Es ist kein Geheimnis, dass ich nicht an ihnen vorbei gehen kann. Globusse, Weltkarten; sie alle ziehen mich magisch an und die Liste der Orte, die ich unbedingt noch dieses/nächstes Jahr gesehen haben muss, wächst von Jahr zu Jahr. Immerzu stehe ich da und fahre mit dem Finger die Route zu meinen Zielen entlang, bin fasziniert ob der riesigen Entfernungen und schockiert darüber, wie klein ich mich dabei fühle. Und mit Google Earth zu surfen, damit könnte ich ganze Tage verbringen.
Ja, so eine Weltkarte lehrt einen Demut. Unsere Erde ist an sich schon nur ein Staubkorn im Universum, wenn ich auf Google Maps etwas suche und von oben die riesigen Ausmaße sehe, die Entfernungen zwischen den einzelnen Ländern, die aus dieser Perspektive auch wieder klein aussehen, da verschlägt es mir die Sprache, stockt mir der Atem. Was, frage ich mich in solchen Momenten – was können wir denn schon auf unserer Erde sein? Wenn das Universum irgendwo endet und dort ein neues beginnt (Spekulationen darüber gibt es schon länger in Fachkreisen), welche Bedeutung räumen wir uns in unserem unermesslichen Übermut denn da ein? Ist denn unsere Welt, wie wir sie kennen, nicht doch nur ein Wassertropfen, den wir besiedeln? Und ist für die Mikrobe unter unserem Mikroskop nicht etwa der Wassertropfen, in dem sie schwimmt, ihr Universum? Wie kann ein Bakterium jemals die Größe unserer Erde erfassen? Wie kann ein Mensch jemals die Weite des Alls erfassen?
Ja, ich glaube, dass da noch mehr ist – noch viel mehr. Dass das Geheimnis so weit reicht wie wir es uns nicht in unseren kühnsten Träumen vorstellen können. Bleiben wir also auf der Erde, diesem wunderschönen Geschenk, bevor all die Gedanken mein Hirn und meine Vorstellungskraft sprengen.
Allein schon die Größe der Vereinigten Staaten lässt mich staunen, ihre Weitläufigkeit, ihre landschaftliche und kulturelle Vielfalt, die Einwanderer aus allen Richtungen der Erde dem Land gegeben haben. Um dieses eine Land wirklich kennenzulernen, bräuchte man Jahre.
Ich bin ja, muss ich gestehen, ein riesiger Europa-Fan.
Europa ist toll: alt, voller Geschichte und kultureller Schätze. In Europa begann alles, bevor wir in die Welt ausschwärmten und begannen, sie zu kolonialisieren. Es gibt nur wenige Mächte auf dieser Erde, die wir uns nicht, sei es auch nur vorübergehend, im Laufe der Geschichte zueigen gemacht hatten. So wie Namibia, „Deutsch-Afrika“, wie es ehemals genannt wurde. Früher kamen wir mit der Peitsche, nun machen wir dort Urlaub.
Aber sei’s drum. Die Welt ist riesig und nicht alle haben die Chance, mit ihrem Visum dorthin zu reisen, wo es ihnen gefällt. Vielen Menschen ist es einfach nicht möglich, sei es politisch oder schlichtweg finanziell, ihr Land zu verlassen. Ich frage mich, ob diese Menschen sich manchmal fragen, ob uns wohl bewusst ist, wie privilegiert wir sind. Ja, ist es. Mir ist es das schon. Und gerade deshalb werde ich jegliches schlechte Gewissen ablegen, aufhören, mich schuldig zu fühlen, weil ich zu dem glücklichen Teil der Menschheit gehöre, die machen kann, was sie will, sondern es einfach nur genießen. Ein schlechtes Gewissen hilft keinem, es macht nicht die Situation anderer Menschen besser oder schlechter.
Selbstverwirklichung. Ein tolles Wort, von einer zufriedenen, rundum versorgten Gesellschaft erfunden. Denn der Mensch kann erst dann nach der Selbstverwirklichung streben, wenn all seine anderen Bedürfnisse erfüllt sind.
Die Welt ist so groß. Und ich bin so klein. Das Schlimmste für mich wäre es, zu sterben, ohne sie kennengelernt zu haben. Mir ist bewusst, dass ich in meinem Leben unmöglich die ganze Welt gesehen haben kann, dafür reichen wohl meine Jahre nicht. Doch wenn ich es schaffe, all das, was mich reizt, was mich anzieht, was mich neugierig macht, wirklich gesehen zu haben, dann kann ich mich glücklich schätzen. Und meine Löffel-Liste; die wird nicht kürzer. Natürlich wird sie nicht kürzer, sie wird immer länger. Denn wisst ihr, was Unglück bedeutet? Von Tag zu Tag wie ein Schatten seiner Selbst sinnlos vor sich hin zu leben, weil man alle seine Ziele erreicht hat und es nichts mehr zu erreichen gibt. Gebt mir den Löffel! 🙂