Afrika, Kanarische Inseln, Lanzarote

Eine stürmische See

Playa de Papagayo

Einmal mehr finde ich mich auf Playa de Papagayo im Süden Lanzarotes wieder, der hübschesten, süßesten kleinen Bucht, die ich bis dato kennengelernt habe. Der ölige Duft von Sonnencreme zieht zu mich hoch. Die Sonne wärmt angenehm meine Haut, weiche Sandkörnchen kleben sich fest. Gedämpfte Musik aus mitgebrachten Verstärkern ist zu hören und zwei unaufdringliche Strandverkäufer sind hier unterwegs.

Und heute will ich meinem Stefan diese Bucht einmal zeigen. Dass es so etwas Hübsches auf Lanzarote gibt. Zu schade, um es alleine zu genießen.

Heute morgen ist es noch immer stürmisch. Ich setze mich wie selbstverständlich hinter dem Lenkrad des Wagens. Wollen wir mal ein wenig die übervorsichtige Fahrweise meines Liebsten aufmischen. Mit Strandhandtüchern bewaffnet wenden wir uns in Richtung Süden, immer den Schildern Playa Blanca nach. Dann kommt die sandige, ruckelige Piste, bis wir am Schrankenhäuschen zum Stehen kommen. Hier wird im Normalfall die Taxe für das Parken entrichtet, doch wieder einmal winkt man mich durch.

Ich fahre uns über den schlechten Weg zu Playa de Papagayo. „Nicht so schnell, die Stoßdämpfer!“ Mault Stefan. Die ruckelige Piste wird noch ruckeliger. Ab hier beginnt die Kraterlandschaft. Fröhlich umfahre ich große Löcher und rausragende Steine. Ich fluche erst, als ein unerfahrener Fahrer vor mir im Sand auf einer Steigung beinahe stehen bleibt. Warum, um Himmels Willen, tut er das? Es ist das beste Mittel, um sich im sandigen Boden festzufahren.

Doch wir schaffen diese Hürde, der unerfahrene Fahrer und ich. Weitere zwanzig Minuten kostet uns die Tatsache, dass just in diesem Moment, an diesem Morgen scheinbar der Weg begradigt wird. Der ist doch gut so, wie er ist – lasst mich vorbei! Aber nix da. Geduldig stehen wir da und warten, bis es weiter geht.

Am Playa de Papagayo verbringen wir die Mittagszeit. Die Bucht ist flach, das Wasser warm. Kalkweiße, kleine Muscheln und ausgebleichte Korallenstücke liegen im Sand verstreut. Die Muscheln landen in meiner Tasche.

Doch das Wetter, obwohl sonnig, ist heute nicht unbedingt günstig. Es ist windig. Sand fliegt uns mit jeder Böe um die Ohren. Trotzdem – Stefan gefällt es hier.

Der Wind wird immer stärker. Lange Zeit ignorieren wir die angewehten Sandböen in unseren Gesichtern, so gut es geht. Während immer mehr Menschen den beliebten Strand räumen, liegen wir stoisch da. Ist doch schön hier, nicht wahr? Dann geht es nicht mehr, es wird ungemütlich. Na wir wollten eh weiter, der Mittagshunger meldet sich. Wo soll es nun hin gehen?

 

El Golfo

Na in unser Lieblingsrestaurant nach El Golfo natürlich. Der Chef kennt uns inzwischen persönlich, weiß, welchen Wein wir trinken und versucht, die bestmögliche Empfehlung zu geben. Diese läuft meistens auf Fischplatte oder Fisch des Tages hinaus. Und egal, wie oft Stefan versucht, etwas ohne Gräten zu bestellen – am Ende, nicht zuletzt durch die hohe Kunst der Überzeugung, landet vor ihm immer ein Teller mit köstlichem Fisch, aus dem er voller Hingabe die kleinen, nadelscharfen Gräten pulen muss.

Auch dieses Mal. Stefans Bestellung (Fischfilet, keine Gräten) wird kurzerhand in „Fisch des Tages“ geändert. Mit Gräten. Stefan ist untröstlich. „Aber die Gräten…“

Wieder sitzen wir direkt am Meer. Diesmal ist sie stark aufgewühlt. Wellen schlagen mit roher, brachialer Gewalt gegen den schwarzen, porösen Fels. Begleitet von tausend Möwen, die mit ihren Flugkünsten in der Luft zu stehen scheinen, nehmen einige Männer an den Lavafelsen nahe der Brandung den Fang des Tages aus. Ja, der Fisch des Tages wird direkt vor unseren Augen gefangen. Frischer geht es nicht. „Ich nehme alles, was da gerade vorbei schwimmt.“ Sage ich. Der Fisch des Tages ist in diesem Fall das frischeste, das ihr kriegen könnt.

Das ist es auch, was die Möwen so anlockt – in der Nähe von Menschen fallen für sie immer irgendwelche Innereien ab. In Schwärmen umkreisen sie die Männer mit ihrer weißen Kühlbox. Wie sie so gegen den Wind anfliegen, sehen die Vögel wie in der Luft aufgehängter Weihnachtsschmuck aus.

 

Das Licht an diesem Tag ist seltsam. Die Sonne ist nicht zu sehen, doch das Licht blendet meine Augen. Ein Weißweinglas in der Hand blicke ich auf die schäumende Gischt über dem nassen Fels. Ich mag die stürmische See. Sie ist mir irgendwie lieber als laues Badewetter. Faszinierender. Es tost in meinen Ohren und eine Welle ist schöner als der andere. Ich könnte lange zusehen, wie neue Wellen entstehen in einer vollkommenen, eleganten Form. Zart steigen sie auf, leuchtend in einem seltsamen, hellen Blau. Alles ist in Bewegung, die See, die Luft. Alles tost. Und dieses starke Tosen des Meeres bringt uns auf eine Idee. Wie wild würde es wohl heute am Los Hervideros zugehen?

Wild ist es heute am berühmten Spot. Endlich bekommen unsere Kameras das, worauf sie schon von Beginn an gewartet und gehofft hatten; ein ungezähmtes Meer. Wasser dringt tief in die Lavahöhlen ein, schäumt, steigt nach oben, benässt die Gesichter. Diesmal plätschern die Wellen nicht, sie brechen brutal in den Lavafelsen ein. Schaum spritzt in die Höhe. Was für ein Spektakel.

 

Der Flughafen

Heute soll auch Stefan auf seine Kosten kommen und was gibt es für ihn schöneres als Flugzeugen beim Start und Landung zuzusehen. Das ist auf der Insel nahe des Aeropuerto César Manrique ohne weiteres möglich. Zumindest was die Landung angeht. Wir stellen unseren Wagen auf einem sandigem, großen Parkplatz voller Löcher ab und sind bei weitem nicht alleine mit diesem Hobby. Da steht schon jemand, ein Mann mit Fernglas und seinem Hund.

Mein Stefan ist sichtbar in seinem Element. „Hier, jetzt kommt die (…) Maschine, (…) Uhr!“ Sagt er immer wieder begeistert Airline, Fabrikat und Ankunftszeit vor. Hat er zwischenzeitlich alles online nachrecherchiert – natürlich. Und tatsächlich taucht über den Gebäuden von etwas, das wie eine alte Scheune aussieht, eine Propellermaschine auf. Zur Beginn klein wie ein Leuchtpunkt am Himmel, wie eine optische Täuschung, wird sie schnell immer größer. Da ich es liebe zu fliegen (na los, kreuzigt mich…), bin ich auch bald begeistert. Auch wenn sich meine versierten Kommentare meist auf so etwas wie: „Da! Flugzeug!“ beschränken.

Ich mag dieses Dröhnen, das stärker und stärker wird, wenn ein Flieger startet. Das Dröhnen wird lauter, noch lauter und du spürst die Aufregung, denn du weißt, es geht los, auf eine neue Reise, in ein neues Land, an einen neuen Ort.

Die meisten Landungen, die wir sehen, sind Ryan Air Maschinen, manchmal kommt etwas anderes wie eine WizzAir vorbei. Lanzarote gehört nun mal dem Pauschaltourismus, auch wenn die Insel viel dafür tut, dass man ihn hier nicht spürt. Und tatsächlich, Lanzarote ist anders, das merkt jeder, der hierher kommt.

Wir verlassen unser Auto und wandern zur Promenade. Hier kommen höchstens mal Spaziergänger mit ihren Hunden vorbei. Doch es lohnt sich, länger zu bleiben. Denn – vorausgesetzt, man platziert sich an der strategisch richtigen Position – hier fliegen die Maschinen, die zur Landung ansetzen, direkt über unseren Köpfen hinweg. Im Sinkflug immer tiefer und tiefer, knapp über dem Zaun hinüber, der in unserem Rücken das Flughafengelände abgrenzt. Bis sie schließlich landen und langsam ausrollen.

Wir bleiben lange da. Für meinen Stefan ist es, als wollte er gar nicht mehr gehen. „Wir kommen unbedingt wieder.“ Verkündet er feierlich, während wir über auf Hügeln verstreuten Schleichwegen nach Hause fahren. Ich mache nur: „Hmm…“

Kasia

Hi, ich bin Kasia, die Stimme von "windrose.rocks" :-)
Treibt Dich die Frage um, was sich denn alles jenseits der heimischen Couch verbirgt, bist Du rastlos und neugierig wie ich und spürst den Drang in Dir, in die Welt hinaus zu gehen? Dann tue es! Ich nehme Dich mit auf meine Reisen und lasse Dich hautnah das Unterwegs sein miterleben - in all seinen Facetten. Lass Dich inspirieren, komm mit mir und warte nicht länger, denn... die Welt ist so groß und wir sind so klein, und es gibt noch so viel zu sehen!

Die Welt wartet auf uns.

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6 Kommentare

  1. @langsame Autofahrer: warum so ungeduldig? Ihr wart doch im Urlaub 😁! Ja, die Papagayo-Bucht sieht wirklich toll aus. Ich hatte sie ausgelassen und mir fürs nächste Mal aufgehoben. Nun freue ich mich besonders darauf, nachdem du sie mir schmackhaft gemacht hast. Den Wind muss man halt immer in Kauf nehmen auf Lanzarote. Mich stört er nicht, da ich mich nie an den Strand lege, sondern nur entlang laufe oder für mich für kurze Zeit hinsetze. Am Golfo hattet ihr wirklich Glück mit dem fantastischen Wellengang. Sowas liebe ich ja auch. @Gräten: da fühle ich mit Stefan! In dem Fall hilft nur eine Fischbulette 😅. Wegduck …

    1. Stefan hatte es ja mehr als nur einmal versucht, sich etwas in dieser Art zu bestellen. Nur wusste der Restaurantchef eben am besten, was gut für uns ist *lach*

      Autofahrer: ja, das mag ja alles schön und gut sein, aber wenn man auf sandigem Boden einen Hügel hinauf fährt und der Vordermann dabei beinahe stehen bleibt, ist es die beste Methode, um sich festzufahren, auch mit 4×4… Außerdem, boah… BOAH… 😉

      Das ist so mit Lanzarote. Irgendwas hat man immer mal nicht gesehen bei so vielen schönen Orte. Und zwei Wochen sind jetzt auch nicht lang…

  2. Stefans Bestellung sieht recht gut aus !

    1. Ja, lecker war der Fisch ja 😉

    2. stefantaege sagt:

      Gräten!!!

      1. Wie gesagt… mein Stefan war untröstlich… 😉

Was brennt dir auf der Zunge? ;-)

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