Helsinki, Januar 2017
Wie immer am Ende einer Reise: Eine kurze Zusammenfassung, diesmal meiner Eindrücke aus Helsinki… doch kann man selten alles in wenige Zeilen fassen, denn die Stadt hat sehr viel zu bieten. Und auch wenn der Eindruck entstanden sein mag, ich sei während meiner Zeit hier nur noch in der Sauna gewesen, so war es mir… viel zu wenig! Viel zu wenig Sauna, ja, genau! Diese kerzenbeleuchtete mittelalterliche Sauna, Eisschwimmen und mit Birkenzweigen verhauen werden – beim nächsten Mal, ja, auf jeden Fall… 😉
ESSEN
Karelische Piroggen KARJALANPIIRAKKA
Hm, die gab es im Scandic jeden Morgen zum Frühstück 🙂
Die Kruste besteht aus Roggenmehl und die Füllung aus Kartoffel, Reis oder Möhren.
RUISLEIPÄ – Roggenbrot – das Brot mit dem Loch, wird aus Sauerteig hergestellt. Früher bewahrte man die Brote unter dem Dach an Stangen auf. Das Brot ist sehr dicht und schwer, doch angeblich so beliebt, dass es sich Finnen, die im Ausland leben, mit der Post zuschicken lassen – ganz egal, was es kostet.
NÄKKILEIPÄ ist die Kräcker-Variante des Roggenbrots und auch hiervon gibt es viele Sorten, darunter das international erhältliche Finn Crisp. Kräcker gibt es zum Frühstück – mit Butter, Käse und anderen Aufstrichen, zum Mittagessen zur Suppe oder als abendlichen Snack. Selbst probiert habe ich es leider nicht…
KORVAPUUSTI sind Zimtbrötchen, die es auch jeden Morgen am Frühstücksbuffet gab. Der Name bedeutet wörtlich übersetzt „Ohrfeige“, sie schmecken lecker zum Kaffee und Tee.
SILLI JA UUDET PERUNAT, neue Kartoffeln mit Hering (silli). Neue Kartoffeln mit frischem Seefisch und Pfifferling-Sauce. Neue Kartoffeln mit Fischrogen (mäti). Neue Kartoffeln mit einem Stich Butter, etwas Dill und einer Prise Salz.
PORONKÄRISTYS Rentierfleisch, meist mit Kartoffelpüree serviert. Rentiere gibt es in Lapland überall und so ist dieses Gericht überall im Land und zu jeder Jahreszeit sehr beliebt.
GRILLIMAKKARA, große, dicke Grillwürstchen, die gerne im Sommer mit Senf gegessen und mit Bier nachgespült werden. Lecker, jedoch zum Frühstück zu… reichhaltig 🙂
KÖTTBULLAR, diese kleinen Hackfleischbällchen, die wir eigentlich aus dem namhaften, schwedischen Möbelhaus kennen, schmecken in original sagenhaft! Wie ich schon in einem der Beiträge erwähnte; das, was man hierzulande auf den Tisch bekommt, ist geschmacklich nur ein Bruchteil dessen, wie lecker es sein könnte – gegessen werden sie in Finnland mit grobem, kernigen Quark und roter Grütze.
DER HIMMEL IN MEINEM MUND
Die Dinger, die ich heute der lieben, blonden Österreicherin in der Stadt abgekauft habe, sind sowas wie Plätzchen, aber doch ganz anders. Sie sind bunt, die verschiedenen Farben deuten auch verschiedene Geschmäcker an. Sie schmecken nach Pistazie und nach Erdbeere, nach Schokolade und nach Kaffee und sind innen köstlich gefüllt. Als ich das erste Mal so einen Keks in meinem Mund habe, ist es wie eine wahre Geschmacksexplosion. Als seien die Englein in Form von kleinen, runden Keksen hiernieder gekommen und würden singend und Händchen haltend in allen Farben vor mir im Hotel tanzen. Kasia hatte zum ersten Mal Maccarones gegessen. Ja, nicht wirklich finnisch. Überhaupt nicht finnisch. Aber hier zuerst probiert.
Finnland hat vieles an Köstlichkeiten zu bieten. In speziellen Manufakturen wird Süßes mit der Hand hergestellt. Bonbons, Pralinen, diese kleinen, klebrigen Teilchen, die aussehen wie Mumins… Diese weiß rote Zuckerstange habe ich schon gegessen; unter der Zuckerglasur schmeckte sie nach Pfefferminze. Und der riesen Lolli schmeckt innen nach Erdbeere und macht mich jeden Abend zum Zuckerjunkie, aber psst…! 😉
Ich drückte mir die Nase an den Schaufenstern der Süßigkeiten Läden platt und dabei ist es auch nicht geblieben…
Also wenn ihr mal hier seid, probiert die finnischen Süßigkeiten; hier darf man sündigen. Und wisst ihr was? Die Finnen benennen ihr Gebäck gerne nach Dichtern! Ist kein Witz…
ALKOHOL
Mein Gröggi für 6 Euro – kein Zufall, denn Alkohol wird in Finnland sehr hoch versteuert. Eine Flasche Bier kann also schon ihre fünf Euro kosten… Doch mal ehrlich, was bleibt denn bei der Düsternis als das wärmende Saufen?
ARCHITEKTUR
Die Finnen haben eine Vorliebe für schlichte Strukturen und klare Formen. Das Design ist einfach, stylisch, unaufgeregt, funktionell. Unkonventionell. Die (moderne) Architektur und die Innenausstattung zeugen davon.
Und dieser blaue Film auf meinen Bildern – nein, ich habe die Aufnahmen nicht durch einen Filter gejagt, um die düstere Atmosphäre Helsinkis wiederzugeben – das ist die düstere Atmosphäre Helsinkis…
Die ganze Woche über findet das Lichterfestival statt, Gebäude, Straßen und Passagen sind mit wunderbaren Illuminationen beleuchtet. Die Weihnachtsbeleuchtung der Stadt kommt bei Schnee und anbrechenden Dämmerung erst so richtig zur Geltung…
HEAVY METAL
Nightwish, Lordi, HIM oder Children of Bodom – wie ich schon vermutet hatte, haben die Finnen einen ausgesprochen düsteren Musikgeschmack und versorgen die Welt zuverlässig mit Heavy Metall
SAUNA
Finnen gehen mit ihren Kindern schwitzen. Auch die Kleinsten sind schon mit dabei, denn Saunagänge sind gesund und stärkt den Kreislauf. Und die Kleinen wissen bereits sich zu benehmen… Es gibt Herren- und Damensaunen, eine gemischte Sauna wie bei uns habe ich so noch nicht erlebt. In der Kotiharju-Sauna achtet man, im Gegensatz zur Hotelsauna im Scandic, darauf, nicht in Badekleidung in die Saunaräume zu gehen.
Eine tolle Erfahrung, vor allem in älteren, traditionellen Saunen, die ich jedem empfehlen würde! 🙂
SCHULEN
Das finnische Schulsystem ist weltweit führend. Und es soll reformiert und somit noch fortschrittlicher gemacht werden: Schulfächer werden abgeschafft. Was zunächst für Stirnrunzeln sorgt, hat einen innovativen Hintergedanken: nämlich, dass alles zusammen hängt und viele Themen nicht isoliert betrachtet werden können. Geschichte beispielsweise wird im Zusammenhang mit ihren politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Auswirkungen angesehen und behandelt. Es soll Diskussionsrunden geben und die Schüler gefördert und zum selbstständigen Denken angeregt werden.
Auch soll jetzt in Finnland probeweise das bedingungslose Grundeinkommen eingeführt werden, um Menschen Existenzängste zu nehmen und sie zu ermutigen, sorgenfrei ihren beruflichen Ideen und Träumen nachzugehen.
Meine Bewunderung für dieses Land wächst immer mehr!
AURORA BOREALIS
Das war das, worauf ich mich am meisten gefreut habe – und zugleich wusste, wieviel Glück man haben müsste, um diese Erscheinung in den Breitengraden zu sehen… Ich stellte irgendwann fest, dass Aurora Borealis in Helsinki zwar vorkommt, hier jedoch extrem selten ist. An der Nordküste Norwegens hingegen ist die Lichterscheinung fast jede Nacht zu sehen. In Lappland sind die Lichter ebenfalls zu sehen: Es gibt Scandic-Hotels in Lappland, in den Aurora Borealis Gegenden! Das wäre was für den nächsten Winterurlaub…