Afrika, Namibia

Pumba – Das Etosha Camp

Das Etosha-Camp ist eine Ansammlung kleiner Häuschen inmitten von Wüstenvegetation. Das Haupthaus mit der Rezeption ist ein reiner Souvenirshop, in dem man alles erstehen kann, von Postkarten über T-Shirts bis hin zu Pflegemitteln der Himba-Frauen. Der Zimmerschlüssel hängt an einer handgeschnitzten, faustgroßen Eule aus Holz – verlieren unmöglich, in die Hosentasche stecken auch.

Als ich von außen das kleine Häuschen sehe, in dem wir die Nacht verbringen werden, stufe ich die Lodge zunächst als nicht besonders ansprechend ein. Doch sobald wir die Türen öffnen, relativiere ic schnell meine Meinung, denn das Innere ist stylisch eingerichtet. Kühles Grau wechselt sich mit orangenen, warmen Akzenten ab und die Dusche sieht aus wie ein Elefant, der aus seinem Rüssel Wasser auf seinen Körper spritzt.

Erledigt lasse ich mich ins Bett fallen. Die letzten Tage der Reise sind wir jeden Tag von einer Unterkunft zur nächsten gepilgert, von einem Ort zum anderen. Ich beginne, die Reise als sehr anstrengend zu empfinden, gepaart mit einer stetigen Bewegungslosigkeit im Auto, mit Stunde um Stunde abgesessener Zeit. Ich habe das Bedürfnis, mich zu bewegen, zu laufen, zu rennen – am liebsten die Wände hoch.

Ich nötige Stefan dazu, mit mir joggen zu gehen. Und das klappt tatsächlich wie oben beschrieben: Ich jogge, Stefan geht. Manchmal jogge ich um ihn herum, manchmal laufe ich ein Stück vor und dann zurück. Stefan schreitet indessen gemächlich vor sich hin. Als die Temperaturen gen Abend abklingen und die Hitze verfliegt, zwitschern wir los. Ich merke sofort, wie gut mir das Laufen tut, wie sich Muskeln und Sehnen endlich wieder auf den Zweck ihrer Existenz besinnen.

Wir bewegen uns an den Häuschen vorbei bis in den hinteren Teil der umzäunten Anlage, wo sich auch die Zelt- und Campingplätze der Etosha-Lodge befinden. An einer Abzweigung zu einem solchen Zeltplatz bleibt Stefan interessiert stehen.

Ich, die ich inzwischen vorweg gelaufen bin, trabe zurück, während er mich stumm zu sich winkt. Entweder hat irgend etwas seine Aufmerksamkeit auf sich gelenkt oder, was ich für wahrscheinlicher halte, der Kerl will sich einfach nur vor dem Weiterlaufen drücken und wird nun mit einer Belanglosigkeit versuchen, den Weitermarsch zu verzögern; aber nicht mit mir. Ich hoffe, es ist mindestens ein Löwe, den du da siehst, schießt mir durch den Kopf, während ich wieder bei ihm stehe und gerade den Mund aufmache. Doch anstatt etwas zu sagen, folgen meine Augen seinem ausgestreckten Finger.

Mein Blick wandert hektisch über den Campingplatz umher, streift die Menschen, den grünen Rasen, bleibt auf dem Rasen an etwas großem, grauen hängen, das da nicht hingehört. Ein ausgewachsenes Warzenschwein steht in aller Seelenruhe da und frisst.

Gemütlich wie in einem Lokal knabbert Pumba vernehmlich am saftigen, grünen Rasen, unbeeindruckt von den Menschen, die sich in einer respektablen Entfernung um es versammelt haben. Leise schleiche ich mich Schritt für Schritt vor, bis ich nur  noch circa fünf- bis sechs Meter von dem Tier entfernt bin. Stefan, der weit hinter mit geblieben ist, schleicht nun langsam näher, doch seinem Gesichtsausdruck entnehme ich, dass er sich wohler fühlt mit ein paar Metern mehr an Abstand zwischen ihm und dem possierlichen Tierchen; am liebsten mit einem Zaun dazwischen.

Viele Menschen um mich herum fotografieren oder filmen. „Say hello to Pumba!“ Sage ich vergnügt; der ältere Mann, der neben mir vor seinem Zelt steht, grinst.

Eine interessante Symbiose haben Warzenschweine mit afrikanischen Mangusten geschlossen, auch Mungo genannt. Die kleinen, possierlichen Tierchen mit den charakteristischen, hellen Streifen auf dem Rücken bilden sozusagen die Wellness-Truppe der Pumbas.
Denn was macht man, wenn das Ungeziefer im Fellkleid zwickt und juckt und man selber nicht dran kommt? Ganz einfach: Man lässt andere die Arbeit erledigen. Und so toben die kleinen Mungos fröhlich auf dem Rücken der Warzenschweine herum und lassen sich den Pelz säubern und für die Mungos kommt für ihre Arbeit eine leckere Mahlzeit rum.

Mungos bei der Nahrungsaufnahme

Irgendwann, als alle ihre Bilder geschossen und ihre Aufnahmen gemacht haben, kehrt wieder so etwas wie Alltag ein. Das Schwein frisst unbeeindruckt weiter, während sich die Menschen wieder ihren Alltagsbeschäftigungen widmen. Auch wir entfernen uns und laufen weiter den Kiesweg entlang. Stefan schlendert gemütlich vor sich hin, ich tripple vor ihm her und um ihn herum wie ein Hündchen und halten nach weiteren Warzenschweinen Ausschau. Wahrscheinlich wäre ich sogar dazu bereit, wie ein Collier im Dickicht zu verschwinden, sobald ich ihrer ansichtig würde, wer weiß. Die Sonne geht rot hinter einem ausgedörrten Strauch unter. Doch uns begegnen an diesem Abend keine Tiere mehr.

Als wir denselben Weg wieder zurück laufen, ist Pumba immer noch am Fressen.

Inzwischen ist es dunkel geworden. Vom hell erleuchteten Haupthaus dringen Stimmen und erstaunlicherweise Countrymusik zu uns herüber, die hier, mitten in Afrika, eine Wild-wild-west-Romantik aufkommen lässt. Das gedämpfte Stimmengewirr wird lauter, als wir die Rezeption erreichen. Das kann nur eines bedeuten – das Abendbuffet ist eröffnet.

Wir durchqueren den Souvenirladen, an der Rezeption vorbei und zum Innenhof voller gedeckter Tische und zufriedener Gäste. Eine Band aus drei alten Männern spielt Ukulele und singt dazu diese nostalgischen Country-Lieder; die Augenpaare der Gäste sind auf sie gerichtet. Es herrscht ein lebhaftes Gewirr aus Unterhaltung, Musik und dem Geklapper von Tellern und Besteck.

Als ich später, vom Wein besäuselt, alleine zu unserem Häuschen laufe (Stefan habe ich im Souvenirshop gelassen, wo er versucht, mit dem spärlich vorhandenen Wlan seine Schwester Mareike zu erreichen), bleibe ich auf dem Kiesweg stehen und schaue zu den Sternen hoch. Dann drehe ich mich um, sehe zum Haupthaus zurück. Sind es etwa Augen, die dort unten im Dickicht nahe des Weges leuchten? Ich laufe zwei- bis drei Schritte rückwärts, versuche, den Winkel zu verändern. Jip, es sind tatsächlich Augen. Und sie leuchten immer noch. Und das Helle drumherum könnte der zugehörige Kopf sein.

Na, das muss nichts heißen, denke ich mir; die Lodge hat auch einiges an herumstreifenden Hauskatzen anzubieten.

Zufrieden tripple ich weiter zu unserem Häuschen.

Start:            Huab Lodge, Kamanjab 
Ziel:              Etosha Safari Camp 
                     (S 19°58’19.995″E 14°45’40.510″)
Distanz:       287,5 km
Reisezeit:     3,08 Stunden

Kasia

Hi, ich bin Kasia, die Stimme von "windrose.rocks" :-)
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