Mai 2017
Das stetige, mal leiser, mal lauter werdende Rauschen des Wassers begleitet mich, wohin ich auch gehe. Ich richte meine Schritte am plätscherndem Bach entlang, folge den Schildern, die mir die „Altstadt“ verkünden. Gleiche das Gesehene mit Bildern in meinem Kopf ab, versuche, mich zu erinnern, wie es damals war. Es war genauso wie jetzt, doch irgend etwas fehlt…
Monschau ist wohl das beste Beispiel dafür, wie der zeitliche Abstand die Erinnerungen ans Geschehene zu verändern vermag. Monschau ist schön, keine Frage – und doch kam mir der Ort damals vor Jahren irgendwie… noch schöner vor. Die Häuser waren malerischer, die Blumen größer, mehr, die Farben kräftiger. Die Geranien, die ja nun wirklich nicht zu den opulentesten Blumen gehören, erschienen prächtiger als heute. Und das, obwohl es damals geregnet hatte. Vielleicht habe ich aber auch schon zu viel gesehen seit jeder Zeit.
So sitze ich nun auf einer Bank auf dem großen Platz, umgeben von Fachwerk, schatten spendenden Bäumen und Cafés, sehe Menschen unter ausgebreiteten Sonnenschirmen zu. Monschau ist ein Juwel der Eifel, keine Eifel-Tour führt daran vorbei. Doch damals, 2012, nieselte es und es war kalt, als ich mit meiner Biker-Truppe am Rande der Stadt anhielten. So umrundeten wir einmal den Ort, tranken einen kurzen Kaffee und während der Regen immer stärker wurde, schwangen wir uns auf unsere Maschinen und fuhren davon. Wie schön müsse Monschau erst sein, wenn die Vögel zwitschern und die Sonne scheint!
Jetzt steht meine Maschine freilich im Schatten der Garage eingemottet. Ich lasse das Auto am Ortseingang stehen und laufe los, vorbei an der Glashütte und einem Schild, an dem „Sandskulpturen“ steht. Monschau ist überschaubar. Ich hole mir ein Tages-Parkticket für 7 Euro, doch ich umrunde den Ort in einer halben Stunde. Immer wieder sehe ich Biker in ihrer Ausrüstung durch die Straßen wandern, die Helme in der Hand.
Ich komme an diversen kleinen Läden vorbei, die alle Arten von Süßigkeiten verkaufen, von Dänischem Eis über Belgische Waffeln bis hin zu Gummibärchen mit Speckgeschmack. Auch verschiedenes an Handwerkskunst ist dabei. Und was macht denn der Weihnachtsmann da oben an der Hauswand? – Denke ich verwundert – ist doch gar nicht seine Zeit jetzt. Bis mir die roten, dicken Samtvorhänge und der Schriftzug Weihnachtshaus ins Auge fallen. Achso… — Tage bis Weihnachten, lese ich über dem Hauseingang. Doch irgendwie will sich die weihnachtliche Freude nicht einstellen – bei 26 Grad Außentemperatur.
Ich mache ein paar Aufnahmen von dem schmucken Marktplatz, penibel darauf achtend, dass ich das Baugerüst links von mir nicht mit aufs Bild bekomme. Den nervenaufreibenden Lärm der Bohrmaschinen wird man später auf den Bildern nicht hören – noch so ein Beispiel zu Reise-Romantik und Reise-Realität… Ich konzentriere mich auf die Wärme der Sonne und das Plätschern des Wassers hinter mir. Irgend jemand bestellt ein Jägerschnitzel, zwei Gläser Weizen werden hochgehoben.
Ich laufe weiter, das stete, mal leiser, mal lauter werdende Rauschen des Wassers begleitet mich auf Schritt und Tritt. Was mich noch begleitet, ist das disharmonische Brummen der Baustellen, welches irgendwie aus jeder Ecke zu ertönen scheint.
Monschau ist ein perfektes Ziel für Motorradfahrer, denn es ist kein Tagesausflug, sondern höchstens ein Etappenstopp. Macht nicht den gleichen Fehler und holt Euch ein Tages-Parkticket – außer Ihr wollt eines der Museen oder Ausstellungen besuchen.
Das Thema der Sandskulpturen-Ausstellung wechselt jedes Jahr aufs Neue; dieses Jahr werden die bekanntesten Monumente Europas ausgestellt. Der Eintritt für Erwachsene kostet € 6.-, Kinder bis 10 Jahren € 3,50.
Du kannst auch die Monschauer-Glashütte besuchen, wo du in die Geschichte und Handwerk der Glasbläserei eingeführt wirst – die Glashütte ist ganzjährig geöffnet.
Da ich noch Zeit habe, fahre ich zum Bootsanleger an der Rurtalsperre. Hier, am idyllischen blauen Wasser verbringe ich den späten Nachmittag, sehe kleinen Segelbooten zu, wie sie lautlos übers Wasser gleiten und hören die Rufe am Ufer spielender Kinder. Hier gibt es den trendigen Beach-Club, wo Du bei einem eiskalten Getränk in der Hand und einem Blick auf die Berge und den See entspannen und den Frühsommer genießen kannst. Ein Streifen hellen Strand macht die Illusion vom Urlaub perfekt – Strandkörbe inklusive.
Inzwischen senkt sich die Sonne über den Hügeln der Eifel, all die Kinder werden zusammengetrommelt und nach Hause getrieben von gestresst wirkenden, um Verständnis bemühten Erzieherinnen. Erst da traue ich mich näher an den Strand heran.
Es ist still.
Es ist perfekt.