abend so heilsam und erholsam fand, wirkt nun wie ein Netz, das mich im Land der Träume festhalten will.
Auch als ich draußen durch die Gänge laufe, fühle ich mich wie in einem dieser Filme, wo den ganzen Film über nur lange, dunkle Korridore zu sehen sind und ab und zu ein Monster oder Massenmörder mit einer Kettensäge auftaucht.
Nicht falsch verstehen, ich mag Kettensägen. Und Monster.
Nur im Bad, unter der Dusche, da werde ich erst munter. Was vermutlich daran liegt, dass das Bad als einziger Raum weiße Wände und eine gleißende Beleuchtung hat.
Aufpassen muss ich, um nichts im Zimmer zu vergessen. Meine schwarzen Schuhe verschmelzen mit der Wand. Mein Smartphone, mein Laptop und das I-Pad verschmelzen mit den schwarzen Oberflächen. Die Ladekabel ebenso. Ich drapiere meinen Kram auf dem weißen Bett um mich herum.
Die Bar vom Vorabend wurde zur Frühstücksbar umfunktioniert. Die blauen Lampions obendrüber verstärken den einzigartigen Eindruck. Ein bisschen wirkt das Ganze ja wie ein Club nach einer Party. Die Musik, die aus den Lautsprechern rieselt, entspannt und sorgt für Atmosphäre. Einen Vorteil hat die dunkle Einrichtung ja – ich bin tiefenentspannt, als ich das Hotel verlasse. Heute wird mich nur wenig aus der Ruhe bringen können…
Mit diesem Beitrag nehme ich an Tanjas Blogparade teil: „Ungewöhnliche Übernachtungsmöglichkeiten in Deutschland“ auf Spaness Blog. Tanja hat eine interaktive Karte mit Übernachtungstipps in ganz Deutschland angelegt; klickt man auf die Buttons, gelangt man zu den jeweiligen Berichten. Eine schöne Idee, um sich inspirieren zu lassen.
Das sieht mal richtig interessant aus ! Hotels gibt es viele und man muss sich schon was besonderes einfallen lassen um Gäste zu locken. In diesem Fall würde ich hier auch übernachten schon mal aus Neugier ! Schwarz ist eh eine Frage die ich mag ! Auf dem 4. Foto steht vor der Türe auch was ganz feines ! Ich kann nur die Marke nicht erkennen ! Der Preis ist übrigens angebracht für Deutschlands ehemalige Hauptstadt !!!
Du meinst vermutlich die Nespresso Kaffeemaschine? 🙂
Es war eine sehr interessante Erfahrung. Die Farbe Schwarz in der Umgebung wirkt sehr beruhigend. Sie bietet einen tollen Rahmen für alle anderen Gegenstände, die dann umso besser zum Vorschein kommen. Man muss nur aufpassen, dass man sein Handy und die Ladekabel nicht vergisst 🙂