Europa, Irland

Bitte nicht füttern – Die „wilden“ Hirsche im Phoenix-Park

Langsam und vorsichtig nähere ich mich den Tieren, die Schutz in einem der vielen Baumhaine gesucht haben. Einige Hirsche sitzen gemütlich im Gras, zwei oder drei halten aufmerksam Wache. Aus einer anderen Richtung nähert sich auch ein Pärchen. Nicht so nah dran, denke ich mir, als ich sehe, dass beide jegliche Distanz zwischen sich und den Tieren zu überwinden suchen. Und dann hat die Frau noch eine Karotte in der Hand. Warte, die wird doch nicht etwa…

Der Phoenix-Park

Es ist windig, es ist kalt und ich bin müde. Erschöpft setze ich mich auf eine Parkbank und esse mein Sushi to go auf. Aus bewölktem, schweren Himmel ist feiner Nieselregen entstanden, zu wenig noch, um den Schirm zu holen, doch genug, um alles um mich herum in eine feuchte, ungemütliche Landschaft zu verwandeln. Meine Schuhe weichen durch, während ich durch das Gras im Park streife. Und auch jetzt, während ich sitze – die Bank ist nass.

Der Phoenix-Park ist riesig, es ist der größte Park in Dublin, bestehend aus ganz viel Grassflächen, einigen Hainen, die im freien Feld verteilt sind und ein paar Häusern; auch ein kleines Schloss, das Ashtown-Castle soll es hier irgendwo geben. Der Park ist drei Kilometer nordwestlich vom Stadtzentrum gelegen. Er hat eine Fläche von rund 7 km² und kann durch ein mächtiges Tor werden.

Oder durch einen seiner Seiteneingänge, die in die elf Kilometer lange Mauer eingelassen sind. Ja, der Park kann mit dem Auto befahren werden, allerdings gibt es Geschwindigkeitsbeschränkungen – wegen der Hirsche. Und auch Hunde sollten nicht von der Leine gelassen werden.

Hier und da kommt mir ein Hundebesitzer entgegen. Während ich so über die weite, offene Fläche blicke, die nur ab und zu von einer Baumgruppe unterbrochen wird, frage ich mich, wo es hier wild lebende Hirsche geben soll. Es scheint alles so getrimmt zu sein – doch ich habe von den Hirschen gelesen und ich würde meine müden Knochen so lange durch den nassen Park schleifen, bis ich sie gefunden habe. Außer der seit langem angekündigte Orkansturm kommt mir zuvor – dann heißt es: nix wie weg, nicht dass mir noch ein Baum auf den Kopf fällt. Ach diese gestriegelten Pars im englischen Stil – da fehlt mir irgendwie das Natürliche, Wilde, das Ungeordnete.

Innerhalb des Parks befindet sich die Residenz des irischen Präsidenten sowie des US-Botschafters und auch eine Polizeistation ist vorhanden. Es gibt Sportplätze und den Dubliner Zoo auf dem Gelände, es gibt im Sommer Openair-Konzerte und einen Bus- Shuttle. Geschichtlich interessant ist sicher die ehemalige militärische Festung Magazine Fort, die sich im südöstlichen Teil des Parks befindet, sie war eine Zeit lang militärische Station der englischen Armee und ist zum Symbol der Besatzungszeit geworden. Genug Unterhaltung also, um bei gutem Wetter auch mal mehr Zeit hier einzuplanen. Ich freilich will die Hirsche sehen.

Die Chancen stehen fünfzig zu fünfzig, dass ich auf dem riesengroßen Gelände ausgerechnet beim ersten Mal über die Tiere stolpere, ohne den gesamten Park ablaufen zu müssen und ich habe wenig Hoffnung – doch genauso passiert es. Eine Gruppe Hirsche läuft auf einen Hain zu und lässt sich zwischen den Bäumen nieder. Nix wie hin.

Langsam nähere ich mich den Tieren – ich will ja schließlich das Rudel nicht verschrecken. Doch dass sie so zahm sind, dass sie sogar aus der Hand essen, weiß ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Aus einer anderen Richtung nähert sich ein Pärchen. Nachdem ich mich den Tieren auf etwa zweihundert Meter genähert habe, bleibe ich stehen, doch das Pärchen geht unbeirrt weiter, Karotten in den Händen. Ein bisschen komme ich mir vor wie im falschen Film, als beide die Tiere zu füttern beginnen.

Ja, Tiere füttern in Parks ist verboten und Schilder weisen darauf hin, doch es scheint sich hier niemand daran zu halten. Und auch ich bin hin und her gerissen – ich bin der Meinung, dass man wild lebende Tiere in Ruhe lassen sollte, doch schließlich komme auch ich näher, denn auf diese Weise kann ich gute Bilder machen. Und ich frage mich auch, inwieweit man in einem städtischen Park von „wild lebend“ sprechen kann.

Als das Pärchen schließlich gegangen ist, bleibe ich noch kurz stehen und bewundere die Tiere, die so ganz ohne Scheu da stehen und im Schatten der Bäume chillen. Noch nie habe ich Dammwild aus solcher Nähe gesehen. Außer im Zoo – aber das zählt nicht.

Und sehe da, schon kommt eine Familie mit kleinen Kindern angewackelt, alle mit Karotten bewaffnet. Na, dann werde ich die Hirschlein mal in Ruhe lassen – die Besuchszeit scheint noch längst nicht vorbei zu sein…

 

Hungry Tree

Hungry Tree, der „hungrige Baum“. Der Name ist Programm und ich denke, man kann deutlich sehen, woher die Bezeichnung dieser Sehenswürdigkeit kommt.

Was so spektakulär auf Bildern aussieht, war in Wirklichkeit den langen Marsch nicht wert. Der Hungry Tree befindet sich auf dem Gelände der Kings Inn Universität außerhalb vom Stadtzentrum. Es handelt sich dabei um eine 80 Jahre alte Platane, die, naja, sozusagen eine Parkbank „frisst“ – der Baum hat während seines Wachstums den Rückteil der Bank umschlossen.

Dieses Phänomen ist nichts Ungewöhnliches, nur in der Form wie hier gegeben wirkt es eben, als würde die Bank in einem großen „Mund“ verschwinden. Ich warte auf die ersten Legenden, die irgendwann beginnen werden, sich um den Baum zu ranken, doch im Moment habe ich von einer solchen noch nichts gehört. Schade. Vielleicht in ein paar Jahren, etwa in der Art: verzauberter Baum hat Harry Potter verschluckt.

Oder so ähnlich…

Was soll ich sagen: guckt es euch an, nur wenn ihr wirklich in der Nähe seid, es ist nichts Besonderes, wirklich nicht. Ist halt ein Baum, der eine Bank frisst. Mehr nicht. Du bist da, machst ein Foto, fertig. Der Baum ist auch ganz ungefährlich, man kann sich ruhig nähern. Ich saß sogar auf dieser Bank – und wurde nicht gefressen.

Also, alles easy…

Selfie, ich am hungrigem Baum

 

Ned O’Sheas Pub

Ich esse im Ned O’Sheas zu Abend – fettig und ungesund, garniert mit einem schönen, schaumigen Guiness.

Die Fish & Chips im O’Sheas sollen preisgekrönt sein, es wäre auf jeden Fall eine Alternative zum sehr bekannten, doch meiner Meinung nach überbewertetem Leo Burdock im Temple District. Doch das O’Sheas Steakbrötchen kann ich nicht empfehlen – das Fleisch ließ sich nicht beißen, es ließ sich kaum schneiden. Doch die Pommes – die Pommes sind der Wahnsinn.

Beim nächsten Mal werde ich testen, wie Fish & Chips hier so schmeckt…

 

Bachelors Inn

„Bachelors Inn“ – me out, dachte ich noch am ersten Tag, als ich daran vorbei ging und mir fragwürdige Sendungen gleichen Namens durch den Kopf gingen. Doch nun, auf dem Weg zurück ins Hostel, bleibe ich stehen, denn was mich lockt, das ist die Live-Musik, die durch die Tür nach draußen dringt.

Da drin scheinen die Leute eine Menge Spaß zu haben, doch ich stehe wohl noch volle fünf Minuten davor, ehe ich mich hinein traue. Ein Musiker hat seine Gitarre ausgebreitet und spielt, während ihm Gäste ihre Musikwünsche entgegen rufen. Es wird gelacht und der Barmann mit dem unbewegtem
Gesicht bringt mir ein Gin Tonic. So kann ein Abend ausklingen, denke ich, während ich an meinem Drink nippe. Gemütlich an einer Bar versacken. Ja, nach einem langen Tag tut das richtig gut. Ich glaube, ich habe meinen Lieblingspub gefunden…

Lichter spiegeln sich im Wasser der Liffey, während ich auf der schön verschnörkelten Ha’Penny Bridge stehe. Der Abend beginnt gerade erst und für viele Touristen beginnt somit just in diesem Moment ihr Tag. Sie werden sich ins Nachtleben der Stadt stürzen, von Pub zu Pub durch den Temple District ziehen und irgendwann weit nach Mitternacht erst zurück ins Hostel kommen.

Ich habe gehört, dass obwohl die Sperrstunde in Irland abgeschafft worden war, sich viele Pubs noch immer daran hielten, doch ich teste das heute nicht aus. Ich werde wohl eine der ersten sein, die zurück im Hostel ins weiche Bett kriecht, frei nach dem Motto: woran merkst du, dass du älter wirst? Während die anderen erst ausgehen, ist für dich wieder Schlafenszeit…

Noch ein paar Eindrücke vom heutigen Tag:

Kasia

Hi, ich bin Kasia, die Stimme von "windrose.rocks" :-)
Treibt Dich die Frage um, was sich denn alles jenseits der heimischen Couch verbirgt, bist Du rastlos und neugierig wie ich und spürst den Drang in Dir, in die Welt hinaus zu gehen? Dann tue es! Ich nehme Dich mit auf meine Reisen und lasse Dich hautnah das Unterwegs sein miterleben - in all seinen Facetten. Lass Dich inspirieren, komm mit mir und warte nicht länger, denn... die Welt ist so groß und wir sind so klein, und es gibt noch so viel zu sehen!

Die Welt wartet auf uns.

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