Deutschland, Europa

Schloss Sayn und die Schmetterlinge

Sie begegnen einem überall, sobald man den Ort betritt; Schmetterlinge schmücken die Mauern und flattern uns von Hauswänden entgegen. Ja, die Stadt Sayn weiß um die werbekräftige Wirkung der farbenfrohen Wesen – und auch wir haben uns vom Schlossgarten einfangen lassen.

Die Sehenswürdigkeit entdecke ich eher per Zufall, als ich im Raum Koblenz unterwegs bin – der Ort Sayn liegt etwa 20 km weiter nördlich. Bereits auf der Autobahn begegnet mir eines dieser braunen Sehenswürdigkeiten-Schilder, welches das Schloss anpreist.

Also biege ich ab, suche und finde den Schlossgarten. Davor – auf gefühlt jeder Hauswand – bunte Schmetterlinge.

Vom Schlossgarten aus gesehen hat man einen Blick auf das oben gelegene Schloss Sayn, welches mit seiner zierlichen Fassade wie das kleine Wunschschloss einer Feenkönigin wirkt. Ja, es war wohl die Kombination aus Schloss und Schmetterlingsgarten, die dieses Ziel so reizvoll für mich machte.

Der Schmetterlings-Pavillon liegt innerhalb des Schlossgartens und hat in Mai von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Die bunten Schmetterlingsarten aus aller Welt wurden von Fürst Alexander und Fürstin Gabriela zu Sayn-Wittgenstein-Sayn, den Gründern des Schmetterlingshauses 1987, im Laufe der Jahre gesammelt und eingeführt. Doch nicht nur fragile, geflügelte Insekten begegnen einem innerhalb der verglasten Wände, auch andere Tiere wie Schildkröten, Koi-Karpfen und kleine, blaue Zwergwachteln, deren Küken so winzig wie Hummeln sind, wuseln im Wasser beziehungsweise zwischen den Füßen der Besucher herum und man muss höllisch aufpassen, um nicht irgend eines davon zu zertreten.

Wir machen leider den Fehler, an einem sonnigen Sonntagnachmittag den Schlossgarten zu besuchen – viele andere Menschen haben dieselbe Idee. Sogar ein Reisebus aus Holland ist extra angereist. So wandere ich mit unzähligen anderen Menschen zwischen der exotischen Pflanzenwelt der künstlichen Tropen umher, an Orangen- und Bananenscheibchen vorbei, an denen die bunten Wesen ihre Flügel sonnen. Ich sehe, wie manche Besucher die Schmetterlinge auf ihre Hand klettern lassen und frage mich, wie sie das hinbekommen. Und die großen, blauen Schmetterlinge? „Die blauen sind so unnahbar.“ Höre ich ein Mädchen zu ihrer Freundin sagen. „Man sieht sie nur im Flug.“ Ja, nicht ganz, meine Dame; denn die blauen Schmetterlinge sehen unscheinbar borkenbraun aus, während sie massenweise mit geschlossenen Flügeln die Orangenschalen belagern.

Irgendwann muss ich passen. Ich setze mich abseits des Trubels auf eine Bank und lasse mich umschwirren. Manchmal taucht eine scheue, runde Flaum-Kugel aus dem Gebüsch auf und rennt, sich an den Wänden entlang stehlend, schnellstmöglich ins nächste Gebüsch – die putzige Zwergwachtel. Schildkröten haben da weit weniger Bedenken; betont langsam kriechen sie aus ihren Gewässern und spazieren gleichmütig zwischen den Füßen der belustigten Menschen hindurch.

Der Schlossgarten hat viele schattige Plätzchen, an welchen man sich niederlassen und ausruhen kann. Schon am Eingang sehe ich es in der Luft flattern und glaube beinahe, einige der geflügelten Wesen seien aus dem Pavillon entkommen. Ein Mann sitzt am Wasser und lässt sein ferngesteuertes Spielzeugboot über den Teich gleiten. Stefan fühlt sich davon magisch angezogen wie eine Katze von einem Wollknäuel.
„Ich bleibe hier und schaue dem Boot zu.“ Sagt er und schon nimmt er auf einer Bank im Schatten eines großen Baumes Platz.

Ich umrunde einmal den Teich und schleiche mich an einer Gruppe heranwachsender Entenküken vorbei, deren Eltern energisch in meine Richtung gackern.

Auf der anderen Seite des Teiches stehend gewinnt man schnell den Eindruck, als beuge sich das kleine Schloss über der Wasseroberfläche. Dabei ist es nicht einmal genau am Wasser gelegen. Oberhalb des Schloss Sayn steht die Ruine der Burg Sayn. Das Schloss entstand bereits im 14 Jahrhundert als mittelalterliches Burghaus, erhielt jedoch erst 1848 seine jetzige, neugotische Form. Die architektonischen Elemente aus Eisen wurden seinerzeit in der Sayener Hütte gegossen. Und ja, ich muss gestehen, etwas märchenhaft zerbrechliches haftet dem kleinen Schloss an – eine Leichtigkeit und Schönheit, passend zu den Schmetterlingen.

Im Schmetterlingsgarten wandere ich alleine, Stefans Bedarf nach Schmetterlingen wurde bereits letztes Jahr auf Aruba zureichend gedeckt; geduldig wartet er draußen auf einer Bank auf mich, bis ich mit meiner Begehung fertig bin. Nach circa einer Stunde lasse ich den Pavillon hinter mir. Vielleicht sehen mich die Schmetterlinge ja wieder – dann jedoch an einem ruhigen Tag unter der Woche, zu einer Zeit, in der ich alleine das kleine Reich durchwandern kann. Denn die Sehenswürdigkeit hat sich herumgesprochen – weit über unsere Landesgrenzen hinaus.

Kasia

Hi, ich bin Kasia, die Stimme von "windrose.rocks" :-)
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